Mission erfüllt!?
Angelo und ich hatten bereits lange darauf hin gearbeitet. Und Anfang Oktober war es endlich so weit. Die blue, traditionell vorne dabei wenn es darum geht neue exotische Surf Destinations zu präsentieren, würde es machen. Die 2009er Ausgabe des Surf & Travel Yearbooks wird Dänemark als Schwerpunkt Thema haben.
O.k., nicht ganz wahr, das Spezial wird sich natürlich einer anderen Region widmen (geheim!), aber das für uns Norddeutsche bzw. zugereiste Norddeutsche (in meinem Fall) gelobte Land wird auf rund 11 Seiten präsentiert werden.
Nun ist ja unser Bildredakteur ein verwöhnter Kerl und will immer nur Bilder von perfekten Wellen ins Heft bringen. Die Aufgabe war also klar. Ein paar ordentliche Surfer zusammentrommeln und einen der raren Tage mit richtig guten Wellen an Dänemarks Westküste abgreifen. Sollte nicht so schwierig werden, denn wir hatten ja noch den ganzen Herbst mit seinen traditionell guten Wellen an der Nordsee vor uns.
Nun beschloss die Nordsee aber sich etwas zu zieren. Im Oktober und November schickte sie zwar regelmäßig Schwellungen in den Teich, aber die Küste Dänemarks bekam immer nur Windswell mit bestenfalls sideshore Wind ab. Dafür wurde Holland ordentlich mit solidem Nordswell und offshore Wind bedient. Aber Holland steht erst für das 2010er Yearbook auf dem Zettel.
So wurde ich dann doch langsam etwas nervös. Das Wasser wurde immer kälter, die Tage immer kürzer und die kräftigen Stürme zerhackten die Sandbänke. Am ersten Advent dann war ich beim Syndikatstreffen eh´ im Norden und durfte erleben, dass es ja doch noch ging. Ein (fast) nirgends angesagter Groundswell traf sich in Nordjütland mit einem leichten offshore Wind. Also stieg meine Hoffnung wieder und ich durchforstete wieder voller Elan die Wellenvorhersagen.
Ende letzter Woche war es dann so weit. Die Vorhersagen versprachen für Mittwoch soliden Nordwestswell zusammen mit Ostwind. Das war nun zwar noch ein paar Tage hin, aber ich alarmierte trotzdem die Crew.
Übers Wochenende dann das übliche Spiel. Drei mal am Tag wurden nervös die Vorhersagen gecheckt. Zwischendrin sah´s plötzlich Scheiße aus, weil die Windrichtung plötzlich wieder auf sideonshore prognostiziert wurde, aber die generelle Tendenz ging in Richtung einer stabilen Ostwindlage über Dänemark und der Nordwestswell hielt sich die ganze Zeit über. Ich beschloss also die negativen Prognosen zu ignorieren und ab Sonntag zeigten mir alle Vorhersageseiten dann das was ich wollte.
Am Montag gab ich dann den endgültigen Startschuss. Ich hatte dann selber noch zu kämpfen um mir den Mittwoch frei zu schaufeln und einige der alarmierten Rider und Photogs hatten ähnliche Probleme, weil sie entweder arbeiten mussten oder aber bereits auf ihrer Winteresidenz auf Lanzarote weilten. Letztlich konnten sich aber doch ein paar Surfer den Tag frei schaufeln – Roland hatte dabei den meisten Aufwand, aber es gelang ihm seinen Flug umzubuchen und von Düsseldorf rechtzeitig nach Hamburg zu kommen um Mittwoch früh rechtzeitig los zu fahren - , nur mit Photogs sah es schlecht aus. Bevis war bereits auf der Lavainsel und Tom Riedel konnte sich nicht von seinem Brötchengeber befreien.
Da war ich dann ganz froh, dass sich Markus Cammin meldete und bereit war um 3 Uhr morgens in Soltau los zu fahren.
Ich selber hatte vor, meinen altersschwachen Truck morgens um 5 in Bewegung zu setzen. Allerdings hatte ich ein paar Sorgen, da mir der TÜV für die Karre die rote Karte gezeigt hatte und ein paar dänische Grenzer mich schon vor Monaten auf meine Winter untaugliche Bereifung hingewiesen hatten. Da war ich dann doch froh, dass Timo kurzfristig mit kommen wollte und anbot mit seinem nigelnagelneuen Firmen „Pieps“-kombi hochzufahren.
Das bedeutete gut 1 ½ Stundenl länger schlafen und weniger Sorgen wegen glatten Straßen und ungnädigen Grenzern, Polizisten und ähnlichem.
