Samstagmorgen wachte ich mit einem dicken Kopf auf. Sauber, dachte ich mir, jetzt hat´s mich also erwischt mit einem dieser Viren oder ähnlicher Viecher, die einen eine Woche außer Gefecht setzen – oder 7 Tage, falls man zum Arzt geht – und das passte grad gar nicht, denn ein netter Sommersturm zeichnete sich am Forecast-Horizont ab. Ordentlich Nordwestwind sollte es am Mittwoch geben, und das den ganzen Tag und sogar in der westlichen Ostsee.
Der Kattegat sollte auch gut belüftet werden, aber die Idee, da für 2 Tage rauf zu fahren, ließ ich spätestens Sonntagabend fallen, als mein Kopf trotz eines überwiegend auf der Couch verbrachten Wochenendes immer noch nicht dünner wurde.
Mit der Hoffnung wenigstens Mittwoch ein bisschen auf heimischen Gewässern rutschen zu können schleppte ich mich durch die ersten beiden Arbeitstage der Woche. Dienstagabend sah das immer noch nicht gut aus, aber ich hatte trotzdem meine paar Sachen bereit, die ich für einen Tagesausflug brauchen würde.
Von Dienstag auf Mittwoch konnte ich erstmals wieder halbwegs vernünftig schlafen und so machte ich mich Mittwoch früh auf den Weg. Aber bereits die Fahrerei auf der Autobahn ermüdete mich schon und zwischendurch überlegte ich umzukehren. Die sich kräftig im Wind biegenden Bäume ließen mich aber durchhalten und so erreichte ich gegen 10 Uhr meinen ersten Anlaufpunkt an der Küste.
Laut Forecast sollte es in der Nacht ordentlich aus der richtigen Richtung geballert haben und so hatte ich große Hoffnungen, dass mein Lieblingsspot für diese Windrichtung mal wieder laufen könnte.
Tatsächlich rollten dann bei side-offshore ein paar Falten an den Spot, der an einem anderen Meer wohl als Reverse J-Bay durchgehen könnte. Leider fehlte aber – wie fast immer - der entscheidende halbe Meter. Zumindest die meiste Zeit, denn alle 20 Minuten rollte tatsächlich ein brauchbares Set rein.
20 Minuten sind allerdings eine ziemlich lange Zeit und so verbrachte ich den Vormittag mit Checken, wieder zurück zum Bus gehen, wieder checken und vor allem mit großer Unschlüssigkeit. Dies vor allem, weil jeder Checkerrunde meinen Kreislauf an seine Grenzen brachte. Nicht die besten Voraussetzungen, um sich ins Wasser zu legen und mal 20 Minuten auf eine Welle zu warten und zwischendurch die Position gegen die Ostströmung zu halten.
Zwischendurch war dann mal ein Kollege draußen und erwischte eine brauchbare halbe Stunde, bevor er entnervt wieder aufgab. Es war nun bereits Mittag und ich musste jetzt endlich was tun. Ich entschied mich dann, ein Stück weiter zu fahren und stehsegeln zu gehen, da ich glaubte, dass dies bei meiner schwächlichen Konstitution die klügere Wahl wäre.
Ich war dann tatsächlich bei knackigem Sideoff und einem Meter Wellchen mit dem 4,5er draußen und konnte ein paar spaßige Wellchen schreddern, allerdings stellte sich das Windsurfen – wieder einmal – als die deutlich anstrengendere Sportart heraus. Das Segel war an der oberen Grenze, der Sideoff naturgemäß böig und das Wellenabreiten trieb meinen Puls in ungesunde Höhen. Also musste ich den Spaß kurz halten und die Session bald wieder beenden.
Nachdem ich den Kram wieder zusammen gepackt hatte, merkte ich dann aber, dass das Ankurbeln des Kreislaufs meinen Energie Level deutlich verbessert hatte. Ging da noch mehr? Ich beschloss da hin zu fahren, wo wohl derzeit alle waren, allerdings nicht, ohne vorher noch einmal bei Reverse J-Bay vorbeizuschauen. Man weiß ja nie.
Als ich dort wieder ankam, sah ich als erstes Zwannies Bus stehen und damit war klar, dass hier wohl was lief. Der erste Blick auf den Strand zeigte gerade so surfbare, aber leere Wellen an den Holzbuhnen. Zwanni war mit zwei anderen in der Hafeneinfahrt am rutschen. Dort lief es aber nicht besonders und so kamen sie bald wieder rauf gepaddelt und hatten etwas Spaß.
Nicht dass das jetzt falsch verstanden wird, es war halt gerade so surfbar und auch nur mit großen Planken. Aber gerade so surfbar heißt hier immerhin, dass man mehr als 10 Meter am Stück rutschen und auf dem Brett rumlaufen kann.
Mit der Zeit kamen ein paar mehr eingeweihte Longboarder an, aber wirklich voll wurde es nie. Dafür nahm der Wind etwas ab, die Wellen kamen trotzdem noch rein und das Licht wurde so, wie es halt nur hier an der Küste an einem späten Sommer Nachmittag werden kann. Nun hielt auch mich nichts mehr am Ufer. Ich wachste das Longboard, schlüpfte in den 4-3er und latschte zum Peak an einer der Holzbuhnen raus. Dort war ich alleine und bekam tatsächlich ein paar nette länger laufende Wellen ab, ohne einen Kreislaufzusammenbruch zu erleiden.
Tatsächlich fühlte ich mich völlig geheilt, übertrieb es dann aber nicht. Kaum zurück am Ufer stellte sich mein Timing als recht gut heraus, denn die Wellen ließen nun spürbar nach. Die kleine Filmcrew vor dem Restaurant konnte nur noch Interviews mit ihrem Darsteller drehen und die Amazonen Crew, die letztens den Lineup in Noerre von den Kitern bereinigt hatte, kam leider zu spät an. Um 19 Uhr war Schicht im Schacht und für die Mädls reichte es grad noch für ein bisschen Weißwassergerutsche.
Ich machte mich dann relativ zufrieden auf dem Heimweg und war schon gespannt auf die Berichte von Christoph und Jens, die da waren, wo alle waren. Nach meinen Berechnungen müsste es dort mit gut anderthalb Meter reingeschwabbelt sein und nicht gar so schlecht gewesen sein. Mit der Einschätzung hatte ich mich aber wohl getäuscht, denn in den Tagen danach wurde ich Syndikats-intern übelst beschimpft, weil ich nicht Bescheid gesagt hatte bzw. weil Jens weitergeschickt hatte.
Jungs, nochmal sorry, ich hätte echt gedacht dass es bei euch noch besser ist und abgesehen davon ging bei mir eh nur was mit der langen Planke! Mein Virus hat dann übrigens in den Tagen danach zurück geschlagen, aber das war mir dann recht egal….
Eins noch: laut meinem Agenten war der Kattegat zwei Tage lang am feuern. Ich hoffe, ich kriege keine Bilder davon zu sehen…..
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Hat doch wenigstens...
coldwaves on Di, 07/12/2016 - 06:53...einer ein paar nette Wellchen gehabt und einen schönen Bericht verfasst. (Daumenhoch)
ABER das nächste mal sagst du bescheid ;-)
versprochen
tripmaster on Di, 07/12/2016 - 08:50;=)
J-Bay...
Tim on Mo, 07/11/2016 - 17:16... wahrscheinlich wegen der vielen Haie, oder?
Wie auch immer, solch eine Therapie bräuchte ich bei Zeiten auch mal wieder
weisse Haie
tripmaster on Mo, 07/11/2016 - 17:37grüne Dorsche, endlose Linkswellen und so ´n Zeug.....