Nun ist es ja schon fast zur Gewohnheit geworden...ich komme vom Strand, noch Sand in den Haaren, die Haut klebt noch vom Salzwasser und ich schreibe erstmal meinen Blog. Ich kann dieses Mal wirklich nur sagen: Dieses Wochenende war einfach der Hammer!

Angefangen hat alles am Donnerstag früh morgens um 4.00 Uhr, als der Wecker mich aus dem Bett jagte. Aber so ist das nunmal, der frühe Vogel und so weiter, und so saß ich um 5.30 schließlich beim Greyhound Busterminal und war irgendwie noch nicht so begeistert...

Das sollte sich aber schnell ändern, als ich in Santa Cruz ankam. Schönes Wetter und gute Wellen für mich. Hatte ja nochmal eine Surfstunde bei der ach so tollen Richard Schmidt Surf School gebucht, die ich dann auch - mit aufgrund zahlreicher Empfehlungen hohen Erwartungen - antrat. Der große Richard Schmidt persönlich und irgendein anderer Typ tauchten dann auch auf und es stellte sich heraus, dass RS einfach nur unfreundlich war und seine Schüler die ganze Zeit nur auslachte und beleidigte. So etwas habe ich echt noch nie erlebt. Ein Mädel, das zugegebenermaßen wirklich etwas merkwürdig gepaddelt hat, war irgendwann den Tränen nahe, als RS ihr zum zehnten Mal sagte, dass sie paddelt wie ein Hund und nie eine Welle bekommt und dass er ihr jetzt nicht mehr hilft. Aber auf die Idee, ihr mal zu sagen, wie man das richtig macht, ist er natürlich nicht gekommen. Einem anderen Typen wurde es anscheinend zu blöd; er verließ mit dem Kommentar, dass er zu alt ist, um sich von so einem Deppen die ganze Zeit beleidigen zu lassen, das Wasser. Nunja, ich hielt mich also an den anderen Typen, der sich zum Glück ausschließlich um mich gekümmert hat (mit dem Kommentar, dass er keinen Bock hat Leute in die Wellen zu schieben, die das so oder so nicht raffen...die beste Voraussetzung um Surflehrer zu werden...) Dafür musste man sich angaffen lassen, aber was solls.

Er hat mich dann wirklich in so viele Wellen geschoben, Wahnsinn. Ich dachte immer, dass der pop-up mein Problem sei, aber ich habe wirklich jede Welle bekommen, auch wenn das nicht wirklich schwierig ist mit einem Board, auf dem eine 4-köpfige Familie locker wohnen könnte. Der Typ war auch wirklich engagiert, ich hörte immer nur "Angela, hierher, schnell, eine neue Welle, perfekte Welle, schnell" und das selbst dann, wenn ich gerade auf einer Welle war. Somit hat sich die Stunde für mich dann doch noch gelohnt, auch wenn ich diese Surfschule wirklich nicht empfehlen kann. Hätte ich vorher nicht die Stunde gehabt, so wäre ich bei dem Erklärungsniveau wohl einfach nur frustriert gewesen. Trotzdem ein Foto von mir auch einer Minimini-Welle; der Freund, den ich auf einem Felsen postiert hatte, war immer etwas zu spät mit seinen Fotos...

Nach einer kurzen und sehr unbequemen Nacht in einem Hostel ging es dann am nächsten Morgen zum Steamers Lane. WAHNSINN, dachte ich mir, die Leute da unten sind verrückt! So nah am Felsen und überall Felsen im Wasser...na herzlichen Glückwunsch!

Nach einem kurzen Abstecher ins Surfmuseum ging es dann wieder aufs Wasser, wieder gute Wellen (zumindest für Leute wie mich), konnte auch einige erwischen, was aber eher an dem RIESENboard lag als an meinen Künsten...und dann musste ich mich auch wirklich beeilen, dass ich den Bus zurück noch erwischte. Um 23.00 Uhr war ich dann auch wieder in SF und die Party am Abend musste aufgrund akuter Erschöpfung dann leider ausfallen.

Am Samstag ging es dann voller Motivation an den heimischen Strand. Die Wellen sahen eigentlich von der Höhe ganz okay aus, aber der Wind war onshore und zwar ziemlich heftig. Egal, dachte ich mir, man soll ja immer ins Wasser gehen, irgendwas lernt man immer. Also ging es raus und es stellte sich heraus, dass die Wellen total steil waren. Das hab ich vom Land aus gar nicht gesehen und im Wasser habe ich es auch erst dann gemerkt, als ich zum dritten Mal einen wunderbaren nose-dive hingelegt habe (ich weiß nicht wie ich das geschafft habe, aber dabei habe ich mir eine dicke Schürfwunde am Kinn zugezogen?) und irgendwie langsam Angst vor den Wellen bekam. Zuerst dachte ich noch, dass ich einfach zu weit vorn auf meinem Board liege, aber als ich wirklich so weit hinten wie nur irgendwie möglich lag, ging es immer noch nicht. An diesem Tag habe ich wirklich keine einzige Welle erwischt und da der onshore Wind auch wirklich eisig war, war das Abenteuer nach 2 Stunden für mich beendet. Aber immerhin habe ich dabei etwas gelernt...