Dienstag Nacht rief Timo noch mal kurz an und berichtete stolz wie viel Flaschen Rotwein er gerade vernichtet hatte. Das wiederum machte mir dann doch wieder etwas Sorgen ob der Junge rechtzeitig kommen würde. Die Tage sind ja zur Zeit sehr kurz im Norden und man muss schon sehen, dass man pünktlich da ist, vor allem um noch ausreichend Licht zu fotografieren zu haben.
Mittwoch war ich ausnahmsweise beim ersten Wecker klingeln um kurz vor 5 wach. Ich begann die Thermoskanne mit vielen Espressos zu füllen und wartete auf meinen Chauffeur.
Timo kam dann tatsächlich eine Viertelstunde früher als vereinbart an. Trotz nur drei Stunden Schlaf war er bereits um kurz nach vier Uhr aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen, weil ihm existentielle Dinge durch den Kopf gingen wie: wann würde der Wind drehen, würden die Wellen etwa so groß werden, dass er als Goofiefooter an dem anvisierten Righthander keinen Stich mehr machen würde?
Allerdings war der Don, sagen wir mal wegen dem Schlafmangel, noch nicht so richtig fahrtüchtig, so dass ich das Steuer übernehmen musste.
Um kurz vor 6 fuhren wir los, um kurz nach 6 wurden wir noch in Hamburg freundlicherweise von der Polizei geblitzt. Danach ließ ich es erst mal langsamer angehen wobei wir uns auf der Autobahn doch sehr darüber ärgerten, wie viele Leute gerade jetzt zur Arbeit fahren mussten und nun im Schneckentempo von 140 die linke Spur versperrten.
Selbst in Dänemark wurde es nicht leerer, durch deren Wirtschaftsboom sind eifach zu viele Leute gezwungen morgens zur Arbeit zu fahren. Dazu kamen später auf der Landstraße noch ein paar Schwertransporte und landwirtschaftliche Hindernisse.
Wir blieben trotzdem relativ ruhig, da der Wind erst gegen 10 Uhr langsam über Süd auf Ost drehen sollte und der Swell erst ab Mittag so richtig gut werden sollte. Über diese Vorhersage wusste Markus nicht ganz so gut Bescheid. Er war ja bereits mitten in der Nacht los gefahren und bereits um 9 Uhr angekommen. Er rief dann auch prompt voller Verzweiflung an und berichtete über lausige Wellen und leichten onshore. Wir beruhigten ihn dann erst mal indem wir ihm erzählten was die Meterolügen vorher gesagt hatten. Kurz danach, die Sonne hatte sich gerade über den Horizont gequält und beleuchtete die Rauhreif bedeckte Landschaft mit diesem einmaligen Winterlicht, entdeckten wir die ersten Windräder die nach Südosten kuckten. Promt kam dann auch wieder ein Anruf von Markus der voller Freude berichtete, dass die Wellen immer besser würden.
Endspurt. Irgendwie schien aber die Außentemperaturanzeige von unserem Wagen kaputt zu sein, denn sie zeigte beständig 1 Grad an. Die Wettergurus hatten aber 6 Grad versprochen! Der Don hatte – inzwischen wieder fahrtüchtig – für die letzten 50 km das Steuer übernommen und meinte, dass die Straße so komisch glänzen würde. Ich hielt dass für Resthaluzinationen, wurde aber eines besseren belehrt als wir mal kurz bremsen mussten. War verdammt glatt da draußen.
Endlich verließen wir die Straße und fuhren auf den Dünenweg rauf. Am Spot waren inzwischen auch schon Honk, Adrian Siebert und ein Kumpel von Honk da und checkten die Wellen, während Markus fleißig am Fotos machen war. Es sah schon nicht schlecht aus, aber da die Goofiefooter noch in der Überzahl waren beschlossen wir noch mal wo anders hinzufahren und dort die Lage zu checken. An der Kuh war meine Lieblingssandbank immer noch hin, aber ein Stück weiter liefen ein paar sehr ordentliche Wellen. Allerdings recht weit draußen und mit ordentlich Weißwasser davor. Auf Grund der Temperaturen – trotz Sonne weiterhin knapp über Null – beschlossen wir zurück an den ersten Spot zu fahren, da es dort etwas leichter ist raus zu kommen.
Dort trafen wir dann auch Roland, noch etwas bleich wegen seiner weiten Anreise und weil er kurz vor dem Ziel mit einem deftigen Slide feststellen musste, dass die Straßen für Tempo 140 etwas zu glatt waren.
