Das war’s dann wohl. Da ja bekanntlich alles mal ein Ende hat (bis auf die Wurst), sollte auch mein Kalifornien-Aufenthalt einmal vorbei gehen. Diese Erkenntnis traf mich schwer, als ich an meinem letzten Tag hier nach einer Session am Strand saß, Wind und Wetter trotzte und mir die Zeit nahm, meine Surfreise (respektive Auslandssemester) noch einmal Revue passieren zu lassen.
Der Anfang
Angefangen hatte alles mit der großen Langeweile am ersten Wochenende in San Francisco, als ich noch keine Leute kannte und die Uni noch nicht angefangen hatte. Surfstunde? Hörte sich doch irgendwie kalifornisch und nach einem typischen „Muss man gemacht haben, wenn man in Kalifornien war“-Erlebnis an. Bedingt durch das kalte und regnerische Wetter wenig motiviert ging es dann trotzdem los (man hatte ja schließlich schon bezahlt). Der pinke Wetsuit (siehe Blog „die 10…“) trübte meine Stimmung noch mehr, so dass sie schon bald dem Wetter angepasst war. Doch das sollte sich ändern, als ich auf der ersten „Welle“ stand. Zwar gab mir das nur eine kleine Idee davon, was für ein super Gefühl das sein müsste, wenn man erst einmal surfen kann, aber es war geschehen. Ich war angefixt. Die anderen 13 „Surfschüler“ wollten auch „auf jeden Fall weiter surfen“. Gemacht hat es letztendlich niemand. Keine Ahnung warum.
Nach diesem Wochenende änderten sich meine Pläne für das Ausland radikal. Schnell wurden Reiseziele, die nicht am Meer lagen, gestrichen, das Abendprogramm (welches als exzessiv eingeplant war) auf ein Minimum reduziert und die Wissenschaft…jaaaa, die kommt wohl auch mal ne Weile ohne mich aus! Was danach folgte, war eine kleine Reise durch verschiedenste Spots, Wellen, Leute, Wassertemperaturen, Stimmungen, Boards, Verletzungen, Wetterbedingungen, …
Die Spots
Dabei verbinde ich immer noch mit jedem Spot eine besondere Erinnerung.
Lindamar zeigte mir 1. dass man geduldig sein muss und 2. dass Spots, die angeblich für Anfänger sind, nicht die große Liebe jedes Anfängers werden. Aber hier durfte ich schließlich meinen Surfergeburtstag feiern (meine erste grüne Welle).
Weiter ging die Reise nach Santa Cruz. Dabei sollte ich in Cowells feststellen, dass Surfschulen im Wasser ganz schön anstrengend sind.
Steamers Lane gab mir einen kleinen Eindruck wie Surfen aussieht, wenn man sein Board unter Kontrolle hat.
Pleasure Point war dann wirklich Pleasure pur! Schöne Wellen, nette Leute und mein bis jetzt am meisten geliebtes Board. Zudem die ersten halbwegs akzeptablen Bottom Turns.
In Los Angeles dann zeigte mir Manhatten Beach, dass nicht jeder Beachbreak so schlecht wie Lindamar ist, trotzdem wurde auch dieser Strand nicht zu meinem Favourite.
Sunset war ein Vergnügen. Schöne rights und dort habe ich mich zum ersten Mal im Timing richtig sicher gefühlt, was den wave count vergrößerte!
Malibu war dann ein Erlebnis der eigenen Art. Zum einen durch die größten Wellen, die ich bis dahin gesurft hatte, zum anderen waren sie recht steil und hohl, was den Drop zu einem richtig spaßigen Erlebnis machte. Das hat dann auch die Stimmung im Line-Up aufgeheitert. Ich sag nur „Yiiiiiiiihaaaaaaa!“
In Santa Barbara wurde beim Campus Point die schmerzliche Erfahrung gemacht, was passiert, wenn man bei der absolut höchsten Tide surft. Und dass dann plötzlich, wenn man es am wenigsten erwartet, doch noch eine perfekte Welle um die Ecke kommen kann!
Auf Hawaii zeigte mir Canoes was passiert, wenn 10 Surfbrettverleihe direkt am Stand sind, jeder einem Surfstunden aufschwatzen will und es zu viele Touristen mit Langeweile und viel Geld gibt.
Queens sagte mir einfach nur, dass ich lieber wieder zurück zu Walls sollte, denn dort waren die Wellen perfekt, die Leute nett. Am Ende des Urlaubs hatte ich verschiedenste Bretter probiert (von 7.2 bis 9.4 war alles dabei), so viele Wellen wie an allen anderen Spots zusammen gesurft und sicher 10% Körperfett verloren (naja, zumindest gefühlt an den Armen). Maverick’s zeigte mir ein Beispiel dafür, wohin die gemeine Surfkrankheit führen kann. Letztlich dann Ocean Beach: Ein Jammer, dass ich mich nicht schon vorher mal dazu durchringen konnte!
