Ich gestehe.

Ich gestehe, dass ich eigentlich zu viel zu tun hatte, um an einem Dienstag an den Ostsee zu fahren. Aber die Windvorhersage war einfach gut. Für ein paar Stunden zu gut, um das vom Schreibtisch aus zu beobachten. Also machte ich mich am späten Vormittag auf den Weg und würde so genau zum prognostizierten Wind Peak am Wasser sein.

Ich muss aber auch gestehen, dass der Plan von Anfang an war, mal wieder mit Segel auf´s Wasser zu gehen. Daher hielt ich an dem (einzigen) Spot, an dem ich bei Nordwest in diesem Teil der Ostsee raus paddeln würde, auch nur kurz an. Die Welle sah schon ganz nett aus, aber ich wollte gleich weiter. Weiter an einen Parkplatz in 30 Meter Entfernung von einem Strand, der nur aus Sand und ein paar sehr kurzen Buhnen besteht, deren Spitze kaum in den Teich ragten. Der Wind kam hier perfekt sideshore und vor dem Schiff aus Genua waren wunderschön laufende Linke zu sehen, in den Sets mit vielleicht eineinhalb Meter Höhe.

Ich gestehe, dass ich dann beim Aufriggen meinen Plan kurz bereute, denn ich brauchte eine geschlagene halbe Stunde, bis ich die richtige Kombination aus Mast und Mastfuß für die Vorlieklänge meines 5,0er Segels fand. Ich war halt doch schon sehr lange nicht mehr Stehsegeln. Draußen merkte ich dann, dass Windsurfen doch sau anstrengend sein kann. Am vorletzten Wochenende hatten wir das ja bereits in einer kleinen Runde älterer Herren im Norden Dänemarks diskutiert. Uli´s These, dass Windsurfen eine der drei anstrengendsten Sportarten überhaupt ist, konnte ich zumindest nicht widerlegen.

Nach zwei Schlägen war ich soweit wieder drin, dass ich Spaß hatte und konnte die Linke schön down the line abreiten. Drei Turns waren da regelmäßig drin. Und ich gestehe, dass das sau viel Spaß machte. Sollte die Sandbank aber vielleicht trotzdem auch einmal ohne Segel ausprobieren. Außer mir waren noch drei andere Stehsegler auf dem Wasser sowie eine Dame mit Surfboard und Kite, die die Wellen fachmännisch zerschlitzte. Möglicherweise ist die Kombo aus Drachen und Surfbrett für unsere Gefilde tatsächlich die Methode des Wellenreitens, die am meisten Spaß bringt.

Gegen 16 Uhr ließ der Wind dann nach und hatte einen Ticken zurück gedreht, was auch den A-Frame vor dem Schiff verschwinden ließ. Ich beschloss noch einmal zu den weißen Häusern zu schauen. Dort dann das übliche Szenario aus zwar etwas größeren, aber sehr unsortiert schwabbelnden Wellen. Durch den Schwabbel in Verbindung mit der Strömung wird es hier so schwierig, sich richtig zu positionieren, dass rund 90% der Rides aus Aufstehen und dann im Schaum hängen bleiben, in den Schaum fallen, oder maximal einem Turn bestehen. Für die Stehsegler weiter rechts lief es auch nicht so besonders, durch den schräg auflandigen Wind hatte es in der Wellenzone ordentlich Luvstau und wieder einmal hatten die, die mit Surfbrett und Drachen draußen waren die besten Wellenscores.

Alles richtig gemacht also. Nur als dann gegen 18 Uhr der Wind einschlief und die Wellen aber kaum nachließen, änderte sich das Bild. Ich gestehe, dass ich mir die halbe Stunde in fast schon glassy Wellen mit nur noch einer Handvoll Leute im Wasser schon noch gerne gegeben hätte. Aber den Moment hatte ich verpasst.

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