Kurz hatten wir überlegt, ob wir lieber woanders hinfahren sollten. Immerhin leben wir ja nun derart zentral, dass sich der Aktionsradius für die Ostereiersuche nicht mehr nur auf die Nord- oder Ostsee beschränkt. Die Optionen waren dennoch überschaubar.
- Holland, Belgien, deutsche Nord- und Ostsee? Flach mit leichter Tendenz zu hochfrequenter Windwelle aus Südwest
- Nordfrankreich? Südweststurm
- Dänemark? Nun ja …
Was beim ersten Blick auf die Windkarten eher nach der Wahl zwischen „Pest oder Cholera“ aussah, entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als gar nicht so dramatisch. Dieses Jahr sollte die Ostereiersuche bereits in der zweiten Märzhälfte stattfinden. Einschlägige Wellenkarten offenbarten neben der omnipräsenten Windwelle auch jahreszeitentypisch eine solide Grunddünung aus Nordwest. Diese sollte in der nördlichen Nordsee zwar wie üblich im Zehntelfußbereich liegen, aber immerhin eine Periode von zwölf bis vierzehn Sekunden aufweisen. In den letzten Jahren war auf Dänemark zu Ostern so gut wie immer Verlass. Also, warum nicht auch diesmal?
Alte Wahlheimat Schleswig an der Schlei
Bummelig tausend Kilometer für die einfache Strecke von der Außenstelle Südwest an die altbekannten Nordsurfspots – da sollte man sich über den CO2-Ausstoß von spritfressenden Surfmobilen mit grüner Umweltplakette nicht zu viele Gedanken machen. Natürlich gibt es in der Nordeifel noch andere tolle Dinge, mit denen man sich das Ostereiersuchen verschönern kann, wie zum Beispiel Wandern, Fahrradfahren oder der örtliche Karnevalsverein – obwohl… lass mich kurz überlegen… nein.
Hab mein' Wagen vollgeladen
Irgendwo in Ostholstein stockten wir unser Quiver auf nunmehr vier wellenreittaugliche Bretter auf, womit im Rahmen der Ostereiersuche nun auch ein maximal großes Wasseroberflächenspektrum abgedeckt werden konnte. Nach einem kleinen Zwischenstopp in meiner alten Wahlheimat Schleswig und an der dänischen Westküste landeten wir nach einer gefühlten Ewigkeit an einem altbekannten Spot an der Nordküste. Dieser schien sich in den letzten Jahren so gut wie gar nicht verändert zu haben.
SUPpen an der Nordküste
Relativ ruhig gelegen verschlägt es nach wie vor kaum einen Nordsurfer dorthin. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Hat die Nordküste Wellen, sind diese woanders meist ein wenig größer. Während sich also alle anderen Surfer an den Hauptspots in Thy aufhielten, entschieden wir, uns bei etwas moderateren Bedingungen „irgendwo“ an der Nordküste aufzuhalten. Daraus wurde eine kleine SUP-Tour entlang der Riffkante nach Westen, bis uns ein beißender Fischgeruch zur Umkehr zwang.
SUPpen an der Nordküste
Im weiteren Verlauf wurden die Wellen auch an der Nordküste etwas größer, so dass ich das neue SUP – ein 10‘6er für Welle und Flachwasser – ausgiebig testen konnte. Bei angesagten null Komma zwei Metern bei vierzehn Sekunden Periode schälten sich die Wellen immerhin mehr als hüfthoch über das Feuersteinriff.
Surfschule
Natürlich war ich sehr froh, dass ich meinen drei Mädels endlich mal die Orte zeigen konnte, die mich in den letzten Jahren nachhaltig geprägt und letztendlich zu dem Surfer gemacht hatten, der ich nun bin. Erinnerungen an die Zeit zwischen 2005 und 2008 wurden wach, in der ich Wochenende für Wochenende sogar von noch weiter entfernt in die Nordsurfgebiete vordrang – nur um meinen Durst nach Wellen zu stillen und nach Orten zu suchen, an denen anscheinend noch nie ein Mensch zuvor gesurft ist. Diese Zeiten will ich nicht missen. 2008 bis 2013 war es schon fast ein Luxus, nur bummelig drei Stunden von Schleswig aus zu fahren. Danach ist der Weg zwar wieder etwas länger geworden, aber nach wie vor ist er jeden Kilometer wert.
Versuch eines Noserides
Dass die Nordküste bei dieser Kombination aus Wind, Wellen und Wasserstand mehr zu bieten hat, als nur der Geruch nach fischverarbeitender Industrie, zeigte eindrucksvoll der Besuch in der Jammerbucht. Der ablandige Wind, hier nicht durch eine hohe Steilküste abgedeckt, war an diesem Ort leider omnipräsent. Den beinahe endlosen Ritten auf kniehohen Linkshändern tat dieser jedoch keinen Abbruch. Perfekte Bedingungen, um meiner Freundin das Surfen etwas näher zu bringen und im Anschluss an meinen etwas angerosteten Noserideskillz zu pfeilen.
2007 - Da lief der Peak auch schon mal
Gleiche Stelle fast 10 Jahre später
Das erste Mal seit Jahren sah ich mal wieder einen funktionierenden Peak zwischen den Bunkern. Durch den vielen Südwestwind der letzten Monate hatte sich dort offenbar wieder eine gute Sandbank gebildet, die bei passendem Wasserstand optimal funktioniert.
Happy after surfing
Die eigentliche Herausforderung lag eindeutig beim anschließenden Beladen des Wohnmobildaches bei sieben bis acht Beauforts.
Viele Ostereier in Form von wunderbaren und vor allem menschenleeren Wellen fanden wir an Dänemarks Nordküste. Ich gehe davon aus, dass es auch weiterhin dort leer bleibt, da es ja anderswo immer ein wenig größer ist.
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Ganz oben!
dacat on Mo, 04/04/2016 - 09:19Toller Bericht...
coldwaves on Fr, 04/01/2016 - 13:42...und macht Lust mal wieder in den Norden zu fahren.
Größe wird überbewertet!
tripmaster on Do, 03/31/2016 - 16:53Schön dass du mal wieder oben warst. und die Bilder machen Lust auf Altherrensurf ;=)