Am Wochenende tauchte dieser große schwarze Fleck auf den Magic Seaweed Charts vom Nordatlantik auf. Routinemäßig begann ich für verschiedene orte in Europa die Wind- und Wellenvorhersagen zu checken. Erwartet hatte ich den für die Jahreszeit und in Begleitung eines derart massiven Tiefdruckkreisels üblichen stürmischen Westwind. Doch für ganz Mittel- und Nordeuropa war tagelange Ostströmung vorhergesagt. Dicke Wellen und Offshore und sogar noch relativ milde Temperaturen sollten da angeblich kommen.
Ich begann verschiedene Optionen durchzugehen. Nach Portugal fliegen und neben selber surfen Nazaré kucken? Aber hier sollte der Wind aus südlichen Richtungen kommen. Irland sollte im County Sligo 2 Meter bei 20 Sekunden bekommen mit Ostwind und Temperaturen um die 12 Grad. Für das County Clare war die doppelte Wellenhöhe angesagt. Die Bretagne wäre auch eine Option mit 3 Meter und ebenfalls nahe 20 Sekunden liegender Periode. Aber 1600 Kilometer (one way) für einen 5 Tageszeitraum (mehr konnte ich mir nicht frei nehmen)? Normandie vielleicht, aber die Beachies dort würden mit dem großen Swell überfordert sein.
Norwegen? Dauersonnenschein war hier angesagt bei dauernd leichtem Ostwind. Swell zwischen 1 und 2 Füßen, Periode von 12 bis 18 Sekunden. Norwegen! Seit meinem ersten Trip dahin 2010 habe ich die südliche Ecke dort jedes Jahr auf dem Schirm für einen Kurzausflug und es jedes Mal wieder nicht geschafft, die 500 km plus Fähre plus nochmal 200 km in Angriff zu nehmen. Jetzt schien endlich die Zeit gekommen zu sein, um den Trip zu machen. Also buchte ich für Donnerstagabend die Fähre und Rückfahrt für Dienstagnachmittag.
Donnerstagvormittag fuhr ich dann los und die 500 Kilometer auf der Autobahn nach Hirsthals zogen sich. Gegen 20:30 Uhr legte die Fähre ab und kurz vor Mitternacht erreichten wir Kristiansand. Ich hatte es eilig, vom Schiff runter zu kommen da ich noch ein Stück fahren wollte. Freitag sollte schon Swell da sein und die Tage sind schon recht kurz und die Fahrstrecken in Norwegen sind lang. Mehr als einen 60-er Schnitt schafft man kaum und man sollte sich auch an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten, denn zu schnell fahren ist hier sehr teuer.
Leider machte der norwegische Zoll erst einmal einen Strick durch die Rechnung und zog mich raus. So stand ich dann erst einmal in einer Halle und wartete, dass ich gefilzt werden würde. Vor mir der Kombi eines rumänischen Bestattungsunternehmers mit einem reich verzierten Sarg hinten drin. Den untersuchten die Zöllner etwas genauer, schienen aber etwas unsicher, was sie mit diesem Transport anfangen sollten. Die Optionen Sarg voll mit Drogen oder Sarg belegt von einem Herrn aus Transsilvanien mit spitzen Zähnen waren zumindest denkbare Optionen.
Zum Glück wurde das Fahrzeug dann seitlich raus in den Raum für die Intensivinspektion gefahren. Ich musste dann einer Zöllnerin erklären, dass ich keinen Alkohol dabeihatte und zum Surfen fahren wollte. Die Dame glaubte mir und ließ mich zum Glück bald weiterfahren. So schaffte ich nochmal rund 80 Kilometer bis nix mehr ging und ich einen Parkplatz neben der Straße ansteuerte und mich aufs Ohr haute.
