In der Nordsee Sektion unseres Forums liefen vor kurzem ja ein paar philosophische Grundsatzdiskussionen über dänische Wellen im „Sommer“ und das Leben als Nordsee Surfer im Allgemeinen (http://nordsurf-syndikat.de/smf/heimatgeschichten-(nord-und-ostsee)/nordsee/660/).
Ich hatte das ganze ja eher optimistisch gesehen und hatte nun vergangenen Freitag die Gelegenheit, meine Thesen vor Ort zu überprüfen. Folgendes ist mir widerfahren:
Die Forecast Webseiten hatten für Donnerstag ordentlich Windwellen in Verbindung mit über Süd auf Ost drehenden Wind an der dänischen Küste vorhergesagt. Freitag sollte es dann klein aber relativ hochperiodisch nachschwabbeln, während der Wind über Ost und Nordost weiter auf Nord drehen sollte. Meine Analyse dieser Vorhersagen ergab folgendes:
Chance auf relativ großen Windswell bei gerade noch rechtzeitig vor der Dunkelheit auf Offshore drehenden Winden für den Donnerstag.
Chance auf kleinen aber gut sortierten Windswell bei Offshore für Freitag.
Das Tief, das verantwortlich für diesen Forecast war, hatte den Nachteil, dass es sehr zentral über der südlichen Nordsee ziehen würde. Das heißt, dass die genauen örtlichen und zeitlichen Auswirkungen dieses Tiefs auf die dänische Westküste bis zum Schluss sehr unsicher bleiben würden. Mit Pech würde der Wind erst Donnerstag Nacht weit genug gedreht haben und könnte Freitag zu schnell und zu kräftig wieder aus Nord wehen. Der Forecast Update von Donnerstag, 17 Uhr war dann sogar so kritisch, dass ich die geplante Kurzexpedition sogar schon abblasen wollte.
Zum Glück konnte mich aber mein ebenfalls schwer auf Entzug laufender Travel Buddy Uli motivieren, den Trip zu wagen.
In sicherer Erwartung lediglich einen Altherren Surf in maximal schulterhohen Wellen geboten zu bekommen – was nebenbei gesagt, für mich zur Zeit eine der verlockendsten Szenarien ist – ließ ich ausnahmsweise mein Kamera Equipment zuhause und nahm lediglich meine Digitalknipse mit. Kleine Bretter wurden ebenfalls ausgeladen. Donnerstag Abend um 20 Uhr ging es los. Kurz nach Mitternacht erreichten wir unseren Übernachtungsplatz und beschlossen, den Wecker auf 6 Uhr zu stellen. Falls der erste Surfcheck vor der Bustür nicht zufriedenstellend wäre, wollten wir einfach weiter ratzen.
Foto: Bevis
Freitag früh kurz nach 6 öffneten wir dann die Schiebtür und wussten schnell, dass wir uns nicht wieder auf´s Ohr hauen würden. Es war zwar saukalt, aber der Wind fächelte bei strahlendem Sonnenschein leicht offshore und die tiefblaue Nordsee hatte wunderschöne Falten. Wir gönnten uns trotzdem erst noch ein karges Frühstück mit Kaffee und in Joghurt getauchte verschnippelte Äpfel. Die Piste zum Spot unserer Wahl war leider durch halbmeterhohe Sanddünen für übliche Fahrzeuge blockiert und die nicht ganz perfekt laufenden Wellen bewogen uns, noch ein paar Minuten Fahrzeit auf der Landstraße auf uns zu nehmen.
Als wir dann um die Ecke zur Königin der Küste bogen und die ersten hier brechenden Wellen sahen, schnellte unser Adrenalin Level abrupt in die Höhe. Ich hab hier ja schon ein paar gute bis epische Tage miterlebt, aber das, was nun hier reinlief, hab ich noch nicht erlebt. Lang laufende kopfhohe Rechte im Wechsel mit über kopfhohen Slab Mutanten. Das Ganze bei strahlend blauem Himmel und kaum spürbarem Offshore.
Am Parkplatz standen die Fahrzeuge all der üblichen Verdächtigen, die an arbeitnehmerunfreundlichen Wochentagen mit Welle trotzdem da sind plus ein paar Schweden, die in den Wanderer Hütten ihr Basislager aufgeschlagen hatten. Es war kurz nach 7 Uhr und die kleine aber feine Crew im Lineup hatte bereits 2 Stunden in exquisiten Wellen hinter sich.
Gegen 11 Uhr war der Swell nicht mehr ganz so heftig und deutlich besser sortiert. Trotzdem war der Lineup bis auf einen SUP-Gondoliere leer. Die paddelnde Crew nahm sich nun ziemlich ausgelaugt und von Krämpfen geplagt eine Auszeit. Auch wir futterten erst einmal ein exquisites Mittagsmenu von Chefkoch Uli. Nachdem wir das verdaut hatten, musste ich nun auch endlich raus (vorher hatte ich angesichts der anspruchsvollen Bedingungen noch gekniffen). Die anderen hatten die gleiche Idee und so saßen wir bald zu neunt im Lineup plus dem Mann auf dem SUP. Die Stimmung war sehr entspannt, die meisten kannten sich und wir hatten zwei Peaks zur Auswahl. Leider drehte der Wind dann recht schnell über NO auf Nord und wurde recht kräftig.
Das ließ mein altes Stehseglerherz nicht kalt und nach einigem Zögern beschloss ich das Sonnenbad am Strand für eine kleine Windsurf Session zu unterbrechen. Als ich die beendete paddelten die ersten Wochenendausflügler raus und wurden dann sogar noch mit wieder nachlassendem Wind belohnt. Sie hatten ihren Spaß und wussten glücklicherweise noch nicht, was hier ein paar Stunden vorher los war.
Fazit des Tagesausflugs: das Glas ist mindestens halbvoll für all diejenigen, die sich auch mal an einem Wochentag auf den Weg machen können. Das Glas ist ziemlich voll für diejenigen, die auch noch einen Stehsegler im Gepäck haben. Und die Nordsee kann trotz all der einfach verfügbaren und ziemlich präzisen Wellenvorhersageseiten noch die ein oder andere Überraschung liefern.
Mehr Bilder gibt es demnächst hier und bei der Blue.
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wie geil Tom!! fetter bericht
Da Johnnie on Di, 06/04/2013 - 23:40die anderen shots
tripmaster on Mi, 06/05/2013 - 08:25die anderen shots gibt´s in Kürze hier als Gallery.
weitere Berichte von dem Tag:
http://www.bluemag.eu/surfmagazin-features/epic-days-denmark-may-2013
http://www.datrip.com/home/trips/Another_Friday/another_friday.html
wie geil Tom!! fetter bericht
Da Johnnie on Di, 06/04/2013 - 23:40Ein...
boerni on Mo, 05/27/2013 - 22:35Traum!!!! :D :D :D Sei dir gegönnt Tripmeister! Wobei... Ich will auch!!!! :O
ausgleichende Gerechtigkeit
tripmaster on Di, 05/28/2013 - 14:11ausgleichende Gerechtigkeit, dass die "viel-Urlaub-habenden" Lehrer auch mal einen Nachteil haben ;=)
im Ernst: hätte Dir den Tag natürlich von Herzen gegönnt!
Kniefall vor der Queen...
stoked on Mo, 05/27/2013 - 14:15Da hast du...
coldwaves on Mo, 05/27/2013 - 13:38...mal wieder alles richtig gemacht Tom, klasse.
war nicht mein Verdienst
tripmaster on Mo, 05/27/2013 - 14:34hatte das auch nicht annähernd so erwartet