Freitag der 12. Oktober.
Ich kann es ja immer noch nicht glauben. Vielleicht war es doch nur ein Traum.
Auf jeden Fall war am Montag davor die Prognose für Freitag gut. Was heißt gut? 9 Fuß Wellen mit 9 Sekunden Periode und leichtem offshore Wind! Das ist für die Nordsee sensationell. Aber bis Freitag war´s noch lange hin. Nur nicht zu viel erwarten. Wäre nicht die erste Vorhersage, die sich kurz vorher in das übliche onshore Geschwabbel verflüchtigt.
Dienstag war die Prognose immer noch gut.
Mittwoch: weiterhin satter Swell und offshore Wind angesagt. ich begann mir den Freitag von Terminen freizuschaufeln.
Donnerstag: weiterhin 9 Fuß, ab Mittag leichter Nordostwind, der dann sogar noch auf Ost drehen sollte!!!!! ich machte den truck startklar.
Freitag früh noch meine Tochter in die Schule gebracht und dann sofort los gefahren. Ab der dänischen Grenze Sonnenschein und schlaff herum hängende Fahnen. War lange nicht mehr so nervös auf dem Weg gen Norden.
Kurz vor dem Ringköbing Fjord immer noch schwach aus Nord fächelnder Wind. Erste Mole gecheckt. Swell ist da, aber die nicht funktionierenden Sandbänke machten nix draus. Weiter gefahren. Hing die Fahne grad eben nicht Richtung Westen? Endlich, kurz vorm Ziel. Die Piste gaaanz langsam entlang gefahren, jetzt, die letzte Düne und:
Verfahren. Das war definitv nicht Dänemark. Satter Swell lief rein, vom leichten offshore perfekt in Form gehalten, unglaubliche Tubes überall. In einer Setpause erkannte ich dann aber doch den Einstieg an der Quermole. Also doch die dänische Nordsee. Um da aber rauszukommen musste mansehr geduldig sein, um nicht von den heftigen closeouts - für Experten wären es ultra schnelle Tubes - niedergemäht zu werden. Die tief stehende Herbstsonne tauchte diese surreale Szenerie in gleißendes Licht. Auf einmal entdeckte ich weit draußen einen Surfer auf einem Longboard. Frank - wie ich später herausfand - war da ganz alleine draußen und ließ es sich gewaltig besorgen. Nix für ´nen alten Mann wie ich. Ich zog es vor, erst mal die Kamera rauszuholen im Wissen, dass es gegen Abend nachlassen würde.
Frank machte noch ein paar Mal die Runde: an der Mole geduldig eine Setpause abpassen, rauspaddeln, sich in einen Mörder Drop stürzen, für Ewigkeiten unter Weißwasserwalzen verschwinden, 300 Meter weiter südlich wieder an den Strand kommen, rauf laufen........
Respekt vor soviel Beharrlichkeit!
Etwas später kamen dann zwei Dänen an, die sich mit sticks in´s Wasser stürzten. Einer von ihnen - den Namen hab´ ich leider nicht, aber er kommt aus Klitmoeller und surft RICHTIG gut - zeigte mir dann gleich, wie ein ordentlicher backside Surf an diesem Spot auszusehen hat. So nach und nach erschienen dann immer mehr Jungs und es wurde mit bis zu 12 Leuten gleichzeitig auf dem Wasser ziemlich voll. Obwohl das für den Spot eigentlich schon zuviel crowds sind, hatten die Meisten einfach nur ein permanentes Grinsen im Gesicht. Als dacat einrollte gellten seine spitzen Begeisterungsschreie vom Parkplatz bis zu mir an den Strand runter. Er holte sich dann auch noch ein paar heftige hold downs ab und berichtete mir später, genauso wie Tim, dass ihm dabei gehörig die Lust ausgegangen war. Die Nordsee zeigte ihre Muskeln. Rland und Hansi schlugen auch noch auf und surften die am späten Nachmittag schon deutlich kleiner gewordenen, aber immer noch perfekten Wellen bis in die Dunkelheit. Zwanni räumte in seinem unnachchmlichen Stil den lineup mit Setwellen von ganz draußen ab.
edit: das war doch nicht Zwanni. Der Kerl hat sich aber definitv dessen Taktik abgeschaut.....
Ein paar Hvide Sande Locals wurden auch noch nass. Und kurz vor Sonnenuntergang paddelte ich dann endlich auch noch raus, genoss es, in einer irren Sonnenuntergangsstimmung in super cleanen Wellen zu sitzen und die show vom Wasser aus zu betrachten, hatte keine Lust um die Wellen zu kämpfen, zog mir eine leftover, surfte zum Strand und war einfach nur glücklich.
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