Dieses Jahr mal nur Abhängen. Faulenzen. Das war mein Plan! Französische Atlantikküste ist für diesen Plan die richtige Adresse. Andere würden vielleicht ein Wellnesshotel wählen oder 2 Wochen Pauschalurlaub auf der Dom Rep. Für mich gibt es nichts schöneres, als meinen Bus, das Meer, die Wellen, surfen, die Hängematte und zahlreiche Bücher. Ja okay, Menschen dürfen auch da sein :-) Ab und zu eine gute Unterhaltung oder zusammen surfen gehen, zusammen kochen ....

Aber ich muss ehrlich gestehen, ich kann es auch mal ganz gut ohne „Alle“ aushalten.

Warum ich also so vielen Leuten erzählt habe, das ich schon im Januar vier Wochen Cap de l´Homy gebucht habe, ist mir bis heute ein Rätsel. Ich kann einfach nicht meine Schnute halten.

Jaaa ich hatte einen perfekten Campingplatz, schön groß, da passen doch prima noch ein großes Zelt und ein kleines Zelt drauf? Naja, ich will mal nicht so kleinlich sein, das stimmt. Ob ich vielleicht noch zwei Stühle mehr mitnehmen kann, achja und die Isomattten vielleicht auch? Die passen doch bestimmt noch in deinen großen Bus? Ähhhh ja.

Warum habe ich von meinen Eltern eigentlich nicht gelernt, nein zu sagen? Weil ich kein mieser Spielverderber sein will. Und wer weiß, vielleicht braucht man seine Freunde ja noch mal ....

Okay, also dann mal alles rein in den Bus. Kannst du nicht ein bisschen später losfahren, ich bekomme erst am 10. Juli Urlaub?

Nein.

Ha -  es geht ja doch – mit dem Nein sagen.

So mache ich mich also schwer bepackt alleine auf den Weg nach Cap: Fünf Campingstühle, 2 Campingtische, 2 Zelte, 3 Isomatten, 2 Hängematten (Gibt es da genügend Bäume??) tausende von Becher, die eine trinkt nur aus Emaille, der andere muss unbedingt seinen Weihnachtsbecher mitnehmen. Habe ich auch solche Marotten? Hoffentlich sagen mir dass meine Freunde bevor es zu spät ist. Vielleicht sollte ich es meinen Freunden auch mal sagen, dass sie da ein paar merkwürdige Marotten haben?

Ob ich noch den Rücksitz vom Peugeot mitnehmen kann? Den müsstest du auch nur bis in die Auvergne mitnehmen? Warum nicht, jetzt ist es auch egal. Der riecht zwar nach Keller und muffelt meinen Bus voll, aber ich bin ja kein Unmensch.

Diesmal fahre ich erst nach Freiburg, dann über die Auvergne weiter zum Atlantik. Eine schöne Strecke, aber bei 40 Grad und ohne Klimaanlage auch eine echte Herausforderung. Aber was soll’s. Für vier Wochen Cap nehme ich das gerne in Kauf.

Als ich von der Auvergne weiterfahre, fahren wir im Konvoi. Drei Autos. Fünf Leute. In Wirklichkeit bin ich der Rattenfänger von Hameln. Den Rücksitz vom Peugeot bin ich aber los.

Dann sind wir da. Juhu. Der Platz wird sofort in Beschlag genommen. Ich kurbel die Markise raus, packe den ganzen Krempel aus meinem Wagen und freue mich, mal wieder über diesen großen geräumigen Bus. Herrlich, das tolle bequeme Bett, den Kühlschrank, meine Gitarre .... ich mache es mir gemütlich und jede meiner Handlungen wird mit neidischen Blicken meiner Mitreisenden begutachtet. Kann ich was dafür, dass die anderen keinen Bus haben, sondern im Zelt schlafen müssen? Dafür habe ich auch jedes Jahr mindesten 1000,00 € Unkosten, verteidige ich meine Luxusbehausung. Warum habe ich jetzt eigentlich ein schlechtes Gewissen, als ich sehe wie die anderen die Zelte aufbauen und ihren ganzen Krempel herumorganisieren?

