Marina Marina Marina

Die heimischen Gewässer sind mir um die Jahreszeit einfach zu kalt, deswegen wurde für die Hamburger Skiferien wieder einmal Italien als Reiseziel ausgewählt.

Passend für die Jahreszeit und die vielfältigen Spaß Optionen in dem Land hatte ich sämtliche Spielzeuge in den Bus geladen. Snowboard, Mountainbike, Windsurfgerödel und natürlich die komplette Surfausrüstung. Am ersten Ziel unserer Reise brauchte ich aber nichts von all dem, Venedig lässt sich halt nur zu Fuß oder über schwimmende Fahrzeuge erkunden. 3 Tage blieben wir in der immer wieder spannenden Lagunenstadt und wurden mit strahlendem Sonnenschein verwöhnt. So was tut der Endloswinter gequälten Nordlichtseele grad besonders gut.

Endlich mal ein sinnvoller Einsatz dieser langen Paddel

Danach ging es in die Toskana. Hier blieben wir zwei Tage bei Freunden bevor meine beiden Damen für ein paar Tage nach Rom weiter fuhren. Ich hatte schon vorher beschlossen, hier nicht mitzufahren, da mir sonst die Relation Stadt / Kultur zu Natur / oben aufgeführte Spielzeuge ausführen auf der Reise zu ungünstig geworden wäre. Erste Wahl bei den erhofften Naturerlebnissen war natürlich ein paar Mittelmeerwellen abzugreifen. Sowas ist natürlich auch in dieser Jahreszeit immer auch ein bisschen ein Glücksspiel, denn – wie unser Wetterguru Tim es so schön auf den Punkt gebracht hatte – das Mare Nostrum ist eine Wundertüte. Aber für den Fall, dass der Plan in den zur Verfügung stehenden paar Tagen nicht aufgehen würde, hatte ich ja noch meine anderen Spielzeuge dabei.

Toskana - hier Lucca - bei schlechtem Wetter.

So setzte ich dann meine beiden Mädls in Florenz am Bahnhof ab und machte mich auf den Weg an die Küste. Die Vorhersagen für die nächsten Tage waren durchwachsen, gerade mal 1 bis 3 Fuß niedrigperiodischer Schwabbel waren vorhergesagt. Lichtblick dabei: die Windvorhersage, denn der sollte sehr schwach sein und hin und wieder sogar offshore fächeln. Dazu mehr oder weniger Regen und Temperaturen um die 10 Grad.

1. Surftag 2013. 1 - 2 Füße, Regen, leichter Sideshore, 10 Grad, niemand sonst draußen. Ich hab die Session gerne mitgenommen...

Für meinen ersten freien Tag hatte ich so gut wie keine Erwartungen, 1 bis 2 Fuß sollten heute rein schwabbeln. Also rollte ich ohne große Hoffnungen relativ entspannt über die Autobahn. Ziel war der Küstenabschnitt zwischen Viareggio und dem Küstengebirge bei La Spezia. Das sind ca. 30 km schnurgerader Sandstrand mit einer direkt am Strand entlang laufenden Straße. Landseitig von der Straße reihen sich endlose Ferienorte mit Hotels und Ferienwohnungen sowie einer Ration von Supermärkten zu Modeläden von rund 1 zu 30 auf.

Seebrücke Nr.1, noch in Viareggio. Sehr nette Bar auf dem Brückenkopf, mit exquisitem Blick in den Lineup.

Auf der Seeseite zieht sich eine endlose Folge von Bagni entlang des brettebenen Sandstrands. Ein Bagno ist eine ganz spezielle italienische Art des Strandbesucht. Jedes dieser Bäder hat einen Strandabschnitt für sich gepachtet, der in der Saison mit Liegestühlen zugepflastert wird. Ergänzend dazu gibt es dann Umkleiden und je nach Ausstattung des Bagno simple Bars bis hin zu Restaurants mit eigenem Swimmingpools und allerlei Spielgerät. In der Sommersaison sind diese Bäder brechend voll und es ist extrem schwierig, ohne Bezahlung überhaupt an den Strand zu kommen. Außerhalb der Saison ist die Gegend dann völlig ausgestorben und man trifft höchstens auf ein paar Arbeiter, die den Strand von Treibgut säubern und den Sandrechen und akkurat planieren.

Unterbrochen ist dieser endlos – Bagni –Bereich nur von ein paar Seebrücken, nach meiner Zählung sind das von Viareggio bis Forte die Marmi insgesamt 4 Stück. Nördlich von Forte die Marmi wird es dann etwas weniger touristisch, allerdings ist hier der Strand häufig von parallel zum Ufer verlaufenden Steinmolen von den Wellen abgeschnitten.

Eine der vorgenannten Seebrücken war mein Ziel. Auf Grund der schlechten Vorhersage schlenderte ich hier etwas lustlos im Regen auf die Seebrücke, wurde dort aber dann schnell etwas hektisch. Die angesagten 1 bis 2 Füße materialisierten sich als hüft bis brusthohe Wellen, die bei leichtem Sideshore auf ein paar Sandbänke trafen und sogar eine ganz nette Form entwickelten. Niemand war im Wasser. Nieselregen mit 10 Grad und grauen Wellen vor grauem Himmel lockt hier wohl selbst an einem Freitagnachmittag niemanden hinter dem Ofen vor. Für mich war das fast schon Endless Summer Feeling und so schmiss ich mich schleunigst in den Neo, griff mir meine 7,3er Allzweckwaffe und suchte mir eine Sandbank.