Freitagmorgen war ich noch ziemlich platt von der Fahrerei, musste aber dringend weiter. Trotz bedeckten Himmels mit nur vereinzelt Sonne war die Fahrt durch die grandiose Landschaft von Rogaland wieder sehr kurzweilig. Am Ende dieses Felsenlabyrinths lag dann auch gleich der erste Strand, wunderschön gelegen und mit Windswell aus Südwest (wie vorhergesagt) aber leider auch Wind aus Süd (wie nicht vorhergesagt), heißt voll onshore. Ein paar Kiter hatten ihren Spaß, ich aber nicht, also zog ich weiter. Unterwegs checkte ich verschiedene Strände und je weiter ich der Biegung der Küste folge, desto besser passte der Wind. An einem Spot sideshore, beim übernächsten dann side-offshore. Je weiter ich nach Norden und damit zu dem nordwestlich ausgerichteten Küstenabschnitt kam, desto besser wurde auch der Swell (kein Wunder, der Groundswell kam auch aus Nordwest).
An einem kleinen Hafen passten dann das erste Mal Wind- und Wellenrichtung halbwegs zusammen und es lief eine nette Dünung, wenn auch noch etwas unsauber durch den Windswell aus Südwest. Ein paar Locals waren dort im Wasser, aber die beiden Breaks (eine kurze Rechte und eine gerne zumachende Linke, beides über den typischen runden Felsen der Gegend) machten mich nicht genug an, um kurz vor dem Dunkelwerden – es war bereits 15 Uhr – nochmal raus zu paddeln. Als fuhr ich weiter checken, fand einen großen Sandstrand mit passender Ausrichtung und einem Campingplatz, der noch offen hatte und quartierte mich hier ein.
Samstag war ich dann weit vor Sonnenaufgang raus – keine Kunst hier, denn die Sonne schafft es hier erst um ca. halb neun über den Horizont – und es war saukalt. Aber der Wind kam endlich aus der richtigen Richtung. Ich lief erst einmal Richtung Strand und war kaum los, als dicker Nebel in die Senke, in der sich der Strand befindet, hereinfiel. Vorne an der Düne konnte ich dann schon kaum mehr die Wasserlinie sehen. Aber den Geräuschen nach zu urteilen brach da draußen was.
Ich ging zurück zum Campingplatz und frühstückte erst mal. Tatsächlich schaffte es die Sonne dann auch bald weit genug über den Horizont, um den Nebel zu vertreiben. Ich also los für den nächsten Check. Die Sandbänke direkt vor dem Strandparkplatz waren nicht so prickelnd aber zumindest war klar, dass hier surfbare Wellen liefen. Inzwischen tauchten auch immer mehr lokale Surfer auf und während die Surfschule im Weißwasser direkt vor dem Strandparkplatz rumrutschte, machte sich die Mehrzahl mit Brett unterm Arm auf den Fußweg Richtung Süden. Da ging ich dann auch hin und nach etwas Laufen fand sich eine nette Sandbank sowie ein Break über einer Kombo aus Steinen und Sand.
Ich entschied, dass dies mein Break sein würde, eilte zurück zum Campingplatz, schlüpfte in die dicke Neo-Garnitur, griff mir das Longboard und machte mich auf den ca. 15-minütigen Fußmarsch. Die Wellen am steinigen Kap waren dann nicht berauschend, aber doch ganz nett. Eine kurze Rechte war zur Auswahl sowie eine längere Linke mit Tendenz zum Closeout. Das Wasser war erstaunlich warm – definitiv wärmer als im dänischen Teil der Nordsee – und die Sonne gab das ihre dazu, so dass die Haube bald überflüssig wurde. Es war eine nette Session, aber (hoffentlich) nur das Vorspiel für Sonntag. Waren Für Samstag 1 Fuß bei 12 Sekunden angesagt, sollten es morgen 2 Füße mit um die 17 Sekunden sein.
Zum Abend hin – also gegen 15 Uhr – zog dann wieder Nebel auf und legte sich über die inzwischen doch recht vollen Lineups. Die Locals ließen sich davon nicht stören und blieben bis weit nach Sonnenuntergang draußen (die Dämmerung zieht sich knapp eine Stunde hin bis es ganz dunkel wird). Ich verzog mich in meinen Bus und stand vor dem bereits aus dänischen Wintertagen bekannten Problem: wie bringe ich die lange Zeit rum, bis ich halbwegs beruhigt schlafen gehen konnte.
