Herbstsessions 2012

Teil 1

Dänemark, 28.09. - 07.10.

Die Umstellung der Großwetterlage fand in diesem Jahr mehr oder weniger pünktlich irgendwann zwischen dem meteorologischen und kalendarischen Herbstanfang statt. Der Jahreszeit entsprechend gestaltet sich auch das Wetter im ersten Teil meiner diesjährigen Surfreise durch den kalendarischen Herbst.

Rasche Durchgänge von Fronten oder kleineren Druckzentren verursachen großflächig auf der Nordsee verteilten Wind aus allen Richtungen mit kurzen windstillen Phasen, aber meistens westlichen Wind. Mutter Natur hat bislang ein traumhaftes Setup für Windsurfer, Kiter, Wavekajaks, SUPs und natürlich auch Wellenreiter an unterschiedlichsten Küstenabschnitten bereitgestellt. Auch in den nordseebegünstigenden Swell-Entstehungsgebieten auf dem Atlantik nimmt die Aktivität in letzter Zeit spürbar zu. Dies äußert sich nun regelmäßig mit kleinen (manchmal auch etwas größeren), niederfrequenten Dünungskomponenten aus Nordwest.

Durch die letzten Herbststürme hat sich das Wasser bereits markant abgekühlt. Bei einer Wassertemperatur im Seegebiet Fischer von flächendeckend unter 15°C (Beiablandigem Wind geht’s auch schon an die 10°C heran) und „nur noch“ 10-15°C Luft hängt das Sommerneopren bereits zuhause im Schrank. Winterneopren der Marke Xcel aus dem letzten Jahr ist zurzeit eine gute Wahl. Der hält schön warm, während sich das Wasser in den nächsten Wochen langsam aber stetig auf deutlich unter 10°C abkühlen wird. Bald werden die Sommerschuhe gegen Winterschuhe getauscht, danach dauert es auch nicht mehr lang, bis man Handschuhe tragen darf.

Wellenreiten an sich ist nicht out. Man sieht es an der nach wie vor großen Surfszene der deutschen Ostsee. In den letzten Jahren leider eher selten, erwacht sie zurzeit nur noch alle paar Wochen mal für ein paar Stunden aus dem Dornröschenschlaf. Das Feuer lodert jedoch wie zu besten Zeiten. Sobald die Bedingungen auch nur annähernd ausreichen, sind die entsprechenden Spots schnell dicht gepackt mit Gleitmaterial jeglicher Art.

An der Nordseeküste hingegen hat sich in den letzten Jahren ein seltsamer Wandel vollzogen. Je weiter ich bei Swell-Bedingungen die Küste rauffahre, mich von Orten wie Hvide Sande oder Nörre Vorupör entferne, desto mehr entsteht der Eindruck, dass sich die Wellenqualität umgekehrt proportional zur Anzahl der Surfer vor Ort verhält. Die Bedingungen können auch noch so gut sein, an die wilde West- oder Nordküste kommt kaum jemand mehr auf die Idee, ernsthaft zu surfen. Mir tut es in der Seele weh, wenn ich im Vergleich zu den letzten Jahren in Dänemark nur noch vereinzelt auf bekannte Nordsurfer treffe. Ist die eigene Mobilität immer mehr dabei, zum unbezahlbaren Luxusgut zu werden oder findet gerade ein Generationswechsel statt? Fakt ist, dass es dort definitiv leerer geworden ist.

Ich befinde mich an der Nordküste und außer mir ist mal wieder keine Menschenseele vor Ort. Die Bedingungen sind geprägt durch einen leichten ablandigen Wind. Das Wasser über dem durch eine Schiffshavarie vor vielen Jahren entstandenen künstlichen Riff steht nun hoch genug. Die atlantische Dünung wird in den nächsten drei Stunden sanft brechende und lang laufende Linkshänder für mich bereitstellen.

Ich nehme das 9‘8er und tauche in diese einsame, aber unfassbar schöne Welt ein. Drei Stunden später sitze ich wie frisch renoviert in meinem Auto und schaue durch die geöffnete Schiebetür aufs Meer…

To be continued !!!

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Ist doch gar nicht so schlecht, dass es wieder ein bisschen wie in "alten Zeiten" ist.