SURFTRIP NACH WALES
[Llangennith] [Porthcawl]
Das Magicseaweed-Orakel flüstert uns zu von perfekten Longboard Wellen: 12 sek Periode, 1,3m Welle und Sonne sagt es und wir hoffen inständig, dass es auch wirklich so eintrifft. Wir fahren nach Dunquerque in Frankreich um mit der Fähre nach Dover überzusetzten. Die günstigste Linie ist Norfolk-Line, bei der die Hin+Rückfahrt für einen Bus 55,- kostet, die Überfahrt dauert 2 Stunden. Bei den Limeys angekommen wird nochmal richtig Gas gegeben, London umfahren und nach 5 Std. sind wir in Cardiff. Die Brücke über den Severn Bore kostet 10 Pfund, allerdings nur in einer Richtung. "It's to keep the British out" sagt der Walliser und lacht sich schlapp.
Surfen ist in Wales das was bei uns Windsurfen ist - es ist sehr populär und man sieht ständig überall Fahrzeuge mit Boards auf dem Dach - nur Rugby scheint noch beliebter zu sein. Was mir aber noch aufgefallen ist: es scheint als gäbe es in Wales weitaus mehr schöne antike und vor allem perfekt und liebevoll gepflegte alte VW als man bei uns so sieht. Die Walliser lieben ihre Volkswagen!
Als wir auf dem Campigplatz in Llangennith von ein paar Leuten zum Beer&Barbecue in eine irgendwie historische Wagenburg der VW Geschichte eingeladen fühln wir uns fast wie im Bulli-Himmel. Der älteste war aus dem Jahr 1966, gefolgt von einem T2 und einem Doka, T3 und der jüngste ein T4. Dazwischen stand ein alter Porsche, den sich Marc die kalten Wintertage über restauriert hat. Cheers!
Dann...die Sprache. Am besten versucht man gar nicht erst die Eigennamen auszusprechen und buchstabiert lieber...Cwmbran heist [kumbr'aan] und Llangennith wird [kl'ännis] ausgesprochen. Es gibt sogar Namen mit mehr als 10 Buchstaben und kein einziger Vokal!
SURF
Man munkelt, Wales sei oft ein wenig kleiner als der Rest des UK - wir glauben den Gerüchten und in unserem Quiver stecken somit das 9'4er Nat Young Longboard, ein 5'11 Bufo Twinser und ein 6'4 Fatum Fish. Für alle anderen Fälle gibts in Wales jede Menge kleiner aber wirklich gut sortierter Surfshops mit used-boards und das Pfund steht ja glücklicherweise im Moment recht günstig. Aber: der Swell kommt in Wales recht konstant an, an etwa 4 Tagen pro Woche kann man saubere Lines surfen!
Die Wellen in den ersten Tagen waren so etwa brusthoch und mit gutem Druck perfekt zum Longboarden. Beim Rauspaddeln halte ich kurz inne, denn einer der Surfer cross-steppt nach vorne um dann die nächsten 50m einen Hang-Five zu stylen...einfach nur schön :) Dann wars ganz kurz mal flat und wir haben uns übers Wochenende nach Cardiff, der Hauptstadt, abgesetzt und bei Freunden gewohnt. Die nächste Woche sollte noch besser werden und es erreichte uns ein Swell mit überkopfhohen Wellen. Dank des Golfstroms wird auch im Winter gesurft, denn die Wassertemperatur liegt immer über 8°C, im Sommer um die 17°C. Das Wetter ist auch besser als sein Ruf, zumindest war es so während unserer knapp 3 Wochen im März und April war es (meistens jedenfalls) sonnig und mild.
[Llangennith, im Hintergrund "Worm's Head"]
SPOTS
Wir fahren von Cardiff aus über die M4 nach Porthcawl und Ogmore. Ogmore ist eine Rechte Welle, die an der Flussmündung bricht. Porthcawl ist unter den Surfern aus Cardiff sehr beliebt und daher auch gerne mal sehr voll; aber auch hier gibt es mehrere Möglichkeiten: ein Reefbreak und 2 Beachbreaks. Am häufigsten läuft Rest Bay, bei hoher Tide sollte man aber ein Auge auf die Felsen haben, sonst gibt es vielleicht Board-Gehacktes.
Weiter an der Küste entlang nach Norden in Richtung Swansea gibt es ein paar Spots, die wir aber auslassen, denn hier befindet sich ein riesiges Industriegebiet und das schockt nicht so richtig...auch aufgrund der Wasserqualität. Dann durch Swansea hindurch (Cathrine Zeta-Jones wurde übrigens hier geboren) kommt man auf die Halbinsel Gower [gaua]. Hier sind wir eigentlich die meiste Zeit gesurft. Die Insel ist klein und es gibt wirklich dutzende guter Spots, die alle in wenigen Minuten mit dem Auto zu erreichen sind und durch die vielen Buchten ist bei nahezu jeder Wind-, Swellrichtung und -größe irgendwo eine Welle zu finden.
