Donnerstag, 24. August 2017. Heute Nacht sollten die beiden Jungs ankommen. Damit würden wir fast – den Uli hatten wir gar nicht gefragt, da er im Verdacht stand ein notorischer Swell Killer zu sein – die Truppe des legendären Irland Trips von vor – ach du Schreck sind wir alt geworden – 12 Jahren zusammen haben. 4 Tage würden die beiden bleiben und auf Grund der exorbitanten Alkoholpreise in Island (und inzwischen sehr gefestigten Partnerschaften) war zu erwarten, dass es dieses Mal zu keinen schlimmeren Exzessen kommen würde.
Die beiden vorhergehenden Tage hatte ich wunderbares Sommerwetter und ziemlich gute Wellen (darüber werde ich aus Rücksichtnahme auf die beiden erst später berichten) und auch für heute war noch etwas Swell bei kaum Wind angesagt. Das sollte sich leider mit Ankunft der beiden ändern. Ich hatte daher bei den fernmündlichen Beratungen über die Packlisten großen Wert auf wetterfeste Kleidung und bergtaugliche sowie feuchteresistente Schuhe gelegt.
Der Don war nun intensiv damit beschäftigt, Bernhard klarzumachen, dass der Sommer in Island doch recht kühl und nass sein kann und dass Beach Schlappen nicht in das genannte Anforderungsprofil der mitzubringenden Schuhe passen würden. Außerdem setzte er noch jeweils eine Pulle Whisky und rum auf die Packliste.
Ich verbrachte den Tag mit einer Longboard Session am Morgen in kleinen Wellen am Beachbreak bei Windstille, tagsüber arbeiten und am Abend einer weiteren Session mit dem langen Brett in brusthohen Wellen am Riff. Zum Abendessen gönnte ich mir einen sündteuren Burger an der Tankstelle und fuhr dann zu einem Parkplatz in der Nähe des Flughafens.
Zwischenzeitlich erreichte mich die Nachricht, dass am Flughafen in Hamburg die Schnapsläden alle geschlossen hatten (Abflug der Jungs war gegen 22 Uhr). Das bleibt einfach ein Provinzflughafen. Da ich die Parkgebühren in Keflavik sparen wollte, hatten wir vereinbart, dass die beiden sich melden sobald sie gelandet und aus dem Flughafengebäude raus waren. Ich würde dann den Lastwagen kurz vorfahren und die beiden einladen. Gleich nach der Landung erhielt ich dann auch Meldung, aber noch kein Go loszufahren. Längere Zeit passierte dann nichts und ich fragte nach, wo die beiden steckten. „Schnapsladen“ war die Antwort. Keflavik ist eben kein Provinzflughafen und die Duty Free Shops (in denen sich übrigens auch die Einheimischen nach Ankunft reichlich eindecken) haben auch nach Mitternacht noch offen. Als die beiden dann raus kamen gab´s ein Begrüßungsbier und wir fuhren die 30 Minuten zu unserem Übernachtungsplatz an dem Riff, dass ich vorher noch gesurft hatte.
Freitag, 25. August 2017. Leider lag magicseaweed ausnahmsweise mit der Windprognose richtig und der erste Blick morgens aufs Meer zeigte eine graue und vom Onshore zerzauste See. Der Forecast verhieß für heute und morgen auch keine Besserung, im Gegenteil würde für den Südwesten der Insel ein kräftiger Onshore bei horizontalem Dauerregen zu erwarten sein. Zum Glück hat die Insel aber mehr als genug Naturschönheiten im Angebot und weiter im Osten sollte das Wetter besser sein. Also wurde Plan B in Kraft gesetzt: Sightseeing im grandiosen Südosten der Insel. Außerdem hatte ich die Hoffnung, dass wir ganz im Osten noch eine Chance auf einen Surf bekommen würden.
Vor uns lagen nun rund 400 km Fahrt, eine Strecke, die ich bereits ein paar Mal abgefahren bin und die ich bis auf die rund 50 Kilometer östlich von Sellfoss immer noch grandios finde. Der erste Teil führte noch auf der Reykjanes Halbinsel durch den dortigen Geopark, eine bizarre Landschaft aus Vulkanen und moosbedeckter Lava. Hier machten wir einen kurzen Stopp an einem Sulfatur, einem Ort mit heißen Schlammquellen und ganz viel Schwefeldämpfen und von Mineralien kunterbunt gefärbtem Gestein. Hier bekommt man eine leise Ahnung davon, was so unter der Erdkruste brodelt.
