Surfen ist ja bekanntlich ein Sport in und mit der Natur. Viele Faktoren sind zu berücksichtigen vom Wind, über die Strömung, bis hin zu Tiden und natürlich den Spots im Allgemeinen. An diesen Faktoren, bzw. den falschen Parametern sind die Syndikatsausflüge der letzten Jahre bereits mehrmals gescheitert.
Die Aufgabenstellung, 6 Leute zeitlich unter einen Hut zu bekommen und das noch dazu an einem Wochenende, ist bereits schwierig genug und fordert wochenlange Vorausplanung. An genau diesem Wochenende soll dann auch noch ein ordentliches Wellchen am gewählten Standort laufen. In unseren Breiten liegt die Chance, dass alles zusammen passt bei maximal 50%. Nachdem die ersten beiden Syndikatstreffen ganz gut mit Wellen an der Nordsee gesegnet waren hatten wir damit wohl unser Glück aufgebraucht und bei den danach folgenden Treffen jedes Mal mit völliger Plätte auf nord- und Ostsee zu kämpfen. Einer dieser gescheiterten Ausflüge endete in einer Kieler Spelunke. Beim nächsten Treffen mussten wir auf die Fährwelle in Warnefornia ausweichen.
Nun war ein Treffen mal wieder längst überfällig und um dieses Mal auch sicher ein paar Wellen abgreifen zu können, wollten wir der Natur abermals ein Schnippchen schlagen. Ein Ausflug zum Wavegarden Snowdonia in Wales wurde beschlossen, mit dem Ziel Wellen auf Knopfdruck zu surfen. Nebenbei wollten wir checken, ob das die Zukunft für’s Surfen ist und natürlich die Nordsurf Gemeinde darüber aufklären, ob sich der Besuch in Wales wirklich lohnt.
Hier nun unser Bericht:
September 2015
Das Gehassle um den besten Peak beginnt bereits 2 Monate vor der Session, denn die Plätze auf der “Advanced Wave” in Surf Snowdonia sind begrenzt. Gerade noch alles frei, gehen die Plätze plötzlich schnell weg. Wir können gerade noch so unsere Slots ergattern. Die Freude ist groß bereits jetzt zu wissen, dass wir am geplanten Wochenende auf jeden Fall Wellen haben werden...so dachten wir zumindest. Flüge, Unterkunft und geplante Sessions alles war fix und fertig gebucht für ein Rundum-Sorglos-Wochenende
Oktober 2015
Eine Mail vom Wavegarden liegt im E-mail Postfach:
Dear Customer,
We really sorry but we need to cancel your booking.
It is with regret that we announced today our early closure for the winter season. The closure is effective immediately, and brings forward our planned winter closure by eight weeks.
Upps, so viel zum Surfen auf Knopfdruck… Vielleicht nicht wirklich überraschend, wenn man bedenkt, dass der Garten ein Koprodukt aus französischer Ingenieurs- und britischer Handwerkskunst ist. Uns traf die Nachricht auf jeden Fall völlig auf dem falschen Fuß: Wellen und Unterkunft gecancelt und eine Fluggesellschaft der es herzlich egal war, dass sie uns mit unseren Surfboards mitten im bergigen walisischen Hinterland absetzen würde…
Nachdem sich der Wavegarden und somit Plan A endgültig in einen Ententeich verwandelt hatte, ging es nun darum, das Beste aus der Situation zu machen. Zur Diskussion standen mehrere Optionen, wobei das Thema Wellenreiten selbstverständlich eine dominante Rolle spielen sollte. Eine Wandertour – wahrscheinlich von Pub zu Pub – wäre nur bei absoluter Wellenarmut als letzter Notnagel in Frage gekommen. Dass der November nicht nur tristes Grau bietet, ist in Nordsurferkreisen durchaus bekannt. Ebenso ist Manchester, strategisch gar nicht mal so ungünstig weil ziemlich zentral auf der britischen Hauptinsel gelegen, ein guter Ausgangspunkt, um von dort theoretisch in jeder erdenklichen Richtung nach spätestens ein paar Autostunden eine Küste mit Wellenpotential vorzufinden. Hilfreich bei der Entscheidungsfindung war eine sich andeutende Südwestlage auf dem nördlichen Atlantik. Eine für die Jahreszeit verhältnismäßig milde Luftmasse aus dieser Richtung sollte nicht nur vorübergehend für Frühlingsgefühle bei November-Phobikern sorgen. Bei einem potentiellen Fetch für südwestliche Winde im vierstelligen Kilometerbereich war nach erstem Studium der Mittelfristvorhersage auch schnell klar, in welche grobe Richtung die geplante Weiterreise von Manchester aus gehen sollte.
