Teil 1 – Marokko für Anfänger

Im Frühjahr hatte ich eine Einladung des Dfrost Camps in Taghazout bekommen. Ich sollte ein paar Freunde mitnehmen und im November mal das Camp und die berühmten Pointbreaks in der Gegend checken. Ich ließ mich da natürlich nicht zweimal fragen und sagte zu. Timo und Jens erklärten sich bereit mich zu begleiten und zusammen freuten wir uns auf etwas Wärme und natürlich pumpende rechtsbrechende Wellen. Außerdem dachten wir, dass es Ende November dort auch nicht allzu voll sein sollte.

Freitag Nachmittag stieg ich dann zu Jens in den Van und wir machten uns auf den Weg zu des Don´s neuer Residenz im lieblich Darmstadt. Damit wir auch ja motiviert den Flug ins Warme angehen würden goss es die ganze Strecke wie aus Eimern. Kurz vor Mitternacht rollten wir dann bei Timo in den Hof und hatten gerade noch Zeit für ein schnelles Bier, bevor es für eine viel zu kurze Nacht ans Schnarchen ging.

Samstag:

Der Wecker schrillte um 4, überflüssige Tätigkeiten wie Duschen und Zähneputzen wurden gecanzelt und 15 Minuten später waren wir on the road zum internationalen Luftdrehkreuz Frankfurt – Hahn. Den Flughafen erreichten wir nach einer sehr kurzen Nacht gegen 4:30. Zeit genug, um noch mal das Gewicht der einzelnen Gepäckstücke zu optimieren, damit auch ja kein Rucksack mehr als 10,00000 kg hat. Ryanair nimmt es damit ganz genau. Der Start war dann dank des Sturmtiefs über der Nordsee etwas wackelig, aber sobald wir die Reiseflughöhe erreicht hatten konnten wir etwas Schlaf nach holen. Bei der Landung in Agadir klatschten dann tatsächlich ein paar Fluggäste.

Der Gang über das Rollfeld machte uns klar, dass hier noch Sommer ist. Zum Glück dauerte das Durchqueren des Zolls nicht übermäßig lang und auch den Mietwagen hatte ich relativ schnell organisiert. Als ich dann mit dem 206er zum Terminal rollen wollte um die Jungs einzuladen war der Weg dahin versperrt. Ich fuhr dann ein bisschen im Kreis und rollte dadurch ein zweites Mal auf die königlichen Polizisten zu, die mich beim ersten Mal noch durch gewunken hatten. Diesmal musste ich anhalten und die beiden freundlichen Herren forderten mich auf, Ihnen die Fahrzeugpapiere und den Führerschein zu geben. Als sie die Papiere hatten erzählten sie mir, dass ich ein Stoppschild nicht beachtet hätte und deshalb jetzt 700 Dirham (knapp 80 Euro) Strafe zahlen müsste. Ich wusste zwar von keinem Stoppschild, dass ich nicht beachtet hätte – später fand ich heraus, dass da tatsächlich eins war, 8-eckig mit 2 Ruderern im Kanu drauf, aber nicht rot wie sonst überall und damit sehr leicht zu übersehen – kam aber natürlich nicht darum zahlen zu müssen. Die Jungs hatten wohl an meinem zweimaligen Kreiseln glasklar erkannt, dass ich mich hier nicht sonderlich gut auskenne und sofort zugeschlagen. Willkommen in Marokko.

Inzwischen war auch der Shutle Service vom Camp angekommen und so hatten wir wenigstens jemanden, der uns ohne große Umwege um Agadir herum an die Küstenstraße lotsen konnte. Raschid, der Fahrer war ein echter Marokkaner und daher in der Lage gleichzeitig zu telefonieren, Geschichten über seine letzte Surf Session sowie weibliche europäische Surferinnen zu erzählen und dabei exakt einen halben Meter Abstand zum voraus fahrenden Fahrzeug zu halten. Dieser Abstand war dann etwas kurz, als auf der vierspurigen Straße ein heldenmütiger Lastwagenfahrer auf der rechten Spur urplötzlich beschloss, die Fahrtrichtung wechseln zu müssen. Er zog dabei ohne Vorwarnung einfach links rüber und hoppelte über den Mittelstreifen ohne anzuhalten auf die Gegenfahrbahn. Das überraschte dann sogar die einheimischen Autofahrer, die alle vorschriftsmäßig den Mindestabstand von 50 cm eingehalten hatten, und die Kolonne kam sehr abrupt zum Stehen. Für Raschid war das etwas zu abrupt und er schob den Vordermann ein Stück weiter. Nicht dass das seinem Fahrzeug etwas ausgemacht hätte – der SUV ist sehr robust – aber wir hatten Sorge, dass der Kleinwagen vorne etwas abbekommen hätte. Nach einem kurzen Check am Straßenrand stellte sich dann aber heraus, dass der Wagen nicht mehr an Schäden erlitten hatte, als ein richtiges Auto hier sowieso haben muss und wir konnten dann doch recht schnell weiter fahren.

