Gran Canaria 28.12.2014 - 12.01.2015

 

„Es muss nicht immer Fuerteventura oder Lanzarote sein. Andere Kanarische Inseln bekommen gleich viel Swell ab. Vielleicht ist es auch nicht so voll dort. Außerdem war ich schon seit 14 Jahren nicht mehr auf dieser Insel…“

Mietwagen: Fiat Panda, bedingt geländetauglich, daher nicht ganz auszuschließen, dass in der Zeit die eine oder andere Beule hinzugekommen ist

So oder so ähnlich war die Motivation, einen Wellenreittrip nach Gran Canaria zu unternehmen. Zu den Eckdaten:

- Sehr zeitig gebuchter Flug über Ryan Air (Weeze - Las Palmas - Weeze) für 130 € (+Boardmitnahme, +Platzreservierung, +Parken, +An-/Abfahrt, +…), also etwa 350 €

- Finca für vier Personen in Firgas, etwa 20 Autominuten vom ersten Spot an der Nordküste in den Bergen auf etwa 500 Meter Höhe für 275 € pro Person für zwei Wochen

- Mietwagen (Fiat Panda, 170000km, diverse Gebrauchsspuren) gebucht über den CUTRE Windsurfshop in Pozo Izquierdo für 155 € pro Person für zwei Wochen

- Selbstverpflegung, Tanken, etc.

Summa summarum lagen wir also pro Person bei knapp über 1000 € für zwei Wochen Surfurlaub in einer anderen Klimazone.

Finca mit Garten zum Chillen. Sobals die Sonne weg war, wurde es kalt

Ein Blick auf die Karten vor dem Hinflug ließ nicht viel Gutes erwarten. Auf dem Nordatlantik war gerade Swellpause, und die lokale Luftdruckkonstellation begünstigte östliche Winde vom afrikanischen Festland kommend. Also Bedingungen fast wie im Sommer, nur dass die Temperaturen der Jahreszeit entsprechend sein sollten, in der 500 Meter hoch gelegenen Finca etwa fünf Grad niedriger als am Wasser.

Gran Canaria "Northshore"

Also schauten wir, wo man denn am besten einen östlichen Windswell von sieben bis neun Sekunden abgreifen kann, ohne dass man gleich mit Ostseebedingungen konfrontiert wird. Um es kurz zu sagen, wir wurden fündig.

1-2 ft, 7-9 sec, läuft...

Die „Northshore“ von Gran Canaria ist ziemlich überschaubar. Dennoch gibt es für fast alle Ansprüche den passenden Spot. Die hauptsächlichen Gefahrenquellen sind natürlich die Steine, die bei ablaufendem Wasser nach und nach rausgucken. Daher sollte man sich auch hier einen Spot am besten vor der ersten Session mal bei Niedrigwasser angeschaut haben.

1-2 ft, 7-9 sec, läääuft...

Der Spot unserer Wahl lag in unmittelbarere Nähe der Serpentinenstraße aus Firgas kommend. Dass er schon bei relativ kleinem Windswell surfbare Wellen produziert, liegt schlichtweg am flachen steinigen Untergrund. Der Ein- und Ausstieg über abgeschliffene, runde Granit- und Basaltsteine war relativ einfach. Sehr erfreulich waren die fast gar nicht vorhandenen „Crowds“. Meistens hatte ich einen „Peak“ für mich alleine, und auch am „Hauptpeak“ tummelten sich selten mehr als neun Leute.

Jens auf dem Weg zurück zum Weißwasser

Als dann langsam wieder der Swell einsetzte, kamen die „Crowds“ (zeitweise >20 Leute am Hauptpeak). Der Spot kam dadurch und durch die zunehmende Wellengröße leider schnell an seine Grenzen. Wir mussten ausweichen. Bei einem vorhergesagten guten Meter und neunzehn Sekunden wollten wir uns langsam mal in Richtung Endgegner vorwagen und bewegten uns durch Las Palmas auf die sagenumwobene „Isleta“ zu.

Fortaleza de la Isleta

Ein paar Bedenken hatte ich schon. Immerhin ist das mit Abstand meistgesurfte Board (nicht nur) an diesem Spot das Shortboard. Geschichten von Locals etc. hört man ja zwangsläufig einige. Daher war ich schon ganz gespannt, wie die einheimische Bevölkerung an diesem Strandabschnitt auf mein mit „peacigen“ Hibiskusblüten überzogenes BIC 9‘0 reagieren würde. An der „Northshore“ bei Windschwabbel und kleinem Swell funktionierte es prächtig. Hier wurde ich allerdings eines besseren belehrt.

Hmm, ja... und was ist hier mit "Locals"

Wellen waren zweifelsohne da, das Wasser lief auf, aber wo waren die Surfer??? Das einzige Vehikel (neben unserem) war ein Kastenwagen mit englischem Kennzeichen und ein paar bekifften Leuten drin, die nicht danach aussahen, als ob sie sich gleich eine bekannte, nicht anfängertaugliche Rechtshänderwelle antun würden. Wir warteten erstmal, denn wir hatten keine Ahnung von dem Spot (Einstieg, Ausstieg, Channels, etc), bis sich dann doch jemand aus Las Palmas kommend bequemte, ins Wasser zu gehen - natürlich mit Shortboard.

Ahh, da ist ja einer! Gleich kommt Duckdive Nr. 31

Er wählte einfach die direkte Linie. Als er dann nach dem dritten Versuch und geschätzten fünfzig „Duckdives“ endlich am „Peak“ saß, sahen wir, dass die Wellen doch deutlich überkopf waren und die Aufräumersets in Richtung doppelüberkopf gingen. Mit dem Longie wäre die einzige Chance rauszukommen, die Marathonstrecke ganz außen rum gewesen, und auch meine Kumpels mit Shortboard winkten ab. Der Stadtstrand von Las Palmas sah aus unserer Sicht surfbarer aus.

Las Palmas

Zwar stand dort ein wenig der Wind drauf, aber es war sicherlich deutlich angenehmer, raus- und auch wieder reinzukommen - leider mit Crowds, die ich so bislang nur in Scheveningen gesehen hatte. Link der übrigen Bilder: Klick

Kleine Anekdote zum Schluss: Da mein Rückflug einen Tag später als bei den anderen in aller Frühe ging, verbrachte ich die letzte Nacht im Auto am Strand in Flugplatznähe. Eigentlich wollte ich am Windsurfstrand „Playa de Vargas“ übernachten, aber daraus wurde nichts. Leider hatte ich nicht auf dem Zettel, dass dieser Strandparkplatz des Abends ein Schwulentreff ist. Und so dauerte es auch nicht lange, bis ein Mann mittleren Alters im pinken Jogginganzug an meine Scheibe klopfte und unmissverständlich seine Absicht kundtat. Ich verneinte höflich und fuhr mit sechs Dosen „Dorada“ im Gehirn nach Pozo Izquierdo.

Bild von chrischan

ich schmeiß mich weg :o)

chrischan on Mi, 02/11/2015 - 19:44
Die Anekdote mit dem Mann im pinken Jogginganzug ist der Hit :o) da liegt man nichtsahnend im Auto , will einfach seine Ruhe haben und dann das ...
Bild von chrischan

ich schmeiß mich weg :o)

chrischan on Mi, 02/11/2015 - 19:45
Vorsicht also vor der Farbe "pink"