Heute dann war ich immer noch so frustriert vom Samstag, dass er mir zum ersten Mal wirklich schwer fiel, aufzustehen. Ich habe wirklich mit dem Gedanken gespielt, das Board mal in der Ecke stehen zu lassen und den Sonntag mal ganz gemütlich zu verbringen, zumal es saukalt war am Morgen und die Aussicht auf noch kühleres Wasser nicht gerade motivierend ist. Aber irgendwie ging das auch nicht und somit fand ich mich dann doch am Strand ein. Auf dem Weg dorthin habe ich mir überlegt, dass ich vielleicht nochmal ins whitewater zurück sollte, bevor ich mir noch alle Knochen breche. Als ich dann aber ankam, sahen die Wellen wirklich gut aus für den Tag. Zwar wieder onshore Wind, aber nicht so stark wie am Samstag. Ich also wieder aufs Board und wartete auf meine Welle. Und da kam sie: Ich sah sie schon von weitem und irgendwie wusste ich, dass das MEINE Welle sein würde. Ich paddelte ein wenig in Richtung der Welle, drehte und paddelte wieder wie verrückt. Und dann passierte es: Ich stand die Welle. Einfach so. Hm, was ist daran so besonders, werdet ihr euch jetzt fragen...Alle reden immer von dem magischen Moment, wenn man seine erste Green Wave alleine steht, ohne reinschieben, ohne Instruktion. Das habe ich ja schon hinter mir, der Moment war gar nicht magisch, denn ich wusste, dass das eher ein Zufallsprodukt war. Aber MEIN magischer Moment war definitiv heute, diese Welle. Das war das erste Mal, dass ich wirklich das Gefühl hatte, die Welle zu reiten, mein Board absolut unter Kontrolle zu haben und dass ich irgendwie, ich weiß nicht, als würde der Knoten platzen und man merkt, dass man das jetzt irgendwie gecheckt hat. Wahnsinn, dieses Gefühl, ich stand auf der Welle und musste einfach nur lachen. Als ich dann vom Board runter bin, stand ich wirklich nur eine Zeit lang da und grinste vor mich hin. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, aber dieses Gefühl war einfach unfassbar.

Als ich mich dann wieder halbwegs im Griff hatte, paddelte ich grinsend wieder raus und die nächsten beiden Wellen, die ich anpaddelte, bekam ich dann auch gleich wieder. Wie ich schon sagte, der Knoten ist irgendwie bei dieser Welle geplatzt. Nach der dritten super Welle kam dann ein Typ mit seinem Mini-Board angepaddelt und sagte nur "Nice takeoff". Ich war echt ein bisschen platt; hat er das gerade zu mir gesagt, zu der Tante, die sich immer total fehl am Platz vorkam, wenn sie mal wieder von einer Welle an Land gespült wurde und nicht mehr wusste, wo oben und unten war? Anscheinend schon, danach folgte ein kurzes Gespräch, bis die nächste Welle anrollte...

Natürlich folgten danach noch einige Wellen, die ich nicht bekam, aber trotzdem fühle ich mich jetzt irgendwie wesentlich wohler da draußen. Ich grinse wirklich immer noch, wenn ich das jetzt schreibe...ich hoffe, ihr könnt meinen emotionalen Ausbruch irgendwie nachempfinden und denkt jetzt nicht, dass ich vollkommen daneben bin! So klingt gerade mein (fast) perfektes Surfwochenende aus und ich muss jetzt erstmal was essen, ich sterbe vor Hunger! Surfen macht hungrig...

Und dann kann ich mich jetzt schon mal auf das übernächste Wochenende freuen, dann gehts nämlich entweder nach San Diego oder Richtung LA, das muss ich noch entscheiden!

Und für diejenigen, die wirklich bis ganz zum Schluss durchgehalten haben (ich weiß, ich laaaanger Blogeintrag) gibt es jetzt noch ein feines Video von Steamers Lane...

 

Bild von boerni

Richie Schmidt

boerni on Mo, 09/15/2008 - 22:12

Hätte ich nicht gedacht, dass Richard Schmidt so drauf ist! Übel! Habe ihn früher immer bei seinen Contests verfolgt oder wenn er gnarly Wellen in Mavs oder Waimea gesurft ist. Schade! Eine Illusion von einem Surfhero weniger.

Congrats zur ersten "richtigen" Welle. Das ist das Schöne am Surfen. Mit zunehmenden Können wird es immer besser.

Börni :) :) :)

Bild von maleika

Der Richie

maleika on Do, 09/18/2008 - 01:23
Oje, wollte hier keine Illusionen zerstören. Vielleicht hatte er ja nur seine Tage...man weiß es nicht. Ich bleibe auf jeden Fall lieber auf Abstand. Seine Frau Marisa ist aber sehr nett, ergänzt sich anscheinend gut! Morgen gehts nach Santa Barbara um das (noch)Nichtkönnen weiter auszubauen und etwas Sonne zu tanken (hätte nie gedacht, dass das in NorCal so kalt sein kann)!
Bild von jens

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jens on Mo, 09/15/2008 - 09:13

Wir haben leider noch keine automatische Funktion zum Video-Upload.
Lade bitte die Videos bei youtube hoch und schicke mir dann die Links an webmaster@nordsurf-syndikat.de . Ich mache dann den Rest und füge die hier ein

Glükwunsch zu Deinen "Magic Waves", auch wenn das bei mir jetz ca 10 Jahre her ist, kann ich mich auch noch gut an meine ersten richtigen Wellen erinnern.