Freitag: Die Gewitter des Vortages hatten nun Abwechslung in das Wettergeschehen gebracht. Allerdings nicht die gewünschte. Es hatte deutlich abgekühlt und obwohl nun bereits wieder die Sonne schien, schaffte es das Thermometer kaum über 10 Grad hinaus. Der Wind hatte wie vorhergesagt auf West gedreht, allerdings Windsurfer und Kitesurfer nur sehr früh morgens mit ausreichend Druck beschert. Nun fächelten um die 3 Windstärken onshore. Meine Hoffnung war groß, dass auch dieses fächeln bis zum Abend ganz einschlafen würde.

Denn heute sollte nach meinen Berechnungen der Groundswell eintreffen, den ein Jahreszeit-untypischer Sturm im Nordatlantik kreiert hatte. Meine Referenzboje hatte dafür den ganzen Donnerstag über Swell von 5 bis 6 Meter bei um die 16 Sekunden angezeigt. Die Richtung passte und normalerweise kommt so ein Swell dann 24 Stunden später an der Nordwestküste Dänemarks an. Natürlich nicht mit 5 Meter, aber mit mehr als einem Fuß und ausreichend hoher Periode.

Da schon vom Campingplatz aus klar war, dass der Wind für mein bevorzugtes Riff noch zu kräftig war, beschloss ich einen Ausflug nach Norre zu machen. WSW könnte, nein würde dort durch die Mole ausreichend Abdeckung haben. Dem war dann tatsächlich so, aber der Swell war hier zu kraftlos, um die Sandbank richtig zum Leben zu erwecken. Trotzdem war der Lineup ziemlich voll, was mich in der Kombination mit dem eher müden Geschwabbel dazu veranlasste, meine noch etwas müden Knochen zu schonen.

Gegen Abend schlief der Wind tatsächlich fast vollständig ein, aber es reichte nicht, um die nach Westen exponierten Spots ausreichend clean zu bekommen. Ca. eineinhalb Stunden vor Sonnenuntergang verlor ich dann langsam die Geduld und fuhr noch einmal nach Klitmoeller. Hier fächelte der Wind zwar side-offshore aber der Swell manifestierte sich nur in einem erbärmlichen Geschwabbel ohne Saft und Form. Das war definitiv nicht der erhoffte kräftige Groundswell.

Trotzdem tummelten sich darin aber gut 40 Surfer und SUPler. Das war nix für mich. Früh zu Bett hieß dann die neue Parole und am Samstag früh raus. Denn für Samstag zeigten die Forecaster noch einen hübschen Restswell von knapp einen fuß und leicht zweistelliger Periode. Dazu sollte es leichten Ostwind geben.

Samstagmorgen um kurz nach Sechs klingelte der Wecker. Ich brachte halbwegs flott meine Systeme in Schwung und fuhr zum Riff. Es war nun wieder sonnig UND warm und wie versprochen fächelte ein leichter Offshore. Auf dem Riff liefen in größeren Abständen tieffrequente Wellen herein, die bis zu schulterhoch brachen. Der Lineup war brechend voll und etwas chaotisch.

Den Early Birder machen heutzutage so viele Leute, dass es sich gar nicht mehr lohnt, sich allzu früh aus den Federn zu quälen. Da ich keine Lust auf die Massen hatte, überlegte ich gleich abzureisen und ein paar andere Strandabschnitte zu checken. Dabei war allerdings das Risiko groß, dass der Swell sich inzwischen verflüchtigen würde. Also blieb ich erst einmal da, holte mir kurz ei paar Brötchen und machte mir einen Kaffee.

Am späten Morgen geschah dann das, worauf ich heimlich spekuliert hatte: Die Early Birder waren langsam müde, der Swell war einen Tick kleiner geworden und der Lineup leerte sich auf eine einstellige Zahl.

Ich saß dann zusammen mit einem weiteren Kollegen recht weit draußen um die seltener werdenden größeren Sets abzupassen. Mit etwas Geduld kamen so ein paar nette Rides zusammen. Als ich dann merkte, dass meine Beine langsam krampfig wurden – das Wasser war immer noch sehr frisch – kam tatsächlich noch einmal ein richtig vernünftiges Set angerollt. Ich war allein, suchte mir die beste Welle aus und ritt das gut schulterhohe Ding bis zum steinigen Strand.

Wieder war mein Timing nicht so schlecht, denn kurz darauf drehte der Wind aus Süd und die ganzen Surferfamilien strömten nun an den Strand. Dank einer größeren Pfütze verwandelte der sich nun in einen Abenteuerspielplatz für die Kurzen während die Hälfte der Eltern nun im Lineup saß und versuchte in dem schwabbeliger und kleiner werden Restswell noch ein paar Wellen abzustauben.

Zeit für mich den Rückweg anzutreten. Die vergangenen 7 Tage waren sehr nett und waren gleichzeitig mein längster Aufenthalt am Stück in Dänemark, seit ich vor 20 Jahren begonnen habe, hier rauf zu fahren. Möglicherweise, sicherlich wäre Norwegen spannender gewesen. Dafür war gar nicht so Cold Hawaii mit weniger Fahrerei verbunden und wenn ich am Freitag nicht so wählerisch gewesen wäre, hätte ich bei überwiegend hochsommerlichen Temperaturen 7 von 7 Tagen auf dem Wasser sein können. War schon ok, der mein erster Dänemarkurlaub.

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Hier geht es zu Teil 1 der Geschichte.