Der eine Brummkreisel war gerade durch gezogen und pumpte noch etwas isländische Vulkanasche nach Norddeutschland. Der andere Brummkreisel kam knapp dahinter und sollte für ein paar Stunden die Asche wieder zurück Richtung Island treiben, während vulkanschlammige Restwellen noch Richtung Dänemark laufen sollten. Das schien mir das richtige Setup, um endlich mal wieder die Arbeitswoche zu unterbrechen und gen Norden aufzubrechen. Mittwoch Nachmittag fuhren wir los und wenn uns keiner aufhalten würde, sollten wir rechtzeitig am Strand sein um bei dann hoffentlich eingeschlafenem Wind noch eine Session abzugreifen und uns für die für Donnerstag erhofften Sahnewellen bei Offshore einzufahren.

Die dänische Grenze. Natürlich wurde kontrolliert und natürlich mussten wir rechts ran fahren. Kastenwägen ohne Fenster scheinen die bevorzugten Fahrzeuge krimineller Ausländer zu sein. Der freundliche Grenzschützer war von meiner Aussage "Wir fahren zum Surfen und das ist ein Wohnmobil" nicht überzeugen und ließ sich dann das Innere meines Vans zeigen. Als er dort keine weiteren kriminellen Ausländer fand, konnten wir weiter fahren, während ein Mensch mit dunklerer Haut und daher noch höherer Wahrscheinlichkeit kriminell zu sein, noch auf einen Grenzer einredete und ihn ständig mit einem "but I need food, I need something to eat" zu erweichen versuchte. Was muss der Typ aber auch einen Aldi leer räumen.....

Als wir dann endlich am Fjord entlang fuhren sahen wir schon von weitem einen imposanten Schwimmkran. Wir bogen trotzdem ab, um zu kucken, wie es mit der Baustelle steht. Am Parkplatz standen dann schon ein paar eindeutig Surfern zuordenbare Fahrzeuge und wir hatten Hoffnung, hier ein paar Wellen abgreifen zu können. Der Wind hatte inzwischen auf NW gedreht und ließ minütlich mehr nach. So keuchten wir hektisch die Düne rauf und sahen:

Big Time Schwabbel. Wellen waren da, allerdings wurde der NW - Schwell von SW - Schwabbel überlagert und die Sandbänke schienen in einem erbärmlichen Zustand zu sein. Trotzdem peakte ab und zu einen nette Wand und der Strandabschnitt war von den Bauarbeiten - die fangen wohl an der nördlichen Mole an - noch nicht beinträchtigt. Im Wasser tummelten sich bereits gut 10 Surfer und eine Gruppe von Wave Kanuten. Wir warfen noch schnell eine Wurstsemmel ein und zwängten uns dann in die Neos. Jörg griff sich sein Longboard, ich packte meinen Fisch und wir ließen uns vom Elevator raus ziehen. Draußen hatten wir wegen der Schwabbelei bald mit ersten Anflügen von Seekrankheit zu kämpfen und nach ein bisschen Gerutsche und viel am falschen Fleck sitzen ließen wir es gegen halb 10 dann sein.

Wir machten uns auf den Weg Richtung Schlafplatz, machten vorher noch einen kurzen Abstecker zum Burgerbrater und rollten dann gegen 11 auf den Parkplatz an der Kuh. Im Licht der Scheinwerfer sah ich dann, dass an der Kante meiner ehemaligen Lieblingsmole was lief, dass an alte Zeiten erinnerte. Wir teilten uns noch ein Schnelleinschlaf-Bier und stellten den Wecker auf halb Sechs.

Morgens brachte der erste Blick aus dem Bus dann das erhoffte und prognostizierte Bild. Zumindest fast. Der Wind fächelte aus Südost. Aus Nordwest rollten Wellen rein, die allerdings einen Ticken größer hätten sein können. Dazu immer noch ein Südwest-Schwabbel. Egal, wir überlegten nicht lange und gingen raus. An der Kante lief hin und wieder eine kurze Rechte, aber wir paddelten erst einmal zu dem Peak weiter links. Dort stellte sich dann heraus, dass der Schwabbel doch noch sehr störte, die Welle peakte mal hier, dann wieder da, Wellen bauten sich auf und verschwanden plötzlich wieder.