Kurz nach Hella beginnt dann die grandiose Küstenlandschaft mit Vulkanbergen im Landesinneren, mächtigen Gletschern und unzähligen Wasserfällen. Das alles wohlgemerkt entlang der Küstenstraße. Außerdem gibt es immer wieder weitläufige Schwemmlandflächen, zwischendurch wieder wildes Lavagestein von dickem Moos überdeckt und eine ganze Reihe von frei mäandernden Flüssen.
Ich hatte mir so ein bisschen Programm ausgedacht für die Jungs und wollte zwei bis drei Stopps machen um die lange Fahrt bis zum Beach aufzulockern. Andere Highlights der Route wollte ich dann am Rückweg ansteuern. Ich war gespannt, wie meine beiden Gäste auf diese fantastische Landschaft reagieren würden.
Den ersten Halt machten wir dann am Skogafoss, einem (für Island Novizen) sehr beeindruckenden Wasserfall, gleich neben der Ring Road. Durch die Nähe zu dieser Hauptverkehrsschlagader der Insel sind dort zwar immer auch Unmengen von Touristen zu Gange, aber der Wasserfall ist trotzdem den Stopp wert.
Weiter ging es dann über Vik und durch Landschaften, die bei meinen Beifahrern doch freudiges Staunen auslöste bis zum nächsten Halt, dem Svinafelljökul, einem meiner Lieblingsgletscher in der Gegend. Gletscher in dieser Größenordnung hatten die beiden noch nicht gesehen und so wurde dessen Anblick mit stummen Staunen quittiert. Auch ich hatte wieder meine Freude am Anblick dieser von weit oben steil zur Küste abfallenden Eismassen, obwohl ich nun schon zum dritten Mal hier war.
Trotz dieses Naturschauspiels drängte ich dann aber zu Weiterfahrt, denn ein möglicher abendlicher Surf an einem der schönsten Strände Islands lockte. Das Wetter war übrigens wie erhofft inzwischen bestens, mit strahlendem Sonnenschein und kaum Wind. Kurz danach passierten wir den Jökusarlon und natürlich mussten wir jetzt an dieser Lagune voller Eisberge anhalten. Im Hintergrund ein Teil des größten Gletschers außerhalb der Arktis, davor die blaue Lagune und darin Eisbrocken in den bizarrsten Formen und mannigfaltigen Blautönen. Zwischen den Eisbergen tummelten sich wieder die Robben. Dieser -trotz der Unmengen an Touristen - magische Ort entfaltete auch auf Bernhard und den Don seine Wirkung und so wurde es ein längerer Halt, gekrönt mit einer Runde köstlicher Lobster Rolls vom örtlichen Imbiss.
Danach hatten wir noch rund zwei Stunden Tageslicht und ich gab Gas um noch rechtzeitig an meinen Strand zu kommen. Den erreichten wir dann rund eine Stunde vor Sonnenuntergang. Den Zugang zum Strand kontrolliert ein freundlicher Halsabschneider von Landbesitzer. Rund 8 Euro kostet der „Eintritt“ und der Typ lässt einen nicht einmal kurz auf den Hügel laufen, um zu sehen ob überhaupt Wellen sind. Aber der Strand und die angrenzenden Berge sind wie bereits erwähnt grandios und wir wollten hier auch übernachten. Die Gebühr für den völlig überteuerten „Campingplatz“ (ein geschotterter Parkplatz vor dem Cafe und ein wild zusammengeschustertes Toilettenhäuschen) beinhaltete wenigstens freien Strandzugang.
Nachdem wir die Kohle los waren fuhren wir dann auch gleich die Piste vor zum felsigen Kap an der Südseite der Bucht. Der Wind war ein leichter Offshore und die Wellen waren zu klein. Man erkannte zwar noch, dass hier gute Wellen laufen konnten (und ich hatte hier ja auch bereits eine ziemlich gute Surf Session), aber jetzt war für uns mit Surfen nix mehr zu machen. Dafür lag eine Menge Holz rum und rief danach, in einem zünftigen Lagerfeuer verbrannt zu werden. Treibholz war dann schnell gesammelt, nur das Anzünden war etwas problematisch. Nach vielen vergeblichen Versuchen schafften es Bernhard und der Don dann aber mit Hilfe eines Zettels aus des Don Hosentasche das Holz zum Brennen zu bringen.
Die Rumflasche wurde geholt, ich kochte im Bus schnell einen Topf Nudeln und der Tag endete, wie so ein Tag eines Männerausflugs enden muss. Das Feuer wärmte von vorne, der Rum von innen, der Rauch biss in den Augen und Geschichten wurden erzählt bis spät in die Nacht.
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So sehen...
coldwaves on So, 09/17/2017 - 18:07...Abenteuer aus. 1A und beneidenswert.