Wer beim Thema Wellenreiten an die südwestliche Ecke von England denkt, kommt an Cornwall kaum vorbei. Aber gerade bei einem derartigen meteorologisch-/ozeanographischen Setup ist der berühmte Blick über den Tellerrand hinaus, in diesem Fall nach Wales, durchaus mal angebracht. Vergleichsweise dünn besiedelt, sowie im Schatten von Irland und Cornwall liegend, ist es nicht gerade für seine Wellenkonsistenz bekannt. Und so kann Wales eigentlich auch kaum erste Wahl bei der Suche nach geeigneten Destinationen für einen Nordsurf-Trip sein. Wie auch immer die walisischen Spots laufen, kann man davon ausgehen, dass es an nicht allzu weit entfernten Spots noch einen Tick besser läuft.
Aber bereits beim ersten Blick auf die Swellkarten für dieses Wochenende war mir klar, dass man Wales nicht so einfach vernachlässigen konnte – vor allem nicht, wenn man von Manchester aus anreist, was ähnlich weit zu fahren ist, wie von Hamburg aus ins nordwestliche Dänemark. Neben einem guten Swellfenster für alles, was aus West bis Südwest reinkommt, hat die walisische Küstenregion eine gute Auswahl an windabdeckenden Buchten und Steilküsten, Riffen und Sandstränden. Potential war also ausreichend vorhanden. Über das Wetter machten wir uns kaum weitere Gedanken – angesagter englischer Spätsommer – es sollte also regnerisch und mild werden. Interessant neben der Wellenperiode im tiefen zweistelligen Bereich war einzig die Windvorhersage. Die lokale Luftströmung sollte munter zwischen Südost und West hin und herpendeln, die Windstärke irgendwas zwischen einem und acht Beaufort betragen – also optimale Voraussetzungen für spontane Spotwechsel und ausgedehnte Checkertouren.
Die Entscheidung fiel uns schwer. Eine Zeitlang hing die Option im Raum, die Flüge sausen zu lassen und stattdessen die heimischen Gewässer anzusteuern. Je näher der geplante Abflugtag rückte, desto hektischer wurde unsere Kommunikation in den diversen sozialen Kanälen. Als wir uns dann entschieden, konnten wir gerade noch die Boardbags dazu buchen. Eine Unterkunft hatten wir noch keine, da bis zur letzten Minute nicht klar war, welchen Teil von Wales wir ansteuern würden. Der nördliche Teil hatte den Charme der deutlich kürzeren Anreise von Manchester aus – bei den 2 ½ Tagen, die wir vor Ort sein würden, konnte jede zusätzliche Stunde Fahrt eine deutliche Reduzierung der Wellenzeit bedeuten – aber letztendlich durch die geschütztere Lage nach unserer Einschätzung ein zu hohes Flatness Risiko. Wir beschlossen, trotz der rund 400 km Anreise, die Gower Halbinsel im südlichen Wales anzusteuern. Deren Exposition war besser und eine Halbinsel hat halt auch mehr Optionen bei unterschiedlichen Windrichtungen.
Wie es uns dann ergangen ist, lest ihr hier:
Tag 1: Ankunft der Vorhut, gleich hier raus paddeln oder noch was anderes checken, Anreise der Nachhut
Tag 2 (Teil 1): Da Search aber bitte nicht zu lange und erste Wasserzeit für die Nachzügler.
Tag 2 war lang, deshalb gibt es dazu noch einen 2. Bericht
Tag 3 war kurz aber intensiv.
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Hoffentlich...
coldwaves on Di, 01/12/2016 - 11:01...meint jetzt nicht jeder, das letzte Bild sagt alles ;-)
es gibt nix zu vertuschen
tripmaster on Di, 01/12/2016 - 11:50das letzte Bild sagt immer alles ;=)
Das letzte Bild
Svenson on Di, 01/12/2016 - 18:38