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Nachdem der Frankreich-Trip zwar durchaus schön aber wellentechnisch doch eher enttäuschend war, sollte es nochmal 1 Woche nach Portugal gehen. Schliesslich verdient jeder eine 2. Chance, auch der Atlantik. Timo und Linda waren bereits eine Woche zuvor mit dem Bus in den Süden aufgebrochen, ich wollte dann mit dem Flieger folgen.

Am 7.10. gehts am Vormittag Richtung Flughafen Hamburg und nach kurzem Flug steige ich am Nachmittag schon bei deutlich angenehmeren Temperaturen und Sonnenschein in Lissabon aus dem Flieger der TAP (TAP Portugal, sehr billige Flüge von Hamburg nach Lissabon, allerdings 50 Eur für Surfboards pro Strecke). Nach kurzer Suche finde ich auch meinen mehr oder weniger vertrauenswürdig wirkenden Kontaktmann von der Autovermietung. Klappt dann aber alles wunderbar und der Wagen ist in Ordnung, ein Peugeot 206 SW, ein kleiner Kombi, der die nächste Woche mein kleines Reich inkl. Schlafgelegenheit werden soll.

Gemütlich cruise ich Richtung Peniche, meine Stimmung ist gut, ich hab es nicht eilig, denn für eine Abendsession wird es eh zu spät. Ich geniesse die warmen Sonnenstrahlen und freue mich auf die kommenden Sessions. Gegen Sonnenuntergang erreiche ich den Campingplatz von Peniche. Timo, Linda und Sebastian vom wellenreitshop.de kommen auch grad vom Abend-Surf zurück. Mit Händen und Füssen checke ich bei dem immer fröhlichen Wachmann ein, denn ohne portugiesisch-Kentnisse ist eine Verständigung über Sprache nicht möglich. Timo hat am nächsten Tag Geburtstag, deswegen geht es zur Feier des Tages erstmal in ein kleines portugiesisches Restaurant, ein Tipp von Max vom Maximum-Camp. Uns erwartet ein kulinarisches Highlight, dünn geschnittenes Picanha (Rind) das man sich selbst am Tisch auf einem sehr heissen Stein braten kann, dazu ein Bierchen aus einem blechernen Bier-Kühl-Krug. Sehr lecker ! Danach gibt es auf dem Campingplatz noch ein paar Drinks bis es 12 ist und wir Timo gratulieren können.

     
  SpotcheckTimo im Picanha-RauschDie 3 Damen vom Grill  
     

 

Für meinen ersten Surftag ist eigentlich bis Mittags windstille angesagt, erst dann soll der Wind aus Norden auffrischen. Ist allerdings nicht so, als ich am morgen aus meiner kleinen Schlafhöhle krabble merke ich bereits eine Nord-Brise. Wir checken ein paar Spots, alles nicht besonders überzeugend. Etwas ausserhalb von Peniche finden wir schiesslich einen leeren Beachbreak, der ein paar nette schulterhohe Wellen bietet, könnten etwas mehr Druck vertragen aber gut um erstmal wieder reinzukommen. Am Nachmittag springen wir nochmal am Subertubos rein, dort gibt es auch schulterhohe Welle, mit mehr Druck aber auch meist zum closeout tendierend. Für den ersten Tag Ok aber noch nicht das wofür ich hergekommen bin. Dafür hauen wir zur Feier von Timos Geburtstag am abend reichlich Fleisch (1,5 kg Picanha) auf den Grill bis wir uns nicht mehr bewegen könne.

 

Enttäuschung am 2. Tag, die Wellen sind noch kleiner geworden. Dabei wollte ich doch meine neuen Vector II Future Fins ausprobieren, die Timo dem guten Gero, Mr. Fatum-Surfboards aus dem Kreuz geleiert hat. Naja um ein bischen zu spielen reichen die Wellen noch aus und die nächsten Tage soll ja mehr Swell kommen.

 

Mittwoch, heute sollen die Windverhältnisse besser werden und der Swell grösser. Wir checken wieder mal ein paar Spots, wirkt aber alles noch etwas ungeordnet vom Swell. Schliesslich entscheiden wir uns für die Baleal-Bucht. Auch wieder ganz nett, wenig Wind aber auch nicht so der Mega-Druck. Also geht es nach dem Frühstück weiter auf Spotcheck. Wir fahren bis nach Ericera, aber überall wo wir schauen sind wir zur falschen Zeit am falschen Ort. Letzter Check: Riberha, allerdings ist die Tide zu hoch und auch der Wind ist nicht gerade förderlich. Am Strand lauern zudem noch zig Leute auf bessere Bedingungen. Tag verdaddelt...Zumindest kann man schon erkennen dass der Swell so langsam Gas gibt. Ist aber heute nicht unser Spot. Zurück in Peniche bin ich doch noch hot für 'ne Session und springe nochmal in Baleal rein. Zwar ist es voller und es ist ein wenig Wind drauf, aber die Wellen haben endlich mal ein bischen Druck. So schliesse ich den Tag doch noch zufrieden ab.

