Allways Offshore
 
Das Pseudonym unserer derzeitigen Lieblingsuserin Sara (sehr geil Dein Blogg aus Frankreich übrigens!) war zeimlich genau das, was ich mir von den kommenden Tagen versprach, als ich mich Freitag Nacht auf die Autobahn einfädelte. Die Prognosen für Wind und Wellen waren seit ein paar Tagen sehr viel versprechend, auch wenn sie sich täglich bezüglich der vorhergesagten Windrichtung änderten. Zwischendurch hatte ich bereits Plan B in´s Auge gefasst und wollte den vorhergesagten Nordwest - Swell bei fettem Nordwind mit dem Windsurfer shredden, aber zum Zeitpunkt meiner Abreise sah es wieder mehr nach ein paar gepflegten Surf Sessions aus. Da die Urlauberströme zum Glück nicht nachts unterwegs sind kam ich gut durch und erreichte gegen 2:00 morgens meinen Schlafplatz.
Am späten Vormittag kam ich mühsam aus den Federn und checkte beim Blumen gießen gleich mal die Situation. Regen, leichter Südostwind aber leider nur kniehohe Wellen. Gut, für Samstag war die Vorhersage schon recht spekulativ, mit südlichen Winden und kleinem Südwestswell und einem auf den meisten Vorhersagekarten nicht sichtbaren groundswell aus NW. Die Frage war nur, ob er ausreichend groß war und zumindest jetzt war das definitiv noch nicht der Fall. Also wollte ich mir erst mal einen Kaffee kochen und stellte mit Entsetzen fest, dass ich zwar Kaffee dabei hatte, aber den Espressokocher vergessen hatte. Ein Desaster.
Da ich eh´ weiter Richtung Norden wollte machte ich mich dann mit nüchternem Magen auf den Weg, in der schwachen Hoffnung in irgendeinem Supermarkt so einen Espressokocher zu kriegen. Während der Weiterfahrt setzte dann heftiges Kopfweh in Verbindung mit Schweißausbrüchen ein. Kam das von der Nachtfahrt, vom Kaffeeentzug oder waren das doch schon die Wechseljahre? Trotz leichter Schwindelanfälle hielt ich meinen Laster auf Kurs und als ich kurz vor Lemvig so einen riesigen Gemischtwarenladen entdeckte hielt ich an, um mir den dringend benötigten Kaffeekocher zu holen. Leider entpuppte sich der Laden als überdachter Touristenflohmarkt, in dem es zwar alles gab, was man nicht brauchte, aber keinen Espressokocher. Allerdings hatte der Laden eine so genannte Cafeteria und da wollte ich mir meine Droge besorgen. Als ich aber in die Nähe dieses kulinarischen Juwels kam schlug mir ein Geruch entgegen, der mich fast zum Erbrechen trieb. Fluchtartig verlies ich den Laden und als ich am Van in den Spiegel kuckte erschrak ich. Mein Gesicht hatte die Farbe eines jungfräulichen Bettlakens.
Trotzdem fuhr ich wieder los, um zu kucken, ob am langen Haus was ging. Ich war ja schließlich zum Surfen hier und hoffte, dass der Anblick von schnuggeligen offshore lines meinen Kreislauf wieder in Schwung bringen würde. Dort angekommen stellte ich fest, dass der Wind zugelegt hatte und nun kräftig aus Süd blies. Wellen brachte er noch nicht mit. Also genehmigte ich mir dann doch ein dringend benötigtes Nickerchen. Das half tatsächlich meinen Kreislauf zu beruhigen und nach gut einer Stunde machte ich mich wieder auf den Weg und nahm die Fähre. 118 Kronen rissen ein fettes Loch in meine Reisekasse, aber der Umweg über die Straße war mir dann doch zu mühsam.
In Klitmoeller traf ich dann Tim und zwei Kollegen (sorry Jungs, mein Namensgedächtnis ist grausam schlecht) die nach einer Session in angeblich kniehohen Muschellriff – „Wellen“ ihre dehydrierten Körper mit lokaler Gerstenbrause regenerierten. Nach einem kurzen Schnack zogen die Jungs ab, um sich das Volksfest in Noerre anzusehen.
Ich begab mich in Rasmus´ Westwind Laden und zog mir einen Burger und einen Kaffee rein, was meinen Kreislauf endgültig zurück in den Arbeitsmodus brachte. Leider wollte Huey mich aber noch schonen und so verging der Tag ungesurft.
