Gerade zurück aus Frankreich fühlte ich schon wieder den unwiderstehlichen Drang nach Salzwasser und beschloss daher Samstag abend auf einen Kurztrip nach Thy zu fahren. Der Plan stand mir mehr nach Windsurfen, da ordentlich Westwind angesagt war uns Sonntag nachmittag deftige Wellen kommen sollten.
So glitt ich voller Vorfreude in meiner neuen Karre nach Norden und verwöhnte meine Ohren mit Led Zeppelin (der neue Laster ist richtig leise und hat sogar einen CD-Player, was mir erlaubt nun meine alten CDs wieder auszugraben und in Ruhe und der bevorzugten Lautstärke zu hören). Ich glitt also gerade an der dänischen grenze vorbei, als es über mir blechern schepperte. Wird wohl eine dicke Hummel gewesen sein, dachte ich mir. Doch kurz danach sah ich aus den Augenwinkeln einen Vogel auf den Van zu fliegen und es krachte ordentlich an die Beifahrerscheibe. Scheiße dachte ich mir, das ist kein gutes Omen, gleich einen Vogel mit dem Laster zu killen. Ich erwog sogar kurz umzukehren, fuhr dann aber doch weiter und rollte gegen 0:30 Uhr in Noerre auf dem Grasparker ein.
Bei Sonnenschein und deutlich spürbarem Wind hielt ich am nächsten Morgen erst einmal ein ausgiebiges Frühstück mit meinen Busnachbarn (die inkognito bleiben wollen). Die Berichte, die ich dabei über den Vortag hörte bestätigten mich in meiner Entscheidung, den Samstag sausen zu lassen. Nur als Hansi mit lädiertem Ohr auftauchte - eine Welle hatte sich mit seinem Trommelfell angelegt - bekam ich kurz Zweifel. Aber die Wellen waren wohl erst sehr spät am Samstag angekommen. Ordentlich gestärkt machte ich mich dann auf den Weg über die Dünen zum Wellen und Windcheck. Was ich sah, waren ordentliche Windsurfbedingungen und an der Stummelmole die ein oder andere Welle, die surfbar aussah. Nach langem Überlegen beschloss ich dennoch, erst einmal die Segel eingepackt zu lassen und meinen Fish zu einer Paddelsession zu wässern. Ich war einfach noch zu faul, meinen Windsurfstuff zusammen zu suchen und auszubauen. Im Wasser dann war ich erst einmal beschäftigt die Unmengen von Freunden und Bekannten zu begrüßen, die ich dort draußen traf. Fast alle nordischen Surfer, die ich so kenne, waren da draußen. Und ich kenne einige Jungs und Mädls im Norden. Dazu kamen noch eine ganze Menge mir unbekannter Surfer, was alles zusammen zu einer sehr ordentlichen Crowd führte. Die Stimmung war trotz der viel zu vielen Surfer für die paar brauchbaren Wellen und der ein oder anderen Kollision und Fastkollision sehr entspannt.
Nach gut zwei Stunden signalisierte mir der übliche "end of session Wadenkrampf", dass es erst mal reichte. Ich machte mich dann erst aml auf den Weg ein Stück weiter nördlich in der Hoffnung, dass der Wind wie vorhergesagt mehr auf West drehen würde und der Swell zunehmen würde. Am Spot angekommen stank es wieder erbärmlich, was ein sicheres Zeichen dafür ist, dass der Wind noch sehr viel Süd in der Richtung hatte. Es liefen hübsche Lines rein und zwei Windsurfer waren draußen, hatten es aber sehr schwer mit den sideoffshore Bedingungen, da in Ufernähe der Wind fast völlig abgedeckt war. Ich überlegte kurz, da raus zu paddeln und mein Imunsystem einem Intensivtest auszusetzen, beschloss dann aber doch erst mal zu schauen, was in Klitmöller los war. Der Tag war ja noch lang.
Im Mekka des nordischen Windsurfens war es mir dann unmöglich, einen Parkplatz zu finden, der weniger als einen Kilometer vom Strand entfernt war. Wer auch immer der Meinung ist, dass Windsurfen tot ist, sollte mal Klitmöller an einem Sommertag mit ordentlich Südwest besuchen. Sicher waren auch eine ganze Menge sommerlicher Ferienhausurlauber am Strand, aber ich schätze mal, dass der Ort von gut 100 Windsurfern in Beschlag genommen worden war. Der wid war gut, die Wellen hatten ordentlich Größe, die Action auf dem Wasser war gut, die Entfernung meines Parkplatzes zum Strand war mir zu weit, um Brett und Segel zu schleppen. Ich beschloss wieder nach Hanstholm zu fahren.
Dort hatte der Wind noch ein Stück mehr in Richtung Süd gedreht und die Wellen waren größer geworden. Die Wellen sehen hier zwar immer besser aus, als sie dann tatsächlich surfbar sind weil die Strömung ihnen immer ziemlich an Druck nimmt. Aber das was da rein lief sah brauchbar aus. Allerdings hatten das auch ein paar Kayaker erkannt und den Spot in Beschlag genommen. Die Jungs wussten zwar was sie da tun, generell ist aber so ein Kayak nicht sonderlich manövrierfähig und wenn man da mit dem Surfboard dazwischen liegt ist Chance recht hoch, so ein Ding an die birne zu bekommen (hab das schon erlebt, macht nicht so viel Spaß).