 

     
  Jens gibt KanteSebastian lässt den Spray fliegenTimo zieht in eine perfekte Wand  
     

Wieder am frühen morgen rein in Baleal, hartes Rauspaddeln, die Wellen sind recht gross kommen aber in recht kurzen Abständen. Wir machen das beste draus, ein paar gute Wellen sind drin aber nach 'ner guten Stunde reichts dann auch. Nach dem Frühstück checke ich den Subertubos. Wie gehabt für meinen Geschmack zu viele Closeouts und nur wenig Chancen auf einen langen Ride. Ich merke aber dass die Fahnen heute in eine andere Richtung wehen. Ostwind ! Somit ist die gesamte Küste Offshore, das bietet doch gleich neue Möglichkeiten. Ich überzeuge die Jungs, dass es eine gute Idee sein könnte unseren Ausweichspot der ersten Tage zu checken. Wir rollen auf dem Parkplatz ein. Boom ! Bingo ! Saubere Lines und hohle, überkopfhohe Biester die über die Sandbänke brechen. Am rechten Ende läuft 'ne Right weiter links 'ne Left. Und die Peaks sind komplett LEER! In kürzester Zeit stecken wir im Neo und paddeln raus. Yeees, dafür bin ich hergekommen. Mann muss ein wenig selektieren um nicht ein closeout zu erwischen, bei 0 sprich keinen anderen Surfen auf dem Wasser ist das aber auch nicht besonders schwer. Wir geben alle gut Gas und Lindi hält die komplette Session in Bildern fest. Nach 2 1/2 Stunden wird die Tide zu hoch und der Spot läuft nicht mehr richtig. 15 Minuten später dreht der Wind auf Nord und zerbläst den Lineup. Das Grinsen kriegt heut keiner mehr aus unserem Gesicht.

 

Keine Experimente heute. Am abend zuvor hatten wir noch die optimale Zeit von Tide und Windverhältnissen ausgeklüngelt. Der Spot hat ein nicht allzu grosses Zeitfenster. Sind trotzdem noch ein wenig zu früh dran. Noch 'ne halbe Stunde warten, dann passt die Tide. Etwas weniger Swell als am Vortag, aber wieder sehr gut und auch wieder alleine an unserem Peak. Wieder eine grossartige Session nur zu 3. in grossartigen Wellen. Pünklich zum Ende der Session dreht der Offshore wieder auf Onshore. Ich mache nochmal einen Abendcheck in der Baleal-Bucht, aber hüfthohe, drucklose und verblasene Wellen reizen mich nach der fetten Mittagssession nicht mehr.

     
  Jens beim Bottom-TurnJetzt aber tief tauchenUnknown schnappt sich die Right des Tages  
     

Wieder ein Tag mit perfekten Bedingungen. Der Swell hat ordentlich zugelegt und es kommt doch immer mal wieder ein ziemlich massives Set durch. Beim Rauspaddeln manchmal durchaus Thrilling. Die linke fängt im Laufe der Session an richtig gut zu laufen und es bildet sich sogar ein Channel der das Rauspaddeln im laufe der Zeit immer einfacher macht. Einfach richtig schöne grosse steile Wände. Spass&Action pur. Nach den üblichen gut 2 Stunden dreht der Wind mal wieder auf Nord und verwandelt die Perfektion in ein Chaos. Am Supertubos läuft ein Contest und der Spot zeigt sich von der Seite, die ihn berühmt gemacht hat. Barrels, Barrels, Barrels. Wir geniessen ein Feierabend-Bier, schauen den Teilnehmern zu, wie sie versuchen in die dicken Tubes zu ziehen, teilweise erfolgreich, teilweise sieht das ganze auch recht schmerzhaft aus.

 

Und schon ist die Woche so gut wie vorbei. Maxim mein Kieler Kumpel, der seit einem halben Jahr in Porto wohnt, ist noch fürs Wochenende mit seiner portugiesischen Freundin Martha vorbei gekommen. In einer gemütlichen Grillrunde lassen wir den Tag sowie meine Urlaubswoche ausklingen und lauschen den Geschichten Martahs über die Rivalität zwischen Porto und Lissabon, das Leben in Porto und über das Lebensgefühl der Portugiesen, die Saudade1 einer Mischung aus Trauer, Hoffnung, Sehnsucht und Melancholie. Wobei das Wort damit noch nicht vollends beschrieben ist.

 

Sonntag bleibt noch Zeit für eine Morgensession in der Baleal-Bucht. Die Wellen zeigen sich nicht ganz so perfekt wie an unserem neuen Lieblingsspot. Zum Schluss erwische ich nochmal 2 richtig gute Rechtswellen und schliesse so die letzte Session zufrieden ab. Während ich meine Sachen packe und kurz vor der Abreise bin, fallen ein paar Regentropfen, nachdem die ganze Woche von morgens bis abends kein Wölkchen am Himmel zu sehen war. Auf der Fahrt zum Flughafen lasse ich die Woche Revue passieren und meine sie ein wenig spüren zu können - die Saudade.

 

1Saudade - http://en.wikipedia.org/wiki/Saudade

 

Pics by Lindi

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