Ob ich nicht einiges im Bus aufbewahren kann? Da kommen doch sonst die Tiere dran? Tiere? Welche Tiere denn? Hier gibt es doch nur ein paar Grillen und Hunde. Okay, vorne dann vor dem Beifahrersitz, den ich ja sowieso umdrehe, da passt noch was hin. Ab jetzt riecht mein Bus nach Speisekammer, aber das ist okay, ich bin ja die meiste Zeit draußen. Heimlich schmeiße ich den Knoblauch und den alten Käse wieder raus. Soll der doch von den Tieren angeknabbert werden. Den isst doch sowieso niemand freiwillig.

 

Warum ich bisher noch nichts vom surfen geschrieben habe? Also das geriet etwas zur Nebensache, eigentlich war es, was das betrifft, wie immer. Und ich frage mich dann auch jedes Jahr, wieso ich wegen des Surfens eigentlich nach Cap fahre: Fahre ich wirklich wegen des Surfens nach Cap? Es gibt wirklich so viele viele bessere Orte zum Surfen. Also bin ich vielleicht doch wegen etwas anderem hier in Cap?

 

Da die wenigsten meiner Mitreisenden surfen, hatte ich das Wasser für mich alleine und ein wenig Ruhe, mit ca, 25 – 40 anderen Surfern, wenn man nicht gerade Frühaufsteher ist. Ich hasse es früh aufzustehen. Und ich werde wegen des Surfens damit auch nicht anfangen!

Ach da gibt es doch noch etwas zu berichten.

Ich liebe es ja mit einem Longboard zu surfen, wenn es nur nicht so schwer wäre. Die Plackerei geht auf die Arme und immer wieder schaute ich in Cap neidisch zu Fred hinüber, dem 1,95 m Mann mit einer Spannweite von mindestens 4 Metern, der sein Longboard trug, als wäre es ein 6,2er. Vielleicht sollte ich doch shortboarden.

Irgendwann stand dann so ein tolles wunderbares Board am Baum von Fred und Etti „Zu verkaufen“. Das Board? Kaum gefahren. Damit bekommst du jeden Take off ......

erklärt mir Fred. Ich glaube ihn aufs Wort. Obwohl er wahrscheinlich auch auf einem 5,2 er noch jede Welle bekommt, er weiß gar nicht wie das ist, Take offs zu verkacken. Er ist einfach ein richtig guter Surfer.

Ich drehe eine Runde über den Campingplatz. Noch eine Runde. Hier Smalltalk, da Smalltalk und komisch immer wieder komme ich an diesem Baum mit dem Board vorbei.

Okay, ich kaufe es, was solls. Ich verkaufe einfach mein gelbes Longboard. Mirko ist da schon die ganze Zeit hinterher und mir ist es eigentlich sowieso zu schwer.

Freude strahlend tauche ich auf unserem Platz auf und werde entgeistert empfangen. „Das ist ja noch größer als das Andere!,“ rufen sie. Das kann nicht sein, oder doch? Nein, das ist nur weiß. Weiß trägt halt ein bisschen auf. „Also das ist das perfekte Longboard, da kriege ich jede Welle, bevor sie jemand anderes bekommt, schwärme ich, und außerdem ist es leichter.“ „Wie leichter? 100 Gramm?“ kommt die berechtigte Erwiderung meiner Mitwohngenossen.

Also nun habe ich ein bombastisches aber leider auch schweres Longboard. Es ist wirklich toll im Wasser und ich hatte ne Menge Spaß, wo andere keinen Spaß hatten. Ab dem Moment musste ich auch ohne Udo surfen gehen. Der war wirklich sauer, dass er keine Welle bekam und mir beim surfen zuschauen musste.

Immer dieser Neid. Man wird auf die Dauer ganz schön einsam, wenn man in allem das bessere Händchen hat als die anderen.

