Thou shall praise Thy north shore
Samstag:
Mein letzter Salzwasserkontakt lag 6 Wochen zurück. Entsprechend dominant waren inzwischen die Entzugserscheinungen. Nun konnte ich mir endlich ein Wochenende frei nehmen. Der Forecast war nicht gerade epic, aber o.k. Viel Wind, der zwischendurch mal nachlassen und recht häufig drehen sollte. Die Chance auf Wellen mit Offshore war eher gering. Aber egal, ich hatte ja immer noch meinen Windsurf Krempel dabei und war wild entschlossen auf´s Wasser zu kommen. Notfalls sogar für eine Flachwasser Stehsegel Session in Krik. Wie früher halt, einfach in den Norden fahren ohne genau zu wissen, was einen erwartet und irgendwie auf´s Wasser gehen. Das war genau das, was ich jetzt brauchte.
Freitagnacht um halb Eins kam ich dann an der Baustelle 2.0 an. Ich hatte von den zur Zeit sehr aktiven Strafzettelverteilern gehört, beschloss aber trotzdem auf dem Grasparker zu übernachten. Dachte mir, dass um diese Zeit da keiner mehr kontrollieren würde. Böser Fehler, denn am nächsten Morgen hing ein Zettel an meiner Windschutzscheibe, der mich rund 70 Euro kosten wird. Wie ich später von Tim hörte, machen die ihre Kontrollfahrten zwischen 1 und 2 in der Nacht. Scheinen etwas Kleingeld für die diversen sinnfreien Baumaßnahmen an diversen Orten an der Küste zu benötigen.
Der Forecast versprach für den ganzen Tag über mehr oder weniger die gleichen Bedingungen. Der erste Check über die Dünen zeigte mittelmäßigen Wind aus Südwest und eher bescheidene Wellen. Dies ließ mir Zeit zum Einkauf für ein vernünftiges Frühstück. Die laufenden Bauarbeiten scheinen dem Spot übrigens nicht sonderlich gut zu tun. Viel Sand ist in Bewegung und die Bänke behindern sich etwas gegenseitig. Das Könnte in einigen Wochen aber auch besser werden, denn an der langen Mole zeichnet sich die Entstehung eines Lefthanders ab, der wohl mit dem der Baustelle 1.0 konkurrieren kann, sobald die Sandbank rechts davon ein Stück weiter gewandert ist.
I
ch konnte aber nicht so lange warten und machte mich erst einmal auf den Weg zu den Flintstones, wo Tim stationiert war. Tim hat diesen Ort ja in den letzten Wochen zu seinem Privatspot gemacht und uns immer wieder erzählt, wie nett das da wäre. Zeit, sich das mal anzuschauen. Ich war hier seit den Zeiten, als das noch ein Schiffsfriedhof war, nicht mehr gewesen und verpasste natürlich erst einmal den Abzweig. Die Piste hatten sie wohl inzwischen renoviert und die Anfahrt war deutlich weniger Fahrzeug verschleißend als vor 10 Jahren. Tim stand mit seinem Silverliner auf der Wiese direkt an der Kante und hatte einen Premium Blick auf einen netten kleinen Break, den ich jatzt mal Wilma nenne. Wilma hatte, wenn sie gut drauf war, eine ziemlich lang laufende Linke im Angebot, dazu eine kürzere Rechte, die aber gerne mal mit Fred in Konflikt kam. Fred ist die linke, die links von Wilma bricht. Noch weiter links, ein ganzes Stück weit entfernt, sitzt dann Barney, wiederum eine Linke. Wem das jetzt alles zu konfus ist, empfehle ich sich mal die alten Zeichentrickfilme anzuschauen.
Aktuell kam aber nur Wilma in Frage. Die war aber noch nicht ganz so weit weil ihr der Wind noch nicht so richtig passte. Ich nutzte die Zeit, um mich von Tim, den ich seit Warnefornia nicht mehr gesehen hatte, ein bisschen was über den Break erzählen zu lassen. Wilma sollte so ihre Tücken haben, was mich jetzt nicht wirklich überraschte, und Fred und Barney haben´s wohl gerne etwas dicker, bevor sie in Form kommen. Der Entzug trieb mich dann aber dazu, jetzt doch ganz schnell mit Wilma anzubandeln. Tatsächlich war die Dame nicht ganz einfach zu verstehen, aber ich schaffte es, ihr doch zwei nette Ritte auf dem Longboard zu entlocken.
Nach einiger Zeit zog eine ordentliche Schauerböe durch und ich hatte genug. Kräfte waren eh weg und der Wind nahm zu und drehte wieder in die falsche Richtung. Zeit für ein bisschen Checken. Waikiki und Cold Hawaii schaute ich mir noch an, bevor ich wieder zur Baustelle 2.0 kam. Dort ballerte der Wind inzwischen recht ordentlich und schob auch ein paar größere Wellen rein, die die Sandbänke aber nicht wirklich vertrugen. Einzig die Kitesurfer hatten richtig Spaß, während die Stehsegler und die im Liegen paddelten eher mit den Bedingungen zu kämpfen hatten. Dafür zauberte die Nordsee aber noch eine ordentliche Lightshow auf´s Wasser.
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