Wir erreichten dann sicher das Camp in Taghazout und waren hoch erfreut, dass es sich als eines der besten Adressen vor Ort heraus stellte. Jordy und sein Partner hatten sich hier echt Mühe gegeben, fast jedes Zimmer hat einen eigenen Balkon, dazu ein großer Aufenthaltsraum und davor noch eine große Terrasse, mit gut beschirmten bequemen Sitzmöbeln, perfekt zum chillen. Wir hatten dann allerdings nur kurzen Chillbedarf und so ließen wir uns bald von Rachid zu einem Spotcheck einladen. Rachid machte dabei die Scharte von vorhin wieder wett, indem er uns bewies, dass er bei der vorher beschriebenen Fahrweise nebenbei auch noch die Spots entlang der Straße checken konnte. In Tamri schlüpften wir dann in die Neos und paddelten bei bis zu kopfhohen Wellen raus. Leider waren die wegen der hohen Tide nicht wirklich perfekt und die Strömung erleichterte die Wellenauswahl auch nicht gerade. Egal, nass geworden sind wir und die ein oder andere Welle wurde auch gesurft.

Zurück im Camp zogen wir noch schnell für ein Dinner in den Ort und gingen dann früh ins Bett.

Sonntag:

Nach einem üppigen Frühstück auf der Terrasse machten wir uns auf den Weg zum Boiler. Der Swell sollte heute schon etwas größer sein und tatsächlich liefen dort bei dem typischen steifen offshore sehr ordentliche Wellen rein. Leider waren hier auch bereits 40 unserer besten Freunde draußen, was und davon überzeugte, weiter zu suchen. Als wir wieder abfuhren versperrten zwei Halbstarke aus der Gegend mit einem dünnen Strick die Durchfahrt und erklärten uns, dass wir hier jetzt Parkgebühren zahlen müssten. Der Deal läuft hier so, dass die Jungs versuchen abzukassieren und wenn man sich weigert die Chance hoch ist, dass beim nächsten Mal was am Auto passiert. 5 Dirham sollte der Spotcheck kosten, 10 Dirham wenn man auf dem Wasser war und das Auto einsam und verlassen unter der fürsorglichen Aufsicht der Parkwächter in dieser absolut einsamen Gegend gestanden hätte. Ich hatte da grad gar keinen Bock drauf, insbesondere weil wir ja die 15 Minuten neben dem Auto gestanden waren und es gelang mir den Herrschaften recht überzeugend zu erklären, dass bei uns heute nix zu holen ist.

Wir fuhren dann weiter nach Tamri, dort war es verblasen und wir beschlossen Immessouane einen Besuch abzustatten. Nach einem recht anstrengenden Stück Fahrt bei für uns noch ungewohnt hohen Temperaturen erreichten wir den Parkplatz oberhalb der Bucht, Von hier sah das da unten auch ganz nett aus. Allerdings konnten wir bereits von hier oben auch ein paar SUP-ler erkennen und rollten dann relativ skeptisch das letzte Stück zum Ort runter. Die Left neben dem Point lief dann zwar ganz passabel, war aber völlig überfüllt. Der Point selber war winzig und wurde von einer Horde von Longboardern zum entspannten Rumrutschen genutzt. Wir fuhren dann doch zurück und gingen letztlich am Killers raus, dem Spot, der schon auf der Hinfahrt ganz gut aussah.

Während Timo und Jens sich auf den weiten Paddelweg zum Point machten, blieb ich an der Inside um meine limitierte Paddelkondition zu schonen für das, was die nächsten Tage kommen sollte. Als ich nach etwas Geplanschte dann wieder oben an der Straße stand und gerade meinen Neo ausziehen wollte, hörte ich ein Rumpeln und sah, wie ein Wagen von der Teerstraße aus den Hang runter fuhr. Ich dachte erst, dass das aber eine ziemlich steile Piste wäre, bis ich realisierte, dass der das nicht mit Absicht machte. Der Wagen rutschte dann – zum Glück ohne sich zu überschlagen – gute 30 Meter den Schotterhang runter, bis ihn ein Baum aufhielt. Das Ganze sah ziemlich übel aus und entsprechend schnell eilten weitere Autofahrer zu Hilfe. Wie sich nachher aber rausstellte war dem Fahrer zum Glück nicht viel passiert und zwei Tage später war auch der Wagen weg. Bin mir sicher, dass die Karre bereits wieder fährt.

Abends gab´s dann ein fettes Barbecue im Camp.

Montag:

Heute sollten die ersten Vorboten eines kräftigen Swells eintreffen. Knapp 3 Meter mit 12 bis 13 Sekunden sollten ab Nachmittag rein laufen und bis Mittwoch so bleiben.

Morgens fuhren wir erst mal zum Devils Rock und hatten eine nette Beachbreak Session in schulterhohen Wellen. Leider recht voll und mit einigen Longboardern, aber trotzdem spaßig.

High Tide saßen wir im Camp aus und machten uns dann am Nachmittag auf die Spotchecker Runde. Leider ließ der erhoffte Swell noch auf sich warten und so gingen wir dann doch wieder am Devils Rock raus. Die Sunset Session war dann auch sehr schön und die ein oder andere nette Welle wurde geritten.

Abends stärkten wir uns in der lokalen Restaurant Szene und bereiteten uns ansonsten mental auf den morgen sicher kommenden massiven Point Break Surf vor.

Mehr Bilder gibt´s hier.

Teil 2 der Geschichte folgt.

Hier geht´s zu den weiteren Berichten und Bildern.

Bild von coldwaves

och...

coldwaves on Fr, 11/26/2010 - 09:55

...so schlecht sieht das doch garnicht aus, für den normalen Nordsurfer reichen die Wellen doch voll und ganz und bei Rushhour in Timme sind auch 50 Mann im Wasser.