Tabaski 2012

 

Ein Kurztrip nach Dakar

23.10. - 29.10.

 

Es ist noch gar nicht  so lange her, da fragte mich Jabba, ob ich nicht mal Lust hätte, bei ihm mitzufliegen. Der Trip würde insgesamt sieben Tage dauern und die Route Hamburg - Frankfurt - Dakar - Sao Paolo - Dakar - Frankfurt - Hamburg umfassen. Dabei wären jeweils etwa anderthalb Tage Aufenthalt in Dakar und Sao Paolo geplant. Rund um beide in unmittelbare Atlantiknähe knapp nördlich und südlich des Äquators liegenden Städte gibt es eine Menge Surfspots. Natürlich sagte ich zu!

Nordswell generiert durch Ex-Hurrikan "Raphael"

Aufgrund akuter Urlaubsreife entschied ich mich jedoch bereits im Vorfeld, „nur“ mit nach Dakar zu fliegen, um den angekündigten Nordswell komplett mitzunehmen. Gerade nach Dakar wollte ich schon immer mal - zumindest seit ich den Film „The Endless Summer“ gesehen hatte. Unterkommen wollte ich in unmittelbarer Nähe des legendären Surfspots auf der vorgelagerten Insel Ngor. Die Idee, in einem Surfcamp zu wohnen, hielt ich für sinnvoll - einfach nur entspannen und erholen, viel surfen und viel schlafen. Von einem Fest namens Tabaski hatte ich bis dahin noch nie etwas gehört.

Das Camp

Bislang war ich es gewohnt, neue Gegenden auf eigene Faust zu erkunden. Um Surfcamps hatte ich daher eher einen Bogen gemacht. Der Dakarer Großstadthektik und dem permanenten Interesse der lokalen Bevölkerung an Touristen wie mich entflohen, tauchte ich auf der vorgelagerten Insel in eine andere Welt ein.

So kommt man auf die Insel

Egal wo man sich auf dem kleinen Eiland aufhielt, das permanente Grollen und Zischen der Brandung war allgegenwärtig. Die überschaubare Inselbevölkerung und das Surfcamp stellten sich mir in den vier Tagen überaus familiär und herzlich dar. Jeder kennt jeden und jeder hilft jeden. Dass Ngor knapp an Recourcen ist, merkte ich erst, als mir unerwartet früh der Trinkwasservorrat ausging und der Kiosk leider schon zu hatte. Wasser und Nahrungsmittel werden vom Festland geholt, Strom wird vor Ort mit Windkraft, Fotovoltaik oder Dieselgeneratoren erzeugt. Grundbedürfnisse, deren Befriedigung für uns zuhause selbstverständlich ist, werden dort schnell zu Luxusgütern. Umso erstaunlicher ist, wie es der dänische Campbetreiber Jesper dabei geschafft hat, binnen kurzer Zeit aus begrenzt vorhandenen Mitteln ein autark laufendes, und gut funktionierendes Surfcamp aufzubauen und zu führen.

Wenn man wollte, gab es Surfunterricht beim senegalesischen Surfmeister von 2011 persönlich.

Der 1966 zum ersten Mal von zwei Amerikanern gesurfte und dabei auf Film gebannte Rechtshänder namens Ngor Right ist ein nach wie vor kaum besuchter Pointbreak. Ein mit Seeigeln überzogenes Felsriff, häufig schwer zu berechnende Wellen und viel Paddelarbeit in einer zum Teil kräftig an der Insel vorbeiziehenden Strömung machen den Spot nur bedingt anfängertauglich. Mit einem 9‘0er Singlefin-Longboard, ein extra für diesen Spot gefertigtes Brett, hatte ich den meisten Spaß in den druckvollen, steilen und sektionsweise ziemlich schnell brechenden Wellen.

Die "Outside" von Ngor Right

Tidenbedingt waren die Wellen zu der Zeit jeweils morgens zum Sonnenaufgang und abends zum Sonnenuntergang am besten. Am meisten beeindruckt hatte mich die Tatsache, einen Weltklassespot bei Weltklassebedingungen drei Minuten zu Fuß von der Haustür entfernt quasi für mich alleine zu haben. Außer mittwochs und sonntags, wo Boote vom Festland kommend Horden von Zahnstochern direkt am Peak abladen, hatten wir diesen Weltklassespot an den restlichen Tagen für uns. Mal eben vor und/oder nach dem Frühstück und/oder zum Sonnenuntergang die freie Auswahl an sonst meist ungesurften 100m++ Qualitäts-Righthandern war ein von mir nicht unbedingt erwartetes Luxusgoodie.

Oakam

Natürlich gibt es noch mehr Qualitätswellen in und rund um Dakar. In diesem überaus überschaubaren Zeitrahmen wollte ich jedoch keine Wetten Dass? - reife Hauruck-Aktion a la „Wie viele Surfspots schafft man in fünf Tagen?“ durchziehen.

Secrets

Neben dem Surfen konnte man den restlichen Tag einfach so völlig unproduktiv verstreichen lassen und entspannen, oder man ließ sich auf das eine oder andere Abenteuer ein. Die Rede ist hier von Tabaski. Wenn man an diesem Tag vom senegalesischen Surfchampion zum Essen eingeladen wird, kann man das Angebot kaum ausschlagen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht Ziege gibt, geht an diesem besonderen Tag in ganz Dakar gegen nahezu Null. Wenn man die Eindrücke, die man in Form von Ziegengerüchen in allen möglichen Zerlegungs- und Garzuständen erlangt hat bzw. Anblick und Geruch von abertausenden am Strand herumliegenden Ziegeninnereien während des Essens ausblendet, schmeckt dieses in Deutschland eher selten verspeiste Tier gar nicht mal so schlecht.

Jabba quetscht die letzten Reste des Swells aus

Als Jabba von seinem Ultrakurztrip nach Sao Paolo am Sonntag „plötzlich“ wieder in Ngor auftauchte, wurde mir langsam klar dass wir am kommenden Tag wieder ins kalte Deutschland zurückfliegen würden. Es wurde allmählich Zeit für die letzte Surfsession. Trotz eine unfassbaren Crowd von etwa 20 Leuten (es war halt Sonntag) war noch ausreichend Platz für ein paar letzte Righthander am legendären Surfspot.

Morgens, 2 Uhr 15 in Dakar

Von knapp 30°C im Schatten wurden wir zunächst runtergekühlt auf 20°C im Flieger, und ein paar Stunden später auf 4°C im Nieselregen in Hamburg. 

Die übrigen Bilder gibt es hier.

Bild von maik

Geiler Trip.

maik on Mo, 11/05/2012 - 18:40
Ganz nach meinem Geschmack. :-)