Jetzt kommt’s, die nackte Wahrheit, ein virtueller Striptease im Surfersinne, sozusagen. Meine absolut peinlichsten Momente bisher, eine stattliche Ansammlung für ein so kurzes Surferleben, wie ich finde…

 

1.         Der Felsen

Beginnen wir am Anfang: meine erste Surfstunde.

Da ich, als verwirrter Europäer, eine falsche Wetsuit-Größe bestellt habe, und sie nun keine kleinen Wetsuits mit an den Strand gebracht hatten, musste ich mich in einen alten Kinder-Mädchen-Wetsuit, den der Surf-Instructor aus seinem Auto kramte, mit viel Mühe reinquetschen. Dieser war leider von der Farbe Pink dominiert. Weniger als Emma Peel, denn mehr als rosarote Presswurst ging es dann rein ins Wasser und, als ob meine Erscheinung nicht schon beschämend genug gewesen wäre, rammte ich gleich in der ersten Stunde mit meinem Knie einen Felsen. Zu meiner Schande durch die Signalfarbe meines Wetsuits auch für jeden innerhalb eines Umkreises von 5 km gut zu sehen. Aber okay, erste Stunde, es gibt schlimmeres, werdet ihr denken? Richtig! Und das folgt nun…

 

2.         Der Drop-In

Eines habe ich mir von Anfang an gesagt: Verhalte dich nicht wie eine Pissnelke im Wasser! Das heißt, kein snaken, kein reindroppen, lieber den anderen etwas Platz lassen. Das war eine gute Idee - oder auch Notwendigkeit - im ziemlich Local-dominierten Nordkalifornien.

Aber irgendwann musste es ja mal soweit kommen. Ich sah diese wunderbare Welle, freute mich, dass ich schon gut positioniert war, paddelte wie wild drauf los und erwischte sie perfekt. Seufz, meine Welle. Wir waren die glücklichste Mensch-Welle-Symbiose auf der ganzen Welt! Für ca. 3 Sekunden. Denn dann sah ich mich schon auf einen anderen Surfer zurasen, den ich unglücklicherweise übersehen hatte. Ich weiß nicht warum, aber ich war einfach nicht in der Lage, von dieser Welle runterzukommen. Also fuhr ich kreischend direkt neben ihm und kurz bevor wir kollidierten, versuchte ich, ihn mit einem beherzten Griff in die Taille von mir wegzulenken. Schöne Idee, Ausführung mangelhaft. Wir krachten zusammen. Nachdem wir aufgetaucht waren, waren unsere leashes auch noch total verknotet, also erstmal an den Strand und alles wieder in Ordnung bringen. Zum Glück hat er es mit Humor genommen, nachdem ich mich, tomatenrot, ungefähr 70 mal entschuldigt hatte. Dieser junge Mann ist jetzt einer derjenigen, mit dem ich immer zumindest 5 Minuten draußen schnacke und der immer ein paar gute Tipps hat. Wahrscheinlich nur, um sich selbst zu schützen…

 

3.         Das falsche Board

Wie ich ja schon berichtete, lagere ich mein Board in meinem Lieblingssurfshop, da ich hier im Amiland nicht über ein Auto verfüge. Eines Tages war ich also im Surfshop, ging zu meinem Lagerplatz und griff mir einfach „mein“ Board. Am Strand angekommen, stellte ich fest, dass irgendwie zwei Finnen fehlten. Ich war wirklich etwas verzweifelt, wie kann man denn bitte Finnen nur auf dem Weg zum Strand verlieren? Aber dann sah ich es auch schon: es war nicht mein Board. Es war zwar genau das gleiche Board, aber es fehlte mein „Nasenfleck“ (ein schwarzer Punkt auf meinem Board, wo meine Nase sein sollte…). Ich lief also zurück zum Shop und traf auf dem Weg dahin den gleichen Surfer wieder, den ich auf dem Hinweg schon getroffen habe. Er guckte etwas verwirrt, als er meine fehlenden Finnen sah und fragte nur „what happened?“ Meine Güte, der muss gedacht haben, dass ich völlig inkompetent bin – was wohl zum Teil stimmen mag - in den ersten zwei Minuten im Wasser gleich mal das Board geschrottet! Zurück im Surfshop stellte sich dann raus, dass sie aus Versehen das falsche Board auf meinen Platz gestellt hatten und mein kleines liebes hat sich dann auch wieder angefunden…

 

