Achtung: Teile dieser Blog Serie könnten Sie verunsichern, da sie nicht-surfrelevante Themen enthalten.
Ich bin ja nun schon eine Zeitlang unterwegs und es wird Zeit den ersten Blog zu der Reise in den ganz hohen Norden zu erstellen. Für die, die es noch nicht wissen: ich bin dem Zeitgeist gefolgt und habe mir ein sog. Sabbatical gegönnt. Teil eins der Auszeit, genauer gesagt knapp 2 Monate, ist für Island bestimmt. An- und Abreise erfolgt mit der Fähre von Hirsthals über die Färöer-Inseln in den Nordosten Islands. Und mit der Anreise will ich jetzt mal beginnen.
Um dem G20 Wahnsinn in Hamburg zu entkommen bin ich bereits am Donnerstag losgefahren und hatte dabei natürlich die Hoffnung, noch ein paar Wellen in Dänemark abzustauben, bevor Samstag die Fähre abfuhr. Leider ist mein Karma für die dänische Nordsee aber offensichtlich völlig im Eimer und der Teich war platt wie ein Ententümpel. Nicht die kleinste Falte war auf der See zu erkennen.
Das änderte sich am Tag der Abreise, der von ordentlichem Westwind begleitet war. Der legte los, als ich meinen Van im Bauch des Schiffes geparkt hatte und auf das Außendeck gestiegen war. Nun denn, ich hatte ja jetzt viel Zeit und viel Küste vor mir. Die Fahrt mit der Fähre war dann r
Pulk
Erst mal recht kurzweilig, da die Route sehr nah an Norwegens Südwestküste vorbeiführte. Als diese langsam am Horizont verschwand wurde es dann auch bereits dunkel und ich begab mich ganz nach unten im Schiff in die gebuchte 6 Personen Kabine. Leider hatte ich das mit der Kabine etwas falsch verstanden, denn als ich das winzige Kabuff betrat merkte ich, dass es hier keine Bettwäsche gibt, sondern lediglich Etagenliegen mit Kunststoff bezogenem Polster.
Norwegen
Schlafsack und Kissen lagen im Bus, aber an den kam ich nicht mehr ran. Nun denn, die Nacht würde wohl etwas ungemütlich werden aber wenigstens hatte ich ein Handtuch und meine Weste dabei und konnte mir daraus so etwas Ähnliches wie ein Kopfkissen basteln. Erholsam war die Nacht trotzdem nicht und dementsprechend war ich recht früh wieder auf den Beinen und tigerte eine Weile auf dem Schiff rum, bis endlich die Cafeteria aufmachte und ich mir einen Kaffee und was Süßes zum Frühstück besorgen konnte.
Shetlands
Als damit die Lebensgeister in mir langsam wieder erwachten sah ich plötzlich am Horizont Land vorbeiziehen. Was war das denn? Die Färöer würden wir erst am späten Abend erreichen, die konnten es also nicht sein. Draußen an Deck dämmerte mir dann, dass das die Shetlands sein mussten. Die waren es dann auch und der Kapitän fuhr das Schiff Schettino-mäßig recht nah an der Küste entlang. Großes Landschaftskino am Morgen, Route und Timing der Fähre ließen bis jetzt kaum Langeweile aufkommen.
Zwischen den Shetlands und den Färöer kommt dann aber lange nix. Für mich die Gelegenheit, mich endlich mal intensiver mit der Pulk zu beschäftigen. Gute drei Stunden brachte ich damit rum und ich muss sagen: Jungs, das habt ihr gut gemacht. Sicher kein Heft für Leute, die surfen ausschließlich mit einem Sommer unter Pinien an der französischen Atlantikküste assoziieren. Für einen norddeutschen Surfer aber ein Muss. Schöne schräge Geschichten und Bilder von der Ostsee Umrundung. Vor allem die ausführlichen Profile der Russen haben mir sehr gefallen. Aber nun genug des Product Placements. Gegen 22 Uhr lokaler Zeit waren die ersten Spitzen der Färöer sichtbar.
Torshavn
Die Einfahrt zwischen den ersten Inseln in den Hafen von Torshavn war dann ein erstes Highlight der Reise. Es war dann Mitternacht – aber immer noch hell wie an einem Wintertag in Dänemark – bis ich von der Fähre runter war und so steuerte ich den Campingplatz an der Küstenstraße gleich außerhalb des Hafens an. Ich würde nun knapp drei Tage auf den Inseln haben, bevor es weiter ging nach Island.
