Schönen guten,
Xynthia ist überstanden. Von Madeira, die es wirklich übel erschwischt hat mal abgesehen, gab es an der kompletten portugiesischen Küste, vor allem aber im Süden Portugals und am Tejo, dem Fluss der durch Lissabon fliesst einige Zerstörungen durch Überflutungen und auch einige abgedeckte Dächer. Gerade habe ich in den Nachrichten gesehen, dass an der Costa de Caparica heute schon wieder einige Häuser in Strandnähe beschädigt wurden. Der Grunde dafür ist zum einen, dass heute so ziemlich der höchste Tidenhub des Jahres ist, zum anderen aber, wie ich schon in einem Blog vor ein paar Wochen erwähnte, der Klimawandel. :) Im Ernst, seit Monaten kommen die Swells durchgehend aus Süden an und die Strände werden immer mehr abgetragen. Hinzu kommt der fast durchgehende Südwind, der den Rest von Portugal zum Verzweifeln bringt, über den wir uns hier aber jeden Tag aufs neue freuen und nicht zu vergessen die Rache des Meeres, dass sich zurückholt, was ihm gehört. Der Meeresspiegel ist auch im letzten Jahr wieder um mehr als einen Zentimeter gestiegen. Ganz abgefahren mit den Südswells übrigens. Eigentlich ist Peniche im Winter oft nicht so gut, da viele der Spots leicht zu groß werden können und zuviel Wasser in Bewegung ist. Die ganze letzte Woche zum Beispiel und auch heute waren Wellengrößen von um die 5 Meter angesagt. Da die Halbinsel von Peniche aber das meiste aus Süden abhält hatten wir in der Bucht aber nur selten über 1,5 Meter Wellenhöhe. Super für mich :)
Das war leider der einzige Tag an dem wir eine Kamera am Strand dabei hatten. Ausgerechnet da schien keine Sonne und die Wasserfarbe war auch nicht so fotogen. Auch keine Tube, aber zu viele Oldschool Surfvideos veranlassen einen manchaml zu solche Faxen. Irgendwie finde ich das Foto trotzdem soulig und meine Aussicht da ist immernoch schöner als die von gut 80.000.000 anderen Deutschen in diesem Moment.
Lustigerweise wurden wir hier in Peniche von Xynthia ziemlich verschont. (Normalerweise kriegen wir jeden Sturm mit voller Breitseite ab. Nur letzen Samstag erschwerten Windgeschwindigkeiten mit Böhen von bis zu 10 Windstärken den Gang zum Strand, beziehnugsweise machten es komplett unmöglich vor die Tür zu gehen. Das eh komplett überlastete portugiesische Stromnetz versagte dann auch mal wieder und so durften wir den ganzen Nachmittag und Abend bei Kerzenliche und Brettspielen verbringen. Schlimm war das sage ich euch. Da merkt man erstmal wie einem das Fernsehen wirklich fehlt. Gegen Abend liess der Wind dann aber auch schon nach und am Sonntagmorgen hatte sich schon wieder alles auf die 10 Knoten Offshore beruhigt, die uns eh seit Wochen jeden Tag verwöhnen.
Der Rainer auf dem Moby. Ein paar hundert Meter die Bucht runter wäre es wohl 5 mal so groß gewesen, aber wie gesagt. Man wird faul...
