Windige Weihnachten an Europas Küsten
Nachdem uns der Wetterdienst bezüglich weißer Weihnachten längst den Wind aus den Segeln genommen hat, ist zumindest der Wind in unserer diesjährigen Surfvorhersage für den Heiligen Abend noch voll drin. Grund dafür ist das Zusammenspiel zwischen dem Azorenhoch und einem ausgeprägten Tiefdruckwirbel vor Schottland mit einem bemerkenswert niedrigen Kerndruck. Eingelagert in der Frontalzone des Haupttiefs ist das eine oder andere schnell laufende Randtief, das zum einen lokal Sturmpotential birgt, zum anderen kleine Flautenfenster in Kernnähe.
Zum Jahresende verhält sich der Wind so, als wenn er etwas nachzuholen hätte, übertreibt hier und dort sogar ein wenig. Nördlich des 50. Breitengrades weht er küstennah und über der See verbreitet im Mittel mit mehr als 30 Knoten, vor Schottland gar mit über 50 Knoten, Böen können noch einmal wesentlich höhere Windgeschwindigkeiten aufweisen. Über der Ostsee kommt er vorwiegend aus süd- bis südwestlichen Richtungen, über der Nordsee aus Südwest und auf dem Atlantik westlich von Irland aus West bis Nordwest. Der Weihnachtssurf wird vor allem für die Nordländer eine verblasene Angelegenheit.
In den südlicheren Gefilden geht es hingegen etwas gemächlicher zur Sache, jedoch wirkt sich die Windrichtung und Windgeschwindigkeit auch dort küstennah vielerorts eher negativ auf den Weihnachtssurf aus. Wer an Europa Küsten mit kaum oder gar keinem Wind in Verbindung mit auflandigem langperiodischem Swell sucht, der muss schon weit in den Süden ausweichen, oder einfach nur ein glückliches Händchen in der Spotwahl haben.
Der große Verlierer bei diesem Setup ist leider mal wieder die deutsche Ostseeküste. Der vorwiegend ablandige Wind wird nur ganz vereinzelt mal ein surfbares Windwellchen an den der Küste vorgelagerten Inseln produzieren. Je weiter man nach Norden kommt, desto mehr ermöglicht der Fetch die zum Wellenreiten nötige Wellenhöhe und Wellenpriode. Gotlands windabgewandte Seite, sowie einige Buchten der schwedischen Ostküste werden erstaunlich gute Wellen haben.
Auf der Nordsee dominiert der Südwestwind. An Hollands Küste muss man schon den Schutz von Molen aufsuchen. Mit Glück bietet die Ausrichtung des Englischen Kanals eine Verlängerung des Fetches, so dass an Zeelands windabgewandter Seite Surf möglich ist. Aber auch auf der Nordsee kann der Fetch nicht lang genug sein. Schlappe 800 Kilometer vom Kanal bis an die Dänische Nordwestküste sollten ausreichen, um in geschützten Ecken Linien mit Abständen von um und bei 10 Sekunden hereinschwabbeln zu lassen. Wer mit 30 – 40 Knoten Offshore umgehen kann, wird sicherlich seinen Spaß haben. Ansonsten bietet sich auch hier der Schutz von langen Molen oder hohen Dünen an. Richtung Norwegen wird es nicht nur früh dunkel sondern auch schnell sehr windig. Aber auch dort wird man im Windschutz sicherlich etwas Surfbares finden.
Der nordöstliche Atlantik wird nach wie vor von langperiodischem Swell geprägt, der irgendwo zwischen Neufund und Grönland entsteht und bis zum Auftreffen auf die Europäischen Küsten Perioden von 14 – 16 Sekunden haben kann. Je nachdem, wo genau nun der/die Tiefdruckkern(e) entlangzieh(en)t, kann man rund um Schottlands und Irlands Nordküste lokal und zeitlich begrenzt durchaus positiv überrascht werden. Ansonsten empfiehlt sich auch hier das Aufsuchen von windabgewandten Küstenabschnitten.
Leider spielt der küstennahe Wind auch südlich des 50. Breitengrades eine Rolle, weht bis Andalusien runter aus West bis Südwest kommend an die Küsten. Auch hier sollte man die bekannten windgeschützten Ecken aufsuchen. An nördlich ausgerichteten Küstenabschnitten kommt zwar der Wind ablandig, dafür bombt der Swell dort überkopfhoch an die Küste. Den einen oder anderen wird das bestimmt freuen. Ich persönlich mache an solchen Tagen lieber Fotos. Die portugiesische Westküste hoch bis nach Galizien wird es schwierig, windgeschützte Ecken zu finden. Wer sie findet, wird dort sicherlich nicht alleine sein. Lokales Überraschungspotential bietet die spanische Nordküste. In Lee von Steilküsten, sowie in den zahlreichen geschützten Buchten wird man fündig werden. Im weiteren Verlauf findet sich die Grenze des Machbaren in unmittelbarer Nähe der spanisch – französischen Grenze, bevor der Küstenverlauf dem Wind wieder seine volle Breitseite bietet. Die besten Bedingungen am Heiligen Abend werden sicherlich die bekannten Spots an den Kanarischen Inseln haben. Optional verlässt man einfach den Europäischen Kontinent und surft vor Marokko.
Ein frohes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch und vor allem auch einen guten Surf wünscht Euch Tims Wellenlabor!!!
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wieder mal n cooler blog ,
Da Johnnie on So, 12/22/2013 - 00:12wieder mal n cooler blog ,
Da Johnnie on So, 12/22/2013 - 00:12