Trotzdem hing ich ´ne Zeitlang da rum, checkte die Wellen und was die Kayaker da mit so anstellten, rechnete die durch Fischfabrik und Kläranlage verursachte aktuelle Wasserverschmutzung anhand des Grades des Gestanks in der Luft durch und spielte gedanklich durch wieviel Wasser ich schlucken müsste, wenn ich einem Kayak in die Quere kommen würde. Dann kalkulierte ich noch, wieviel Arbeitstage ich wegen Infektionen ausfallen würde und an Wochenenden nachholen müsste und wieviele Surftage im September wohl dadurch auch noch verloren gehen würden. Dann noch ein Blick auf die Uhr, es war ja noch Zeit. Genug Zeit um noch einen Spot weiter östlich zu checken und wenn der nicht laufen würde, zurück nach Noerre zu fahren.
Also mache ich mich auf den Weg zu der in wunderbar unberührter Natur liegenden Feriensiedlung aus der Zeit, als die Deutschen mit Vorliebe sehr massiv bauten. Dort schwabbelte tatsächlich ein bisschen Welle rein während der wind offshore blies. War aber nichts wirklich brauchbares, also machte ich mich auf den Weg zurück nach Noerre. Das sollte jetzt auch gut laufen, der Swell war hier oben schon groß genug und der Wind hatte ausreichend Süd in der Richtung.
Als ich da dann gegen 18 Uhr ankam legte sich die Nordsee tatsächlich mächtig ins Zeug und solide Wellen liefen rein. Der Wind blies sideoffshore und an der Stummelmole liefen zwei peaks mit ordentlich Wumms. Allerdings mit sehr wenigen Wellen, die offen blieben und längere Rides zuliessen. Trotzdem gab´s ordentlich Spektakel und ein paar sehenswerte Wipeouts.
Gegen 20 Uhr wollte ich mich dann auf den Rückweg machen, als mich Bernhard auf eine Portion Nudeln in seinem geliehenen Luxus-WoMo einlud. Dem konnte ich nicht widerstehen und nach einem wunderbaren Abendessen mit lokalen Krabbenscheren als Vorspeise machte ich mich gegen 21 Uhr auf den Rückweg. Da ich somit recht spät dran war nutzte ich die Leistungsfähigkeit meines neuen Vans und die neuen Schnellstraßen und Autobahne zwischen Holstebro und Veilje voll aus um Zeit gut zu machen. Auf halbem Weg zwischen Veilje und Kolding, es war so gegen 23:15 Uhr sah ich dann plötzlich auf der Autobahn Warnblinker vor mir. Gleich danach stand ich und bestaunte die Unmengen an Blaulichtern, die in der Gegend blinkten. Nicht allzu weit vor mir musste es ordentlich gekracht haben. Knapp 1 1/2 Stunden später kam endlich wieder Bewegung in die Kolonne. Ich wunderte mich noch, warum auf der Gegenspur plötzlich so viel Verkehr war, als ich an der Unfallstelle ankam und realisierte, dass der Gegenverkehr die Fahrzeuge waren, die mit mir im Stau standen. Die Autobahn war immer noch gesperrt, man hatte ein Loch in die Mittelleitplanke geschnitten und wir mussten alle zurück nach Veilje fahren.
Dann ging´s auf der Landstraße nach Kolding. Auf der Autobahn gab ich dann wieder ordentlich Gas, musste aber der erhöhten Geschwindigkeit und den Umwegen Tribut zollen und kurz vor Hamburg noch mal tanken. Als ich da meine Kreditkarte zücken wollte, stellte ich fest, dass ich keine mehr hatte. Musste sie wohl in Hanstholm an der Tanke liegen gelassen haben.
Voller Freude schmiss ich mich dann zuhause - es war bereits Montag, 3:30 Uhr an´s Telefon, hing dann noch für gute eine dreiviertel Stunde in automatischen Frage- und Antwortschleifen und Warteschleifen, bevor ich meine Karte sperren konnte.
Kurz vor 5 lag ich dann endlich im Bett und fragte mich noch, ob die paar Wellen eigentlich den ganzen Aufwand wert waren. Aber die Leute, die ich oben getroffen hatte und die Tatsache, dass ich an Meer war während es Wellen hatte und den Reiz, den Thy an sich hat, ließen mich dann doch halbwegs zufrieden einschlafen.
Mehr visuelle Eindrücke gibt´s hier
und hier die Bilder aus Noerre.
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Moin Tom, sehr cooler
Da Johnnie on Sa, 08/22/2009 - 08:23Oha, she nun was ich
Da Johnnie on Mi, 08/26/2009 - 11:10Vaseline und Watte ins Ohr
tripmaster on Mo, 08/24/2009 - 09:45hat´s Geholfen?
hat sich der schlaflose Tage gelohnt?
nee, leider nicht! War im
Da Johnnie on Di, 08/25/2009 - 16:41uiuiui...
coldwaves on Fr, 08/21/2009 - 14:35schöner Blogg Tom, das macht Sehnsucht, aber auf der Europatour im Oktober gehts auch nach Däneland.