Die größte Gefahr für den Surfer ist das Snowboarden. Ich sags ja immer wieder. Schließlich treten beide Sportarten oftmals in Kombination in einer Person auf und beim Snowboarden holt sich der Surfer am Ende immer die Verletzungen, die ihm beim Surfen aufgrund des meist weichen Falls erspart bleiben. So geschah dies auch bei mir. Kaum wird man dem Surfen einmal untreu, wird man glatt mit einem Sturz auf die (spätestens nach dem Sturz) kaputte Bindung (Resultat: einige Tage Bauchlägrigkeit, Sitzen war unmöglich und so ziemlich der größte blaue Fleck, den die Menschheit je gesehen hat) und jetzt auch noch mit einer fiesen Grippe bestraft. Also heißt es für mich nun erst einmal: Bett hüten! Und nun - ich weiß, lange Einleitung - komme ich zum Blog: Aus lauter Verzweiflung über langweilige und niveaulose Fernsehsendungen und die Beschwerden meines Mitbewohners über die Dauerbeschallung wurden mal wieder die ganzen Nordsurf-Blogs durchgeschaut und siehe da: ein Teil 1 ohne Teil 2? Seit mehreren Monaten? Eine Schande! So hoffe ich jetzt, dass ich meine Erinnerungen noch halbwegs gut zusammenkratzen kann und berichte nun von meinem zweiten Teil der Reise.
Im letzten Teil endete meine Schilderung mit meinem Loch im Schädel. Nungut, eine Woche surffrei, dafür war aber Zeit fürs Sightseeing. War auch mal nicht schlecht, kommt sonst auf Surftrips leider immer zu kurz... (ich weiß, Frauenphoto, aber es ist doch so niedlich...)
Umso größer war dann der Respekt vor dem ersten (Wieder)Surftag. Allerdings wurde ich an diesem Tage von den Riesenwellen verschont und durfte mich mit zuerst noch wackeligen Knien bei schönen, kleinen, sauberen Wellen davon überzeugen, dass nicht jeder Takeoff mit einer Platzwunde endet. Am Ende des Tages war dann alles wieder wie vorher, auch wenn man doch im Hinterkopf hatte, dass ein weiterer Schlag auf den Kopf den Urlaub wohl beendet hätte und man damit doch etwas vorsichtiger surfte, was bei mir ja manchmal auch nicht so schlecht ist.
Ich stelle gerade fest, dass ein bisschen Abstand zum Surftrip gar nicht schlecht ist, um einen Bericht zu schreiben. So filtert man ganz automatisch die wirklich berichtenswerten Sachen heraus. So wie mein erster Tag am Long Beach. Als wir dort ankamen, war es wirklich sehr klein, aber total sauber und leer. Vor allem war die Welle mal recht steil und es waren einfach die perfekten Bedingungen, sich an so eine Welle heranzutasten. Das Lineup war nicht sehr voll und wirklich super entspannt. Locals, die einen in die Wellen rufen, einem sagen, was man wo falsch macht, einem, obwohl man schlechter positioniert ist, Wellen schenken - das findet man heutzutage nicht mehr oft. Ich pack hier mal ein Foto von Wannasurf rein, meine Kamera hat im Laufe des Urlaubs das Objektiv getötet...aber so war es ca. von der Größe, als ich da war:
Aber Long Beach durfte ich am Ende des Urlaubs noch von seiner anderen Seite kennenlernen. Vorher steuerten wir aber noch einen anderen Spot an, der noch steiler und hohler war. Allerdings war es auch hier wieder winzig (ja, euer Eindruck trübt euch nicht, Südafrika ist meist riesig oder selten winzig, zumindest hatte ich wenige Tage, die ich als "normal" bezeichnen würde...), sodass man auch das ganz gut ertragen konnte. Nur die Wassertemperatur war zum ersten Mal grenzwertig...so kanns aussehen...
so sah es aus...
Zum ersten Mal in meinem Urlaub betete ich also für mehr Swell. An einem Tag, an dem es absolut flat sein sollte, wanderten wir dann ca. eine Stunde mit angezogenem Wetsuit und dem Brett unterm Arm in glühender Hitze über Muschelbänke und Felsen zu einem Spot absolut im Nirgendwo und siehe da: ein paar Wellen "normaler" Größe fanden noch den Weg in die Bucht. Absolut überhitzt war ich wirklich froh, dass das Wasser etwas Linderung verschaffen konnte. Während die anderen beiden noch am Strand ausharrten, paddelte ich Richtung Horizont und staubte dort die besten Wellen des Urlaubs ab. Meine Güte, all die Flüche, schmerzenden Füße und Überhitzung waren sofort vergessen. Leider stieg das Wasser dann zu schnell und der Spaß war nach ca. 30 minuten beendet. Aber hey, zwei Stunden Fußmarsch, zerschnittene Füße, 3 Tage Dehydrierungskopfschmerz...das war es wert!
