Dienstag, 13. November, 09:30 Uhr
Hoch motiviert zu arbeiten checkte ich verschiedene Forecast Seiten und stolperte dabei über eine sehr interessante Prognose. Für den kommenden Montag war für Holland ein 8 Fuß, 10 Sekunden Nordswell angesagt, der dort auf offshore Wind treffen sollte.
Mittwoch, 14. November, 09:10 Uhr
Aus dem Nordswell für Holland war ein Südostswell geworden, verursacht durch starke Winde aus dieser Richtung. Aber Norwegen sollte gleichzeitig einen massiven Nordwestswell mit einer hohen Periode bekommen.
Ich rätselte, wie das wohl aussehen würde, wenn sich die beiden Swells aus unterschiedlichen Richtungen irgendwo in der Nordsee zwischen Süd Norwegen und Schottland treffen würden.
Mittwoch, 14. bis Samstag 17. November:
Immer wieder überprüfte ich die Vorhersagen. Sie blieben mehr oder weniger gleich. Starker Südostwind mit entsprechendem Windswell in der südlichen und zentralen Nordsee. kräftiger Nordswell für Schottland und Norwegen.
Sonntag, 18. November, 18:00 Uhr:
Ich begrub meinen Plan nach Holland zu fahren, da es in der Nacht sehr kalt werden sollte und ich keine Gasflasche für meine Standheizung mehr bekommen hatte, weil die in ganz Hamburg ausverkauft waren. und eine Nacht bei 2 Grad im Bus ohne Heizung war mir dann doch zu frisch (Ihr könnt mich jetzt Weichei nennen). Am nächsten Morgen losfahren war auch keine Option, da der Weg von Hamburg nach Amsterdam einfach zu weit für ´nen Tagestrip ist.
Sonntag, 18. November, 19:00 Uhr:
Ich war frustriert und begann die Vorhersagen für Dänemark zu checken. Die zeigten für Dienstag früh eine kurze Periode mit offshore Wind und 4 Fuß Nordwestswell mit einer soliden Periode.
Aufgeschreckt ging ich auf diese dänische Wetter Seite, die zwar immer nur Vorhersagen für 2 Tage gibt, dafür aber die Möglichkeit gibt detaillierte Vorhersagen für Windswell, Groundswell, deen jeweilige Perioden, Wind, Wassertemperatur, Salzgehalt und noch ein paar mehr Daten zu bekommen.
Bingo!
Für Montag zeigte sich da ein Groundswell aus Nordwest mit deftigen 12 Sekunden Periode, der bei allen anderen Vorhersagerechnungen vom gegenläufigen Windswell überlagert war.
Sonntag, 18. November, 20:00
Ich ging zu meinem Van um die Batterie auszubauen und über Nacht aufzuladen.
Legte mich früh in´s Bett, konnte aber lange nicht einschlafen. Die Aussicht auf leere, schulterhohe Wellen, von offshore Wind in perfekte Form gebracht, war einfach zu aufregend.
Montag, 19. November, 05:00
Ich brachte meinen Kreislauf mit einem schnellen Kaffee in Schwung (zumindest so weit, dass mein Körper seine Basisfunktionen erfüllen konnte), griff mir mein Longboard mit Rollen und rollte die Batterie zum Bus. Im Lichte einer Straßenlaterne schaffte ich es, die Batterie ohne größere Verletzungen einzubauen und den Bus zu starten.
Hit the road and rolled north.
Montag, 19. November, 10:00
Auf der Landstraße kurz nach der dänischen Grenze zeigte ein Leuchtanzeige 2 Grad Lufttemperatur an. Der Himmel war grau und ein starker Ostwind versuchte mich von der Straße zu blasen. Ich hoffte, dass der Nordwestswell stark genug war, um sich gegen den Südostwind und den dadurch erzeugten Südostwindswell durchzusetzen.
Montag, 19. November, 12:00
Ich erreichte Hvide Sande und hastete über die Dünen, um die Wellen zu checken.
Shit.
Ein winziger Südwestswell brachte knöchelhohe "Wellen" ohne brauchbare Form
Vom Nordwest Groundswell war nichts zu sehen.
Ich gab noch nicht auf und fuhr weiter gen Norden, mit der schwachen Hoffnung, dort bessere Wellen zu finden.
Montag, 19. November, 13:00
Ich fuhr durch das kleine Dorf auf dem Weg zu meiner Lieblingsmole. Konnte es nicht erwarten, die letzten Meter zum Strand hinter mich zu bringen.
Ich brachte den Laster gerade rechtzeitig zum Stehen, um noch einem Set wunderbar geformter, schulterhoher Wellen zuzusehen, wie sie die perfekt modellierte Sandbank entlang liefen.
Ich ging zum Strand runter, um mir die Wellen genauer anzuschauen. Dabei tappte ich erst mal in eine Treibsandfläche und flutete meine Schuhe. Verdammt kalt. Zurück zum Bus und Schuhe wechseln.
Zurück an den Strand.
Ein kniehoher Südwestswell und ein kniehoher Nordwestswell rollten abwechselnd und manchmal auch gleichzeitig rein und formten dabei perfekte tubes, fast groß genug um Börnis Hund eine perfekte Barrel zu verschaffen.
Es dauerte 20 Minuten, bevor das nächste hüfthohe Set aus Nordwest rein rollte.
Danach fast eine halbe Stunde Pause bis zum nächsten brauchbaren Set. Wieder hüfthoch aber perfekt und surfbar.
Allerdings hatte die Luft 3 Grad. Dazu ein spürbarer Windchill. Vom knietiefen Wasser bis zum take off spot waren es gerade mal 3 Meter. Man musste noch nicht einmal paddeln. Nur, bei diesen Temperaturen eine halbe Stunde im Wasser zu sitzen, bevor das nächste surfbare Set auftauchen würde, war nicht wirklich eine Option. Ich überlegte, ob ich trotzdem reingehen sollte und mich während der Wartezeit durch im Kreis paddeln warm halten sollte. Aber dann hätte ich womöglich die wenigen surfbaren Sets verpasst.
Ich entschied mich, erst mal den Strand entlang zu laufen. Vielleicht würde ich ja eine Sandbank finden, die etwas konstanter lief.
Weiter oben das gleiche Bild. Wunderbar geformte aber winzige Wellen liefen rein. Manchmal vereinigten sich an den äußeren Sandbänken die beiden Swells und warfen eine plötzliche solide Welle, die über 10 meter lief und dann wieder verschwand.
Als es dann langsam dunkel wurde - nicht dass es vorher richtig hell gewesen wäre......- hatte ich das Gefühl, dass die besseren Wellen nun häufiger wurden.
Ich ging zurück zum Van.
Montag, 19. November, 16:00
Im letzten Licht der kurzen nordischen Tags verlohr der offshore Wind an Kraft, der störende Südostswell verschwand und machte Platz für den zunehmend konstanter werdenden Nordwestswell.
Eine Schönheit nach der andere rollte rein und lief perfekt an der seichten Sandbank entlang.
Zu spät.
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