Da liegt es also vor mir, das Ticket to paradise. 2 Wochen Indonesien, Land der perfekten Wellen. Am Samstag den 17.9. solls losgehen. Nervös klicke ich mich durch die Vorhersagekarten im Internet. Bunt sind sie und kündigen genau mit meiner Ankunft vor Ort einen riesigen Swell an. Na Prost, da wird sich also gleich zeigen ob das Training in den kleinen Wellen an Nord- und Ostsee etwas gebracht hat.

 

Endlich Samstag, ich habe die Nacht kaum geschlafen und sitze kurz nach 6 im Flughafenzubringer nach Hamburg. Das einchecken geht problemlos, ausnahmsweise möchte der nette Lufthansa-Angestellte noch nicht mal den Surfbrett-Transport berechnen und checkt das Surfboard kostenlos ein. Ich freu mich schon...klappt ja alles wie am Schnürchen. Zu früh gefreut. Eigentlich sollte der Flieger nach Frankfurt schon längst starten, wir sitzen aber immernoch im Wartesaal und nichts passiert. Halbstündlich wird der Start nach hinten verschoben. Nachdem die Maschine nach 1 Stunde immer noch nicht starbereit ist, heisst es Gepäck abholen und ab an den Lufthansa-Ticket-Schalter. Da das ganze Flugzeug voll mit Leuten zu sein scheint, die ihren Anschlusflug in Frankfurt genau wie ich verpasst haben ist die Länge der Schlange beträchtlich. Die nächsten 3-4 Stunden verbringe ich wartend, ohne zu wissen wie es weitergeht. Toll ... an dieser Stelle ein grosses Dankeschön an die Lufthansa für die tolle Organisation ... Pappnasenverein! Nachdem ich endlich eine neue Flugverbindung habe, checke ich erneut ein. Wie soll es anders sein, die Dame am Schalter schaut mein Surfboard skeptisch an und faselt etwas von 100 Eur Gebühren. Ich versuche freundlich zu sein und erkläre ihr, dass ich mit der Situation nicht ganz zufrieden bin und sowieso schon leicht verärgert, schon seit Stunden auf dem Weg richtung Singapore sein sollte und dass sie mit ihrem Verhalten ganz schnell dafür sorgen kann dass meine Verärgerung ziemlich ungemütlich wird. Anscheinend war ich überzeugend, denn nachdem sie kurz für ein paar Minuten verschwunden ist geht das Surfboard kostenlos mit.

 

Balangan in Action Mit insgesamt 12 Stunden Verspätung lande ich schliesslich Sonntag abend auf Bali. Völlig fertig von der Reise, lass ich mir gleich um einiges zu viel für die Taxifahrt nach Kuta abknöpfen. 60000 Rupiah, das sind ganze 6 Euro, ein Vermögen!! Nach kurzer Fahrt erreiche ich das Bali Dwipa, Treffpunkt mit meinem Kollegen Hansi, der bereits seit einigen Wochen in Indo abhängt. Gleich nach meiner Ankunft kriege ich mit leuchtenden Augen von perfekten Wellen und unglaublichen Sessions berichtet, meine Spannung wächst. Die Nacht schlafe ich unruhig, ein mix aus ungewohnt warmen Temperaturen, Strassenlärm, Mücken und Aufregung hält mich wach.

 

Unterkunft direkt am Spot Nach dem Frückstück am nächsten Morgen heisst es raus aus der hektischen Stadt, ab jetzt zählt nur noch der Rhythmus surfen,essen,schlafen,surfen...Nach einer halben Stunde Taxifahrt kommen wir am Spot Balangan an. Der Parkplatz liegt auf einem Kliff, so kann ich den Spot gleich in seiner ganzen Pracht bewundern. Eine grosse Left schält sich schnell hohl und sauber über das Riff, ich bin begeistert vom Anblick. Jetzt heisst es schnell das Gepäck im Warung am Strand abladen, unser Quartier für die nächsten 5 Tage, und ab ins Wasser.

 

Gleich am ersten Tag dicke Wellen Das erste Rauspaddeln geht dank langer Setpausen recht problemlos. Draussen wird mir schnell klar dass der Swell schon eine ordentliche Grösse erreicht hat, die Sets sind deutlich overhead. Nach einiger Zeit traue ich mich tatsächlich mal ein paar Wellen anzupaddeln und nicht wie ein Chicken nach draussen zu paddeln. Ich erwische eine beachtliche Welle, der Takeoff ist recht easy, ich fahre ein Stück das Face herunter, die Wand neben mir wird immer steiler und steiler und wummm, die Welle bricht und haut mich mit ordentlicher Kraft vom Brett. Ich starte noch einen zweiten Versuch der ähnlich endet. Die Sets werden langsam immer grösser. Nach einiger Zeit kommt ein ziemlich grosses Set rein. Ich sitz viel zu weit inside, trotz ordentlich paddeln ist da nix mehr zu holen. Das Set will kein Ende nehmen, von jeder werde ich weiter reingedrückt und das Riff entlanggezogen.
Riffkontakt Schliesslich finde ich mich in der ziemlich flachen Endsection wieder, vor mir brechen hohle Wellen mit ordentlich Kraft, ich werde ein weiteres mal vom Weisswasser mitgerissen und diesmal werde ich übers Riff gezogen und mein linkes Bein hat ein ordentliches Loch unter dem linken Knie und auch sonst ein paar kleinere Schrammen am Bein und an den Knien. Damit war die erste Session beendet.

