Hat uns das wirklich überrascht? In der heutigen Zeit müssen wir wohl oder übel tagtäglich mit Nachrichten leben, deren Wahrheitsgehalt den Aussagen eines gewissen Barons von Münchhausen in nichts nachstehen. Eigentlich erwarten wir in unserer Gesellschaft, in der alles nach höher, schneller und weiter zu streben scheint, keine Schlagzeile mehr, in der eine 19 Meter hohe Monsterwelle im Nordatlantik einen neuen Höhenrekord aufgestellt hat. Warum bloß?
Das Bild zeigt die originale Bodendruckkarte vom DWD mit der Wetterlage, die maßgeblich zu diesem Ereignis beigetragen hat
Ist doch völlig klar! Der gemeine Nordsurfer wird schnell realisiert haben, dass da irgendetwas nicht stimmen kann. Hat doch Garret McNamara bereits im Januar 2013 vor Nazare eine angeblich 30 Meter hohe Welle gesurft, und selbst in der Nordsee haben die Messgeräte der Draupner-Plattform schon einmal einen Kaventsmann von gut 25 Metern aufgezeichnet, und das war bereits 1995.
Zur Vereinfachung nochmal der gleiche Kartenausschnitt mit den Fakten: Bei einem Druckgradienten von fast 85 hPa zwischen den beiden 2200km voneinander entfernten Druckzentren herrschte eine mittlere Windgeschwindigkeit von ca. 80km/h, und das auf einem Fetch von gut 3400km. Der rote Punkt symbolisiert die Position der Messboje, die die entsprechenden Wellehöhen aufgezeichnet hat
Warum diese Nachricht erst kürzlich veröffentlicht wurde, obwohl das eigentliche Event bereits im Februar 2013 stattgefunden hat, ist nicht bekannt. Interessant ist jedoch, wie die Medien damit umgegangen sind. Meist war von einer einzelnen Welle die Rede, die der Dramaturgie entsprechend „selbstverständlich“ noch den Beinamen Riesen- bzw. Monster- bekam. Dem geneigten Leser läuft bei einer solchen Beschreibung natürlich schnell der berühmt berüchtigte eiskalte Schauer über den Rücken. Und weshalb? Etwa weil ihm dabei automatisch der Anblick eines allesverschlingenden unberechenbaren Monsters bestehend aus Millionen Tonnen von eiskaltem Wasser vor Angst erstarren lässt? – Nein, denn in Wirklichkeit sollten ihm beim Lesen solcher von Sensationsgier regelrecht triefenden Artikel die Fußnägel hochklappen.
Ein Plot der Wellenhöhen, die die Messboje in der Zeit vom 03.02. – 06.02.2013 aufgezeichnet hat. Man kann gut erkennen, dass die maximalen Wellenhöhen an dem Tag bis zu 27 Meter betrugen. Für den Rekord reichte das jedoch nicht, dafür aber der Mittelwert von knapp 19 Metern
Was in all der Aufregung um eine möglichst reißerische Erstberichterstattung dieses sagenhaften Rekords leider untergegangen ist, war die Tatsache, dass es sich hierbei nicht um eine einzelne Welle gehandelt hat, sondern um einen Mittelwert. Im Grunde wurde nichts anderes gemeldet, als dass eine Messboje im Nordatlantik am 4. Februar 2013 um kurz nach Mittnacht den bislang höchsten Mittelwert aus dem höchsten Drittel der in der letzten Stunde registrierten Wellen aufgezeichnet hat – also die sogenannte signifikante Wellenhöhe. Für den Laien klingt das jetzt natürlich nicht mehr spannend, eher sogar enttäuschend.
Frohe Weihnachten und einen guten Surf ins neue Jahr!!!
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Und die Aufklärung siegt
thilo on Di, 12/20/2016 - 22:45Helene Fischer?
Tim on Mi, 12/21/2016 - 12:58Hat die nicht "Das ist die perfekt Welle" gesungen?