(Yiiiihaaa! Die Formatierung klappt wieder! Danke ans Syndikat!)

„5 Wochen! Ja klar, länger geht’s wohl kaum.“ „Jaja, das Studentenleben“. „Südafrika! Da willst du surfen? Du weißt schon, dass es da Haie gibt!“ „Was, allein? Du wirst bestimmt vergewaltigt und umgebracht.“ „Pass bloß auf dich auf!“ „Wie kannst du dir das bloß leisten? Sponsored by Papa, hä?“ Ja, die Wochen und Tage vor meiner Abreise waren eine harte Zeit. Zu der Tatsache, dass ich eine 40-seitige Examensseminararbeit in 4 Wochen bei brüllender Hitze in der Bib anfertigen musste kamen noch jeden Tag die eben aufgezählten Sprüche – manchmal in leichter Variation oder auch in geradezu erfrischender Kombination, aber trotzdem so sicher wie das Amen in der Kirche.

Einen Tag nach Abgabe meines Meisterwerkes (soll es das schon gewesen sein?) ging dann der Flug Richtung Kapstadt. Nachdem das Glück mal wieder auf meiner Seite war und ich ganze vier Plätze für mich allein hatte, während der Rest des Fliegers voll besetzt war (vielleicht hab ich ja auch gestunken, wer weiß…), kam ich relativ erholt ca. 19 Stunden später in Kapstadt an. Nach einem Temperaturschock („Alta, das ist AFRIKA! Da kann es doch nicht kalt sein!“) und einem kurzen Frühstück ging es schon ab in den ersten Surf, bei dem ich mich nach Irland zurückversetzt fühle: Weißwasser bis an den Horizont. Und noch mehr Weißwasser. Brech würg. Und kalt war es. Und es hat geregnet. Aber egal, Hauptsache mal wieder auf dem Brett stehen.

Die nächsten Tage sollte sich Kapstadt mal von seiner größten Seite zeigen. Es ballerte ordentlich rein und das ohne Pause und tagelang. Zweiter Tag, zweiter Spot: Karmas und Big Bay. Die Wellen knallten einfach nur und ich war ja schon ganz stolz, dass ich es überhaupt ins Line-Up geschafft hatte. Dort trieb ich aber leider nur wie eine Leuchtboje herum und versuchte die ganze Zeit nur, nicht allzu sehr auf den Sack zu bekommen. Auch der nächste Tag sollte nicht kleiner werden. Haakgat war zwar sehr sauber, aber einfach zu krass für mich. Ich wollte doch einfach nur einen oder zwei kleine Hasenfüßchen-Tage zum reinkommen! Langsam bekam ich dann doch im wahrsten Sinne des Wortes kalte Füße. Gibt es denn in Kapstadt nur riesig oder verblasen? Auch die nächtsen Tage sollten mich nicht vom Gegenteil überzeugen. Ich weiß, ohne Bezugspunkt schwer zu erkennen, aber Haakgat ist groß...

Also setzte ich meine Hoffnung erst einmal auf die zweite Woche. Diese sollte zumindest die ersten zwei Tage nette, normal große, geordnete Wellen hereinspülen, bei denen mein Puls nicht kontinuierlich auf 200+ war. So wollen wir das haben. Fein zum einsurfen.

 

Nach zwei Tagen war die ruhige Zeit dann aber auch wieder schlagartig vorbei. Der Weg für Riesen-Swells nach Kapstadt ist anscheinde sehr gut ausgeschildert. Wir waren zu der Zeit nur drei Gäste im Camp und so wurde erst einmal beratschlagt, ob man überhaupt zum Spot los fahren sollte. Wir Gäste waren erstmal wenig begeistert (Wie? NOCH größer? Och nööööö...büddee…). Aber die unermüdliche Überredungskunst des Surflehrers brachte uns schließlich zumindest soweit, dass wir die Bretter aufs Dach luden und zum Spot fuhren. Dort angekommen, wollte ich mich am liebsten in den Sand eingraben. „DA soll ich rein? Nene, mein Lieber, kein einziger Mensch ist draußen, das hat wohl nen Grund…jagut, da in der Inside vielleicht…naja, hm…aber hast die Sets draußen gesehen? Wenn so etwas mich überspült…jaja, gut, ich geh ja schon rein.“ Während der dritte Gast lieber am Strand blieb, ging es für uns zwei rein in die Fluten. Vorher halbe Stunde Instruktion, folgende Angaben:

1. Aufpassen!

2. Krass starke Strömung nach rechts und raus. Was ist rechts und draußen? Genau, die richtig fiesen Dinger. Also: Auf die Strömung aufpassen! Auf KEINEN FALL zu den Monsterwellen draußen!