4.         Die Gun-Story

Soso, das ist mein persönliches Peinlichkeits-Highlight. Ich saß mit einem älteren Surfer am Strand und er erzählte mir von einem tollen Spot in Südafrika und meinte, dass es dort meist nicht voll sei. Aber manchmal, meinte er, sind dort die Wellen recht hoch und dann „you should definitely bring a gun“. Ich dachte mir in meiner grenzenlosen Naivität, klar, dann ist es voll, weil jeder dann zu dem Spot kommt, und der macht jetzt hier einen Scherz und meint, dass man sich den Weg freischießen muss. Auf jeden Fall lachte ich erstmal (ich fand den Witz auch gar nicht schlecht) und erklärte dann, dass ich aus Deutschland käme und dass das da mit den Waffen nicht so einfach ist, wie in den USA. Er schaute zuerst verwirrt, fing dann tierisch an zu lachen und klärte mich auf. Wer kommt denn auch bitte auf die Idee, ein Board so zu nennen! Das war mir WIRKLICH peinlich, immer, wenn ich den im line-up getroffen habe, musste ich an diese Story denken…

 

5.         Der Wetsuit

Ich hatte gerade einen brandneuen wunderbaren Wetsuit gekauft (ernsthaft, ich liebe diesen Wetsuit, darin habe ich noch nie gefroren, er ist bequem…), der ein rashguard um den Hals hatte. Das kannte ich von den gemieteten Wetsuits nicht und als ich ihn das erste Mal unter der öffentlichen Dusche am Strand ausziehen wollte, habe ich dieses vermalledeite Ding vergessen. So riss ich an dem Wetsuit und versuchte da rauszukommen, aber irgendwas klemmte da. Ich riss und zerrte und fluchte und irgendwann machte mich dann das Mädel unter der Dusche gegenüber von mir darauf aufmerksam, dass es vielleicht schlauer wäre, zuerst den Rashguard abzunehmen…Ja, das war wirklich eine gute Idee, peinlich war es trotzdem.

 

6.         Mehr fällt mir jetzt gar nicht ein. Ich meine, nicht, dass ich sonst immer eine tolle Performance abliefere, meine kompletten ersten Tage im Wasser könnten Bücher an peinlichen Momenten füllen, aber das hier alles zu schildern, würde meine und eure Zeit sprengen. Aber „die 10 …“ klingt einfach immer besser oder? Muss ja einen Grund haben, warum der Bildungssender RTL das auch so macht. Und ich bin mir sicher, dass ich Nr. 7-10 noch füllen werde…

Schön ist allerdings, dass ich in den peinlichsten Momenten immer die nettesten Menschen kennenlerne...seufz…

 

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Super!!!

Johnny Utah on Fr, 11/28/2008 - 11:40
Mann, wie geil ist denn der Beitrag ;-) Endlich mal jemand, der das alles nicht so ernst nimmt und mal richtig loslegt mit ner Spitzenstory in der man sich irgendwie wiedererkennt (naja, zumindest zum Teil ;-)) !! Schade ist irgendwie, dass die Peinlichkeiten irgendwann immer weniger werden und man viele dann automatisch "cool" werden und nicht mal mehr lachen im Wasser. Bleib drauf und immer schön peinlich machen- damit wir weiterhin was zum Lachen haben!!
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Ernst?

maleika on Mi, 12/03/2008 - 23:00
Ne, ernst nehme ich das tatsächlich nicht, warum auch! An mir ist wohl kein Pro verloren gegangen, ganz davon abgesehen, dass ich dann wohl vor 17 Jahren hätte anfangen müssen! Was soll ich also ernst nehmen? Surfen soll doch einfach nur Spaß machen, wenn man im Wasser nicht mehr lacht, weil man zu "cool" ist oder es mal nicht läuft, dann hat man definitv was falsch gemacht!
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sehr lustig,ich hab herzlich

Leif on Do, 11/27/2008 - 21:51
sehr lustig,ich hab herzlich gelacht,ich glaube die 10 machst du auch noch voll,weiter so lass dich nicht unter kriegen!;)
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Ich...

maleika on Mi, 12/03/2008 - 22:56
...arbeite an den 10, glaub mir! ;-)
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wenn...

alwaysoffshore on Do, 11/27/2008 - 17:40
...jeder jetzt nur eine sache aus seinem bisherigen surferlebens chreiben würde... würde das bände füllen ;-) mir fallen da spontan auch ne menge sachen ein :-P
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gut zu wissen...

maleika on Mi, 12/03/2008 - 22:55
...dass ich zumindest nicht allein bin!
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Die 7-10

herthapaule on Do, 11/27/2008 - 13:24
Obwohl es keine zehn geworden sind, kann ich das Ganze mit einer 10 bewerten. Macht echt Spaß sowas zu lesen ;-). Und zum Lachen hat es mich auch gebracht. Diese Menschlichkeit ist sehr sympathisch. Nur weiter mit den Geschichten. Wie lange biste noch da? Hoffe, da passiert noch was!
Bild von maleika

Danke!

maleika on Mi, 12/03/2008 - 22:54
Da passiert garantiert noch was, so wie ich mich kenne...bin noch bis Ende Dezember hier, eine Surfwoche ich Santa Cruz ist noch eingeplant! Also viel Raum für Peinlichkeiten...;-)