Lanzarote
Eine Episode vom verpeilten Surfchaoten vorweg: Zehn Minuten bevor die Flut wieder einsetzt - wenn die left in Jameos am Besten läuft - und eineinhalb Stunden vor Rückgabetermin des Mietwagens schlappt ein Schlacks aus North-Devon mit dem fish unterm Arm über die Lavafelsen zum Wasser, nachdem er den ganzen Morgen bräsig im Schatten gedöst hat. Als ich eine Stunde später mal kurz zum Trinken aus dem Wasser geh, grinst mich der Schlacks im Neo - halb aus - an und meint: „lost my key.“ Er hat keine Ahnung mehr unter welchem Lavabrocken er den Schlüssel versteckt hat. Eine Viertelstunde später - no worries - da isser ja. „get bit nervous, my flight’s goin soon, don’t know exactly…“ steigt im Neo - halb aus - hinters Steuer und tuckelt mit entspanntem Grinsen die 25 km zum Flughafen.
Wer drüber nachdenkt Lanzarote in seinen tripkalender aufzunehmen, für den habe ich zum Schluss einige Empfehlungen zu den (wohlbekannten) spots notiert, ganz aus meiner Sicht. Nach rund zwei Monaten, die ich in den letzten Jahren jeweils für ein, zwei Wochen auf Lanza war, zwischen Dezember und März, dürften meine Hinweise mehr als Zufallserfahrungen wiedergeben, auch wenn die Langzeiterfahrung noch fehlt. Auch diese Woche kommen Erfahrungen dazu.. So einen Sturm hatte ich noch nicht. Jameos hat masthohe Wellen und eine handvoll Windsurfer tobt sich aus.
Ich halt mich an Timos Weisheit „wo es groß ist, ist es irgendwo auch klein“ und mach mich auf die Suche. Irgendwo weiter im Süden müssen doch Schätze zu heben sein? Costa Teguise überspringe ich, das ist Windsurferrevier. Am Playa del Cable laufen kniehohe Wellen sortiert an einer Felsplatte in die Bucht, ich entscheide mich aber bei dem Sturm schweren Herzens auf Abwarten. Die Windsee wird ja ganz offensichtlich keine 1.500 km über den Atlantik angerollt sein und dürfte entsprechend drucklos sein. Die nächsten Tage entschädigen. Ich surfe Jameos, Orzola und Famara, bis mir die Arme am Boden hängen bei 4-5 ft. und 13 sec. Wellenperiode (nach Ansage headquarter Onkel Tom per SMS), nicht ganz sauber, viel Windsee noch dabei, choppy aber dafür meist mit offshore. Wie immer alles entspannt im line up.
Eine session in Orzola bleibt mir im Gedächtnis, nicht allein wegen der bizarren Landschaft, sondern auch wegen der beiden lachenden Dudes, die wie ich auch nur selten eine Welle kriegen. Überflüssig, dass mich das irgendwie beruhigt, aber oft fehlt mir der Vergleich, wenn ich alleine am Start bin und dann frag ich mich „was ist los? Wieso krieg ich keine Welle?“ Einer der beiden alten Wassermänner feuerte mich so freundlich an „mi tambien! again and again and again!“ und der Fahrstil des anderen alten Hasen war ebenso unkonventionell wie sein Haartracht mit Rauschebart. Also keine Scheu als Gast des Meeres, dacat! Du bist am start, das ist deine Zeit! Du hast Brüder hier, die lachen mit Dir und ich fühl mich hier richtig wohl mit den beiden, fast noch wohler als die Stunden zuvor, als ich allein beim Morgengrauen ins Wasser ging. Auch Katzen brauchen eben manchmal Artgenossen…
Hier nun meine kleinen Hinweise zu den spots auf Lanza. Die spots sind im stormrider hinreichend beschrieben, mein Senf zu den spots könnte helfen die Einschätzung zu erleichtern auf die ewig bohrende Frage, die sich meist bei Kurztrips stellt: „wo ists jetzt wohl grad am Besten?“, meist gefolgt durch Meilen schrubben „lass uns mal kurz rüberfahrn.“ Sprit ist zwar billig und jeder Punkt der Insel ist innerhalb von 45 Minuten erreichbar, aber das leppert sich eben und die Tage sind kurz im Winter.