Ich hatte dann trotzdem schnell eine erste Welle, die aber zu machte. Danach setzte ich mich erst einmal 2 Meter vor den steinen an die Kante, wurde aber schnell ungeduldig und paddelte doch wieder an den Schwabbelpeak. Nach gut 2 Stunden hatten wir dann erst einmal genug und fuhren weiter checken. Beim Bäcker holten wir uns ein Brot mit der landestypisch schwammartigen Konsistenz und fuhren zur Kirche, um zu frühstücken. Dort standen bereits ein paar eindeutig als Surfer Vehikel erkennbare Fahrzeuge und am Wasser trieb sich eine Gruppe in Gummi gekleideter Wesen herum.

Besser gesagt: wurden rum getrieben. Denn auch hier schwabbelte es gewaltig und mehr als ein paar kurze "One Turn" Rutscher gab es nicht zu sehen. Gestärkt vom Frühstück machten wir uns auf einen kleinen Strandspaziergang, um ein paar Molen weiter eine Kante zu checken, von der mir Jens mal berichtet hatte. Dort fand sich aber nur Mikrogeschwabbel. Jörg hisste trotzdem schon mal die schwarze Flagge um allen klar zu machen, dass man sich hier ja nicht hintrauen soll.

Wir beschlossen uns das nicht anzutun, waren aber trotzdem noch heiß auf eine zweite Session. Viel Zeit hatten wir dafür nicht, denn der Nordwestswell sollte bald nachlassen und der Wind im Laufe des Tages zurück auf Südwest drehen.  

Ich habe ja so ein paar Spots unter Beobachtung, die mir als Ersatz dienen sollen für den Fall, dass wieder einmal einer unserer Premium Breaks zu bekannt werden würde, was leider inzwischen immer ziemlich schnell passiert. Da wo wir dann hinfuhren war die Ausrichtung der Küste auch etwas anders und ich hatte die Hoffnung, dass der Südwestschwabbel hier nicht gar so sehr stören würden. Bei der Anfahrt stellten wir zu unserer großen Freude fest, dass der Wind hier auch noch einen ticken weiter gedreht hatte und straight offshore blies. Oben auf der Düne sahen wir dann, dass hier tatsächlich kein Seitenschwabbel mehr vorhanden war, allerdings wurde auch der Nordwestswell spürbar kleiner. Aber ein paar Peaks hatten hin und wieder eine vielversprechende Welle. 

Wir zwängten uns dann schnell in die noch feuchten Neos und liefen zur Mole unserer Wal. Jörg wieder mit dem Longboard und ich euphorisiert von ein paar nett aussehenden Breaks mit dem Fish. Das stellte sich dann aber als Fehler heraus. Die Kombo aus nachlassendem Swell und zu hoch werdender Tide bescherte Jörg zwar noch ein paar nette Rides, für mich sprangen aber nur eine Menge vergeblicher Anpaddelversuche heraus. Die Wellen peakten einfach nicht mehr richtig. Ich beschloss dann das Brett zu wechseln und holte mir das Longie. Wieder draußen musste ich mich erst Mal wieder an das Flossgefühl auf der Planke gewöhnen und saß dazu ständig falsch. Entweder bekam ich die vereinzelt noch weiter draußen brechenden Überraschungs Wellen auf die Mütze oder aber die angepaddelten Wellen weigerten sich weiter zu laufen. Bevor mein Fluchen noch die letzten Seevögel verteiben konnte beschloss ich, es sein zu lassen und ging raus.

Jörg hatte angesichts der rapide nachlassenden Wellen auch genug, ließ sich beim Rausgehen aber noch vom Shorebreak das Board auf die Birne hauen. Der Schmerz konnte aber nur kurz sein Grinsen ob seiner hohen Wellenquote der letzen Stunde unterdrücken.

Ich dagegen war echt pestig. Entweder hatte ich bei der Vorhersage zu viel erwartet, war von meinem Bretagne Trip noch zu verwöhnt oder alles beides, auf jeden Fall hatte ich einen ziemlichen Hals und war grad gar kein Nordseefreund mehr.

Da der Wind immer noch offshore bließ, machten wir uns schnell wieder auf den Weg um noch eine brauchbare Welle zu suchen. An der Kuh dann: etwas weniger Schwabbel, aber winzig. Weiter zur Kirche: Schwabbel und winzig. Letzte Hoffnung: weiter zur Baustelle. Kurz vor dem Ziel aber gerieten wir in einen heftigen Regenscheuer und im Anschluss drehte der Wind schlagartig auf Südwest. Game over.

Wir machten uns daher viel zu früh auf den Nachauseweg. An der dänischen Grenze wurden wir nicht kontrolliert, denn aus dem Land kommen nur ehrenwerte Bürger.

Ein paar Meer Bilder gibt es hier zu sehen.  