 

Hansi gibt alles Die Nacht ist erholsam, kein Strassenlärm, nur mit dem Donnern der Wellen im Ohr schläft es sich doch gleich viel besser als im hektischen Kuta. Wow, der Swell ist ganz schön dick. Zu dick für mich, ausserdem muss ich meine Wunden schonen, das schön warme Wasser hat den Nachteil das Wunden sich leicht mit Bakterien infizieren können. Es kommen dicke double overhead Sets rein, Hansi hat inzwischen genug in Indo geübt und nimmt es mit den dicken Dingern auf und chargt auch einige solide Wellen an diesem Tag. Am Strand sieht man abwechselnd Surfer mit dickem Grinsen oder gerissenen Leaches und Kopfschütteln entlanglaufen. Am Nachmittag taucht dann eine Tow-Crew auf. Der Surfer lässt sich am Point in die Welle ziehen und reitet die Welle mit unglaublichem Speed bis zur Endsection.

 

Unsere Hütte Der nächste Tag bricht an, ich bin auch wieder einsatzbereit. Der Swell ist immernoch ordentlich. Da ich erstmal keinen Bock auf neue Riffwunden habe, lege ich erstmal einen Trainingstag im benachbarten Dreamland an. Hier ist das Wasser immer tief genug, Bodenkontakt so gut wie ausgeschlossen, trotzdem hat die Welle bei Lowtide ordentlich Power. Es ist recht voll auf dem Wasser, das Niveau ist für Indo-Verhältnisse recht niedrig so kann ich mir einige schöne Lefts schnappen. Gestoked kehre ich zu unserem Lager zurück und nach einem leckeren Nasi-Goreng schlafe bald zufrieden zum Rauschen der Wellen ein.

 

Mittags chillen Der Swell wird kleiner. Ich versuche mich wieder an Balangan. Verdammt ist die Welle schnell...meist fahr ich nicht lang auf der Welle bevor sie mich einholt oder die Section dichtmacht. Der Tagesablauf ist immer gleich. Morgensession, mit Blick auf die Wellen entspannen, Mittagessen, noch ein kleines Mittagsschläfchen , Abendsession, Abendessen, schlafen. Nach weiteren 3 Tagen sind wir bereit für einen Tapetenwechsel.

 

Überfahrt nach Lembogan Sonntag früh brechen wir auf Richtung Lembogan Island. Zunächst mit dem Taxi nach Sanur, dann in einer etwa 1-stündigen Fahrt mit der kleinen Auslegerfähre rüber auf die kleine Insel. Je näher wir unserem Ziel kommen, desto unglaublicher wird die Farbe des Wassers. Ich hab noch nie ein so tiefes Blau gesehen...Wow! Wir lassen das Riff hinter uns und überqueren die Lagune Richtung weissen Sandstrand, das Wasser ist so klar das man jedes Detail am Boden sehen kann. Nachdem wir unsere Unterkunft in einer günstigen Appartementanlage bezogen haben, zunächst Enttäuschung, die Wellen in Shipwrecks, dem Spot, sehen nicht besonders aus. Von den Locals bekommen wir zu hören, "Later, later, Shipwrecks bagus", später solls also noch gut werden. Und tatsächlich mit auflaufender Tide fängt der Spot an ordentlich zu arbeiten. Nach 5 Minuten paddeln über die Lagune erreichen wir den Channel im Riff und wenig später auch den Lineup der etwa schulter- bis kopfhohen Right. 5-6 Leute sind schon draussen. Wenig später erwische ich auch schon meine erste Welle, zirkle einen schönen Turn in das Face, fahr ein wenig weiter Down-the-Line, die Welle baut sich weiter auf, ich zieh in die Section und zack haut mich die Welle vom Brett. Hier wär also de Punkt zum Ausstieg gewesen...nach einem ordentichen Waschgang hab ich Kontakt zum scharfen Riff, zum Glück diesmal keine grösseren Blessuren. Zum Ende der Session erwische ich noch eine weitere schöne Right, diesmal auch mit rechtzeitigem Ausstieg.