3. Kopf schützen!

Ab ging es also ins Wasser. Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass wir 30 Sekunden, nachdem wir das "Lineup" erreichten, genau in den Monsterwellen saßen. Aber die krasse Strömung ließ mir auch kaum eine Wahl. Und da kam auch schon meine Schicksalswelle. Ich sah sie anrollen, sie wurde größer und größer und größer. „Oooops“, dachte ich, „das kann ja heiter werden. Drüber kommst du nicht mehr. Also go go Richtung Strand. Naja, klassische Fehleinschätzung, würde ich sagen. Die Welle war ziemlich schnell da und auch noch grün. Ich merkte, wie ich schön hochgezogen wurde, dann die Welle hinab schoss. Und das ziemlich lang. Schön im Liegen. Kreischend. Nervenzusammenbruch. Na fast. Wie sich das gehört also. Wäre sie halb so groß gewesen, wäre das ziemlich nice gewesen. Aber so wurde ich unten dann vom Brett gefegt und befand mich erstmal ziemlich lange unter Wasser. Irgendwann ließ der Druck nach und ich versuchte aufzutauchen. War ja alles gar nicht so schlimm. Nur erfasste mich kurz vor der Wasseroberfläche ein Sog und fetzte mich wieder unter Wasser. „Hm“, dachte ich, „jetzt wird’s aber echt langsam eng. Hätte ich bloß nicht so dämlich gekreischt und die Luft lieber gespart. Hoffentlich hält die Leash. Keine Panik bekommen. Lalala…“ Zum Glück war’s das dann auch erstmal. Nach einer endlos langen Zeit konnte ich endlich auftauchen, mein Brett war auch noch da und das nächste Weißwasser spülte mich an den Strand, wo ich meinen Tatter auskurierte. Nächster Tag war surffrei und wir erkundeten die Umgebung und erholten uns von unseren wenig heldenhaften Tagen. Ne, was sind wir cool... Und Dünenspringen macht definitiv auch Spaß!

 

Der Rest der Woche blieb groß und unübersichtlich. Das sollte mir am letzten Tag der zweiten Woche zum Verhängnis werden.

Es war einmal sonniger, schöner Tag. Zum ersten Mal schön warm. Die Wellen waren zwar groß, aber kleiner als an den Tagen davor. Ich sprintete also freudig ins Wasser und bereitete mich auf eine total epische Session vor, als auch schon eine schöne Welle meinen Weg kreuzte. Ja gut, etwas steil war sie vielleicht, aber trotzdem. Die nehmen wir. Nur ich und mein Brett und die Welle. Yiha! Gesagt, getan. Oha, der Drop ist aber wirklich steil. Oha, ich glaub, den schaff ich nicht. Oha, ich fliege. Och nö, genau vor das Brett. Und dann machte es laut „Knack“. Ich tauchte auf und musste mir noch nicht einmal an die Stirn fassen um zu testen, ob ich vielleicht eine Platzwunde habe. Das Geräusch hat schon alles gesagt. Zudem breitete sich im Wasser schon ein Blutteppich um mich herum aus. Eine Blutspur hinter mir her ziehend und zum ersten Mal an die Haie denkend, paddelte ich Richtung Strand. Am Auto verarztete und tröstete mich dann erst einmal ein anderer Surfer und half mir natürlich mit Freude beim Umziehen, während ich mit einem Handtuch versuchte, das Blutsprudeln zum Stillstand zu bringen. Später fuhr mich dann jemand aus dem Camp ins Krankenhaus, wo der Arzt mit Freude feststellte, dass man meinen Schädel sehen kann und dass das ja ganz gut gekracht haben müsste. Nachdem er noch ein paar Schaulustige herangewinkt hatte, wurde ich dann doch langsam ungeduldig und bat, dass er doch vielleicht mal mit dem Nähen beginnen sollte. 6 Stiche später verließ ich mit einem riesigen Ninja-Kämpfer-gleichen-Kopfdruckverband das Krankenhaus. Leider hat der Arzt vergessen, den Sand aus der Wunde zu entfernen, sodass sich das ganze fies entzündete und das Ganze zwei Tage später wieder aufgeschnitten werden musste. Da kommt Freude auf. 1 Woche surffrei war dann die Diagnose. NEIIIIIIIIIIIIIINNNNNNNNNNNNNNNN!!!!!!!!!! meine Antwort. Aber ich wusste ja schon zu Hause, warum ich länger als andere in den Urlaub fahre…hier zu Hause habe ich das dann noch mal röntgen lassen, da mir der Schädel beim Anfassen auch nach der Heimkehr immer noch so wehtat. War dann auch tatsächlich noch gerissen, das gute Stück. Zum Glück wusste ich das in Südafrika noch nicht und bin nach der Woche Zwangspause fröhlich weiter gesurft. Das zweite Fotos lasse ich mal nur im Link, muss jeder selbst entscheiden, ob er dieses Wunderwerk moderner südafrikanischer Näh-Methoden noch einmal in Nahaufnahme betrachten möchte... (nene, haben sie echt ganz gut gemacht, bis auf den Sand, den hätte man dann doch mal entfernen können)

 

http://s7.directupload.net/file/d/1948/ewojqxqz_jpg.htm][IMG]http://s7.directupload.net/images/091015/temp/ewojqxqz.jpg

Fortsetzung folgt...

Bild von aquaman

no pain no gain....

aquaman on Sa, 10/31/2009 - 15:24
hab ich letztens nach meinem fussibruch zu hören bekommen.... the main thing is: we are still alive :-) good surf an alle und gesund bleiben bzw schnelle genesung. hang5, aq
Bild von boerni

und eine ...

boerni on Do, 10/22/2009 - 21:08

bleibende Erinnerung mehr. Meine letzte ist n Finncut am Fuß, davor auch ne Platzwunde am Schädel und n Angelhaken in der Kniekehle. Was man nicht so alles mitmacht. Die Narben zieren den Körper aber die Wellen brennen sich ins Gehirn!

Mal wieder ein schön zu lesender Blog von dir!

Gruß Börni

Bild von maleika

argh...

maleika on Fr, 10/23/2009 - 11:48
...cut am fuß hört sich echt schmerzhaft an und die angelhaken-story ist doch schon legendär! Zwar prügeln sich die Wellen bei mir eher ins Gehirn, aber wer Narben hat, hat was erlebt...:-) Ahoi, Maleika