Am Ende meines Urlaubs durfte ich dann Long Beach nochmal von seiner anderen Seite kennen lernen. Beim ersten Blick auf die Sets wurde mir leicht schlecht, unterstützt von ungefähr 58000 Surfern pro Peak, die einer nach dem anderen gaaaaanz easy in die Barrel zogen. So stellten sich doch bei mir schnell leise Zweifel ein, ob dass denn so der richtige Ort für mich ist. Schließlich war ich vom Könnensstand, über die Größe und Form des Surfboards bis zum Geschlecht doch eher exotisch dort an diesem Ort. Nach einiger Überredungskunst trat ich schließlich doch die weite Reise ins Lineup an, die recht beschwerlich ausfiel. Unglaublich stolz kam ich nach gefühlten drei Stunden Paddeln draußen an und fragte mich nur noch, wie ich zwischen den Sets und dann auch noch durch den Shorebreak zurück zum Strand kommen sollte. Nach einiger Überlegungszeit und immer noch keiner Lösung paddelte ich dann mal Richtung Lineup, um mir Rat und Tat zu holen, wo man denn am besten reinkommt. Leider überraschte mich ein Monster-Set, das ich schön auf den Kopf bekam. Nach einer langen Spülreise tauchte ich zwischen vielen Felsen wieder auf und bekam schön eine Welle nach der anderen auf den Kopf und wurde immer wieder auf die Felsen geschleudert. Als ich irgendwann mein Brett zurückerobert hatte, hatte sich die Leash auch noch zwischen zwei Felsen verhakt. Also konnte ich entweder ausharren und mich weiter verprügeln lassen, oder die Leash von meinem Fuß lösen. Ich hatte dann doch zu viel Mitleid mit dem Surfboard. Also kämpfte ich ungelogen ca. 15 Minuten mit der Leash, den Wellen und den Felsen. Als sich schon eine kleine Menschenansammlung am Strand gebildet hatte, bekam ich sie endlich los, stürzte mich nochmal durch die Wellen nach draußen und kroch ein paar Minuten später mit einem Körper, der so ziemlich überall schmerzte, an den Strand. Für den Tag war ich echt bedient. Zwei Minuten später kam auch mein Begleiter aus dem Wasser, den eine Welle zerledert hatte und der seine Schulter kaum mehr bewegen konnte. Also gingen wir für den Tag lieber Bier trinken. Hier mal - wieder von wannasurf, sorry, aber besser als nüscht, sag ich immer - ein Eindruck, allerdings war es bei uns noch größer, hab aber leider kein Bild gefunden!
Am letzten Tag des Urlaubs durfte ich dann noch einmal meinen Hass-Spot surfen. An diesem war ich nie zurecht gekommen und es war auch mal wieder recht groß. Aber siehe da, ich würde zwar nicht sagen, dass der Spot jemals zu meinen Lieblingswellen gehören wird, aber ich habe mich immerhin von "kaum überleben" über "sicher überleben, aber nicht surfen" auf "nicht gut, aber immerhin surfen" an dem Spot gesteigert. Immerhin ist das etwas, was man festhalten kann.
Was bleibt also (außer der Narbe, die inzwischen aber recht gut verheilt ist) von dem Urlaub? Viele Bilder, klar, bis das Objektiv kaputt ging. Aber eben auch Erinnerungen, von vielen schönen Wellen, von "schlechten" Tagen, von brenzligen Situationen, von chilligen Tagen, von netten Lineups, von Riesenswells, von netten Leuten. Aber vor allem bleibt wohl wieder ein großer Batzen Erfahrung. Welche Bedingungen ich mag, welche nicht. Was ich am Surfen liebe, aber auch was ich vermeiden soll. Wie ich mich in unerwarteten Situationen verhalte. Dass alles meist nicht so schlimm ist, wie es scheint. Sich mal trauen, aber auch Grenzen akzeptieren. Und vieles mehr.
So, bevor ich jetzt aber im Fieberwahn philosophiere oder eher viel wirres Zeugs schreibe, gehe ich mal lieber lecker Hustensaft trinken.
Ahoi, Maleika
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mal wieder ein superber Blog!
tripmaster on Di, 03/23/2010 - 14:00Hoffe Du bist nun wieder voll auf dem Damm und vom Hustensaft entwöhnt!
Danke!
maleika on Di, 03/23/2010 - 16:45