Wenn Jameos on ist, dann lass ich alles andre stehn. Die left schält sich wunderbar übers Riff und lange rides in die Bucht sind dann möglich. Entspannter take off.
Jameos del Agua, pointbreak
Klasse ist auch das Riff outside, kurze right, lange left. Den take off Punkt erkennst Du gut am Quirl überm Riff, Achtung bei low tide, das Riff guckt dann schon mal raus, wenn sich die Welle hochsaugt. Auf boomersets aufpassen, kommen selten, hab ich aber auch schon erlebt: wenn vom Ufer wild gehupt wird, dann heisst es paddeln was die Arme hergeben. Jameos del Agua, Riff outsideAn besonderen Tagen sollen sich die beiden Wellen verbinden. Ritte von der outside bis tief in die Bucht sind dann möglich, hab ich allerdings noch nicht gesehen. Jameos läuft, wenn La Santa groß ist, oder/ und verblasen. Jameos hab ich noch nie mit mehr als fünf Surfern geteilt, oft war ich alleine, vor allem early bird. Geht für longboarder und shortboarder gleichermaßen, für longboarder eben auch wenns klein ist.
Ein großartiger spot! Im Schlafsack pennen am spot machen hin und wieder welche, ist aber verboten, na ja, wie in Däne halt auch, schert sich irgendwie keiner drum, hab ich den Eindruck. Im Winter ist ab 18:30 Uhr zappenduster und ich schätz mal die Guardia ist wohl ausgelastet damit Falschparker einzubuchten (no joke!) sind wohl weniger motiviert sich nachts den üblen Lavaweg runterzuquälen. Muss herrlich sein unter dem südlichen Sternenhimmel!
Wenn Jameos nicht mehr läuft, weiter nach Orzola zur Bucht unter den hohen steilen Felswänden. Bei Wellenanlauf N-NO und wenig Wind geht da was. Grandiose Kulisse. Welle hatte ich bisher stets ein bißchen choppy, gut ist die right mit take off ganz nah bei den Felsen, fürs longboard etwas steil, schräg weg halt, gelingt mir aber noch nicht ganz auf den Punkt und dann gibt’s Waschgang. Egal, immer weitermachen. Ist ein wahnsinnig schöner Ort, auch wenn ich da bisher kaum Wellen gestanden bin. Sitzt Du zu weit auf der Schulter, entschädigt der Blick auf die brechende Welle mit bizarren Lavafelsen im Hintergrund.
Ich find die Welle schwierig. Alternativ die anderen peaks im Auge behalten, so wie der dude auf dem Foto.
Orzola, dude cruisin´
Arrieta Playa de la Garita ist scheisse. Entweder Planschbecken, oder closed out mit Monstershorebreak.
Mujeres, rider unknown
Mujeres kann klasse sein, aber eher für shortboarder. Läuft nur bei ordentlich Alarm, selten.
Ist im Nordosten alles zu klein, ab auf die Westseite, vielleicht geht da noch was. Die umgekehrte Frage stellt sich mir nicht mehr, ich habs noch nie erlebt, dass im Nordosten was lief und die Westküste flach war. Theoretisch eh klar: das liegt an der Hauptswellrichtung W-N im Winter, dann empfängt die Westküste die Packung und im Nordosten muss der swell erst um die Insel laufen, sortiert sich meist, ist aber eben auch kleiner.
Famara nett, wenn’s sauber reinläuft, druckvolle offshore beauties bis 5 ft. sind allererste Sahne, (auch für Riff-freaks wie Timo!), wenn’s noch größer ist brauchst Du dicke Arme, dann sortiert sich das line up. Mit dem longboard lohnen auch die kleinen kniehohen, besonders wenn’s im Morgengrauen glassy reinläuft und die Sonne über dem Famaragebirge aufgeht…
Sind die Wellen irgendwo in den Weiten des Nordatlantiks von einem Tief losgeschickt worden, dann kommen die als druckvolle Schönheiten in klaren sets mit 12 – 14 sec. Wellenperiode in Famara an, kniehoch ist dann kein Kriterium, das ist gar nicht zu vergleichen mit kniehoch Timme, oder kniehoch Hvide! (Seiten-)Strömung beachten, keine Panik, auch nicht schlimmer als Röm. Oft bißchen voll, vor allem am Wochenende. Early bird… Surfschulen sind wurscht, planschen meist im Weißwasser, nerviger sind jugendliche spanische Testosteronbomben, die mit dem 6’2“ im Weg rumliegen… gibt aber jede Menge peaks.