Das ablaufende Wasser, der zunehmende Swell und der Ostwind hatten inzwischen dafür gesorgt, dass die Wellen nun bereits sehr ordentlich aus sahen. Die Sonne schien immer noch und die Jungs mussten jetzt dringend ins Wasser. Die Goofies probierten erst einmal die Linke zwischen den Molen, die aber eine optische Täuschung war.
Die Rechte feuerte inzwischen immer härter und zeigte deutlich ihre Vorliebe für Regulars. Und selbst die konnten oftmals nur down the line feuern und ein paar Speedtruns setzen um mit der Geschwindigkeit der Welle mitzuhalten. Honks old school longboard, Adrians Fish und beider Stance machten es ihnen nicht gerade einfach. Roland dagegen hatte den richtigen Stance und das passende Brett und startete regelmäßige Versuche in die Tube zu ziehen.
Inzwischen kamen noch ein paar mehr Leute an, darunter ein paar Dänen und als gegen 13 Uhr der Ostwind die ersten Wolken vor die tief stehende Sonne schob war gut was los auf dem Wasser. Ich war inzwischen auch ordentlich durch gefroren, der Magen knurrte aber eine Pause war nicht drin. Die selektiven Wellen, das inwischen recht spärliche Licht und verdammt viel Spray in der Luft machten es recht schwierig ordentliche Fotos zu schießen. Meine ursprüngliche Idee auch mal mit der Cam ins Wasser zu gehen, hatte ich da längst aufgegeben. Meine Finger waren so schon gefühllos und mich jetzt noch in der Impact Zone verprügeln zu lassen hielt ich für keine gute Idee. Und obwohl ich ja schon seit längerem auch außerhalb des Sommers in der Nordsee rumplansche, staunte ich doch wieder, wie hart es sich die Jungs da draußen besorgten. Nur zum Verständniss: das Wasser hatte um die 8 Grad, die Lufttemperatur pendelte zwischen 1 und 2 Grad und die Wellen hatten atlantische Wucht. Trotzdem setzte zum Beispiel Honk, als er bereits über zwei Stunden draußen war, backside surfend einen hang five in eine selbst für ihn kopfhohe Welle. Adrian versuchte sich wieder und wieder an layback Tuberides, wurde aber für all diese Versuche bestraft. Es war einfach kein Tag für Goofiefooter.
Gegen halb drei wollte ich mir doch mal was zwischen die Kiemen schieben, machte dann aber wieder kehrt, weil ein imposantes Set rein rollte. Ich hatte mich gerade wieder positioniert und halbwegs fokusiert, als Roland in eine Barrel zog, vollständig verschwand und heil wieder raus kam. Ich schrie mindestens so lauf vor Freude wie er. Bester Tuberide, den ich bisher an der Nordsee gesehen habe.
Gegen halb vier wurde es dann schon richtig duster. Der Don hatte sich bereits aus seinem Neo gequält und versuchte verzweifelt die Eisklumpen, die einmal seine Füße waren wieder aufzutauen. Ein schneller Bierchen musste vorerst langen um den Tag zu feiern und es wurde Zeit, die Heimreise anzutreten. Auf dem Heimweg schlug dann die Erschöpfung zu und wir mussten uns häufiger mal mit dem Fahren abwechseln. Die Intensität des Tages wollte sich in wohlige Müdigkeit umwandlen lassen.
Ich hoffte nur, dass meine Bilder was geworden sind und war froh endlich was für die blue im Kasten zu haben.
Mission erfüllt.
Zeit um die Winterpause, die ich Weichei immer noch mache, einzuläuten.
Heute, am Donnerstag, habe ich dann mal aus Gewohnheit die Forecasts gecheckt. Anfang kommender Woche trifft ein Monsterswell aus West auf Schottland, vielleicht kommt was durch. In Dänemark soll´s Ostwind haben……
Die ganze Pracht gibt es ab 8. Mai in der 2009er Blue zu sehen. Dazu ein Glossar von einem im Norden nicht ganz unbekannten Sergeant darüber, was in der Wetterküche los sein muss, damit in Dänemark ordentliche Wellen anrollen.
Außerdem für all die Frostbeulen, die gar nicht erst wissen wollen, wie es sich anfühlt mit 6mm Neopren am Leib gegen ein Cleanup Set mit dickem, kaltem, dunklem Nordseewasser raus paddeln zu müssen, Travel Tips, traumhafte Bilder, Kunst und ein umfangreiches Spezial aus der südlichen Hemisphäre. Wobei´s da auch frisch werden kann.
Stay tuned!

