Eineinhalb Wochen war ich zurück von meinem Bretagne Trip. Gerade noch rechtzeitig bevor die Region auch zum Risikogebiet erklärt wurde. In Hamburg würden bald die Herbstferien beginnen. Erste Anzeichen der lange angekündigten (zweiten) Viren Welle zeichneten sich in den Statistiken ab. Wer weiß, wann sich dieser Herbst wie das Frühjahr in eine Jahreszeit der geschlossenen Grenzen verwandeln würde. Leichte Nervosität hatte mich längst erfasst. Würden wir bald wieder auf unsere Bundesländer beschränkt sein? Würde ich das erste Mal seit mehr als 20 Jahren keine einzige Welle in der dänischen Nordsee surfen können?

Ein frühherbstliches Sturmtief war angekündigt. Nicht ideal, mit Swellrichtung fast exakt Nord, dazu recht kräftige nördliche Winde, mit ein paar kürzeren Schwenkern auf Nordost. Forecast im nicht ganz unwesentlichen Detail der genauen Windrichtung ziemlich schwankend. Aber wer weiß, wann wieder was geht und ob sie mich dann noch durchlassen. Außerdem hatte ich ja wie immer meinen Windsurfkram als Plan 1B dabei. Also war ich Freitagabend auf der Autobahn gen Norden und schaffte es bis kurz vor die erste Mole.

Der Nordwind plus Nordswell Forecast wäre früher, mit der alten Mole, eine Bank gewesen. Mit der langen neuen Mole sieht das anders aus. Trotzdem machte ich dort meinen ersten Stopp. Der Wind war ein leichter Sideoff und beim Blick von der Düne waren Wellen zu erkennen, die brauchbar aussahen. Ich beschloss nicht lange nachzudenken und nicht lange zu checken. Für Frühstück war später Zeit. Auf dem Weg zurück zum Bus traf ich Dimi. Kurzer Schnack, eigentlich wollte Dimi jetzt ja in Frankreich sein. Aber die ganze Atlantikküste war dort bereits rote Zone, heißt Quarantäne bei der Rückkehr nach Deutschland. Ging nicht. Also Plan B: Dänemark.

Ich schlüpfte in den Neo, noch keine Booties, Longboard. Draußen im Lineup hielt sich die Crowd noch in Grenzen. Der Offshore brachte Ordnung in den Schwabbel, der es um die krumme, viel zu lange Mole herum bis an die Sandbänke schaffte. Hin und wieder brachen brusthohe Wellen, mit halbwegs laufender, meist linker Schulter. Mit dem Longboard war das dann ganz nett, allerdings nur für eine Stunde, dann war die Tide zu hoch. Aber das Wasser ist noch warm und ich hatte nach fast einem Jahr mal wieder ein paar Nordsee Wellen gesurft. Kein so schlechter Wiedereinstieg.

Trotzdem fuhr ich dann am späten Vormittag weiter nach Norden. Könnte ja besser sein da oben. Ist eigentlich immer besser da. Allerdings spielte erstmal das Wind-Roulette nicht mit. Sideshore ballerte es da. Kalt war es. Die Mole meines Vertrauens war leer, trotz ganz brauchbar laufender Wellen. Der Parkplatz war dafür voll, alles wartete auf den Winddreher. Zum Windsurfen brachen die Wellen zu nahe am Ufer, also wartete ich auch. Auf den regelmäßigen Wellen-Checker Spaziergängen traf ich Zwanni, und sogar der Nordsee verlorenen Sohn Tom Riedel. War fast wie früher. Klassentreffen. Alle erzählten die gleiche Geschichte. Eigentlich wollten wir jetzt in Frankreich / Spanien / Portugal sein.

Spätnachmittags drehte der Wind endlich auf Nordost. Die Lineups füllten sich. Aber der Swell war zu nördlich, traf die Sandbänke nicht richtig. War kein Spaß. Aber vielleicht war ich auch noch zu sehr verwöhnt von der Bretagne.

Sonntagmorgen dann wieder Nordost. Etwas leichter. Restswell. Aber niemand auf dem Wasser. Kaum zu glauben. Frühstück musste wieder warten. Wer weiß wann der Swell weg war. Zwanni – wer sonst – war der erste auf dem Wasser. Ich war Nummer 4 oder 5. Aber gleiches Spiel wie gestern. Swell zu nördlich. Lief selten brauchbar. Kräftige Strömung gen Süden. Kalter Wind. Lange war ich nicht draußen. Danach Frühstück. Und überlegen. Hierbleiben? Weiter nach Norden, wo die Küste einen Tick mehr nördlich ausgerichtet war? Gerüchte erreichten mich, dass es weiter oben ziemlich gut war. Aber zu viel Fahrerei. Warten. Swell checken. Wind checken. Swell war noch da. Aber brach scheiße.

Irgendwann wurde es mir zu blöd, und mich machte mich auf den Weg zurück Richtung Süden. Am Fjord kam dann die Sonne raus. Ich hielt nochmal an der ersten Mole. Microwaves, aber Offshore und dank Sonne warm. Also ging ich noch Mal raus, surfte ein paar kniehohe Wellen mit dem Longboard. Genoss die Sonne. Und dann zurück Richtung Hamburg. War nicht dolle. Aber wer weiß, wann die Dänen die Grenzen wieder zu machen. Machen sie ja gerne.

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Bild von coldwaves

Immerhin...

coldwaves on Di, 10/13/2020 - 08:19

...Welle und Dänemark, was braucht man mehr...