Das ins Wasser kommen, Salz auf meiner Haut, eintauchen, durchatmen, Luft holen, gewaschen werden, Möwen sehen, Wellen sehen, spüren, nass, kalt, wild, Chaos, Ordnung, erkennen und Vertrauen. Wie soll man surfen gehen wenn es viel zu arbeiten gibt und die Arbeit, die in der Woche liegen bleibt, am Wochenende getan werden muss. Wenn in der Woche schlechte Wellen stundenweit entfernt liegen und man müde ist: müde von der vielen Arbeit und müde von den schlechten Wellen und müde vom langen Weg bis zu ihnen.
Ein weiterer, nicht unwesentlicher Faktor meiner Müdigkeit wird sicherlich durch die ständig erhöhte Präsenz von neuen Surfern an unseren Küsten genährt, andere Strände aufzusuchen kostet wieder Zeit. Zeit, welche ich schon vor Jahren investiert habe um die bekannten Strände zu entdecken. Zeit, die sich bis dato gelohnt hat und nun ihren Wert verliert. Keine Reserven, das Internet verbrennt diese mit zu hoher Geschwindigkeit, zu jedem Strand eine webcam, zu gründliche Informationsstrukturen, zu viel Wachstum beim Nachwuchs. Stillstand, Batterien leer, Lustlosigkeit und Resignation. Wochenlanger Stillstand als Folge und ließ mich anfangen, weite Teile meines quivers zu verkaufen. Reduzierung, dünner werden, weniger Last transportieren. Ich bin geneigt, mich auf dem Weg in die "Ein Brett" - Logik zu begeben, maximal zwei Bretter.
Nachdem Flash und ich uns am vergangenen Sonntag das erste Mal seit langer Zeit frei schaufeln konnten, und der Wind zufällig aus der richtigen Richtung und in ausreichender Stärke für einen Besuch des nahen Strandes lockte, fuhren wir entspannt Richtung Süden. In der Ferne, zwischen den grünen Wiesen und den abgeernteten Getreidefeldern blinzelt die Ostsee im Wind und der Sonne. Viele kleine, weiße Segel waren auf der Flensburger Förde zu erkennen und sagte uns guten Wind voraus. Nachdem wir den Stau auf der Klappbrücke überwanden, bogen wir auch schon Richtung Yachthafen ab und fanden einen voll besetzten Parkplatz, auf dem Tom schon seine Runden drehte. Auf dem Wasser war es bunt gemischt: ein paar Wellenreiter, paar Windsurfer und ein paar Kiteboarder, ein paar Badende und viele Strandbesucher. Das Wetter war super und der Wind schob ein paar kleine Wellen in die schmale Bucht. Zum Abend sollte es besser werden, so jedenfalls die 18Uhr-Regelung, welche für diesen Strand meistens ganz gut funktioniert. Wir hefteten uns an Toms Auspuff und drehten ein paar Ehrenrunden auf dem Parkplatz. Irgendwann wurde es mir es mir zuviel und ich stellte mich ins Parkverbot. Wir zogen uns schnell um, Flash nahm ihr kurzes egg und ich das longboard. Zu Fünft teilten wir uns die kleinen 1-2ft Wellen und warteten auf den großen swell. Der kam ein paar Stündchen später zwar immer noch nicht aber ein paar Wellen hatten im peak beinahe schon 3ft erreicht und die sets wurden sauberer und regelmäßiger. Flash und ich tauten langsam auf und paddelten immer mehr Wellen an, unsere Grundfunktionen beim surfen wurden wieder aktiviert und wir hatten wieder diesen ganz besonderen Biss und machten das beste aus dieser Situation.
Es wurde wieder etwas voller, neben Olli, Anja, Tom und Grit, gesellten sich noch ein paar unbekannte Gesichter zu uns. es wurde nicht zu voll an diesem Abend, ein Glück! Flash und ich gingen zurück zu unserem Bus und hatten den ersten Hunger gestillt. Wir hatten kein Knöllchen an der Scheibe!
Auf dem Rückweg genossen wir die schöne Landschaft, den Sonnenuntergang und schwelgten in Erinnerung dieser doch nicht allzu schlechten Session. Wir kommen wieder, falls es zeitlich mal wieder passt... ;O)

Bild von boerni

Grundgedanken

boerni on Sa, 09/06/2008 - 17:24

Wie oft Surfer doch das Gleiche denken... Genauso, wie du es in dem ersten Absatz beschreibst geht es mir leider auch nur zu oft...

Greetz!

Bild von Franzl

Work-Life-balance

Franzl on Mo, 09/08/2008 - 13:22
Wird bei uns als Fortbildung angeboten. Soll ich euch anmelden? :-))
Bild von tripmaster

burn out

tripmaster on Mo, 09/08/2008 - 10:48

glaubt mir, gegen die Müdikeit gibt es nur ein Mittel: auf´s Wasser gehen. Allerdings schadet es nicht, selektiver zu werden. Die Fahrerei nur dann auf sich nehmen, wenn wirklich gute Bedingungen angesagt sind, dann aber sich wirklich mit aller Gewalt die Zeit frei schaufeln.
Damit lässt sich auch das crowd Problem entschärfen. Denn an den Tagen mit offshore oder Windstille und Swell ist die Auswahl an Spots groß genug.....