Am vorletzten Wochenende des Jahres 2009 hatten wir zwecks Flucht vor dem Prä-Weihnachtsstress von langer Hand einen Trip ins gelobte Land geplant. Nervösitätsteigernde Dauer Swell-Ceckungen in der Arbeitswoche davor brachten kein eindeutiges Bild der Lage. Als Primary Swell in den Tabellen war immer ein Wind-Swell aus Ost eingetragen der durch die kräftige untere SO Flanke eines respektablen 970er Tiefs entfacht werden sollte. Die NW Flanke hatte es aber auch in sich, und so fuhren wir mit 5 Stunden Verspätung (eine Ferienbeginn-Party mit Spirituosenvorräten, die eine ganze Schulklasse gestandener Koma-Kids ins Krankenhaus gebracht hätte war Schuld) und der Erwartung "vielleicht drückt sich ja was durch" endlich los.

Die Hektik am Tag des Aufbruchs, und der vorsichtigen Erwartungshaltung (man ist ja oft genug enttäuscht worden) führten dann zu Fehler 1: Zum ersten mal seit Jahren nahm ich nur ein Brett aus meinem Quiver mit - das Longboard für die sauberen Spaßwellen auf den Klitti-Riffen.

Angekommen in unserem Haus in 100m Entfernung zum Südstrand, haben wie uns mit Mag-Lite und dem feinsten Kälte-Trotz Equipment noch zu einer Swell-Check Mission begeben. Und siehe (oder vielmehr höre) da: Es ist Bewegung im Wasser.

Nächsten Morgen bei Licht betrachtet, war es dann offensichtlich: der Beste Swell seit Ewigkeiten, fast schon atlantische Ausmaße. Der eigentliche Südstrand war schon fast maxed-out. Da wo sich normalerweise die druckvollen Wände finden, brach es überwiegend close-out. Dafür zeigten sich Bänke weiter im Norden, die man bis dahin noch nie erahnt hat. Und genau dahin paddelten wir raus, sah wirklich traumhaft gut aus, aber vielleicht doch ein Ticken zu rund - schließlich musste der Drop gegen 5 Bft Offshore Brise erfolgen.

Die beiden ersten Wellen offenbarten dann auch das Dilemma: Es war schwierig so richtig Geschwindigkeit aufzunehmen, dafür waren die Sandbänke dann doch zu flau.

Also behende rübergepaddelt zu den Bunkern, wo sich inzwischen auch eine kleine Gang von Shortboardern an den schwierigen Bedigungen versuchte.

Nach einigem Warten wurde ich dann belohnt mit einem recht dicken Ding, das relativ weit draußen brach, und offen zu bleiben versprach. Dem fetten drop ganz kurz hinter dem peak, folgte einer Wand die schon fast in Konkave neigte, vielleich gerade mal ein 30m ride ohne manöver, aber der DRUCK - Ich war stoked.

In der Folge hatte ich noch ein kleineres unspektakuläres Ding, die Kälte und Strömung nagten an  mir aber hey - es müsste doch möglich sein noch so ein steiles Ding abzugreifen. Und dann kam ES: Groß, viel Wasser drin, schon mega-steil aber ich erhoffte mir von dem pfeifenden Off-Shore genau die paar Augenblicke, die es braucht die Planke richtig in Position zu bringen. Aber was war das? In dem Moment wo ich mit kräftigen Paddelzügen beschleunigen will, fehlt auf einmal komplett meine Startrampe, und die fette Lippe drückt mich weit runter und nagelt mich auf dem Riff fest. Immerhin habe ich sofort die Orientierung, das Riff muss unten sein. Zwischen den Wrackresten meines geliebten Longboards komme ich an die Oberfläche. Sofort ist mir zum Heulen zumute. Immerhin hab ich auf dem Brett keine 500m entfernt das erste mal den Fluss gespürt. Für Sentimentalitäten war erstmal keine Zeit, denn jetzt hiess es heil reinzuschwimmen, und das mit einen Scharfkantigen tail, das auf leash-länge hinterhertreibt.

Alles in allem hat mich die Session ziemlich gefordert, denn am Nachmittag (als der Wind besser wurde) fühlte ich mich so matt, dass ich zu keiner zweiten Session fähig war. Außerdem hatte ich ja auch kein zweites Brett.

Zwei Tage später wurde ich dann von einer miesen Grippe heimgesucht, was ja aufgrund des Wassers auf die Mühlen der Kaltwasser-Surf-Skeptiker doppelt ärgerlich ist.

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