Nach einer ruhigen Nacht im Wäldchen rollte ich Sonntag morgens auf dem Grasparker in Noerre ein, wo ich wieder Tim und die beiden Jungs traf (jetzt fällt mir zumindest ein Name wieder ein, Basti war das!). Die drei hatten wohl gestern abend auf dem Volksfest – am Parkplatz vor den Fischerbuden war ein riesen Zelt aufgebaut – ein schlechtes Bier erwischt, sahen aber wesentlich besser aus als ich mit meinen gestrigen Wechseljahrsymptomen. Dankenswerter Weise liehen mir die Jungs ihren Kaffeekocher, so dass auch ich problemlos in Schwung kam. Das Ballast abwerfen nutzte ich für einen ersten Wellencheck. Es war flat. Aber nach 10 Minuten kam plötzlich ein kniehohes Set rein. Und darauf gleich noch eins. Es war also Hoffnung da, vor allem weil laut aktueller Vorhersage, die ich unter Verbraten exorbitanter Roaming Gebühren vorher noch schnell gecheckt hatte, der Swell noch ordentlich zunehmen sollte. Das ganze bei moderaten südlichen Winden, die nachmittags auf Ost drehen sollten!
Ein nächster Wellencheck eine Stunde später zeigte bereits ordentliche Wellen und eine erste Session mit dem 7,2er funshape (= Surfboard für ältere Herren, die nicht mehr so schnell aufstehen können) war angesagt. Es wurde recht schnell voller und die Sandbänke sind nicht sonderlich gut in Form, aber die ein oder andere schöne Linke und ab und zu eine juicy right waren drin (ich spreche hier natürlich von den anderen Surfern und nicht von mir…).
Kräfte einteilen war angesagt, da ja später der Wind auf offshore drehen sollte und so ging ich relativ bald wieder an Land. Neugierig warf ich dann mal einen Blick ins Festzelt und wurde mit dem wunderbaren Anblick einer dänischen Damen – Musikkapelle belohnt, die auch gleich begann zünftige Märsche zu blasen……
Am Strand tauchte dann ein Kiteboarder auf – der Südwind hatte noch etwas zugelegt – und wollte gerade ins Wasser gehen, als er von drei dänischen Polizisten aufgehalten wurde. Ich dachte mir noch, dass die Ordnungshüter sicherlich von ein paar Surfern bestochen worden waren, stellte dann aber bald fest, dass der Grund für das temporäre Kitesurfing Verbot in einer Rettungsübung der dänischen Küstenwache war. Während draußen vor der Mole ein Seenotrettungskreuzer lag hatten ein paar der Jungs viel Spaß dabei, mit ihrem sehr potent motorisierten Schlauchboot Kringel im Shorebreak zu ziehen. Später kam dann auch noch ein furchtbar lauter Sykorski Rettungshubschrauber dazu seilte einen Küstwacher zum Rettungsboot ab.
Nachdem gegen 15 Uhr immer noch keine Winddrehung auf Ost passiert war ging ich für eine zweite Session raus. Um die Zeit mussten sich auch schon die meisten Wochenendtripper wieder auf den Heimweg machen, viele von ihnen schweren Herzens, da auch sie von der Windvorhersage gehört hatten. Der angekündigte Swell war übrigens längst eingetroffen und solide kopfhohe Wellen aus Nordwest liefen rein.
Als pflichtbewusster Syndikats – Admin begann ich dann erst mal einen Blogg zu schreiben und war gerade dabei ihn unter Verbrennens von wieder sündhaft teuerer Roaminggebühren via UMTS Karte hoch zu laden, als der Akku meines Laptops schlapp machte. Ich machte mich dann auf den Weg zur Burgerbude am Strand um dort etwas Strom zu schnorren. Doch der Anblick, der sich mir dort bot, ließ mich auf der Stelle umkehren. Der Wind war völlig eingeschlafen, das Meer glatt wie ein Kinderpopo, sehr sauberer Swell lief rein und das Licht war einfach irre. Ich schoss noch ein paar Fotos, griff mir dann meinen noch trockenen 5/3er Neo und paddelte raus. Draußen dann Kitsch pur. Die Sonne hing hinter einer Wolke und schickte ein Bündel Lichtstrahlen aufs Wasser, das golden gefärbt und spiegelglatt war, die Wellen warfen wunderschöne Röhren und zu allem Überfluss hing über dem sattgrün leuchtenden Gras der Dünen ein Regenbogen. Ich wusste mal wieder, warum ich nach Dänemark zum surfen fahre.
Kurz bevor es dann ganz dunkel wurde machte ich mich dann auf den Weg Richtung Süden. Als ich gegen Mitternacht meinen Schlafplatz erreichte, hatte der Wind endlich auf Ost gedreht. Ich beschloss, am nächsten Morgen früh aufzustehen……
 
Weiter geht’s in Kürze. Und ich werde vor meinem Urlaub auch noch ein paar Bilder reinstellen. Alle werde ich aber nicht schaffen, denn rund 300 Bilder zu sichten, auszuwählen und zu bearbeiten krieg ich die bis zu meiner Abreise noch verbleibenden 3 Tage nicht mehr hin.