Baskische Lichtspiele
Ich vermisse den Norden grad nicht so wirklich
Tut mir leid, wenn ich das jetzt mal so sagen muss.
Wenn ich Bilder vom Surfen an der Nordsee und Ostsee im Netz sehe, klicke ich schnell den „gefällt mir“ Knopf. Nun ist ja der Oktober einer der besten Monate im Jahr für einen Nordsurf in guten Wellen bei noch halbwegs angenehmen Temperaturen. Deshalb fahre ich im Oktober auch gar nicht so gerne in den Süden. Doch dieses Mal ließ es sich nicht vermeiden und so verschlug es mich für zwei Tage zum Bergradeln an den Gardasee und dann für eine Woche mit meinen beiden Damen an die Cote d´Azur.
Mein Übernachtungsplatz im Baskenland
Das Radeln am Lago war klasse, ich hab dank halbwegs regelmäßigem Sommertraining in Hamburg endlich mal wieder die Königstour über den Tremalzo gepackt. An der Cote haben sie uns dann gleich am ersten Tag in St. Tropez zwei der drei Räder vom Fahrradständer geklaut. Wir waren nur kurz beim Bäcker, aber die Sicherung mit dem Drahtseil war für die Herrschaften kein Hindernis. Offensichtlich wurden sie aber gestört, denn das teuerste Bike, mein Fully haben sie drauf gelassen. Der Aufenthalt an der blauen Küste war dann trotzdem noch sehr schön und ich bin sogar noch an einem Tag mit dem Longie zum Surfen bei 20 Grad Wasser, 20 plus X Grad Luft und ausgiebig Sonne gekommen. Trotzdem habe ich mich nachdem meine Damen zurück in den Norden geflogen waren auf den Treck in den Westen gemacht und direkt Europas beste Rivermouth Welle angesteuert.
Diese weltbekannte Linke hat auch eine Rechte.
Der habe ich dann zwei Tage beim Pumpen zugeschaut, bevor ich ein weiteres Stück nach Westen nach Cantabrien gezogen bin (Timo, danke für das SMS Spotcoaching!). Den Spot meiner Wahl habe ich im Dunkeln angelaufen und dabei etwas an Timos Ratschlag gezweifelt. Sehr strange der Ort, eine ca. 2 km lange Landzunge zugepflastert mit bis zu zehnstöckigen Appartementhäusern und Hotels, mit überdimensionierten parkähnlichen Plätzen dazwischen. Das Ganze in 70er Jahre Architektur mit skurrilen Kunstwerken dazwischen. Der ganze Ort war bis auf ein paar wenige Rentner völlig ausgestorben.
Die Landzunge mit dem bizarren Viertel (im Hintergrund zu sehen)
Am nächsten Morgen sah das dann aber gleich viel freundlicher aus, denn ein 4 Fuß @ 14 Sekunden Restswell lief in die Bucht, bei absoluter Windstille. Ich verzichtete auf das Frühstück und paddelte unverzüglich mit dem Longboard raus. Das Wasser war noch gut 20 Grad warm und der 3-2er Anzug war völlig ausreichend. Wir waren zu viert im Lineup und ein älterer Herr ebenfalls auf einem Longboard wies mich gleich ein und erklärte mir, dass ich warten solle, bis ein Set rain käme. Die würden so ca. alle 15 Minuten rein laufen. Ich folgte seinem Rat und tatsächlich rollte bald ein Set rein, das sich in drei knapp kopfhohen Rechten manifestierte. Ich saß perfekt, griff mir die zweite Welle und hatte eine sehr nette Rechte an der ich rund 100m entlang cruisen konnte.
Wachmacher
Danach war´s wieder flat und ich konnte gemütlich raus paddeln. Kaum draußen und durchgeschnauft rollte das nächste Ding an, diesmal sogar noch etwas größer. Ich saß am tiefsten, griff mir die größte Welle des Sets und legte los. Doch dann droppte mir der ältere Herr rein, instinktiv verkniff ich mir aber das rumblöken und cruiste immer knapp vor der Lippe die Schulter entlang, während der grauhaarige vor mir seine Kurven zog. So ritten wir das Ding wieder rund 100m lang gemeinsam ab.
Später am Strand zeigte mir der Herr stolz einen kleinen silbernen Anhänger in Form eines Surfboards mit einer Eins drauf graviert und erzählte mir, dass er der allererste Surfer in der Gegend war und hier seit 50 Jahren surft. Wie gut, dass ich ihn wegen seinem Reindroppen nicht angemacht hatte, Respekt muss sein und solche Leute haben immer Vorfahrt. Außerdem war der Alte super nett. Nachmittags war dann ein bisschen onshore Wind auf dem Strand und ich ging ein bisschen mit dem 6,4er rumturnen. Wieder war der 3-2er Anzug völlig ausreichend und ich genoss die Bewegungsfreiheit, die der dünne Anzug und die nicht ausgekühlte Muskulatur mir bot.
Kantabrischer Zeitsprung in die 70er
Am nächsten Morgen wurde ich von einem Straßenkehrer geweckt und checkte gleich mal die Wellen. Der check machte mich dann hektisch, ich goss mir schnell einen Kaffee hinter die Kiemen, griff mir wieder das Longboard und paddelte unverzüglich raus. Es war absolut windstill, das Wasser war glasig und die Wellen kamen wieder in Sets mit ca. 15-minütigen Abständen rein. Ich war allein, kante aber schon den Lineup vom Vortag und fand gleich meine Position. Kaum draußen kam auch schon ein Set rein, ich packte mir die 2 Welle davon, saß perfekt und kurvte das kopfhohe, diesmal etwas schneller als gestern laufende Ding wieder über rund 100m entlang. Der Tag war bereits jetzt gerettet.
Schon wieder ein Wachmacher
Später bin ich dann noch etwas rumgefahren und hab den Knoblauch Spot gecheckt (wieder ein Tip von Timo). Die Wellen waren dort noch ein Stück größer, brachen aber als One Move Section. Trotz der grandiosen Landschaft dort, ging ich nicht raus sondern fuhr zurück an meinen 70er Jahre Strand. Dort war erst einmal die Tide zu niedrig und der Swell hatte deutlich nachgelassen. Ich wartete noch etwas bis das Wasser wieder etwas höher stand und paddelte dann in die hüfthohen Wellen raus. Ich war nun mal eh schon hier und es war warm und sonst keiner draußen und ab und zu gab es was zum Rutschen. Irgendwann war der wind dann ganz weg, das Wasser war glasig und die Sonne wärmte mir den Rücken. Dabei dachte ich mir dann, dass ich den Norden und seine Randmeere grad irgendwie gar nicht vermisse.
Der Knoblauchspot
Sicher war das jetzt grad keine heldenhafte Session, aber die warme Luft, das warme Wasser und das warme Licht fühlten sich doch verdammt gut an. Mag sein, dass ich alt werden, aber an so was könnte ich mich durchaus gewöhnen……
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Schöner Trip, Tom!Mittelmeer
Da Johnnie on Fr, 11/28/2014 - 20:23Schöner Trip, Tom!Mittelmeer
Da Johnnie on Fr, 11/28/2014 - 20:23ich vergaß zu erwähnen
tripmaster on Do, 10/30/2014 - 22:00Bier kostet 1,80 und von Pinchos kann man sich auch ernähren ;=)