Drive By Surfing – Wijk aan Zee
Heimfahrt. Das ist immer die Fahrt, die ich gar nicht mag. Sonntag konnte ich mich dann erst spät vom schönen Yorkshire losreißen und machte mich erst gegen 18 Uhr auf den Weg. Die Rückreise würde via Dover, Calais und dann durch Belgien und Holland führen. Vorsichtshalber hatte ich den Forecast für meinen favorisierten niederländischen Spot gecheckt. Leichter Südostwind und 1 bis 2 Füße Nordschwabbel waren für Montag angesagt. Ich hoffte vage, dass von dem Nordswell, den ich gerade an der englischen Ostküste genossen hatte, noch ein bisschen was nach Holland durch laufen würde.
Um kurz nach 1 in der Nacht (englische Zeit) rollte ich in Dover ein. Ich legte mich erst einmal schlafen und wollte dann am Montag früh raus, um mir die Holland Option offen zu halten. Mit Fähre buchen – natürlich der teuerste Tarif, denn um mir alle Optionen offen zu halten hatte ich nicht vorgebucht und damit rund 100 Euro mehr auf der Uhr für die Überfahrt – und rüber schippern wurde es dann doch 13 Uhr (Festlandzeit) bis ich wieder auf der Straße war. Ein bisschen musste ich mich erst wieder an den Rechtsverkehr gewöhnen, aber zum Glück war vom Hafen in Calais aus sofort alles Autobahn. Durch die Umstellung der Straßenseite kritisches Linksabbiegen blieb mir somit erst einmal erspart.
Zu meiner positiven Überraschung blieb ich erst einmal von Staus verschont. Erst in Antwerpen wurde ich das erste Mal ausgebremst, als es durch den Tunnel ging. Hier verlor ich gut eine Stunde und die potentielle Ankunftszeit in Wijk verschob sich auf geschätzt 17 Uhr. Zwischen Antwerpen und Breda ging es zwar flüssig, aber wegen des dichten Verkehrs nicht sonderlich schnell voran. Ich war am Zweifeln, ob ich den Abstecher an die Küste machen sollte. Der würde mich rund eine Stunde mehr Fahrzeit kosten. Außerdem tat mir der Arsch weg und die Beine waren bereits recht taub. Das viele Autofahren führt bei mir mit zunehmendem Alter zu Ganzkörpermuskelverkrampfungen. Wenn ich aussteige humple ich inzwischen immer erst einmal wie ein Neunzigjähriger durch die Gegend. Kurt vor Breda musste dann wieder einmal ein Boxenstopp her. Ich nutzte die Gelegenheit, um via moderner Buchtechnik einen Blick auf die Webcam von Wijk zu werfen. Die Mobilfunknetze sind ja in Holland zum Glück sehr gut ausgebaut und so öffnete sich in Nullkommanix die HD-Webcam.
Das erste war ich sah, war eine glasige, schulterhohe Welle, die gerade von einem Kurzbrettfahrer zerlegt wurde. Ich schaltete das Gerät sofort wieder aus und startete den Lastwagen. Es gab nun keinen Zweifel mehr, den kleinen Umweg an die Küste würde ich nun machen. Ich gab nun einen deutlich unruhigeren Verkehrsteilnehmer ab und übersah die ein oder andere Geschwindigkeitsbegrenzung, während ich die linke Spur kaum mehr verließ. Meine größte Sorge war nun, dass ich bei der anstehenden Umfahrung von Amsterdam kurz vor dem Feierabend noch einmal deutlich von Staus ausgebremst wurde. Doch ich hatte Glück, die an sich absurde Vernichtung von eh schon knappen holländischen Landflächen durch eine 10-spurige (!) Autobahn führte mich flüssig um die Stadt herum. Um mich in dem Gewirr an Autobahnen in der Gegend nicht noch zu verfahren, hatte ich das Navi eingeschaltet. Das verlor natürlich in dem Tunnel unter dem Kanal bei Ijmuiden den Sattelitenkontakt und so kam der Befehl zum Verlassen der Autobahn gleich nach dem Tunnelende etwas überraschend. So musste ich etwas rabiat meine Spur verlassen um noch die Ausfahrt zu erwischen.
Gegen 17 Uhr fuhr ich dann über den kleinen Hügel, nach dem sich der von mir inzwischen sehr geliebte Anblick des Stahlwerks bot.
An der Mole vorne fand ich einen Platz und beschloss, nicht gleich in den Neo zu schlüpfen, sondern kurz für einen Surfcheck und ein paar Fotos nach vorne zu laufen und so die Durchblutung meiner Gliedmaßen wieder in Gang zu bringen, damit ich später beim Takeoff keine Zerrungen oder Bandscheibenvorfälle bekommen würde.
Am Strand sah ich dann cleane Wellen, die etwas kleiner waren als das was ich auf der Webcam gesehen hatte, aber sehr sauber rein liefen und nur wenige Leute im Wasser. Ich knipste eher wenig motiviert schnell noch ein paar Bilder und eilte dann zurück zum Bus und packte den noch feuchten Neo und das Longboard aus. Die Hektik stellte sich im Nachhinein als berechtigt heraus, denn die Wellengröße nahm rapide ab. Für ein paar Rides und etwas Staub der Straße abwaschen reichte es dennoch und ich hab den Umweg nicht bereut, auch wenn die verbleibende Fahrstrecke nach Hamburg dann doch recht lang wurde.
Hier geht´s noch zu ein paar Schnappschüssen.
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