La Santa punishment
La Santa. Tja, was sagen? Gilt als Weltklassespot. Und eben auch Weltklassesurfer am Start. Wenn Du am Riff outside mitmischen willst, brauchst Du dicke Eier. Und mehr als das: Du musst wirklich sehr gut surfen können. Morro ist aber nicht immer groß und dann geht da was, auch für longboarder. Take off für die right allerdings direkt auf die Felsen drauf. Verkacken wird bestraft. Schultersitzen bringt nix, wenn Du mehr willst, als den locals zugucken. Alternative ist die left in der inside.
Morro inside, kann ebenfalls Respekt einflössen.
Die geht oft auch für Durchschnittssurfer. Aufpassen bei low tide, nicht träumen, rechtzeitig raus aus der Welle (ich spreche aus Erfahrung)! Üble Seeigel beim Ein-/ Ausstieg (Andimagandi weiß zu berichten…). Die Welle gegenüber Morro ganz schnell vergessen. Die gehört den meist jungen locals, die da immer draussen sind, so was wie Schulpflicht kennen die wohl nicht, Madrid ist weit... Einfach mal seinen raushalten, ich sowieso, viel zu voll und nicht meine Liga die Welle. Ein sucky beast! Über die kurze steile brutale Welle
El Quemao soll jemand andres was sagen, zählt für mich zu den Wellen wie Supertubos, oder Hossegor, die mich nicht interessieren.Das Sporthotel La Santa – auch bekannt unter Alcatraz – soll eine ganz lebendige Abendgestaltung in der hoteleigenen Disse haben. Surf-outfit vielleicht gegen Lacostehemd tauschen und dann auf ein Glas Milch mit den kasernierten Sportskanonen im Aufbautraining? Einlasskontrolle soll jedenfalls überwindbar sein (sagt Franzl). Meinereiner hats jedenfalls eher mit dem südlichen Sternenhimmel und dem Morgenrotspektakel. Der Hinweis auf die After surf party (sagt man so?) also nur der Vollständigkeit halber, es ist soweit ich weiss, neben der Billardkneipe im Ort oberhalb La Santa das einzige ernst zu nehmende Angebot auf der Insel.Kaum im Blick:
Caleta de Caballo, auch bekannt unter ghost town, Einstieg bei der Hafenbucht, schöne lange left mit zwei mellow peaks, also auch für longboarder. Selten voll, aber – wie überall – hohes Niveau. Ausstieg etwas niggelig wegen starker Strömung. Für die kurze steile Welle nördlich des Ortes, die im stormider
Ghost town heisst, gilt für mich das gleiche wie für Quemao.Die Riffe zwischen Jameos und Orzola hab ich mir eingehend angeschaut, allerdings bei zu wenig unterschiedlichen Bedingungen (tide, Wellenanlauf, Wind), kann sein, dass da surfbare Schätzchen dabei sind, viel versprechend war das eine oder andre, muss ich noch eine Weile im Auge behalten. Raus gehn würd ich da allerdings nicht alleine.Weitere Wellen und andere Beschreibungen zu den spots, die ich erwähnt habe gibts hier www.Lanzarote.com/surf und natürlich bei Onkel Tom www.datrip.com Sonst noch so: Gut + günstig Essen gibt’s in der Breulerbraterei am Kreisel in Tahiche (auch Sonntags geöffnet) die Tapas für 3,- Euro in Strandbar sind auch okay. Costa Teguise und die anderen Tourizentren find ich im Vergleich mit anderen Kanaren harmlos, lass ich einfach links liegen. Timanfaya nicht verpassen und natürlich einen Cafe con leche im Mirador del Rio. Absolut Pflicht, auch wenn Rauchen inzwischen verboten ist. Außerdem spektakulärer Blick auf La Graciosa mit einer seeehr verlockenden Welle…
Bilder und Text von da cat