Im Auge des Sturms

Der Forecast war Wahnsinn. Tief Otto sollte sich 2 Tage lang halten und einen beeindruckenden Brummkreisel verursachen. DK im Auge des Sturms und draußen pumpender Nordwind. Und das im Sommer und an einem Wochenende! Die Aufregung in den sozialen Netzwerken war dementsprechend groß, allerdings ist so ein Forecast immer bis zum Schluß recht unsicher, was den tatsächlichen Zeitpunkt der Winddreher betrifft und was die Swellrichtung angeht. Ein Ticken mehr NO vor Norwegen und das läuft an uns vorbei.

Samstagmorgen dann – nach einem erneuten Forecast Check – begann ich zu pokern. Der Wind sollte nun etwas später drehen, dafür aber sonntags in der nördlichen Nordsee noch etwas länger ballern. Ich beschloss lieber noch ein bisschen zu arbeiten und Zeitguthaben für Montag raus zu schlagen, das schien mir ein guter Plan.

Meine beiden Übernachtungsgäste Cowboy Timo und unser invalider Webmaster Jens wollten eh erst gegen 14 Uhr los düsen.

Gegen 11 erhielt dann den ersten Bericht von Agent Jörg. HS brechend voll. Das war zu erwarten gewesen. Von der Kirche berichtete er mir, dass dort der Parkplatz überfüllt sei. Rund 15 Fahrzeuge, und wohl alles Surfer Vehikel. Der Lineup war voll mit Deutschen, Dänen und wer sonst noch einen Forecast lesen konnte. Das war eine schlechte Nachricht. Aber bei der Windvorhersage für das WE gab´s ja noch ein paar Optionen. Die gute Nachricht war, dass es ziemlich massiv sein sollte und der Wind gerade einschlief. Zeit mich langsam auch auf den Weg zu machen.

Schnell noch das letzte Kommando von Commander Timo umgesetzt: Whisky eingepackt. Rechner ausgemacht. Und los.

NDR Info, der Verkehrsservice: …bla bla bla, zwischen Kiel und der dänischen Grenze 80 km stockend…

Sauber. Ferienzeit und Bettenwechsel. Jedes Mal wieder eine Qual. Aber wenn ich heute noch auf´s Wasser wollte musste ich da durch. SMS von Agent J: Scheint langsam kleiner zu werden, guckst Du in HS vorbei? Hier kommen alle gerade ziemlich genervt aus dem Wasser…. Zähle auf die Pronose ;=)

Telefonkonferenz mit Timo und Jens. Laut aktueller Prognose soll der Wind erst gegen 20:00 drehen. Ich rufe Agent J an und beruhige ihn.

Das Radio berichtet von Überschwemmungen im Nordosten Deutschlands. Otto haut wohl ordentlich auf die Kacke. Bin gespannt, was er am Ziel meines Ausflugs wohl zu bieten hat. Auf der A7 ist es auch nicht gerade trocken, aber je näher ich an Flensburg ran komme, desto weniger stockt die Urlauberkarawane. Kurz nach der Grenze nehme ich die Abkürzung über die Landstraße, die erstaunlich leer ist. Endlich geht´s voran. Die Fahnen zeigen noch nach Nordost, es ist also noch Zeit.

In Nymindegab steht auf einmal ein Typ mit dem Brett unterm Arm an der Bushaltestelle und hält den Daumen hoch. Überleg erst, ob der über den Fjord abgetrieben ist, aber er ist wohl Surfer ohne Segel und ich steig in die Bremse. Der Jungs stand da schon eineinhalb Stunden und will nach Hvide Sande. Dort liefere ich ihn dann ab – gibt hoffentlich gutes Wellenkarma – und spare mir angesichts des brechend vollen Parkplatzes den Surf Check. Außerdem hängen die Fahnen in der Gegend schon Richtung Nordwest und es wird Zeit, dass ich an den Strand meiner Wahl komme. Scheint als ob ich ein gutes Timing hätte, der Wind hat gerade erst begonnen, die Wellen zu säubern als ich an den Strand rolle.

Agent J hatte mir zwischenzeitlich gefunkt, dass hier bereits die Jungs ankamen, die vorher an der Kirche waren. Da der Spot nicht allzu viele Leute im Lineup verträgt war ich etwas besorgt gewesen, doch es hielt sich mit vielleicht 10 Leuten im Wasser, verteilt auf 2 Peaks, in brauchbaren Grenzen.