Die Nacht war dann sehr kalt und beim frühmorgendlichen Blick aus dem Bus grüßten mich gefrorenes Gras und eine dick vereiste Windschutzscheibe. Aber die Luft war noch klar und so ging ich erst einmal für einen Surf Check zur Düne. Swell war da, doch inzwischen war wieder der Nebel eingefallen, so dass ich ihn mehr hören als sehen konnte. Aber er hörte sich gut an. Zeit sich auf den Weg zu machen und die Boulder Riffe zu checken. Also tastete ich mich langsam durch dichten Nebel und auf vereisten Straßen fahrend aus der Senke raus und fuhr oben auf den Hügeln entlang bei annehmbarer Sicht bis zu dem Hafen von vorgestern. Die See war vom leichten Offshore schön glattgebügelt und langperiodische Lines zeichneten sich in regelmäßigen, wenn auch großen Abständen auf dem glatten Wasser ab.
Die Linke und die Rechte am kleinen Hafen brachen, aber sie brachen nicht gut. Die Linke machte – wieder – meistens zu und die Rechte hatte nur eine kurze Schulter, bevor sie sich entweder im Nichts auflöste oder aber ebenfalls closeout brach. Unterhalb der Steilküste nördlich des Hafens waren weitere Peaks erkennbar und an einigen waren schwarze Punkte im Lineup erkennbar, die keine Robben waren. Ich beschloss, einen Spaziergang entlang der Steinstrände unterhalb Steilküste zu machen und mir das mal genauer anzuschauen.
Die Gegend hier ist die einzige Ebene inmitten eines endlosen Meeres von Granitfelsen und Bergen. Aber auch hier haben die Gletscher der letzten Eiszeit Steine abgeladen. Sehr viele und sehr harte Steine von Kopf groß bis zur Größe eines Zweifamilienhauses. Auch wenn es hier viele feine Sandstrände gibt, liegt doch immer irgendwo ein Granitbrocken rum, gerne knapp unter der Wasseroberfläche. Meine kleine Wanderung führte mich auf einem schmalen Pfad zwischen Steinstränden und der Abbruchkante der Steilküste.
Bald traf ich auf den ersten Break mit ein paar Locals im Wasser. Die Welle war nicht sonderlich groß und brach ausgehend von einem größeren Findling nach links immer knapp vor einer Riffkante aus meistens trocken liegenden Granitsteinen. Gute nerven waren hier gefragt und eine gute Kenntnis der nicht gleich sichtbaren, knapp unter der Wasseroberfläche liegenden felsigen Hindernisse. Direkt am Take Off Punkt lag ein größerer Brocken, auf den man sich raufstellen konnte und von dem aus man auch gleich direkt ohne Paddeln in die welle springen konnte.
Ein stück weiter an einem Point brach eine etwas größere Rechtswelle und um den Point herum lag in der nächsten Bucht ein A Frame mit einer längeren rechten und einer kurzen Linken. Natürlich war der Take Off genau vor einem Kleinwagen großen Felsen. Die Wellen waren hier größer, in Sets deutlich über kopfhoch. Doch trotz des sauberen Groundswells wollten die Steinriffe und Points keine wirklich exquisiten Wellen produzieren. Meistens wurde die Welle steil, aber nicht steil genug, um in sie einzusteigen. Wenn sie dann doch den Punkt erreicht hatten, an dem sie anfingen zu brechen, blieb meistens nur eine kurze Schulter bevor der nächste Fels unter Wasser dafür sorgte, dass die Welle zu machte.
Sicher, hin und wieder liefen die Wellen perfekt, aber das war sehr selten und offensichtlich war der Untergrund aus Granitbrocken nicht homogen genug, um längere Rides zuzulassen. Trotzdem waren an den verschiedensten Stellen lokale Surfer – darunter eine sehr hohe Anzahl an Surferinnen – im Wasser. Mich lockte das noch nicht und so wanderte ich weiter Richtung Norden und erreichte das Südende des großen Sandstrandes, an dem ich gestern im Wasser war. Hier war mir bereits gestern eine Felsinsel aufgefallen, an der beidseitig Wellen brachen, die mit Abstand die beste Form und Länge, bei dem kleineren Swell des Vortags aber nicht allzu viel Druck hatten.