Die Wellen
Einige – viele – Wellen kann ich bis heute in Gedanken noch abfahren, sei es (natürlich!) meine erste grüne Welle, der Monster-Drop in Lindamar, die Welle, bei der ich auf den Finnen landete, meine erste richtige Parallelfahrt, der erste Drop in Malibu, meine erste Welle bei Walls, um nur eine Auswahl zu nennen. So einige Verletzungen – angefangen bei dem angeditschten Knie der ersten Surfstunde, über mein verunstaltetes Gesicht (die Beule ist jetzt, nach zwei Monaten, schon fast weg!) bis hin zu Fels- und Riffverletzungen (achja, und da waren ja noch die Finnen) – habe ich wohl mitgemacht. Aber das war’s wert…
Die "Szene"
Auch in die „Surferszene“ durfte ich – manchmal mehr, manchmal weniger freiwillig – Einblicke erhalten. Angefangen bei „den Locals“, mit denen ich entgegen den Erwartungen (die durch dunkle Horrorgeschichten geprägt waren) nie wirklich Probleme hatte. Weiter ging es bei „den alten Dudes“, die immer die beste Adresse bei Surfproblemen sind. Auch dabei: „die Dating-Leute“, die wohl nur surfen, um irgendwelche Chicas aufzureißen und tolle Surftricks vorführen zu können. Dann gab es die „one-day-surfbuddies“, die manchmal zur Plage wurden, meist jedoch war es angenehm, jemanden kennen zu lernen. Die „brasilianischen Surfer vom Ocean Beach“ waren eindeutig die größten Trinker. Letztlich stellte sich heraus, dass „die Ocean Beach und Mavericks Crew“ wohl die größten „Raucher“ auf Erden sind; zugleich wurde aber jede Party mit denen zum Erlebnis, bei denen man sich entweder in einer riesigen Rauchwolke durch die Wohnung tastete oder Zuflucht im Boardroom suchte. Auf jeden Fall aber die angenehmsten Leute.
Bild 1 (folgt sofort, wenn ich das Handy-Übertragungskabel irgendwo gefunden haben sollte!)
Bild 2 (stellt euch einfach die schönsten Guns der Welt vor…folgen auch bald!)
Das Ende
Nun, da die Reise zu Ende geht, ist die Frage: Was bleibt? Ein Surfbrett, ein geflickter Wetsuit, Booties, die zu dünn sind, Rashguard, Photos und ein paar Erinnerungen. Soll es das schon gewesen sein? „Nein, zu spät, Angela.“, denke ich mir, „Es hat dich gepackt.“ Nach nur vier Monaten „Surferleben“ kann ich mir einfach nicht mehr vorstellen,
wie es ist, nicht morgens als allererstes den Kopf aus dem Fenster zu strecken um den Wind zu checken, den Surfreport anzurufen oder einfach auf gut Glück loszufahren.
Wie es ist, nicht zumindest einmal in der Woche eine Welle unter den Füßen zu haben und danach den Rest des Tages ein Grinsen auf dem Gesicht.
Wie es ist, sich nicht in einen immer noch nassen Wetsuit kämpfen zu müssen.
Wie es ist, nicht beim Lernen ständig „nur ganz schnell“ mal ein paar Surfvideos oder –bilder anzuschauen.
Wie es ist, nicht am Ende des letzten Trips den nächsten schon – zumindest gedanklich – geplant zu haben.
Wie es ist, nicht mal für ein paar Stunden Stress, Ärger und das Handy hinter sich zu lassen. Wie es ist, nicht morgens schon mit einem Grinsen aufzuwachen, weil man in irgendeinem bekloppten Traum einen Turn besonders gut hinbekommen hat.
Wie es ist, nach einer 6-Stunden-Session seine Haare nicht mehr allein waschen zu können, weil man seine Arme nicht mehr anheben kann.
Wie es ist, seine eindeutig nicht surfinteressierten Sitznachbarn in der Bibliothek einen Tag vor der Klausur nicht durch „oooouuuhhhh“s, „boaaahhh“s „pfffffssss“ oder „yeaaahhhh“s über den Verlauf der Triple Crown unfreiwillig auf dem Laufenden zu halten.
Wie es ist…na…wie es halt ist, wenn man nicht surft!
Was bleibt also? Ich hoffe – neben all den Erinnerungen – die Geduld auf Wellen in Deutschland oder Dänemark zu warten. Und der Mut, mich mal wieder in neue Gefilde zu stürzen. Aber da mache ich mir keine Sorgen. Man hat mir nämlich erzählt, dass die Locals da sehr nett seien…J
In diesem Sinne: Ein frohes neues Jahr!
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