Man hat uns aufgefordert zuhause zu bleiben und unnötige Reisen zu vermeiden. An den Ausfallstraßen von Hamburg stehen Schilder, die die Einreise nach Schleswig-Holstein aus touristischen Gründen untersagen. Aus Küstengemeinden erreichen uns dringende Bitten, die medizinisch unterversorgten ländlichen Regionen nicht durch Besuche für Surf Sessions und daraus resultierende Sozialkontakte mit den daraus resultierenden Ansteckungsmöglichkeiten zu überfordern.
Natürlich sind wir alle harte Hunde, denen so ein Virus maximal ein müdes Lächeln entlockt. Vor allem, wenn wir schon mal in Marokko, Mexico oder Indo waren. Mathematik und exponentielle Kurven interessieren uns nur im Zusammenhang mit Wellenvorhersagen. Trotzdem hält sich die Mehrheit der fern der Küsten lebenden weitestgehend an die Vorschriften und Empfehlungen.
Schließlich wollen wir den unterbezahlten und viel zu wenigen Pflegern, Krankenschwestern und auch Ärzten die Viruswelle soweit es geht vom Hals halten. Zustände wie in italienischen oder inzwischen auch spanischen Krankenhäusern wollen wir nicht haben. Sie sind der Horror, für die Patienten und für die Menschen, die sich um sie kümmern müssen. Ein totaler Lockdown wie in Italien oder Spanien wird spätestens ab der zweiten Woche zur Folter. Also bleiben wir Großstädter zuhause. Zähneknirschend. Im Wissen, dass man bei einer Surf Session sich weder selbst anstecken noch jemanden anderen infizieren wird.
Wenn ich aber nun all die Posts auf sozialen Medien sehe, in denen stolz und mit Bildern geprahlt wird von den epischen Sessions, die man gerade hatte, am besten noch ganz schlau und zeitgemäß überschrieben mit „Selbs-Isolation“ oder ähnlichem, kommt mir die Galle hoch. Geht ins Wasser ihr Küstenbewohner, surft, windsurft oder meinetwegen sogar kite-surft. Genießt die relative Einsamkeit. Aber haltet die Schnauze. Zeigt nicht der halben Welt eure Bilder und erzählt wie toll das war. Das lockt nur weitere Leute an, die sich – nicht ganz unberechtigt - sagen: wenn die, warum nicht ich. Am Ende ist das Gejammer groß, wenn wie in vielen anderen Ländern auch die Strände komplett gesperrt werden. Oder eine richtige Ausgangssperre kommt. Oder vielleicht sogar tatsächlich die Krankenhäuser in Lübeck, Kiel, Flensburg, Rostock, Greifswald zusammenbrechen.
Also, geht surfen wenn ihr wollt und könnt. Aber geht einfach nur surfen, ohne das gleich der ganzen Welt via Social Media mitteilen zu müssen. Hat früher auch funktioniert und soll trotzdem Spaß machen.
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mit Verlaub
Sündig on Di, 03/31/2020 - 16:07Dein Ernst?
Sündig on Di, 03/31/2020 - 13:27glaube du hast mich nicht ganz verstanden
tripmaster on Di, 03/31/2020 - 15:35mir gings es nur darum, dass die, die die Möglichkeit haben relativ "gefahrlos" auf´s Wasser zu kommen (weil sie z. B. eh neben dem Strand leben)sich in der Veröffentlichung ihrer Erlebnisse jetzt mal zurück halten.
Kumpels anrufen die ums Eck wohnen finde ich völlig ok, alleine schon weil das buddy Prinzip bei den derzeitigen Termperaturen ein nicht ganz unwichtiges ist.
Verkürzt: Küstenbewohner geht auf´s Wasser wenn ihr könnt, aber quält / verlockt nicht andere die weiter weg wohnen. Am Ende ist es Statistik und je weniger Menschen reisen und andere Menschen treffen, desto langsamer ist die Ausbreitung des Virus und desto weniger schnell werden die Gesundheitssysteme überfordert.
Cheers
Tom
Der Kommentar verfehlt
jens on Di, 03/31/2020 - 14:40Der Kommentar verfehlt komplett das Thema...es geht hier nicht um Crowds und Berichterstattung in normalen Zeiten sondern um eine spezielle Ausnahmesituation.
"Im Deutschlandfunk weist der Psychologe Andreas Kappes von der Universität London darauf hin, das Sportler sich eher unverwundbar fühlten als Nichtsportler. Demnach nähmen Sportler Krisenzeiten wie die aktuelle Corona Pandemie anders wahr als ein Großteil der Menschen und seien daher "in gewisser Weise ein Albtraum für jeden Epidemologen. Sportler seien optimistisch, hätten starke Kontrollüberzeugungen und ein besonders starkes Gefühl der Unverwundbarkeit," so Kappes. Sie seien der "Überzeugung, dass ihnen nichts zustoßen könne, dass sie nicht erkrankten, wenn sie sich richtig verhalten oder vorbereiten würden." Dadurch, dass der Sport von sehr optimistischen Menschen besetzt sei, habe es wahrscheinlich etwas länger gedauert, bis man eingesehen habe, wie brenzlig die Situation mit der Ausbreitung des Coronavirus eigentlich sei und welche Verantwortung man habe. Auch weist er darauf hin, wie sehr das Wohlbefinden der Sportler an ihrem Sport hängt."
Quelle: https://www.klettern.de/szene/corona-virus-und-klettersport-alle-infos/
Auch hier lässt sich vieles übertragen, auch wenn es im Artikel nicht um Wassersport geht:
https://www.klettern.de/szene/das-corona-dilemma/
Genau solche Leute wie du,
amoc on Di, 03/31/2020 - 13:53