Der 2 Fuß @ 19 Sekunden Swell von heute sollte da mehr aus dem double-Point Setup machen können. Inzwischen hatte die Sonne es über die Berge im osten geschafft und die Nordsee lag in einem tiefen Blau da, das schön mit den schwarzen Felsen und den nett ausgeleuchteten Dünen kontrastierte. Noch schöner: sowohl die Rechte als auch die Linke an dem Felsen liefen. Die Rechte etwas seltener aber dafür mit mehr Druck und die Linke als softer, sehr lang laufender Longboard Traum. Ich wusste nun, wo ich bald raus paddeln würde. Zur Sicherheit warf ich noch einen kurzen Blick in die große bucht mit dem langen Sandstrand, an dem ich heute Morgen das erste Mal die Wellen gecheckt hatte. Auch hier hatten sich die Lineups inzwischen gut gefüllt, aber die Breaks kamen nicht an das Doppel-Point Setup am Felsen heran. Also machte ich mich auf den Weg zurück zum kleinen Hafen, an dem mein Bus stand.
Es war ein längerer Rückweg und als ich den Felsen passiert begann sich wieder Nebel auf die Küste zu legen. Und zwar richtig dicker Nebel, der rasend schnell die Steilküste herunterfiel und auf die See hinauszog. Innerhalb kürzester war nicht nur kein Lineup mehr zu erkennen, sondern selbst die nur 10 bis 20 Meter vom Pfad entfernt liegende Wasserlinie nur noch schemenhaft zu erahnen. Auch von den möglicherweise da draußen noch brechenden Wellen war nichts mehr zu hören, der Nebel erstickte alle Geräusche. So wanderte ich also auf dem Pfad in dem schmalen Sektor mit nebelverhüllter Steilküste links und nebelverhüllten Steinen im Wasser rechts zurück Richtung Hafen. Ab und zu tauchten schemenhafte Gestalten mit Surfbrett unter dem Arm zwischen den Steinen am Strand auf wie Zombies und kletterten staksig über die rutschigen Steine an den Strand. An einer Stelle hörte ich anfeuernde Rufe und Gejohle im Meeresnebel und merkte erst nach langem Hinschauen, dass da eine inside Welle knapp vor den Felsen lief, auf der geisterhafte Wesen entlangsurften.
Zurück am Hafen riss es einmal lange genug auf, um zu erkennen, dass die Wellen etwas kleiner geworden waren und die Rechte vor der Hafenmauer ab und zu länger als 20 Meter lief. Ich wartete noch eine Weile hier ab in der Hoffnung, dass der Nebel sich weiter lichten würde, was aber nicht geschah. Also fuhr ich zurück an den langen Sandstrand und lief in die Dünen und vor zum Südende der Bucht. Aber auch hier war kaum die Wasserlinie am Strand zu erkennen und der Nebel weigerte sich zu verschwinden. Gegen 15:30 Uhr war dann klar, dass es auch kein Aufklaren zum Sonnenuntergang geben würde und ich gab auf.
Für den nächsten Tag war kleiner aber noch hochperiodischer Restswell angesagt und leichter Westwind. Ich überlegte ob ich einen Ausflug zum Preikestolen machen sollte, um ein bisschen bergsteigen zu gehen (ich war da 2010 schon mal droben und es ist eine fantastische Gebirgskulisse). Aber dann war mir die zusätzliche Stunde Fahrt doch zu viel und ich verbrachte eine weitere lange und kalte Nacht auf dem Campingplatz am Strand.