Bild von coldwaves

Klasse Blog...

coldwaves on Mo, 05/30/2011 - 13:11

Will mich hier nicht weiter einmischen, nur sagen, klasse Blog Tom, nette Foto. Ich muß auch mal wieder los.

Bild von matthias2

Toll! Schöner Blog Tom, vor

matthias2 on Sa, 05/28/2011 - 17:07
Toll! Schöner Blog Tom, vor allem wird auch mal erwähnt, das man nicht immer nur scoren kann und die guten Tage doch selten sind."One Turn" Rutscher sind die Regel ;-) und manchmal fährt man selbst dafür einige 100 km.
Bild von Da Johnnie

tom, wieder mal n geiler

Da Johnnie on Sa, 05/28/2011 - 13:53
tom, wieder mal n geiler bericht! Cooler Hintergrund Deines grünen Fishs. Aber muss gestehen, dass ich am Mi.abend echt ne oberpremium session abgegriffen habe:-))
Bild von tripmaster

freut mich für dich!

tripmaster on Sa, 05/28/2011 - 14:03

warst auf der Insel, oder ;=)

Bild von Da Johnnie

jaaa! :-)))

Da Johnnie on Mo, 05/30/2011 - 12:12
jaaa! :-)))
Bild von maik

Prinzessin Nordsee...

maik on Fr, 05/27/2011 - 21:58

...auf der Erbse. Nun denn, unsere Gewässer sind leider etwas windanfällig. Aber schöner Bericht über einen gewagten Trip. Manchmal muss man halt einfach losfahren und schauen was passiert. Die Fotos von Hvide machen mir ja ein wenig Sorge. Kuh sieht ja auch zur Zeit nicht so sehr gut aus.
Uns wird in Zukunft wohl erstmal Nörre reichen müssen, dort geht ja bei SW bis NW etwas Brauchbares.
Surft Jörg auch das Nat Young? Hast Du es mal probiert? Ich mag das Brett gern.
Bis zum nächsten Ride in den Norden. Ich hoffe, dass der Juni ein paar gute Wellen bereit hält. Wir müssen mal Glück haben! :-)

Bild von Joerg

Bic Nat Young

Joerg on Mo, 05/30/2011 - 16:53
Hallo Maik, es hat ein paar Sessions gedauert, bis ich mich an das Board gewöhnt habe, seit dem Trip letzte Woche mit Tom nach Dänien würde ich aber sagen, das Brett funktioniert super. Scheint im Vergleich zu meinem 9.6 er ähnlich stabil zu sein auf der Welle aber um Längen wendiger und agiler. Freue mich schon auf die nächste Session mit dem Nat Young...
Bild von tripmaster

yep

tripmaster on Sa, 05/28/2011 - 14:05

Jörg surft das Nat Young und ist super glücklich damit.
Ich hab´s noch nicht ausprobiert. Wenn ich longboarden geh nehm ich meine Planke, die kenne ich nun schon seit 15 Jahren ;=)

Bild von boerni

Schöner

boerni on Fr, 05/27/2011 - 21:34

Trip Tom! Toller Blog, der mich einmal mehr motiviert, wieder fit zu werden!!!

Börni

Bild von tripmaster

drück Dir die Daumen Börni

tripmaster on Sa, 05/28/2011 - 14:05

was für eine Verletzung hast Du eigentlich?

Bild von boerni

Ne

boerni on Sa, 05/28/2011 - 20:51

Sehnenentzündung am rechten Fuß! Langwierige, nervende Angelegenheit....

Bild von nop

"Ich habe ja so einige Spots

nop on Fr, 05/27/2011 - 20:53
"Ich habe ja so einige Spots unter Beobachtung, die mir als Ersatz dienen sollen für den Fall, dass wieder einmal einer unserer Premium-Breaks zu bekannt werden würde, was leider inzwischen immer ziemlich schnell passiert." Lieber tripmaster, ist das dein Ernst? Ist ja an Logik kaum zu überbieten: Sich erstmal kräftig beschweren, dass deine supergeilen "Premium-Breaks" mittlerweile total schnell "gecrowded" werden, dann aber die guten Spots mit Fotos ins Internet stellen. Das tut mir so etwas von weh.
Bild von Tim

Premiumbreaks...

Tim on Sa, 05/28/2011 - 16:01

... gibt es in DK nicht. Die Nordsee ist eine Diva und genau so verhalten sich auch die Surfspots (... und offensichtlich auch einige Surfer). Die hier veröffentlichten Bilder sind von Spots, die eh jeder kennt, und sich im Wandel der Zeit regelmäßig komplett verändern.