 

Shipwrecks in Action Einen Tag später. Die Session beginnt vielversprechend. Als wir im Lineup ankommen sind nur weitere 4 Leute draussen und es kommen schöne Sets rein. Die erste halbe Stunde können wir die Wellen ohne Stress unter uns aufteilen, dann wirds plötzlich voll, Mist ein Boattrip läd seine Teilnehmer ab und plötzlich sitzen 30 Nasen im Lineup. Bei einer recht kleinen Takeoff-Area kein grosser Spass.

 

Die nächsten 2 Tage blende ich lieber aus, 'ne üble Magen-Darm-Geschichte hält mich im Bett und auf Toilette. Mein Hintern tut immer noch weh von 'nem nächtlichen Wipeout im Badezimmer.

 

Shipwrecks, Firing every day Endlich wieder fit zum surfen. Kleine schulterhohe Wellen in Shipwrecks, dafür aber absolut glassy und eine eingermassen überschaubare Anzahl von Leuten im Lineup. Schade dass ich hier nur so wenige Sessions hatte, die Welle macht wirklich Spass. In der Dämmerung sitzen wir noch zu 3. draussen, leider kommen auch keine ordentlichen Sets mehr rein. Wie sich am Strand rausstellt kommt der 3. Mann im Lineup auch aus Deutschland. Wir lassen den Abend mit einem gemütlichen Abendessen ausklingen.

 

Morgens früh gehts zurück mit der Fähre nach Bali. Auf der Überfahrt wird schnell klar dass der Swell heute ganz ordentlich ist, das Boot rollt ordenlich von einer Seite zu anderen. Für die meine letzten 2 Tage beziehen wir ein Zimmer in Kuta. Nach 'ner guten Stunde in der hecktischen Stadt müssen wir wieder raus, ab an den Strand. Nachdem der Swell wieder recht gross ist entscheide ich mich wieder für Dreamland, ich möchte an meinen letzten 2 Tagen einfach nur entspannt surfen. Es wird eine gute Session, die Left am linken Ende der Bucht läuft recht ordentlich und ist ziemlich uncrowded. Der Drop nach dem Takeoff ist ziemlich steil und bietet dann eine schöne druckvolle Schulter, eine der Wellen läuft sehr sehr lang und transportiert mich fast bis an den Strand. Nachdem ich genug von den Lefts habe, paddle ich rüber zum A- Frame und schnapp mir noch 'ne schöne Right. Big smile !

 

Glassy Balangan Entgegen unserer Erwartungen ist der Swell am nächsten Tag viel kleiner. High- Tide und kleiner Swell, keine guten Vorraussetzungen für Dreamland also entschliesse ich mich es nochmal mit Balangan aufzunehmen. Die Wellen sind etwa schulterhoch und glassy. Der Anfang der Session ist nicht schlecht, ich erwische viel mehr Wellen als noch in den Sessions in der Woche zuvor. Die Leute im Lineup sind sehr entspannt Nach einiger Zeit kommt wieder ein grösseres etwas überkopfhohes glassy Sets rein. Ich paddle raus über die erste Welle des Sets. Einer der Aussies schnappt sich die Welle. Die 2.Welle ist meine, ich dreh mich um und paddle, der Takeoff geht easy, ich zieh nach links und sehe ein wunderschönes Face vor mir und oh Wunder die Welle macht keine Anstalten dicht zu machen. Ich schiesse die Wand entlang und carve einige langgezogene Turns in die Welle, kurz vor der Endsection springe ich mit einem breiten Grinsen aus der Welle raus. Das war wohl die bisher schönste Left meines Lebens. Ich erwische noch eine ähnliche Welle, die leider nicht ganz so lange läuft. Stoked! Am abend gibts nochmal 'ne Session mit nicht mehr ganz so schönen Wellen aber einem paradiesischen Sonnenuntergang.

 

Wir fahren zurück nach Kuta vorbei am Kuta Square zu unserer Unterkunft. Kurze Zeit später hören wir ein seltsames Donnern, das wir nicht einordnen können. Wir gehen noch raus um was zu essen und klappern noch ein paar Surfshops ab. Nichts wirkt ungewöhnlich, Business as usual. Früh morgens breche ich zum Flughafen auf, es geht zurück nach Deutschland. Auch am Flughafen nichts besonderes, ich checke ein und 2 Stunden später gehts auch los. Im Flieger neben mit sitzt ein älteres deutsches Urlauberpärchen, hier erfahre ich den Grund für das seltsame Donnern. Es sind 3 Terror-Bomben explodiert, eine in Kuta in einem Restaurant am Kuta-Square und 2 in den beliebten Fisch-Restaurants in Jimbaran. Shock ! Das war knapp. Scheiss Terroristen, unschuldige Menschen in die Luft jagen kann nicht der richtige Weg sein!

 

Trotzdem war die Zeit mal wieder viel zu kurz und wegen so ein paar Idioten werd ich mich nicht abschrecken lassen,wiederzukommen

Indo, Bali, i'll be back !