Färöer
Vorangig wollte ich mir die spektakuläre Natur der Inseln anschauen, aber natürlich hatte ich auch auf eine surf Session spekuliert. Leider hatte der Forecast zwar bestes Sonnenwetter, aber so gut wie keinen Swell im Angebot. Da die Inseln fast ausschließlich aus senkrechten Klippen bestehen, sind die Möglichkeiten ans Wasser zu kommen hier extrem beschränkt. Strände muss man sowieso mit der Lupe suchen. Aber ich hatte zwei Locations im Auge, und die wollte ich als erstes ansteuern.
Erstes Ziel war ein tief in die Berge einschneidender Fjord, der in grandioser Landschaft lag. Dem auf dem Schiff herumliegenden Prospekt des färingischen Fremdenverkehrsamts hatte ich entnommen, dass man dort bei Ebbe bis an einen Sandstrand laufen konnte. Und der war nach Westen ausgerichtet.
Auf dem Weg dorthin ging es gleich mal am ersten Fjord entlang und die Kulisse war gleich mal grandios. Dann ein Tunnel und wieder ein Fjord. Oder war das schon die Meerenge zwischen den beiden Hauptinseln? Egal, die Fahrt auf bestens ausgebauten Straßen war ein Traum und als ich dann auf die Stichstraße zu meinem Ziel abbog wurde es noch besser. Die Fahrt ging durch ein wunderbares Tal – sehr nach schottischen Highlands anmutend, falls das jemandem was sagt – bis an das Fjordende.
Der Fjord hätte hier aber auch ein See sein können, denn vom offenen Meer war nichts zu sehen. Lediglich ein schmaler Durchbruch durch die Berge im Westen deutete an, dass das Gewässer Verbindung zum Nordatlantik hatte. Ich ignorierte die Berge und die Wasserfälle erst einmal und ging hinunter ans Wasser um zu erkunden, ob da draußen tatsächlich ein Strand und vielleicht sogar Wellen sind.
Anfangs kam ich auch gut voran auf einer Sandbank doch kurz vor dem Durchbruch zum Meer war erst einmal Schluss. Die Tide war noch zu hoch. Also ging ich erst einmal wieder zurück und schaute mir die hübschen Häuschen mit den Grasdächern an (früher und auch heute wieder eine beliebte Methode zum Dachdecken auf den Inseln). Dort war dann noch ein Wasserfall und ich wollte nur kurz mal hoch, um mir den näher anzuschauen. Daraus wurde dann eine spontane Bergwanderung, bei der ich dann auch endlich den Strand und das Meer zu sehen bekam.
Der Strand sah gut aus, allerdings liefen nur sehr kleine Wellen auf den schwarzen Sand. Womit dann auch meine Surf Optionen für den Tag schon erschöpft waren, denn laut vorhersage war außer einem kleinen Westswell nix los auf dem Teich. Egal, die Wanderung und die Ausblicke dabei waren grandios.
Eine Strandoption hatte ich noch. Das Fremdenverkehrsamt hatte diesen Strand als hervorragenden Surf Strand gepriesen, „für den Surfer aus der ganzen Welt auf die Inseln kommen würden. Nun ja, wahrscheinlich bezogen sie sich auf die Filmsequenz, die Chris Burkhard dort vor kurzem gedreht. hat. Leider war der Strand nach Norden ausgerichtet und von dort war nichts an Swell unterwegs. Aber man weiß ja nie und so fuhr ich dann mal da hin.
Es war flat bis auf sporadisch knapp kniehoch hereinlaufende Wellen. Ich blieb eine Zeitlang an dem Strand in der Hoffnung, dass vielleicht noch mehr kommen würde, aber es blieb flat. Schade, denn das wäre mit Sicherheit meine Surfsession mit dem besten Ausblick vom Lineup aus gewesen. Die Bucht ist relativ schmal und eingerahmt von über 100 Meter hohen Klippen und steilen Abhängen. Das tiefe Schwarz der Klippen steht dabei in wunderbarem Kontrast zum satten Grün des Grases, das hier alles was nicht gerade senkrecht abfällt, bedeckt. Wunderbar. Aber kein Surf.
