Eigentlich denkt der gemeine Nordsurfer bei Nordostswell eher an die üblichen Massenveranstaltungen bei auflandigem Wind auf der Ostsee. Dass diese Richtungskomponente aber durchaus auch für qualitativ hochwertige Wellen auf der Nordsee zu gebrauchen ist, wissen vor allem die Niederländer. Analog zu den klassischen Südwestlagen, die regelmäßig die dänische Nordseeküste mit brauchbaren Wellen versorgen, gibt es auch den umgekehrten Fall. 

Ein Setup mit Wellengarantie, aber pssst... nicht weitersagen ;-) (Quelle: www.magicseaweed.com)

Eingerahmt von hohem Luftdruck über dem nördlichen Mitteleuropa machte sich über Deutschland kurzerhand ein Kaltlufttropfen mit zugehörigem Bodentief breit. Ein Zusammenspiel aus Luftdruckgradient und Düsenwirkung über der Meerenge zwischen Norddänemark und Südnorwegen sorgten für stattliche sieben Beauforts aus Ost bis Nordost. 

Dem Hund ist das relativ egal

Was im Seegebiet des Skagerraks stürmisch und kabbelig begann, beruhigte sich nach Südwesten hin allmählich bei nachlassendem Wind und pflanzte sich der Physik entsprechend fächerförmig vom Ursprung aus fort. 

Macht Sinn, sich einen Spot auch bei Ebbe anzuschauen

Dabei gelangte auch ein Teil der Energie bis in die südwestliche Nordsee, wo sie als Dünung mit einer für diese Größenverhältnisse typischen Periode von sieben bis acht Sekunden und einer Höhe von einigen Zehntel eines Meters in Richtung der niederländischen Küste eindrehte. 

 

Longboardtauglich wurde es ab Midtide

Bevor sie die Küste endgültig erreichte, wurde sie zum einen von einem leichten ablandigen Wind erwartet, zum anderen aber auch von einer großen Anzahl an Surfern, die auf den verschiedenen Sandbänken und Riffen entlang des Küstenstreifens ihren unbändigen Wellenhunger stillen wollten.

Keine weiten Fußwege - nicht immer Standard in Holland

Leider hatten wir nur diesen einen Tag am Meer und somit keine Zeit für großartige Experimente. Also fuhren wir zielstrebig und zügig an den niederländischen Catwalk und parkten unser Gefährt für sagenhaft günstige 15,70 €uro direkt am Spot. 

Der Linkshänder direkt an der Mole blieb meistens leer - warum eigentlich?

Dass wir dort mit Sicherheit nicht die einzigen sein würden, war uns klar, so dass wir uns vorab schon mal innerlich auf eine Massenveranstaltung einstellten. 

Spotcheck

Die nackte Realität hatte uns wieder. Nach einem dreieinhalbwöchigen Urlaub am Atlantik waren wir endlich wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Streiche: Glasklares, warmes Wasser mit Hochglanzwellen in menschenleeren Buchten, setze: Kalter Milchkaffee mit Schwabbelschwippschwapp an einem von Menschen, Industrie und Schifffahrt stark frequentierten Küstenstreifen.

Ein wie immer gut besuchtes Lineup

Naja, ganz so schlimm war es zum Glück nicht. Erfreulicherweise hielt sich die Anzahl der Surfer direkt an der Mole in Grenzen. Getreu dem Motto: „Es ist immer besser als es aussieht“ fanden wir etwa 300 Kilometer vor unserer Haustür im Wesentlichen das vor, wonach wir gesucht hatten: Wellen!!!