"Fallen lassen" Ein Tagestrip zur Ostsee, Fr., d. 26.06.2009
Der letzte Wochenendtrip zur Nordsee, schon wieder geschlagene vier Tage her. Die einzelnen Wochentage zogen sich irrsinnig in die Länge. Das Wetter präsentiert sich wechselhaft, Tage mit Regen, Stunden mit Sonne. Angereichert mit der sich langsam aufstauenden Erschöpfung, welche nur unschwer einen lange überfälligen Urlaub ankündigt, mit der verbrauchten Luft, die morgentlichen, monotonen Weckerklänge, mit des Alltags hässlicher Fratze, verwandelt sich mein Spiegelbild in einen Brei. Meine unrasierte Masse bewegt sich schwerfällig die Stufen hinauf, und hinab. Die Arbeit läuft als B-Movie neben meinem Leben ab, der abendliche Einkauf für die nötigsten Dinge, ohne Musik im Ohr nicht zu machen, Wahrnehmung existiert kaum. Es wird sowas von Zeit für eine session!!!
Am Donnerstag Abend warf ich die wichtigsten Sachen in den Bus und ging spät schlafen, die Wetterkarten kündigten für Freitag fünf Windstärken aus Ost an und die Fahrt sollte zum bekannten spot nördlich von Kiel führen. In der Hoffnung, das alles für mich alleine abgreifen zu können dealte ich in der Firma so gut ich konnte und durfte die heiligen Hallen bereits nach drei Stunden wieder verlassen. Es war nun neun Uhr Morgens und fing an, mich ein wenig zu spüren. Ich ließ los. Weil ich es konnte! In Ruhe zum Supermarkt, Cola und Brötchen kaufen und die bekannte, schöne Strecke über´s Land zur Küste gefahren. Clueso´s Klänge strömten aus meinen Lautsprechern, viele seiner Texte sind so sehr wahr. Ein wenig zu nachdenklich und in mich gekehrt, lenkte ich sanft in die zahlreichen Kurven ein. Mein alter Bus liebt diese Straßen, er liebt die Fahrt zum Meer, mag meine Musik und bringt mich an jeden Punkt auf der Landkarte. Und wenn es irgendwann nicht mehr weitergeht, laufe ich weiter...
Nachdem sich die Schranke hinter mir wieder schließt, sehe ich an der Mole vor mir, wie sich eine Welle darüber bricht und nun ein großes Gischtvolumen die Luft mit Feuchtigkeit und Salzkristallen anreichert. Ein sanfter Salzgeruch dringt zu mir durch, der Himmel, verhangen mit vielen kleinen Wolken, reißt auf und die Sonne malt in meinem Kopf eine wunderschöne Ostseekulisse. Möwen kreisen im Luftraum über den Strand, ein paar Arbeiter bauen auf dem Veranstaltungsgelände am Strand irgendwelche Buden ab. Es sind genügend Parkplätze vorhanden. Ein paar Busse der ansässigen Surfer stehen schon hier, warten auf ihre Besitzer, doch diese müssen noch arbeiten. Halt, Olli taucht gerade mit seiner Freundin auf und legt das longboard gegen den Windfang am Strand. Zwei weitere Surfer beobachten ebenfalls das Geschehen, die Ostsee hat schon Besuch von zwei anderen Surfern. Mein Brötchen findet seinen Weg in mich hinein, die erste Cola ist getrunken, das longboard verlässt den Laderaum. Die leash bleibt heute im Auto, ich will mich spüren und sehen, wie mich dieses Gefühl beflügelt. Die Welt dreht sich weiter, während ich meinen Neoprenanzug überstreife. Mein Kopf leert sich und eine neue Schublade öffnet sich für die neuen Eindrücke, die ich gleich sammeln darf. Es ist für mich ein besonderes Privileg, als Flensburger Surfer in besonders kurzer Entfernung zur Nord- und Ostsee leben zu dürfen. Selbst wenn mich