Neues aus der Klinik
Drei Wochen Urlaub, ähhh… Kur an der Ostsee!!!
Vor ziemlich genau einem Jahr verabschiedete ich mich aus Schleswig-Holstein mit den Worten „Ab jetzt mache ich dort Urlaub, wo andere Leute arbeiten!“. Seitdem stelle ich immer wieder fest, dass die Außenstelle Nordwest in Münster zwar durchaus einiges zu bieten hat, die schiere Entfernung zum Meer jedoch jegliches maritime Flair im Keim erstickt. Das merkt man spätestens bei einer Hafenrundfahrt auf dem Dortmund-Ems-Kanal mit dem SUP - selbstverständlich nur unter Einhaltung der Binnenschifffahrtsstraßenordnung (BinSchStrO).
Localspot in Münster
„Industrial meets Green“ ist ein durchaus passender Ausdruck für eine der wenigen Naherholungsmöglichkeiten an einem Ort, von dem der nächste ernstzunehmende Wellenreitspot mindestens drei Autostunden entfernt liegt. Völlig logisch, dass ich jede sich mir bietende Gelegenheit, ans Wasser zu kommen, irgendwie nutze - und sei es auf Kosten des Steuerzahlers. Man ist halt keine 35 mehr, und ein wenig Wellness für Körper und Geist hat noch niemandem geschadet.
Auf dem Weg nach unten
Nach über vier Stunden Autobahn biege ich hinter Eckernförde ab auf die letzten paar Kilometer Landstraße. Fahrer- und Beifahrerfenster heruntergelassen, durchflutet ein kräftiger Schwall jodhaltiger Seeluft das Fahrzeuginnere. Die ersten Schreie der Seevögel seit Wochen sind wie Musik in meinen Ohren. Es dauert sicherlich nicht mehr lange, und ein mindestens handtellergroßer Möwenschiss würde das Äußere meines Fahrzeuges zieren.
Der Balkon im 15. Stock - stets zugesch...
Ein wenig anmutend wie eine Plattenbausiedlung aus der ehemaligen DDR empfängt mich der Kurort schon aus der Ferne - eine Schönheit ist dieser Ort sicherlich nicht. Aber keine halbe Stunde später entschädigt der Blick von meinem Balkon im obersten Stockwerk des höchsten Gebäudes des Dorfes. Willkommen zurück im Land der Horizonte!!!
Der Blick nach Osten
Ein wenig missmutig nehme ich die Surfvorhersage für die nächsten Tage über das lange erste Oktoberwochenende zur Kenntnis. Nur eine geringe Chance auf Surf für die Ostsee, dafür aber mal wieder Sahnebedingungen im Nordwesten Dänemarks. Ganz Nordsurfdeutschland ist gewiss schon voller Vorfreude auf ein geniales Surfwochenende. Mein frisch ausgedruckter Therapieplan sieht aber selbst einen Kurzausflug an die dänische Nordwestküste grundsätzlich nicht vor. Im Vordergrund stehen solch tolle Sachen wie …
- Qi Gong
- Nordic Walking
- Rückenschwimmen
- Aquajogging
- Bewegungsbad
- Wärmebad
- Wärmepackung
- Elektrotherapie
- Physiotherapie
- Antiraucherseminare
- Ernährungsberatung
- Muckibude
- Massage
- etc …
Dazu sind natürlich regelmäßige Essenszeiten einzuhalten. Abgerundet wird das ganze täglich mit einer Tageszeitung, einem frisch aufgefüllten Obstteller auf dem Zimmer und der Möglichkeit der Rundumnutzung der umfangreichen Saunalandschaft. Im Grund fehlt es an nichts - an fast nichts. Was ist mit Surfen???
Wo zum Geier bin ich hier???
Die ersten Tage bin ich hauptsächlich mit dem Suchen und Finden diverser Anwendungsorte im Rahmen der Abarbeitung meines Therapieplanes beschäftigt. Zwischendurch ist immer mal wieder ein bisschen Zeit, den Ort mit dem Skatelongboard auszukundschaften.
Mittagspause
Mittlerweile steht mein Auto tagsüber auch nicht mehr auf dem ausgelagerten Riesenparkplatz am Ortsrand, sondern auf dem Strandparker, stets darauf bedacht, die Parkscheibe alle zwei Stunden weiterzustellen und dabei den Mann vom Ordnungsamt nett zu grüßen.
Warten auf Wellen
Es ist Freitag, der 3. Oktober, und ich steuere mein Auto auf den komplett leeren Strandparker. Ich blicke auf die platte Ostsee und stelle mir vor, wie ein Großteil der Nordsurfer gerade eine Crowd an einem bekannten Muschelriff im Nordwesten Dänemarks bildet. Meine erste Anwendung startet erst in drei Stunden, so dass ich den frühen Vormittag nutze, ein paar Kalorien auf meinem SUP zu verbrennen.
Zum Glück soll der Wind bald auf östliche Richtungen drehen und für ein paar Tage surfbare Wellen generieren. Was an der Dänischen Nordwestküste in Form von solidem Offshore die Nordwestdünung nachhaltig in Form bringt, sorgt vorher als auflandiger Wind für den gemeinen Ostseeschwabbel.
Ostsee halt...
Surfspezifisch hat man also die Qual der Wahl: Zum einen kann man im Rahmen eines Wochenendkurztrips die Aussicht auf gut besuchte Qualitäts-Dönninger genießen. Zum anderen besteht natürlich auch die Möglichkeit zu testen, ob das Nahe nicht doch gut genug ist.
Spotcheck vom Zimmer aus
Auch wenn es auf dem ersten Blick etwas devot anmutet, bereue ich die Entscheidung letztendlich nicht. Wie so häufig gleicht der Weg ins Lineup einem Spaziergang durch eine Autowaschanlage im Premiumdeluxe-Programm, der Aufenthalt im Lineup dem Rodeoritt auf einem bekifften Stier. Die Strömung zieht vehement von dem Ort weg, den man mit viel Fantasie einen Peak nennen kann und regelmäßig wird man von Kite- und Windsurfern als Halsentonne missbraucht.
Nichts desto trotz gibt es fünf Tage lang (davon vier in Folge) soliden Ostseesurf mit zum Teil überkopfhohen Drops, bis zu 200m langen Rides und der Gewissheit , unmittelbar nach einer guten Session mit ein paar Senioren eine bunte Schaumstoffwurst in der Hand haltend seltsame Bewegungen im brusttiefen Hallenbadwasser zu vollführen.
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tim, so eine kur hätte ich
Da Johnnie on Fr, 11/28/2014 - 20:36Schwarzwaldklinik...
boerni on Do, 10/16/2014 - 21:59war gestern! Die Damp-Surfklinik schlägt diese um Längen!!!
schaumstoffwurst
tripmaster on Do, 10/16/2014 - 17:54so so. muss ich mir sorgen um dich machen? nicht dass du das ding demnächst mit in den lineup nimmst ;=)
schön mal wieder was von dir zu lesen!