Baustelle 2.0, die linke Linke, hier läuft sie mal ungehindert

Sonntag:

Um kurz nach Sieben klingelte der Wecker. Der Plan war für eine Early Bird Windsurfsession nach oben zu fahren. Die Nacht über hatte es ordentlich aus Nordwest geballert. Bis ich dann aus den Federn war, hatte der Wind aber schon ziemlich nachgelassen und war wieder zurück gedreht. Also beschloss ich erst noch einmal auf der Baustelle 2.0 nachzusehen, was genau auf der Nordsee los war.

Baustelle 2.0, die Rechte

Gräulicher Himmel, relativ kräftiger Sideonshore Wind und relativ kräftige Windwellen waren im Programm. Das machte mich etwas unschlüssig über die weitere Tagesplanung. Nach Süden fahren? Waikiki checken? Noch mal zu den Flintstones? Zum Glück hatte ich mein Apfel Buch dabei und konnte so noch die aktuellen Prognosen checken. Der Wind sollte noch ein Stück weiter zurück drehen, als gestern noch vorhergesagt. Damit war klar, wo hin es gehen sollte.

Baustelle 2.0, die rechte Linke

Da ich bis zum prognostizierten Zeitpunkt des Winddrehers um den Mittag herum noch etwas Zeit hatte, ging ich noch einmal zur Baustelle und schaute ein bisschen zu. Die Linke entlang der langen Mole konnte sich nicht richtig entfalten, da ihr schnell die Rechte der Sandbank vor der Stummelmole in die Quere kam.

Baustelle 2.0, die linke Linke im Normalfall

Deren Linke wiederum zauberte ab und zu eine lang laufende Welle aus dem Hut, bot aber ansonsten vor allem dicke Closeouts. Viel paddeln, viel Weißwasser und recht wenig brauchbare Rides waren da zu holen. Nicht, was mich noch ins Grübeln bringen konnte bezüglich meiner weiteren Tagesplanung.

Baustelle 2.0, die rechte Linke, hier bleibt sie mal offen

Auf dem Weg zu den Flintstones hielt ich noch kurz am Waikiki Beach. Wind kam hier sideoffshore, bisschen Welle war da und ein paar Gondolieres hatte Spaß. Dazu hatten die Wavekajaker ein paar Fahnen aufgebaut und wollten da wohl einen Contest abhalten. Ich ließ den Spot erst einmal links liegen.

Die Flintstones waren dann ordentlich am feiern / feuern. Deutlich größer und deutlich kräftiger hämmerte der Swell auf die Riffplatten ein und produzierte meistens über kopfhohe Lefts. Barney hatte Besuch von einem Windsurfer, der seinen Frust über das Abtreiben mit ein paar fetten Hacks in die langen Walls abbaute, bevor er sich auf den langen Weg zurück machte.

Fred verführte zwei dänische Locals auf Kurzware zum Rauspaddeln. Allerdings machte ihm Wilma diesen Besuch streitig und sog die beiden mit aller Kraft zu sich rüber. Die beiden Jungs waren echt fit und einer der beiden konnte richtig gut surfen. Trotzdem taten sie sich extrem schwer mit der Positionierung für die von Land aus so verführerisch wirkenden langen Walls. Etwas Pech mit dem Wind hatten die Jungs auch, denn kaum waren sie im Lineup, frischte der Wind wieder etwas auf und drehte dabei einen ticken mehr Richtung Onshore.

Erst als die Beiden nach einer kurzen Session wieder abfuhren, drehte der Wind wieder zurück und nahm wieder deutlich ab. Da standen wir dann wieder alleine, Tim und ich, und hatten etwas Muffensausen. Wenn sich schon die beiden fitten Jungmänner hier so schwer getan hatten, wie würde es dann uns beiden älteren Herren mit unterentwickelter Kondition hier ergehen? Wir malten uns noch kurz aus, wie die immer launische Wilma uns nach einer kräftezehrenden Paddelorgie stante pede auf die Riffplatte hämmern würde und waren schon dabei, den Tag abzuschreiben.

Ich schlug dann vor, es doch noch am Waikiki Beach zu versuchen. Auf dem Weg dahin checkten wir erst einmal die Lage von oben. Die Wellen sahen wie so oft verführerisch aus. Allerdings waren immer noch ganze Kohorten von Gondolieres draußen sowie die Wave Kajaker. Zwischendrin paddelten aber auch zwei richtige Surfer, und als einer von denen eine richtig schöne Welle zwischen all den SUPpenkaspern abgriff, waren für mich die Würfel gefallen. Raus da, und zwar schleunigst.

Unten angekommen war dann auch Tim vom Ausblick auf die ungewöhnlich sauberen Wellen beeindruckt und wir machten uns hektisch fertig. Das Rauspaddeln war super easy, man hätte dabei auch problemlos noch eine Zigarette rauchen können. Inzwischen hatte sich auch die Gondoliere Flotte deutlich dezimiert und nur noch ein Kajaker dümpelte in der Inside rum.

Die Wellen waren relativ groß, dabei aber sehr soft (so mag ich´s grad am liebsten) und nicht gerade für extreme Performance geeignet. Take Off, eine kleine Kurve und dann ein langer Glide, bei dem man nur ein bisschen Trimmen musste. Auf so einem Ding hab ich mir dann meinen bisher längsten Nordsee Ride gescored. Abturner war allerdings der penetrant eklige Geschmack, den ich nach einer Turtle Roll in Verbindung mit etwas Wasser schlucken im Mund hatte. Nach einer gewissen Zeit war das so grauslig, dass ich raus musste, um nicht noch die Fische zu füttern. Hoffe, dass das nicht wie beim letzten Mal in wochenlanger Halsentzündung endet. Aber was tut man nicht alles für ein bisschen Offshore.

Tim, walking on water

Nach der Session ging der Nieselregen in Sturzbachregen über. Auf dem Rückweg hielt ich noch kurz an der Baustelle und stellte fest, dass ich dort nichts verpasst hatte. Nur dieses seltsame Gefährt, mit dem einer der Jungs die Wellen abritt, hatte ich noch nicht gesehen. Eine Mischung aus Rettungsschwimmer Planke und Kajak, das im Knien gesurft wurde. Glaube auch nicht, dass der Meister sich da draußen viele Freunde gemacht hat, so gierig, wie er sich die Wellen genommen hat….

Fazit: zum Glück gibt es den North Shore. Praise Thy North Shore!

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Bild von boerni

Das war so

boerni on Di, 10/02/2012 - 18:47

Ne Lifesaving Planke! In Frankreich diesen Sommer groß im Kommen! Kriegen damit sackfrüh Wellen die Dudes! Traten dort gerne in Horden auf!!!! :O