Anfang Juni, es ist kurz vor 19 Uhr. Noch eine Stunde Fahrt. Der Regen prasselt an die Scheiben. Da es lange hell ist, hoffe ich noch rechtzeitig anzukommen um noch 1-2 Stunden Licht für eine kurze Abend-Session zu haben. Ankunft um kurz vor 8, das Meer zeigt sich grau in grau, ein leichter Onshore weht und die Wellen rollen etwas durcheinander an den Strand. Schnell schäle ich mich in den 5er Neo und paddle für eine kurze Session raus. Nichts dolles, aber immerhin nass geworden.
 
So ähnlich fängt wohl die ein- oder andere Dänemark oder Ostsee-Surfgeschichte an, ich befinde mich allerdings ca 1500 km südlicher, in Frankreich am Atlantik…
 
Im Land des Sonnenkönigs
 
Ich beziehe unser für die nächsten 2 Wochen gemietete Mobil-Home. Es regnet die ganze Nacht. Am nächsten Morgen ist es immerhin windstill aber weiter grau und regnerisch. Immerhin sind die Wellen gut. Eine nette 2-Stunden Session ist drin bevor der Wind dreht.
 
Ich muss eh wieder los, die Familie vom Flughafen Bordeaux abholen. Da die Vorhersage zunächst eh nur  Regen, Regen, Regen und Onshore im Programm hat, bleiben wir auch erstmal 3 Nächte in Bordeaux. Wie oft bin ich hier schon vorbeigefahren ohne die Stadt auch nur eines Blickes zu würdigen...muss sagen es lohnt sich mal näher mit dem Thema Bordeaux zu befassen...
 
Ein, zwei oder drei Gläschen Bordeaux, und die Welt sieht schon wieder schön aus
 
Am Freitag geht es wieder an die Küste. Endlich Strandwetter, dazu offshore und eine knackige Linke, die am feuern ist. Leider bin ich völlig out of sync mit den Wellen und erwische kaum eine gute, während mir der Rest des Lineups um die Ohren surft…
 
Ahhhhh....
 
Die nächsten Tage stimmt immer irgendwas nicht. Tide zu hoch, Tide zu niedrig, Wind bereits am frühen Morgen onshore…Häufig läuft das ganze folgendermaßen ab. Ich werfe einen Blick über die Düne, es sieht ganz Ok aus, die Fahnen zeigen Richtung Meer, ich ziehe mich schnell um renne mit Board über die Düne nur um dann festzustellen dass der Wind genau in diesem Moment dreht... Ich stelle mir vor wie ein kleines kicherndes Männchen in den Wolken sitzt und in dem Moment den Schalter für den Wind umlegt in dem ich über die Düne marschiere…
 
Von unseren letzten Aufenthalten - jeweils im September - waren wir da deutlich anderes gewohnt sowohl was das Strandwetter angeht als auch die Surfbedingungen. 
 
Flucht vor der Realität
 
Unsere Verzweiflung wächst langsam, zum Ende bleibt uns nur eins: Wir flüchten uns in die virtuelle Realität. Dort treffen wir auf da Frankreich das wir kennen. Die Sonne brennt, der Wind bläst Offshore und die Wellen brechen sauber und hohl über die Sandbänke…
 
Oooooohhhh....
 
Epilog
  • Auch wenn Wellen und Wetter nicht so richtig mitgespielt haben, hatten wir trotzdem wieder eine gute Zeit in Frankreich und auch mal mehr gesehen als Strand und Wellen.
  • Paris, Paris, Paris. Warum hört man so wenig über Bordeaux ? Die Stadt hat echten Charme. Lohnt sich mal vorbeizuschauen.
  • Die letzte Session war dann doch nicht ganz virtuell :-). Die Vorhersage für den Rückflug-Tag der Familie war top. Ich konnte die Familie in einem Hotel nahe am Flughafen absetzen und mich dann nochmal ans Meer zu verholen um mir dann am nächsten noch 2 extrem gute Sessions abzugreifen die ich irgendwo in der Top5 meiner Frankreich-Sessions insgesamt ansiedeln würde. Also doch nicht ganz leer ausgegangen.
  • Wenn das Wetter mal nicht toll ist lohnt sich ein Ausflug nach Biarritz mit Kombiticket für das Aquarium und “Cité de L’Ocean”. Ersteres ist ein tolles Aquarium mit Haitunnel und Wasserschildkröten, letzteres bietet allerhand virtuelles, u.a. auch 2 Surf-Simulatoren, wenn ihr immer schon mal eine Teahupoo-Barrel surfen wolltet, seid ihr hier richtig.
  • Ausflugstipp mit Kindern: Dune du Pilat, die riesige Sanddüne zu erklimmen um sich dann wieder runterzukugeln, ein riesen Spass für Alt und Jung.

Bild von tripmaster

Ohhh, virtuelle Realität...

tripmaster on Di, 07/03/2018 - 18:36

... als letzte Rettung?
Klingt nicht gut. Schon gar nicht, wenn man eh kaum mehr auf´s Wasser kommt.
Drücke die Daumen, dass der nächste Tripp erfolgreicher ist!