Kommen wir zum D.

D wie Deutsche Bahn, Dauerwarter, Drängler, Deutsche Autobahnen, Dauerparker, Dauerregen und Dauerstress.

Aber auch D wie DLRG, Deutsche Welle, Das beste im Norden, Deich, Düne, und noch besser als das Beste im Norden: die Dünung!

Mit einfach mal über den Deichrand schauen und sehen, ob es sich lohnt das Board aus dem Keller zu holen, damit ist es meistens nicht getan, wenn man in deutschen, dänischen oder holländischen Gewässern surfen möchte. Akribisch werden im Internet Seewetterkarten beäugt und Tiefdruckgebiete beobachtet. Schade, dass es beim DWD noch keine Beobachtungsfunktion gibt wie bei ebay, die einem immer signalisiert, wenn bestimmte Faktoren sich als günstig erweisen. Obwohl es gibt ja in Frankreich und anderswo immerhin die Möglichkeit, sich per SMS die Daten regelmäßig mitteilen zu lassen.

 

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort, nicht immer so einfach. dieser Spot braucht schon fetten stätigen Wind aus NO

 

Denn hinter diesen ganzen Prognosen stehen ja zwei grundlegende Fragen: lohnt es sich, dafür Urlaub zu nehmen und das Wochenende meistenteils im Auto zu verbringen? Verballere ich dafür Sprit?

 

Aber was sind das nun für günstige Faktoren? Wie entwickle ich meine Prognose?

Eine gute Frage und eine Wissenschaft für sich. Ein bisschen etwas über Wellen, Strömungen und Wind zu wissen, erleichtert auf jeden Fall die Entscheidung und man hat nicht so das Gefühl, nur durch Zufall mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein.

In der Bretagne, bekannt für extreme Gezeiten und viele kleine Buchten, konnte ich damit Zeit und Geld sparen. Das erhöht den Spaßfaktor im Wasser. 

 

Extremer Wind und dementsprechende Windwellen in der Bretagne,

für die Linse meines Fotoapparates auch kein Spaß

 

Mich fasziniert es immer wieder, wie schnell sich die Wellenbedingungen im Laufe eines Tages verändern können. Morgens denkt man noch, „toll heute Abend geh ich noch mal rein, ist ja super“ und am Abend läuft dann nichts mehr. Daher ist die Devise eigentlich immer ganz schlau, wenn die Bedingungen gerade gut sind, auch gleich surfen zu gehen. Manchmal hockt man aber auch am Strand und denkt die ganze Zeit, hmmm, wird es jetzt noch besser? Warte ich noch. Und so wartet man, wartet, wartet. In diesen Situationen kann ich immer schlecht abschalten. Ein Buch lesen? Schwierig, meistens weiß ich hinterher nicht was ich gelesen habe. Ich schaue viel zu oft, was die anderen Surfer im Wasser machen und ob es besser geworden ist.  Manche nutzen diese Zeit auch, um andere Spots abzufahren. Das nervt aber auch auf die Dauer. Es entsteht das Gefühl, die beste Phase immer gerade verpasst zu haben.

 Surfcheck

 

Manche Surfer, die gerade aus dem Wasser kommen, drücken dann auch noch in die Wunde, in dem sie behaupten, bis eben sei es noch super perfekt gewesen und die Wellen mindestens kopfhoch. 

Vielleicht gibt es aber auch eine Spezies unter den Surfern, da ist die Suche nach der perfekten Welle der eigentliche Sport. Warum nicht? Sind wir nicht alle Suchende? Auf jeden Fall hat es etwas sehr meditatives so auf den Spot zu schauen, die Wellenbewegungen zu betrachten und die Strömungskanäle auszumachen.

 

Was für viele Surfer so selbstverständlich ist, ist für viele andere gar nicht verständlich. Eine gute Freundin schnappte sich mein Bodyboard. Sie wollte doch auch mal surfen und es sah so einfach aus. So paddelten wir gemeinsam raus. Schon nach kurzer Zeit stellte sich bei ihr große Frustration ein. Nicht einmal die Schaumwalzen wollten sie wirklich mitnehmen. Sie dümpelte einfach immer wie ein Stück Treibholz über die Welle hinweg. Bei dieser Angelegenheit trieb sie nebenbei auch noch immer weiter raus. Ohne Flossen nicht ganz ungefährlich. Ich machte sie darauf aufmerksam. Erst nach mehreren Versuchen, mit einer Welle zurück zum Strand zu kommen, hatte sie endlich Glück. Die Welle brach direkt hinter ihr und schob sie bis nach vorne auf den Sand. Es war ein Aha Erlebnis für sie, „deswegen paddelt ihr immer wie die Blöden“.

