Sommerfrische

Gründe, das Wochenende in Dänemark zu verbringen: hochperiodischer Grundschwell mit prognostizierten 0,5m aus Nordost. Sonne. Luft und Wasser um die 20 Grad. Ostwind.

Gründe, das Wochenende nicht in Dänemark zu verbringen: überzogenes CO2 Konto, die Hochbrücke, ein Fußballspiel der C-Mädchen von Sternschanze, Restarbeiten an der Küchenbaustelle, starker Ostwind.

So fädelte ich dann Samstagnachmittag auf die Autobahn Richtung Lübeck ein. Stau gab es um diese Zeit keinen und gegen 18 Uhr erreichte ich die bekannte Seebrücke. Der Ostsee schwabbelte ganz ordentlich und bei einem schnellen Check von der Brücke aus erkannte ich schon mal 3 bekannte Gesichter in der mittelmäßig großen Gruppe an Wellensüchtigen. Die Sonne schien, es war trotz kräftigem Wind relativ warm und der 3-2er Neo sollte reichen. Die Aussicht auf relativ dünnen Gummi und damit einhergehende geringe Einschränkung der Bewegungsfreiheit ließ mich etwas übermütig zum kleinen 6,5er Semi-Fish greifen. Das Ding trägt sich einfach leichter durch den Park.

Nach dem todesmutigen Sprung vom Anleger dümpelte ich erst einmal an der äußeren Bank rechts vom Steg rum, merkte aber bald, dass ich dafür zu wenig Schaum hatte und paddelte dann todesmutig zwischen den Brückenpfeilern auf die andere Seite. Dort gelang es mir erstaunlich schnell in eine der größeren Schwabbler einzusteigen, leider löste sich diese Welle aber nach kurzem Ride in Nichts auf.

Es folgten ein paar Wipeouts und die Erkenntnis, dass ich mich besser so positionierte, dass das Brett quer zur Wellenrichtung ausgerichtet war. Nur so schaffte ich es, die wegen der kurzen Abstände der Wellen erforderliche ultraschnelle Brettdrehungs- und los-paddeln-Bewegungsabläufe hinzubekommen, die nötig waren, um in eine Welle einzusteigen. Mit der neuen Technik lief es dann besser und ich erwischte an der Inside eine nette Welle. Leider kam mir von der anderen Seite einer entgegen und ich musste die Bremse rein hauen. Ostsee halt. Einen definierten Peak findet man hier eher selten. Aber wenigstens hat Christoph die Chance genutzt und mich beim Surfen auf einer Welle abgelichtet. Das Kunststück haben noch nicht viele Fotografen hinbekommen.

Zwischendurch musste man sich immer mal vom Seegras befreien und allzu großen Quallen Ansammlungen ausweichen. Der permanent über unseren Köpfen kreisende Hubschrauber und das Seenotrettungsboot, das immer wieder ganz nah an den Strand fuhr, ließen dann die Befürchtung aufkommen, dass das nicht nur Quallen sein könnten, die man beim Paddeln mit den Händen berührte. Darüber hinaus wurde es langsam dunkel und so beendete ich die Session. Wieder einmal war ich erstaunt, wie viel Spaß man doch auch beim Surfen in der Ostsee haben konnte, einem Gewässer, in dem ich es eigentlich ablehne surfen zu gehen und dafür lieber ein Segel aufziehe. Allerdings macht es das warme Wasser und die warme Luft auch wesentlich angenehmer, in der schwabbelnden Suppe zu planschen.

Den Rückweg nach Hamburg sparte ich mir wegen besagtem CO2 Konto und dem Fahrradrennen und so hatte ich erstmals die Gelegenheit, an der Lübecker Bucht über Nacht zu bleiben und zu schauen, was die Urlauber hier so treiben. Zuerst musste ich aber meinen Magen füllen und ich beschloss das nicht im Dorf zu machen und wich nach Scharbeutz aus. Ein Weißbier, 3 Bruschettas und eine Pizza später schlenderte ich dann zu einem Platz voller Leute mit lauter Musik. Dort hatte ich dann eine Erscheinung.

Am nächsten Morgen war der Wind schwächer, aber ich machte trotzdem einen Check an der Brücke. Tatsächlich schwabbelte noch ein bisschen was nach und an der Inside lief eine surfbare Welle, die mit nur drei Leuten besetzt war. Ich griff mir meine eierlegende Wollmilchsau und paddelte raus. Nach einer Stunde Rutschen wurde es noch kleiner und ich beendete den Badespaß.

Der Wind sollte später kräftig zulegen und für mich war jetzt Stehsegeln angesagt. Auf der halbstündigen Fahrt zum Leuchtturm passierte ich Ortschaften mit ulkigen Namen (Kabelhorst muss das Mekka aller Bauelektriker sein) und viele Windräder und Dächer mit Solaranlagen, die Vattenfall und Co. Mal wieder das Wochenende vermiesten. Zum Stehseglen war´s aber perfekt und ich gönnte mir zwei ausgiebige Sessions bis zum späten Nachmittag.

Auf der Rückfahrt begann es auf der Autobahn kurz vor Lübeck zu stocken und ich beschloss das Stau stehen durch einen letzten Abstecher an die Brücke zu ersetzen. Zum Selber raus paddeln war ich zu kaputt, aber das Zuschauen war auch ganz nett. Letztlich war das Wochenende am Ostsee nicht episch, aber sehr spaßig. Manchmal lohnt es sich in der Nähe zu bleiben.

Bilder vom Sonntag gibt es hier, das Saturday Night Fever ist hier zu sehen und wer auf surfende Frauen steht sollte hier rein klicken. Schwer zu empfehlen ist auch Christoph´s Gallerie!