Ich machte mich dann wieder auf den Weg und fuhr – mit kurzem Stopp an einem spektakulären Wasserfall – über die kurze Brücke auf die Nachbarinsel. Dort war ein etwas größerer Ort, der einen Campingplatz haben sollte (wild campen sollte man auf den Inseln nicht, Möglichkeiten dazu sind eh so gut wie nicht vorhanden). Der Campingplatz war dann ein nicht mehr benutztes Kunstrasenfußballfeld an einer steinigen Bucht. Da ich noch Energie hatte machte ich mich nach dem Abendessen noch mal mit dem Fahrrad auf den Weg und fuhr entlang einer schmalen Straße an den Klippen und dann über ein Hochmoor hinauf zu einem Pass.
Downhill
Von dort ergab sich wieder eine grandiose Aussicht auf die östlichen Inseln. Die kurvige Straße von dort hinunter an den nächsten Fjord wäre der Traum eines jeden Longboard Downhillskaters. Mit dem Fahrrad hätte das auch Spaß gemacht, aber es war nun doch schon spät und so bretterte ich die Straße hinunter zurück zu meinem Campingplatz.
Der nächste Tag war wieder sonnig und warm und man konnte fast vergessen, wie hart die Natur hier eigentlich sein kann. Aber die vielen Gedenktafeln an den kleinen Kirchen hier und hier im Ort speziell eine aus Stein gemeißelte Frau mit ihrem Sohn an der Hand, die traurig auf die See hinausblickt erinnern daran, wie hart und gefährlich das Leben der Insulaner und insbesondere der Fischer hier war und immer noch ist.
Während der beiden weiteren Tage meines Aufenthalts auf der Insel blieb es aber idyllisch, sonnig und sogar warm genug, um im T-Shirt Bergsteigen zu gehen. Ich gönnte mir dann noch eine Wanderung entlang der mehrere hundert Meter senkrecht abfallenden Klippen, die von Unmengen an Vögeln als Brutstätte genutzt wurden, darunter auch die putzigen Papageientaucher. Außerdem machte ich noch einen Ausflug auf die westliche Hauptinsel, die ein paar surreal geformte Klippen im Meer zu bieten hatte.
Auffällig ist, dass das Straßennetz auf den drei Hauptinseln trotz der vielen Berge extrem gut ausgebaut ist. Einige Inseln sind sogar mit Tunnel verbunden und entlang der Hauptstraße ist jeder größere Berg durchbohrt. Ich vermute stark, dass es auf den Inseln mehr Tunnelmeter als Einwohner gibt und die Fischgründe und womöglich sonstige in der See lagernde Rohstoffe müssen verdammt viel wert sein, dass es den Dänen (die bezahlen das) dieser immense Aufwand in die Infrastruktur wert ist.
Am Mittwochabend war ich dann wieder auf der Fähre. Vorbei an der Aida, dem Schiff gewordenen Plattenbau der Moderne, ging es wieder raus auf die See. Die Route sollte wohl östlich an den Inseln vorbeiführen. Doch dann realisierte ich, dass der Kapitän die ziemlich schmale Meerenge zwischen zwei Inseln ansteuerte und dort tatsächlich zwischen durchfuhr. Diese Passage alleine war bereits die rund 2.500 Euro wert, die mich die Überfahrt mit meinem Van kostet (hin und zurück). Wieder passte auch das Timing und wir passierten die einem Fantasy Film entsprungen zu scheinenden Inseln im späten Abendlicht. Völlig geflashed ging ich dann – dieses Mal mit Schlafsack und Kopfkissen ausgestattet relativ früh in meine „Kabine“. Morgen früh würden wir in Island ankommen.
Mehr Bilder gibt es hier zu sehen.
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merci Jungs
tripmaster on Do, 08/24/2017 - 00:19Fortsetzung kommt noch, aber die Tage hier sind voll mit jedesmal neuen wahnsinigen Eindrücken und ich schaffe es kaum die Bilder aufzubereiten, geschweige denn Stories zu schreiben. Der letzte (von bisher drei) reine Regentag ist auch schon ewig her.
Also: Geduld
Ich bin gespannt...
Freezen on Sa, 08/19/2017 - 13:53Ein echtes Abenteuer...
coldwaves on Sa, 08/19/2017 - 08:36...und ich warte auf eine Fortsetzung. Hau rein Tom, geniesse das Leben im rauen Norden.