Ein guter Guide ist der Stormrider oder Footprint und die dort enthaltenen Landkarten reichen meist aus, wobei die im Stormrider etwas detaillierer sind. Ansonsten kann man auch überall fragen und die Leute helfen einem gerne weiter. Die Walliser sind generell irgendwie sehr nett, und komischerweise wollte uns niemand so recht glauben dass wir aus Deutschland zum surfen hergekommen wären.
Auf Gower lohnt es sich mal bei Flatness auf den Worm's Head zu gehen - nur bei Niedrigwasser ist das möglich und man muss innerhalb von 5 Std. zurück sein, sonst sitzt man fest und kann nur auf die Coastguards hoffen. Der beliebteste Spot auf Gower ist Llangennith: eine mehrere Meilen lange Bucht, die durch den Worm's Head vor Wind geschützt ist und jede Menge Peaks bietet. Wenn der Swell zu groß wird für Llangennith kann man in den Nachbarort Broughton fahren und dort den linken Point Break surfen (ein Traum!).
[Broughton] [Ale] [Bishop's Palace] [kleine Jamsession]
Wir verlassen Gower für ein paar Tage und tuckern in Richtung Pembrokeshire - je weiter westlich, desto rauher und verlassener wird die und Gegend. Freshwater West ist hier der schönste Spot südlich von Pembroke, an dem auch die Welsh Nationals ausgetragen werden. Camping ist zwar nicht erlaubt, aber angeblich stört es keine Sau und man kann sich einfach auf den Dünenparker stellen.
Dummerweise zieht ein fieser Sturm auf und vermasselt uns den Surf für die nächsten Tage. Daher beschließen wir einfach nach Norden zu fahren und uns den National Park anzusehen und fahren nach St. Davids. Ein interessantes Spiel der Gezeiten zeigt sich an den kleinen Inseln in der Nähe von St. Davids: "The Bitches" zwischen Ramsey Island und der Küste. Zwischen "The Bitches" und "The Whelps" (kleinere Inseln in der Nähe) soll eine Gezeitenströmung von über 7 Knoten (13km/h) auftreten, so dass sich an einigen Felsen im Meer(!) eine stehende Welle nur aufgrund der Tide ausbildet. http://www.youtube.com/watch?v=-0Fa29hPufc
WOW!
Ansonsten gilt: je weiter im Westen, desto einsamer ist es und schließlich sitzen wir auf einem CampingPlatz ohne alles nur mit einem Klo ohne Licht, nix in der Nähe sonst, noch nichtmal ein Pub. Grund genug, am nächsten Tag wieder nach Süden zu fahren und uns wieder in Llangennith einzunisten. Der Sturm ebbt ab und die nächsten Tage werden warm, sonnig und ein ganz feiner, sauberer 5 Fuss Swell kündigt sich an. Abends kommt Steve zu uns rüber und fragt ob wir Lust hätten auf ein Beer. Sie sind zu zehnt und wohnen in ganz Wales verstreut aber treffen sich jedes Jahr zu Ostern um zusammen in der Rhossili Bay zu surfen. Der Grill wird angeheizt, und wir sitzen noch bis spät zusammen und polieren unser Englisch auf. Für die nächsten Tage sollten die Wellen weiterhin gut bleiben und wir surfen ein weiteres Mal 4 feet Porthcawl.
WAS NOCH?
Ganz wichtig: besorgt euch einen Tidenkalender!
Camping: ca. 10-20 Pfund pro Nacht
Boards: viele der Welsh-Surfer fahren "JP" Boards (Crofty Industrial Estate, Penclawdd, Swansea) oder "ODD" (Freelap-Surfboards, im Cornelly Ind. Est. bei Bridgend)
Shops: PJ's in Llangennith hat alles, ein Shop in Killay (hab den Namen vergessen), Ma Simes in St. Davids
Flatness: Cardiff, Three-Cliffs-Bay, Arthur's Stone, Schiefer+Kristallfelsen bei Broadhaven, Worm's Head, Klippensprigen usw...oder einfach nur ins Pub :)
Online-Longboardmag: http://issue8.corduroylines.com (wirklich gut gemacht, unbedingt ansehen)
Fahren: achja, es herrscht Linksverkehr; aber die meisten Straßen sind ohnehin nur einspurig.
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ich liebe wales. bin hier
Amarelo on Mi, 04/15/2009 - 08:59Schöner Tripbericht!
boerni on Mi, 04/15/2009 - 07:49Toll geschrieben und viele Infos!
Gruß Börni
wow...
coldwaves on Di, 04/14/2009 - 11:16Toller Blog und klasse Infos. Weiter so.
hej, vielen Dank :) ich
welle_nord on Di, 04/14/2009 - 17:10klingt wie Mafia...
tripmaster on Di, 04/14/2009 - 23:07genau deswegen! wenn wir in den lineup kommen erwarten wir, dass sofort alle anderen Surfer ehrfürchtig das Wasser verlassen, da sonst am nächsten Tag schlecht über sie geschrieben wird :=)
Sehr schöner Blog über den Wales Trip! War da auch mal, hatte allerdings keine Wellen. Aber ein wunderschöner Flecken Erde.