Am nächsten Morgen war es leicht bedeckt und der Nebel blieb diesmal aus. Frühstück und dann Wellencheck waren der Plan und zu meiner Freude lag Magic Seaweed mit der Windvorhersage wieder einmal falsch und statt des Onshores fächelte ein leichter Ostwind. Swell war auch noch da, sauber und langperiodisch aber meistens sehr klein. Ich checkte wieder das Südende der Bucht und den Felsen, bei dem ich eigentlich gestern rauspaddeln wollte. Winzige Lines schälten sich sehr lang laufend entlang der kaum von der See überdeckten, dreiecksförmig verlaufenden Verbindung aus Sand und Steinen zwischen dem Felsen und dem Ufer. Die Sonne schaffte es hoch genug, um zwischen den Löchern in der Wolkendecke hindurch ein magisches Licht auf die See zu werfen. Ich bekam Lust, da raus zu paddeln, auch wenn die Wellen meistens nur kniehoch brachen mit Ausnahme vereinzelter Sets, die es auf hüfthoch schafften.
Doch auf dem Weg zurück zum Bus um das Brett zu holen entschied ich mich anders. Der zu erwartende Surf war sicher nicht das, was die lange Anreise wirklich gelohnt hätte und die Tage sind jetzt zu kurz um die Zeit mit Licht mit semi-spannenden Aktivitäten zu „vergeuden“. Das umso mehr, als ich noch ein paar landschaftliche Highlights in der Gegend auf der Liste hatte, die ich mir (noch einmal) genauer anschauen wollte. Also packte ich zusammen und machte mich auf die Fahrt in Richtung Süden zur Eigeroya Halbinsel.
Bei Brusand tauchte die Straße wieder in die fantastischen Felslandschaften der Südwestecke Norwegens ein und bald verschwanden die Wolken und die tiefstehende Sonne tauchte das Labyrinth aus grauen Granitfelsen, herbstlichem Wald und unzähligen kleineren und größeren Seen in ein wunderbares Licht. Schon bei der – auf Grund der vielen Kurven und der vereinzelten vereisten Stellen eher langsamen - Fahrt durch diese wunderbare Landschaft war ich mir ziemlich sicher, dass ich den Verzicht auf die Surf Session nicht bereuen würde. Klarheit über die Richtigkeit der Entscheidung hatte ich dann, als ich von Egersund über den Bergrücken Richtung der Halbinsel fuhr und vor mir das orange erleuchtete Felsenlabyrinth und die blaue Nordsee sah. Keine Wolke war am Himmel, ein kaum spürbarer Lufthauch blies und mir blieben noch gute 2 Stunden für eine kleine Wanderung auf der Halbinsel.
Am Ende der zum Schluss sehr schmalen Straße parkte ich den Van an einer der unzähligen fjordähnlichen Buchten und machte mich auf den Weg Richtung Leuchtturm. Es ist eher ein Spaziergang als eine ernsthafte Wanderung aber die Kombination aus dem spiegelglatten, tiefblauen Wasser der Nordsee in dem tief einschneidenden Fjord, den je nach Beleuchtung graublau bis orange leuchtenden rundlichen Felsen und den herbstlich bunten Farben der Vegetation dazwischen machten den Ausflug zu einem wahren Genuss. Außerhalb des Schattens war es warm genug, um endlich mal die Jacken abzulegen – Sweatshirt reichte – und außer mir war keine menschliche Seele unterwegs. Ich blieb bis kurz vor Sonnenuntergang auf der Halbinsel und genoss den Farbenrausch bevor ich mit der Dämmerung zurück nach Egersund fuhr, um den dunklen Nachmittag etwas kurzweiliger zu gestalten.
Schnell wurde es wieder sehr kalt – deutlich unter Null Grad – und ab 18 Uhr hatte endlich der Burger Laden am Hafen offen, so dass ich dort im Warmen etwas warmes Essen konnte. Danach marschierte ich noch einmal durch die – für Norwegen typisch – ausgestorbenen Straßen der Stadt, um noch etwas Zeit von der Uhr zu nehmen. Zum Übernachten fuhr ich zurück an einen Strand auf der Halbinsel in der Hoffnung, dass die Nähe zur mindestens 10 Grad wärmeren Nordsee die Nacht nicht allzu eisig werden ließ.