So, jetzt zum freudingen Teil des Abends. Ich darf wieder surfen. Ob ich wirklich darf weiss ich nicht. Aber schlecht tut es meiner Schulter nicht wirklich. Alle Ärzte meinen: Zeit heilt alle Wunden. Aber ich habe echt keinen Nerv mehr zuhause rumzusitzen und ausserdem hat etwas Muskelaufbau noch keiner Schulter geschadet. Leider kann ich bisher nur Longboard surfen, da ich noch keine volle Paddelpower aufbringen will. Und ich versuche auch nur perfekte Sandbänke oder Lagido bei Hightide zu surfen, um Duckdives möglichst zu vermeiden. Klappt auch ganz gut die letzen Wochen. :) Man glaubt auch garnicht wie viel man in zwei Wochen Longboarden über sein Surfen lernen kann. Bis vor zwei Jahren war ich ja eher der Shortboarder. Da gab es nichts unter 6'0" und nix über 6'3", es sei denn mal ein 6'6"er für Supertubos. Aber irgendwann wird man älter und weiser und hat vor allem keinen Bock mehr sich bei einem Fuss Welle mit dem Stick abzukämpfen. Auch wenn in der Surf Europe bei den Trainingstips steht, dass man auch in kleinen Wellen sein Standartshortboard surfen soll um zu trainiern. Bullshit. Keiner von uns wird je professionell surfen, sondern für uns besteht die Sache einzig und alleine daraus Spass zu haben. Und da kann das richtige Material schon einiges ausmachen.
Rechts mein Trifin, Mitte Geros persönlicher Allesfinner, den er meist als Quad fährt und links die Quadrakete.
Gero hat mir vor ein paar Tagen zwei neue Longboards zum Testen mitgegeben. Alle bis auf eins sind noch nicht so von der Stange erhältlich. Ich will jetzt nicht einzelne Testberichte aufführen, aber abgefahren, was ein paar Zoll Unterschied in Finnenpositionierung ausmachen können. Zum Bleistift das Trifin rechts hat alle Finnen ein paar Zentimeter nach vorne versetzt und dazu einen gewaltigen Kick im Tail. Mit dem Teil kann man Tailslides machen, als wäre es ein Twinfin. Das mit der großen Centerfinne hätte ich eigentlich als Quad ausprobieren sollen. Werde ich morgen auch machen, aber ich war schon seit Monaten nicht mehr über eine großen Finne gestanden und wollte einfach mal sehen, was den Unterschied ausmacht. Also, zum Noseriden klar, die große Finne gibt einfach mehr Halt. Aber erstens stehe ich nicht auf Noseriden und bin auch nicht gut darin und zweitens ist die Finne mir für moderes Longboarden viel zu sehr im Weg. Der Wechsel von einem Rail aufs andere fällt mir soviel schwerer und bei jeder Art von Manövern das über die Lippe oder über Schaum geht hängt sich das Ding einfach fest. Ich will da keinem zu Nahe treten. Aber ich mags lieber etwas loser.
Eine kleine Serie von einem Cutback letzte Woche. Nicht Roundhouse, aber die Welle hatte auch nicht viel Druck. Und der Jagger, der am Fotografieren war hat auch wie immer die besten Shots verpasst, weil er ja nicht reden und fotografieren gleichzeitg kann.
So und zu dem Quad gibt es erst noch eine kleine Vorgeschichte. Gestern morgen mussten wir mal wieder nach Lissabon. Erstens um von einem dubiosen Ukrainer ein paar Garagentüren abzuholen, da unser überhand nehmendes Boardlager droht das Haus zu übernehmen und endlich in die noch unverschlossene Garage outgesourct werden muss. Und zweitens um zu Ikea zu gehen. Ich hasse Ikea. Ikea ist der Grund für alles Übel in der Welt. Gott sei Dank waren wir aber in einer guten Stunde durch und nach 8 Eiscremes mit einem unguten Gefühl im Magen und leicht angenervt vom Verkehr in der Stadt, aber rechtzeitig auf dem Weg nach hause um vor Sonnenuntergang nochmal ins Wasser zu kommen. Hier angkommen sagte der Blick vom Balkon aber Bäääh. Keine surfbare Welle in der Bucht. Flat. Naja, Boards aufs Dach und vielleicht gibts ja irgendwas surfbares im Norden. Und das gabs dann auch. Der Swell kam aufgrund der Richtung einfach nicht in der Bay an. Aber vor unseren Augen brachen hier oben die