 

Aber was ist das eigentlich? Die Welle bewegt sich doch, warum nimmt sie einen nicht mit? Weil es in erster Linie gar nicht die Bewegung des Wassers ist. Wenn das Bodyboard nun dort im Wasser dümpelt, bewegt es sich so wie sich das Wasser bewegt, eher wenig und mit der Strömung.

Aber die Welle bewegt sich doch zum Strand?

Wellen bei La Santa

 

Ja, die Welle ja, aber das Wasser bewegt sich in eine andere Richtung.

Es sind weitaus komplexere Kräfte die hier im Zusammenwirken die Wellenbewegung verursachen und um diese Kräfte als Surfer zu nutzen muss man sich dieser Bewegung anpassen. Die Geschwindigkeit der Welle aufnehmen.

Wellen sind eine Art Schwingungsbewegung, die z.B. durch Wind, aus dem Gleichgewicht geratenen Wassers entstanden ist.

Mehr hierzu finden Interessierte in dem Buch „Physik im Strandkorb“ von James Trefil.

 

ganz schön fett, und leider unsurfbar

 

Zurück zur Dünung. Schauen wir nun auf die Karten, interessieren wir uns insbesondere für viel Wind. Perfekter Wind für eine Dünung sind Stürme, die sich weit draußen entwickelt haben und über viele Stunden sogenannte Störungen auf dem Wasser erzeugt haben. Das Wasser kommt aus dem Gleichgewicht und beginnt zu schwingen. Je oller desto doller..., sozusagen.

Das kann man prima ausprobieren, wenn man ein Seil an einem Ende am Baum festbindet, das Seil ein wenig spannt und dann in Schwingung bringt.

 

Aber wie kommt es zu diesen Setpausen? Es scheint so, als würden die Wellen sich systematisieren. Sich zuordnen und grooven. So eine Art Rhythmus entwickeln.

Jeder Sturm erzeugt  seinen ganz eigenen Wellensound.

Dabei sind da draußen im Ozean viele Kräfte aktiv. Die Geschwindigkeit und Dauer des Windes, die Bewegung der Wellen, miteinander, gegeneinander .... Es ist wie bei einem Stein den man ins Wasser wirft. Die Wellen entwickeln sich, um dann in der äußeren Peripherie nachzulassen. Es scheint sich immer wieder vom Chaos zu einem System hin zu ordnen.

Jetzt fehlt nur noch die Sandbank oder das Riff und dann kann’s losgehen.

auch eine Möglichkeit, wenn es auf der Insel auf der einen Seite zu dick ist, mal auf die andere Seite schauen, was dort noch ankommt, reicht alle Mal

 

Perfekt ist es, wenn die Abstände zwischen den Wellen größer geworden sind, die Wellen sich also richtig entwickeln können und dann sauber brechen.

 

Ja, so viel zur Dünung von einer Physik - Dilettantin. Aber das Surfen ist auf jedenfall ein prima Anschauungsunterricht. Man denke nur an die Kräfte, die auf einen einwirken, wenn man mal so einen richtigen Wipe-out durchmacht und wie in der Waschmaschinentrommel rotiert.

 

Chia an einem guten Tag, auch im Mittelmeer kann es mal so richtig Schwellung geben

Bild von boerni

Ja...

boerni on So, 11/23/2008 - 22:06

Ja wir sind alle Suchende und waveforecast Junkies, Franzl!!!!

Bild von Franzl

yeahhh!!!

Franzl on Di, 11/25/2008 - 10:12
Wenn ich jetzt aus dem Fenster schaue werde ich wehmütig, ein langer kalter Winter liegt vor uns .... überall Schnee auf den Dächern .... Kann man auch eine Reise gewinnen wenn man viele Blogs schreibt? Grüße aus Hangover, der Stadt ohne Wellen ....