Darunter zwar 3 SUPpenkasper, aber die hielten sich an den Peak weiter links, während ich mir meine gute alte Sandbank am Molenkopf vornehmen wollte.

Viel zu lange war die ja verschwunden, aber jetzt hatte ich Flashbacks in´s Jahr 2007. Sie war wieder da, und das vielleicht sogar besser als jemals zuvor. Einziger Wermutstropfen waren die absurden Versuche der Dänen, entlang der Küste Badeplätze im Mittelmeer Style einzurichten. Volleyballnetz am Strand geht ja noch. Und die Badeinsel war schon wieder gestrandet. Aber dieses dämliche Tau mit den Bojen dran hatten sie so bescheuert verlegt, dass die Welle genau da drüber lief, wenn sie etwas kleiner war. Und wenn sie durchlief musste man um die fette orange Verankerungsboje Slalom fahren. Völliger Blödsinn. Sollte das ein Nichtschwimmerbereich sein, an dessen Rand einem die Lippe der wunderschönen Tubes auf den Schädl klatscht? Zum Glück brachen die etwas größeren Wellen ein Stück vor diesem Hindernis und die Welle war noch surfbar. Man musste nur aufpassen, dass man beim Wipeout nicht unter dem Tampen durchrutschte während das Brett oben drüber ging…

Ich schaute mir das eine Weile mit glücklichem Herzen an.  Nur die Jungs an „meinem“ Break – ich glaub das war die Norden Crew, ließ mich zögern. 5 Leute an der Bank sind schon fast zu viel, und die Jungs waren gierig….

Und surfen konnten sie auch.

(kleines Spässle, gibt auch noch Bilder auf denen die Jungs besser aus sehen...)

Ich hatte vorher noch Bericht an den Don und den Invaliden erstattet und die Jungs wollten daraufhin an der Kirche vorbei schauen. Da fuhr ich jetzt auch hin, fand die beiden aber nicht, was angesichts der Unmengen von dort parkenden Fahrzeuge auch nicht ganz einfach war. Hab das dort noch nie dermaßen voll gesehen und weiß auch, dass wir hier da wohl unseren Teil dazu beigetragen haben. Aber das lässt sich nicht so ganz vermeiden, wenn man den Anspruch hat, über das Surfen im Norden zu berichten.

Whatever, die Sandbänke sind hier zur Zeit eh nicht in Form und nach einem kurzen Check haute ich wieder ab. Später hab ich dann gehört, dass es dort nicht sooo prickelnd war und das der Spot noch dazu von einer Horde von Timmendorfer Boogie Boardern in Beschlag genommen worden war (das eine hat nichts mit dem anderen zu tun und Jens schwört noch dazu Stein und Bein, dass einer der auf dem Bauch rutschenden Jungs die besten Wellen hatte).

Zurück an „meiner“ Sandbank war der Lineup leer bis auf zwei Jungs und es würde noch knapp zwei Stunden hell sein. Zeit raus zu gehen. Der Takeoff Spot war wie immer etwas spooky so knapp neben den Steinen und die zwischen den Bojen baumelnden armdicken Tampen knapp davor machten es zusätzlich noch etwas spannender. Die Welle saugte ganz gut und war ziemlich schnell. Um ehrlich zu sein etwas zu schnell für meinen wieder mal ziemlich eingerosteten Körper und so holte ich mir ein paar Wipeouts ab und schaute zwischendurch den beiden anderen Jungs zu, wie sie ziemlich viel Spaß hatten.

Kurz bevor es ganz dunkel wurde tauchten dann der Don und der Invalide auf, nicht sonderlich gestoked und angesichts der hier noch reinlaufenden Schönheiten mit deutlichen Zweifeln, ob das hier nicht doch die bessere Wahl gewesen wäre.

Wir gönnten und dann noch einen kleinen Schluck aus dem 10 Jahre alten Laphroaig und stellten den Wecker auf ziemlich früh.

Mehr Geschichten und natürlich noch ein paar Bilder gibt´s im Laufe der Woche.

Bild von coldwaves

und?

coldwaves on Do, 07/28/2011 - 21:09

....Fortsetzung? Wo ist Teil 2?

Bild von coldwaves

wow...

coldwaves on Mi, 07/27/2011 - 10:01

...klasse Trip Jungs.