saubersten Wellen, die wir seit Wochen bestaunen durften über zwei perfekte A-frame Sandbänke. Ich bin weiss Gott kein spiritueller Mensch, aber solche Tage flashen einen doch immer wieder. Der Himmel war komplett schwarz, im Norden ein Regenbogen und nur da, wo die Sonne in einer Stunde untergehen sollte ein Loch in der Wolkendecke, durch das grelles, tiefgelbes Licht schien. Dazu mimimalst Offshore, der später komplett aufhörte und die Wellen wie in einem Comic aussehen lies und keine Menschenseele von hier bis zum Hoizont. Schon beim rauspaddeln wurde uns bewusst, dass es einiges mehr an Power hatte als es von draussen aussah. Am Anfang doubleden (scheiss English-Deutsch, aber wie sonst sagt ma das??) nur die größeren Sets up und brachen in perfekt laufenden Tubes bis zum Strand, aber mit etwas ablaufendem Wasser warf praktisch jede Welle eine Barrel. Nach einer knappen Stunde war ich schon leicht am verzweifeln, weil ich zwar schon einige Male in die Röhre schauen durfte, aber immer ein paar Meter zu tief war. Doch, Danke lieber Gott, plötzlich sitze ich alleine am Peak, eines der größeren Sets des Abends taucht am Horizont auf, ein paar Paddelzüge, Take-off, ganz oben in der Wand stallen, 20 Meter im Cover fahren, während die Jungs die Jungs aus dem Channel jubeln, die Inside Section wird immer schneller, nurnoch die Nose des Longboards schaut aus dem Röhre und zzzzschhh durch das Loch ins freie schießen. In solchen Momenten weiss man wieder wofür man lebt und warum man nicht die ganze Woche im Büro sitzt und deswegen schon wieder keine Kohle hat aber dass einem niemand diese Freiheit nehmen kann und dass alle die mir was anderes erzählen wollen mich mal... Aja, Danke lieber Gero. Ich bin mir relativ sicher, dass ich mit keinem anderen (Long-)Board die Welle geschafft hätte, als mit dem Quad. Ich musste so weit oben in der fast senkrechten Wand stehen und hätte zweimal fast die Balance verloren und ich denke dass nur die zweite Seitenfinne meinen Tag gerettet hat. In der Welle danach saß ich leider etwas zu weit auf der Schulter für die Tube, aber die Inside Section wurde trotzdem immer schneller und ich bin einfach entlanggepumpt, als mir bei voller Geschwindigkeit von vorne die Close-out Section entgegebrochen kam. Ich versuche schon seit Monaten Aerials mit dem Longboard, bisher leider erfolglos meist hinter der Welle gelandet oder das Brett unkontrolliert verloren, aber das Setup war gerade zu perfekt. Ich bin geflogen, kein Plan wie hoch, wahrscheinlich war es kein halber Meter, dann endlich perfekt auf dem fallenden Schaum gelandet, runtergefahren und dann musste ich so schreien, dass ich mich hinfallen ließ. Aber egal. Gestanden und jetzt weiß ich, dass es möglich ist. Nochmals Danke, Gero. Das war ein schöner Tag, den ich nie vergessen werde :)
So, sorry, hab mich da ein bisschen gehen lassen beim Schreiben. Aber wir vier waren echt mal wieder richtig gestoked von einer Session und das wollte ich vermittlen. Wenn man jeden Tag ins Wasser kommt, dann vergisst man ab un zu wie geil surfen eigentlich ist, aber dann gibt es eben wieder diese Tage... Fotos gibt es leider kein einziges. Braucht es aber auch nicht.
So, ein Bildchen zum Abschluss gibt es auch noch. Der Jagger, der Garvey und der Rainer letzte Woche. Alle am Lachen, aber Grund dazu gab es keinen, den das Alaia hat keiner gemeistert. Schwerer als es bei Machado aussieht. Vielleicht wenn das Ding zwei Fuss länger wäre...
Falls jemand spontan verreisen will: Wir haben die nächsten zwei Wochen noch ein Apartment frei, über Ostern ist aber voll und dann erst ab Mitte April wieder. Gruß, Euer Sebbo
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schöner blog!
beach club on Fr, 03/05/2010 - 06:42Ich könnte
boerni on Do, 03/04/2010 - 18:04da unten gut aufs TV verzichten! ;)
Schöner Blog!
Börni