 

Nach der ersten Woche reisen die Ersten ab. Ich hätte kontrollieren sollen, was sie wieder mitnehmen oder eher gesagt nicht mitnehmen. Weil es vergessen oder mit Absicht vergessen wurde. Dann wäre am Ende nicht das große AHA – Erlebnis gekommen und ich hätte nicht so viele Campingartikel verschenken müssen.

Meine Campingnachbarn bekommen Stilaugen, als die ersten Mitreisende bei mir abfahren und Neue bei mir auftauchen. Ich versichere ihnen, dass sie sich nur meinen Namen merken müssen, die Anderen kommen und gehen. Außerdem versuche ich ihnen einzureden, dass ich das immer so mache: mehrere Plätze anmieten, um sie dann meistbietend weiter zu vermieten. Ist doch eigentlich eine gute Geschäftsidee?

 

In den vier Wochen übernehme ich dann den Transportservice für meine Mitreisenden. Die nächste Einkaufsmöglichkeit, der Arzt, Decathlon ... die ganzen Sehenswürdigkeiten in der Region müssen ja besichtigt werden. Kein Problem, ich habe ja unendlich viel Zeit, vier Wochen!

Die Großeinkäufe im Leclerc entwickeln sich für mich dann allerdings zu einer Geduldsprobe. Sojamilch für Veganer, Joghurtdrinks, Biomüsli, Traubensaft, Orangensaft, Gemüsesaft ... Naja zwischendurch musste ich dann doch mal daran erinnern, dass der Kühlschrank begrenzte Kapazität hat und es hierfür eine interne Prioritätenliste gibt: Fisch, Käse, Butter, Kuh-Milch, Ricard, Chardonnay, Bier und dann mal gucken wie viel Platz noch ist. Laute Proteste. Die Gruppe will diskutieren. Ich nicht! Ist doch mein Bus oder nicht?

 

Nach vier Wochen fahre ich die letzten Mitreisenden zum Bahnhof nach Bordeaux. An dem Tag geht die Tour de France durch die Stadt. Zwischendurch war ich wirklich soweit, sie einfach irgendwo auszusetzen. Sollen sie doch zusehen wie sie dahin kommen. Ist das mein Problem? Irgendwie schon. Scheiß Tour de France.

 

Vorgersten habe ich meinen Geburtstag gefeiert. Meine Ex Reisenden waren auch da. Ich habe auch etwas geschenkt bekommen. Ganz so schlimm kann es mit mir nicht gewesen sein, hoffe ich. Naja, habe ja auch fast nie Nein gesagt.

Als Gewitter war, durfte Ina sogar bei mir im Bus schlafen.

 

So long.

Auf die nächsten Urlaube.

Vielleicht sollte ich doch noch mal pilgern. Irgendwie habe ich da noch etwas nicht richtig verstanden oder?

 

Falls das einer von meinen Mitreisenden liest, bitte nehmt das hier nicht ernst! :-) Es war wunderbar mit euch. Naja außer vielleicht, dass Isa meine Teekanne auf dem Gasherd vergessen hat und Alex meine Campingstuhl ruiniert hat.

 

Franzl

 

 

     

Bild von Don Diggi

also...

Don Diggi on Mo, 08/16/2010 - 14:49

meine Bewunderung hast du, das Karma-Konto sollte auf jeden Fall voll sein.

Ich wäre glaube ich schon vor der Abfahrt durchgedreht, hätte spätestens beim ersten Tankstop den Krempel der Mitreisenden über Bord geworfen und mir einen einsamen Strand in Galizien gesucht.

Aber so ist das mit einer Gruppe...

P.S. Wo ist dein Malibu?

Bild von Franzl

Danke Donni, hatte ich fast

Franzl on Mo, 08/16/2010 - 15:15
Danke Donni, hatte ich fast vermutet, dass du das so siehst :-) Das Mini Malibu war auch mit dabei und auch im Einsatz :-) Bin immer noch sehr zufrieden mit dem Fatum. Grüßle