Nach einer gar nicht so schlechten Session machte ich mich ausgehungert auf den Weg nach Viareggio, wo ich noch einmal ordentlich nass wurde, bevor ich eine passende Futterstelle fand. Zum Übernachten fuhr ich dann zurück an „meine“ Seebrücke, schaute mir noch eine ganz besondere Lichtshow im örtlichen Surfshop an und legte mich schlafen in freudiger Erwartung des nächsten Morgens. Denn der sollte laut Vorhersage mit noch ein bis zwei Füßen mehr Swell gesegnet sein.

Der Samstagmorgen war zur Abwechslung regenfrei mit dem einen oder anderen Sonnenstrahl. Der morgendliche Surfcheck bewog mich, erst einmal auf ein Frühstück und weitere übliche Aktionen – Ausnahme: Kaffee und Kippe – zu verzichten und mich schnellstmöglich in den noch feuchten Neo zu zwängen.

Dieses Mal war ich nicht alleine, auf der linken Seite der Brücke waren bereits zwei Longboarder draußen und auf der rechten Seite, die ich bevorzugte traf ich auf zwei Kurzbrettartisten. Ich war wieder auf meinem Altherren-7,3er draußen. Auf der äußeren Sandbank liefen die meisten Wellen durch ohne richtig zu brechen, nur die größeren Sets kreierten hier Wellen, die recht sanft brachen und lange Planken bevorzugten.

Die Inside war etwas knackiger, aber insgesamt erinnerten mich die Wellen doch sehr an Zuhause, recht kurze Abstände und sich überlagernde Wellen verlangten recht schnelle Reaktionen. Einmal bauten sich die Wellen schön auf und verschwanden dann wieder, dann gab’s urplötzlich wieder eine Doppelung und man musste abrupt das Brett drehen und zu paddeln beginnen. Ein bisschen wie Ostsee oder ein durchschnittlicher Nordseetag halt. Aber der Wind fächelte leicht offshore und die besseren Wellen waren schulterhoch und liefen recht lang und sauber.

Es fing dann wieder zu regnen an und der Wind wurde zu einem leichten Onshore. Zeit für Frühstück. Als ich von der Bar zurück an die Brücke kam, war eine kleine Truppe von Longboardern rund um den – wie ich später heraus fand DEN – italienischen Stylemaster Alessandro Ponzanelli erschienen und führte ein kleines Tänzchen auf.

Alessandro

einer seiner Kumpels

Style hört an Land nicht auf

Ich stellte mich zum Schutz vor dem Regen erst einmal unter die Brücke und schaute dem Ballett zu. Später legte ich dann noch einmal eine eigene Session ein und fuhr danach noch ein bisschen rum um andere Seebrücken zu checken. Am Ende eines langen Tages irrte ich dann wieder einmal ausgehungert durch Viareggio bevor ich mich auf meinen Privatparkplatz an der Seebrücke zum Schlafen zurückzog.

Fortsetzung folgt.

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Wellen und Wärme

thomastabletop on Do, 03/21/2013 - 09:51
Ein sehr schöner Bericht. Wir überlegen uns auch schon statt nach Dänemark da runter zu düsen. Nun ein paar Fragen: Welche waveforecast trifft mit Deinen Erfahrungen da unten am besten zu? Warst Du da auch mal auf irgendeinem Campingplatz?Und wenn ja, wie waren denn die Preise? Herzliche Grüße, Thomas
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waveforecast

tripmaster on Do, 03/21/2013 - 10:27

waveforecast am besten über magicseaweed.
Campingplatz hab ich da noch nie aufgesucht, kann ich gar nix zu sagen außer dass außerhalb der Saison (heißt von Oktober bis März) alles zu ist. Keine Hotels, keine Campingsplätze, lediglich ein paar Bars, Restaurants und zumindest am Wochenende die ganzen Modeläden haben offen. Finde das aber immer ganz gut so, keine Leute (größte Crowd im Lineup am Wochenende waren 6 Leute) und man kann mit einem uauffälligen Van auch mal am Parkplatz direkt an der Mole übernachten.

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man man, klingt

Green-Fish on Do, 03/21/2013 - 11:18
man man, klingt vielversprechend.. ich liebe das ja schon im Nov auf dem Darss ein paar Wellen zu catchen, ohne das im Ort so ein Gewimmel ist...(sind meist 1-2 Surfer noch im Lineup), aber das ganze jetzt bei 5-12°C statt 0-5 ist natürlich echt niiiiice
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temps

Green-Fish on Mi, 03/20/2013 - 22:38
wie war denn so das Wasser? (Temp, Neodicke, Finger und Füße) gings gut oder wie sieht das da unten so aus?
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Winter ist da vorbei

tripmaster on Do, 03/21/2013 - 09:13

ist zwar nicht auszuschließen, dass mal wieder ein Tag mit einstelligen Temperaturen kommt, aber eher unwahrscheinlich.
Insgesamt sowieso sehr kuschelig im Vergleich mit unseren Gewässern. Wasser mindestens 10 Grad. 5er Neo plus 5er Booties ohne Handschuhe und haube war o.k., bei Regen und etwas mehr Wind hab ich den 6er Neo genommen, damit war das mollig warm. Handschuhe auch da überflüssig, Haube halt nett als Windschutz.
Im tiefsten Winter (Jan., Feb.) kann es mit der Lufttemperatur mal auf 4 Grad runter gehen, Wasser bleibt aber immer zweistellig.

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Sehnsucht...

coldwaves on Mi, 03/20/2013 - 14:17

...alles ist besser als hier. Schöner Blog Tom und klasse Bilder. Hat sich gelohnt ;-)

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coole Sache

Green-Fish on Mi, 03/20/2013 - 13:04
sau gut geschrieben, voll toll... da kann man richtig das Feeling nachvollziehen..also vom Wetter usw.. voll gut! au mann, jetzt hab ich auch wieder bock..schöne Bilder und die Stimmung kommt wie gesagt gut rüber :)