Bild von jens

Bombastisch!

jens on Di, 12/16/2008 - 11:02

Wäre so gern dabei gewesen...Weiss noch nicht ob ich so selbstquälerisch sein werde und die blue kaufe...

Bild von tripmaster

da kommst Du nicht drum rum

tripmaster on Di, 12/16/2008 - 14:01

denn irgendwann werde ich Dir die Bilder unter die Nase halten =)
Aber ich kann Deien Schmerz mitfühlen. Der Tag war einer der besten DK Surf Tage seit ich da unterwegs bin. Und er kam mit Ansage. Hätte da auch gekotzt, wenn ich nicht los gekommen wäre.......

Bild von Leif

sehr schöner blog,sehr

Leif on Fr, 12/12/2008 - 19:51
sehr schöner blog,sehr geile pic´s,ich bin schon gespannt auf die blue
Bild von beach_club

schöner bericht! teilweise

beach_club on Fr, 12/12/2008 - 18:45
schöner bericht! teilweise kommt es rüber als würde es pro´s gehen ;-)

gewesen zu sehen, was z. B. Parko oder Herr fanning mit diesen schnellen hohlen Rechten angestellt hätte.
Aber unsere locals boyz haben sich auch nicht schlecht geschlagen

Bild von maik

Yihaaa!

maik on Fr, 12/12/2008 - 17:38

Mann, was für ein geiler Trip & Bericht. Die Fotos sind absolute Spitze.
Tom, Du hast mal wieder einen Volltreffer gelandet, Respekt! :O)
Ich für meine Verhältnisse durfte erst nach der Arbeit für eine
Stunde nach Römö und habe 30cm groundswell geshredded. Arghhhh!!!

Bild von boerni

Das glaube ich...

boerni on Fr, 12/12/2008 - 15:17

, dass sich der Trip gelohnt hat. Fette Bilder schöner Bericht!

Bild von Don Diggi

der trip hat sich gelohnt ...

Don Diggi on Fr, 12/12/2008 - 13:01

auch wenn sich mein wunschzettel gerade noch mal um einen 6/4 er Anzug und 7 mm Booties erweiter hat.

ja ich bin ein weichei ...