Bild von tripmaster

ruhig Blut

tripmaster on Sa, 05/28/2011 - 13:53

es wurden keine Namen genannt und die Spots funktionieren sowieso nur bei offshore. Und dann ist die Auswahl groß genug, noch dazu weil die Sandbänke sich ständig verändern.

Bild von Da Johnnie

diggaaaa, sei mal froh, dass

Da Johnnie on Sa, 05/28/2011 - 13:50
diggaaaa, sei mal froh, dass du überhaupt hier was zu sehen bekommst und nichts anderes!!! und es gibt es gibt supergeile premium breaks in dk, aber du schnallst wahrscheinlich eh nicht, wo die sind!!!
Bild von nop

da johnnie, leider hast du

nop on Mo, 06/06/2011 - 23:12
da johnnie, leider hast du meinen kommentar offensichtlich nicht verstanden. ich zweifel die qualität des ein oder anderen spots in DK in den richtigen bedingungen nicht im geringsten an. ich hab selber mehr als genügend zeit im auto verbacht um dänemarks küsten bei den verschiedensten bedingung einschätzen zu können. jup, es gibt tatsächlich noch leute die das machen, ohne alles online stellen zu müssen!! auf die gefahr hin, dass du mich wieder falsch verstehst - ich habe auch kein problem damit, dass man andere in form eines blogs an seinen trips teilhaben lässt. ich freu mich auch immer mal wieder über nette berichte. es lässt sich nunmal aber schwer unter einen hut bringen, auf der einen seite sämtliche (mehr oder weniger) neu entdeckten spots von jedem nur denkbaren winkel abzulichten und online zu stellen und sich auf der anderen seite zu beschweren, dass dort auf einmal jede menge google-earth erfahrene "surfer" auftauchen...
Bild von tripmaster

richtig verstanden

tripmaster on Di, 06/07/2011 - 08:56

nop, ich hab mich nicht wirklich beschwert, nur fest gestellt, dass man an guten breaks meistens nicht lange alleine ist. das liegt vorrangig an der immer weiter wachsenden zahl an surfern, an mund zu mund propaganda, an facebook postings die 200 "freunde" lesen können und natürlich auch an webseiten wie dieser.
klar ist auch, dass wir unseren teil dazu beigetragen haben, dass immer mehr leute wissen, dass man an nord- und ostsee surfen kann. glaub aber nicht, dass es ohne diese webseite nennenswert weniger wären.
google earth ist glaub ich nicht so ein faktor, die hier gezeigten bilder helfen überwiegend nur denen bei der spot identifizierung, die wie du selber schon in der gegend spazieren gefahren sind. im übrigen achten wir schon ein bisschen drauf, ob und wie wir die gezeigten spots benennen und was die bilder zeigen. das ein oder andere markante gebäude wirst du zumindest auf meinen bildern nicht sehen.
meine persönliche meinung dazu ist, dass man ohne das nur durch eigene erfahrung zu erlangende wissen über die für den jeweiligen spot besten wind-, wellen- und tidenbedingungen sowie den aktuellen zustand der sandbänke nicht sonderlich weit kommt. deswegen landen ja auch so viele dann doch wieder bei den beiden bekanntesten molen.
und bei bedingungen, an denen mehr als diese beiden spots laufen - siehe letzter sonntag - ist es gar nicht so schlecht, wenn mehrere alternativen im umlauf sind. das verteilt die massen.

grundsätzlich haben wir uns aber entschieden, diese webseite über das nordsurfen zu betreiben um den nordsurfern geschichten und bilder aus "ihrem" revier zu geben. und das beinhaltet nun mal auch berichte von nicht so bekannten gegenden (möglicherweise ist das auch der grund, warum du das hier überhaupt liest). wir versuchen hier zwar eine bestimmte balance zu halten und haben uns ein paar regeln auferlegt, aber natürlich machen wir damit "unser" revier nicht leerer. diesen interessenskonflikt halten wir aus. die alternative wäre gar keine berichtserstattung mehr zu machen und die seite einzustellen.

Bild von Da Johnnie

@nop: doch, habe Dich schon

Da Johnnie on Di, 06/07/2011 - 16:39
@nop: doch, habe Dich schon richtig verstanden, aber kann mich nur den Worten von Tom anschließen: Sicherlich besteht immer ein Interessenskonflikt hinsichtlich veröffentlichter Berichte, wie Tom ja auch schreibt, aber ich finde, dass jener durch die interessanten und rhetorisch geschickt formulierten Berichte immer wieder voll und ganz kompensiert wird.