Teile ein wenig weiter in den Süden ziehen, bin gespannt ob ich dem nachgehen werde, ist dieses Gefühl, ein local zu sein, ein sehr Besonderes und vergleichbar mit einem sehr entspannten, lauen Sommerabend mit sanfter Hintergrundmusik und ein paar guten Freunden. Dieses unkomplizierte Surfen zwischen den Alltagsdingen lässt sich hier im Norden sehr gut realisieren. Ob Du nun auf Fehmarn, auf Sylt oder direkt an der Küste wohnst. Du kannst vor oder nach der Arbeit mal kurz zum Strand fahren und musst Dich nicht in webcam´s verlieren. Einige von uns können dies auch in ihrer Mittagspause machen. ;-)
Die ersten fünf Wellen konnte ich surfen, ohne nasse Haare zu bekommen. Das sollte sich allerdings mit der sechsten Welle ändern, ich durfte, jetzt mit nassem Haar, dem longboard hinterher schwimmen. Dies blieb heute zum Glück das einzige Mal. Die Wellen, anfangs hüfthoch, veränderten sich stündlich mit dem zunehmenden Ostwind und der sich veränderten Tide. Zwischenzeitlich wurde es sehr böig, die Windstärke nahm auf geschätzte sechs Bft zu und die Wellen türmten sich ein wenig höher. Im face hatten die größeren sets ca. Kopfhöhe, was bei meiner Person in etwa 1,5m bedeutet. ;-) Aufgrund des starken onshore brachen die großen sets schön steil über die flachen Sandbänke, manchmal closeout und manchmal eben nicht. Dank meines langen Brettes konnte ich viele Wellen bis zum Strand surfen und dort im seichten Wasser absteigen. Wenn man die leash im Auto lässt, paddelt man nicht mehr jede Welle an. Das bedeutet, dass man versucht, nur noch gute Wellen anzupaddeln und diese auch weit surfen kann. Dies verringert die Gefahr eines wipeouts enorm. Zwischendurch vergaß ich dies völlig und probierte ein paar schnelle turns, welche meine neue Flashfinne in gute Geschwindigkeit umsetzte. Die left in der Mitte des lineups lief sehr weit durch, während der peak direkt am Molenkopf schnell in tiefes Wasser blubbte.
Es war super schön, mit den locals, den Eckernfördern, den Flensburgern, den Hamburgern und natürlich den Kielern ein paar Wellen zu teilen. Heute war wieder alles super und super entspannt. Der lineup wurde nicht zu voll und ausnahmsweise dümpelten keine orientierungslosen, armen Menschen an den beiden mainpeaks. Dafür muss man in der heutigen Zeit schon dankbar genug sein!!! J Das eine oder andere Gesicht habe ich zwar noch vermisst, aber dafür noch ein chilliges Gespräch mit alkoholfreiem Bier in meinem Nachbarbus gehalten. Nach über fünfeinhalb Stunden Surf war ich allerdings so sehr müde, dass ich beinahe dort eingeschlafen wäre. Muss an dem gemütlichen Ausbau gelegen haben.
Heute spielte die Musik recht lange, ich hatte genügend Kleingeld in der Tasche und gab mir das volle Programm. Bis bald in heimischer See!
DaMaik - stOked!!!
Solange die Musik läuft und mein Kleingeld noch reicht, nehme ich das volle Programm!!!
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jo der Maik
Franzl on Di, 07/21/2009 - 12:46klasse
coldwaves on Di, 06/30/2009 - 19:41ja diese Art zu schreiben, das hat was Maik.
da isser wieder
Don Diggi on Mo, 06/29/2009 - 12:51Ständer-Maik: Großmeister des poetischen Surfblogs...ich lese das immer wieder gerne "Daumen-Hoch"
toller blog. Die Gefühle,
mal on Mo, 06/29/2009 - 18:28