Nach dem neuen Batman Film brauchte ich erst einmal zwei Mojitos, um allmählich wieder auf normale Laufzeit herunterzufahren.

Auf dem Weg nachhause spürte ich dann so ein leichtes Gefühl von Batman in mir. Habt ihr das auch schon mal gehabt? So ein Anflug von Unverwundbarkeit, Sicherheit, Kontrolle und einer merkwürdigen Euphorie? Okay, okay, wenn man Cocktails getrunken hat, kommt das vor, werdet ihr sagen. Wahrscheinlich habt ihr Recht, ohne die Cocktails wäre ich womöglich einfach nur völlig erschöpft in die Molle gefallen.

Müsste doch auch ohne Cocktails gehen oder?

Beim Surfen würde ich gerne mal dieses Batman-Phänomen spüren.

Ich - eine Wellenflüsterin sozusagen: Die die Wellen klein redet, cool bleibt, den anderen Mut zuspricht und die Schwachen notfalls vor dem Ertrinken rettet.

Stattdessen schaue ich mich nach einem Batman um, fühle mich verdammt klein, den Gewalten ausgesetzt und bin froh, ohne viele Blessuren wieder ausgespuckt zu werden.

Das einzige was mich aufrecht hält, sind die anderen „Feiglinge“ mit denen ich das Wasser teile. Batmans sind Mangelware. Okay es gibt Nachahmer, in dem Film versuchen es ja auch einige Dilettanten. Aber die wirklichen Helden sind nicht nur gute Surfer und sexy, sie sind meistens ziemlich entspannt (weil sie ja alles unter Kontrolle haben) und haben ein ausgeprägtes Helfersyndrom, was man auch als krank bezeichnen könnte.

Aber vielleicht sind sie auch gar nicht so auffällig. Meistens laufen sie ja sozusagen inkognito durch die Gegend und lüften ihr Geheimnis nur in kritischen Situationen. Sie können im wirklichen Leben womöglich schüchtern und zurückhaltend sein. Das macht sie dann noch sexier.

Wie so viele gehörte ich auch mal zu denen, die ein Surfcamp durchlaufen haben, in der Hoffnung, so eine Art Initiationsritus in das Heldentum zu erleben. Wer weiß vielleicht eröffnen sich ja ungeahnte Kräfte, die nur mobilisiert werden wollen.

Tja und was habe ich erlebt?    

Viele bekloppte Schüler, die hinter einem 20 jährigen Surflehrer hinterher paddeln, und das in Wellenbedingungen, bei denen jeder Surfer nur mitleidig den Kopf schüttelt und sich lieber in die Hängematte legt.

„Die müssen sich die Hörner abstoßen,“ hörte ich jemanden sagen. Welche Hörner? Ich habe keine Hörner und will wir mir nichts abstoßen. Fängt so das Heldenleben an? Kann sein, vielleicht muss man erst ganz unten ankommen um zum Helden aufzusteigen. Batman hat ja auch erst alles verloren.

Ein Drittel der Schüler wurde schon im 2m Shorebreak wieder ausgespuckt. Das trennt die Spreu vom Weizen. Das hat etwas extrem darwinistisches. Batman würde das gar nicht gut heißen, wenn die Schwachen zurück bleiben. Aber womöglich sind das auch gar nicht die Schwachen, sondern nur die Vernünftigen, die einfach wissen, dass man sich da draußen nur die Hörner abstoßen kann, und sonst nichts. 

Ich wollte jedenfalls nicht zu den „Schwachen“ gehören und meine Willensstärke unter Beweis stellen. Was hatte ich schon zu verlieren? Der Surflehrer wird doch wissen was zu tun ist und wird uns schon alle wieder heile da rausbringen.

Hinter mir hörte ich Leute immer das gleiche Worte brüllen: paddel paddel paddel.... Schon klar.

Angstvoll bin ich um mein Leben gepaddelt, die Schreie der Mitschüler im Nacken, die hilflos Spielball der Brandung wurden. Immer noch hatte ich vollstes Vertrauen in meinen blonden Surflehrer mit der roten Weste, der allerdings schon in ferner Weite paddelte. Verdammt, wie hat er das nur so schnell gemacht und warum hat er mich hier zurück gelassen???

Ich paddelte also was das Zeug hält und wunderte mich, warum ich so langsam vorwärts kam. Endlich machte mich ein anderer Schüler darauf aufmerksam, dass die Leash noch um mein Board gewickelt war und nicht an meinem Fuß baumelte.

Tja, mit so viel Dämlichkeit hatte der Surflehrer wohl nicht gerechnet. Aber Schüler sind dämlich und machen Fehler, naja oder sagen wir es ruhig so wie es war: ich war dämlich.

Aber auch ein Held kann dämlich sein. Ich finde Spiderman schaut in seinen Aktionen oft dämlich aus. Wenn man alles richtig machen würde, gebe es ja auch keine außergewöhnlichen Situationen und Herausforderungen.

Panisch krallte ich mein Board noch fester, die Worte der Surflehrer noch gut im Ohr: Das Board ist eure Lebensversicherung!!!

Die Wellen waren völlig ungeordnet und brachen ständig über uns. Verzweifelt schaute ich den Schüler neben mir an. Vorher war er mir gar nicht aufgefallen, ein netter unscheinbarer Bursche, und schwul noch dazu. Er nickte mir nur aufmunternd zu, wickelte dann ruhig die Leash von meinem Board und befestigte sie an meinem Fuß, während ich mich darauf konzentrierte, dass Board nicht los zu lassen. Das Ganze war nicht einfach, wurden wir doch immer wieder von Weißwasserwalzen erwischt und mussten abtauchen. Da war er mein Batman! Ich habe ihn an dem Tag nicht mehr von meiner Seite gelassen und die Surfsession da draußen irgendwie überstanden.

Mit "Kriegsbemalung" sehen wir alle ja ziemlich kampfstark aus, im Wasser hat sich das dann ganz schnell erledigt, das da mit dem Polenboard bin ich

Ich war hinterher richtig stolz in der kochenden See draußen gewesen zu sein, aber ich würde dass heute glaube ich nur wieder machen, wenn ich 10 Jahre im Gefängnis gewesen wäre und totalen Wellenentzug hätte.

Ich bin einfach kein Held und habe mich inzwischen mit der Tatsache abgefunden. „Schön-Wetter-Surfer“ hört sich zwar an wie „Kickboarden statt Skaten“, aber scheiß drauf. Auf die Batmans da draußen kann man sich nicht unbedingt verlassen und deswegen sehe ich zu, dass ich Wellen surfe, die ich mir zutraue....  

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