Am Dienstag Nachmittag hatte ich die Fähre für die Rückfahrt gebucht. Trotz der sehr reduzierten Reisegeschwindigkeit in Norwegen würde mir aber laut meiner Kalkulation genügend Zeit bleiben, anstatt der Schnellstraße die nicht wesentlich längere, aber deutlich kurvenreichere Straße des Nordsojwegen entlang der Küste zu nehmen. Auch hier wusste ich von dem Trip 2010, dass sich der Umweg lohnt und im Gegensatz zu damals war das Licht nun brillant. Die kurvenreiche Auf- und Abfahrt durch die Felslandschaft entlang vereister Seen und tief eischneidender Fjorde und durch vereinzelte hübsche Ortschaften war so erneut ein Highlight des Ausflugs und ich schaffte es trotz zweier kleinerer Abstecher an ein hübsches Hafenstädtchen an der Schärenküste und einer kleinen Kletterei auf ein Felsmassiv rechtzeitig nach Kristiansand in den Fährhafen, wo ich noch etwas Zeit hatte, um den 5-Tagesausflug zu resümieren.
Einerseits war ich schon froh, die kommende Nacht wieder in einer festen und gut beheizten Behausung zu verbringen, denn die langen dunklen Nächte mit meiner stotternden Standheizung im Van waren schon etwas grenzwertig gewesen. Andererseits wurde ich mit grandiosem Licht belohnt, das es halt nur während der seltenen Wintertage mit Sonne gibt. Die Surf Session am Samstag war ganz nett und der einzige Wermutstropfen war der dicke Nebel, der mir DEN Surf Tag am Sonntag versaute. Aber Norwegen hat ja zum Glück immer ein spannendes Alternativprogramm im Angebot. Es sollte nur nicht regen, denn dann ist man verloren.
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Danke für diesen tollen
manu77 on Di, 11/27/2018 - 10:58If you don´t go....
tripmaster on Mi, 11/28/2018 - 11:39Einfach ausprobieren. Ist im Grunde alles ganz easy. Vor allem verglichen mit meinen ersten Trips nach Marokko in den späten Achzigern.
"Kommunikation" mit zuhause für 2 Monate lang nur per Post. Transportdauer Brief Deutschland nach Marokko 2 Wochen. In die andere Richtung 4 Wochen. Navigation mit Karte aus Papier.
Reisen - auch alleine - heutzutage ist ein Klacks. Einfach mal raus aus der Komfortzone und feststellen dass alles halb so schlimm ist ;=)
Top...
coldwaves on Mo, 11/26/2018 - 07:32...kann man nur sagen und Respekt vor deiner Leistung. Die Küste Norwegens wäre auch mal was, ich kenne nur den Weg in die Berge dort zum Snowboarden.
Klasse Tom, 1A Bericht.
Merci!
tripmaster on Mo, 11/26/2018 - 12:09Und vielleicht einfach mal los fahren ohne genau zu wissen, was einen erwartet. Das gute an der Ecke ist ja, dass es dank der wunderbaren Landschaft immer eine Alternative zum Surfen gibt.
Wie immer...
deegee on So, 11/25/2018 - 20:34Geduld
tripmaster on Mo, 11/26/2018 - 12:07braucht man, wenn man die Gegend nicht kennt. Die Sandbänke hatte ich ja als erstes gecheckt und sie gefielen mir nicht. Gekommen war ich eh wegen der Riffe. Aber die vielen Steine knapp unter und oberhalb der Wasseroberfläche haben mir schon respect eingeflöst. Da bei hin und wieder doch wuchtigen Wellen zu surfen, ohne jeden Felsbrocken schon beim Vornamen zu kennen, schien mir doch etwas riskant. Typischer Setup war kopfhohe Welle, die direct auf Felsen in Kleinlastergröße zurauschte. Dazu recht voll im Lineup.
Bei den kurzen Tagen musste das dann schon der passende Break sein, an dem man raus paddelte. Den hatte ich letztlich dann ja auch relative schnell gefunden, aber dann kam der Nebel.