Sandy Island 23.05.2011
Der stetig zunehmende Südwestwind, welcher neben dem fließenden Verkehr der dänischen Autobahn unsere Firmenflaggen in Schwingung versetzte, zog auch meine Blicke auf sich.Nur noch sechs Stunden bis zum Feierabend. Nichts verkehrt machen, damit ich zeitig die Schere gegen mein Surfboard tauschen kann und mir im kühlen Nass den Tag vom Gesicht zu waschen.
In meinen Augen leuchtet die Fernweh. Mein Bedürfnis, den feinem Sand, den blauen Himmel und die frischen Wellen von Sandy Island wiederzusehen. Stunden vergehen. Ich schließe den Arbeitstag mit einem guten Ergebnis, streiche die Segel und rolle langsam vom Firmenparkplatz. Ich bin nicht in Eile. Ich freue mich auf den Strand und auf den Surf. Doch kann ich mich an meinem Herzklopfen nach der Notwendigkeit eines Strandbesuches erkunden und fahre dann doch ein wenig schneller.
Nicht einmal eine Stunde später gräbt sich das Profil meiner Reifen in den feinen Sandstrand von Sandy Island. In der Ferne erkenne ich viel Weißwasser und auch gut funktionierende Sandbänke. Der Südwestwind bläst mir mit fünf Stärken direkt in die Arme und ins Gesicht. Ich möchte schreien vor Freude, da kommen aber Touristen vorbei, ich warte, wachse mein Longboard, befestige die Singlefin und streife den Neoprenanzug über.
Der Himmel ist blau, die Sonne scheint. Bis zum Horizont sind weiße Wellenkämme zu erspähen. Ich grinse. Wie oft stand ich schon genau hier? Es werden über hundert Mal gewesen sein, ich habe aufgehört zu zählen. Ich stehe an der Quelle. Hier habe ich mit dem Surfen begonnen. Hier habe ich im alten Jahrtausend die ersten Wellen zusammen mit Thorsten und Holger gesurft. Ich winke dem Holger kurz nach Sylt herüber und paddel raus.
Die Strömung versucht mich, den Strand abwärts zu treiben. Ich ignoriere dies und paddel stärker quer zur Strömung. Es funktioniert dank Longboard. Cheers, Nat Young! An der dritten Sandbank sieht es lecker aus. Die Wellen haben ungefähr drei Fuß und rollen geordnet hinein. Noch ist keine Flut und es wird noch ein wenig dauern. Ich habe Zeit. Ich bin früh hier und schnell wieder daheim. Ich wohne im Norden. Ich brauche keine Trips. Ich lebe am Meer.
Ein paar Wellen später schreie ich gegen den Wind. Niemand hier, der ein blödes Gesicht machen könnte. Nur ich, die Möwen und das Getier unter mir. Ich bin ich. Und ich grinse debil, während ich auf das nächste set warte. Mann, wie schön ist das hier gerade? Ganz allein im Meer, alle Wellen für mich und schon naht das nächste set.
Die Flut steigt. Und mit der Flut werden auch die Wellen höher. Nun sind es lockere vier Fuß und die Nordsee macht Druck. Der Wind nimmt etwas ab, die Wellen laufen sortiert über die Sandbänke. Das Gefühl, welches Dich durchströmt wenn Du auf einer Welle ins Gleiten kommst, umfasst Deinen Blick und Deine Seele. Das Brett rutscht den kleinen Hang hinab. Bottonturn, Blick zur Schulter und wieder hinauf zum Kamm. Es läuft. Ich habe einen vergleichsweise ordentlichen Tag erwischt. Bei weitem natürlich nicht Frankreich, Pazifik oder sonst so ein krasser, derber Spot. Nein, nur zu Hause. Beinahe vor meiner Tür. Wenn ich möchte, jeden Tag. Deshalb bin ich sehr dankbar für diese Stunden. Dankbar für jeden neuen Tag. Und ich ärgere mich nicht, wenn Sandy Island mal wieder zu viel Wind, zu viel Strömung und zu wenig Welle hat. Ich paddel raus. Und das ist alles.......
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Vier Jahre später...
maik on Mi, 05/21/2014 - 22:37Auch wenn nachher immer alles
gerri on Sa, 06/18/2011 - 15:40wow...
coldwaves on Mo, 05/30/2011 - 13:14...only a surfer knows the feeling... toller Blog Maik.
wahre worte mikey!! Genau das
Da Johnnie on Do, 05/26/2011 - 13:04Sandy Island
thomastabletop on Mi, 05/25/2011 - 16:41